Auf Kater Tomba´s Spuren aufs Balmhorn (3698m)


Publiziert von Bikyfi , 20. August 2018 um 17:36.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:18 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Sunnbüel - Schwarzgletscher - Zackengrat - Balmhorn
Kartennummer:1267 Gemmi

Tomba der Gipfelstürmer; ein Kater dessen Sinn des Lebens darin bestand, ganz untypisch seiner Rasse  auf Berge zu steigen. Und so schloss er sich Zeit seines Lebens diversen Seilschaften an, welche die Gipfel in seinem Revier erklimmen wollten. Er dürfte einer Derjenigen wenigen sein, der öfter seine Pfoten auf die Gipfel des Rinder- oder des Balmhorn gesetzt hat, als manch Anderer.

Tomba´s Geschichte hörte ich vor 2 Jahren das erste Mal nach meiner Tour auf das Rinderhorn. Unbegreiflich war mir damals, wie so ein kleines Tier derartige Wege beschreitet. Die klaren Vorteile sind allerdings auch nicht von der Hand zu weisen: Allradantrieb, warme Kleidung, eingebaute Steigeisen, Fliegengewicht.

Ich war fasziniert, wohl wissend um meinen eigenen flusigen Vierbeiner, der es eher vorzieht faul in der Sonne zu liegen und mich als Dosenöffner zu missbrauchen. Aus der Traum von der Samtpfote als Tourenpartner :)

Damals schon warf ich einen Blick vom Rinderhorn hinüber zum Zackenpass und Balmhorn und wusste: Ich komm wieder. Am Samstag wars nun soweit. Die letzte Bahn brachte mich von Kandersteg zum Sunnbüel. Nach weiteren 2h befand ich mich im letzten Eck des Schwarzgletschers und stellte mein Zelt für ein Biwak auf. Ein bisschen unheimlich die Atmosphäre um die herum treibenden Wolken, das knacken der Rinderhorngletschers nebst Steinschlägen ... und dieser Stille. Die Nacht war warm, zu warm. Zu warm für das Eis unter mir, welches ich viel lieber gesehen hätte als diese Geröllhalde, die leider typisch ist für dieses Gebiet.

Am Morgen des 19.08. zog ich mit Stirnlampe und mulmigen Gefühl im Bauch um 5:40 Uhr los, den Aufstieg zum Zackenpass in Angriff zu nehmen. Ich wusste um die "alte Route" über das obere Ende des Schwarzgletschers und die mittlerweile häufiger begangene Alternative. Ich fand leider den Einstieg in die Alternative nicht, querte einen Felsriegel nach rechts und landete eben auf besagter alter Route. Die sollte man meiden, wie ich im nachhinein fand. Denn hier traf ich auf mit jeder Menge Split überzogenes Eis, was den Aufstieg eher plagend und teils heikel machte. Ich war schon hier auf Steigeisen unterwegs und kam nur aufwärts, indem ich mich mühsam der Frontalzacken bediente. Ein Ausrutscher hier wäre wohl schmerzhaft gewesen. So war ich froh auf knapp 2850m im Geröll einen fest getretenen Pfad zu finden. Von hier aus gings wieder zügig voran und auf den Zackengrat mit rund 3300m. Die Sonne war gerade aufgegangen. Schön.

Den Zackengrat folgend sah ich noch 2 Biwakplätze, die ich vielleicht für eine künftige Altels-Tour nutze. Mal sehen. Doch was mir direkt auffiel: Kein Schnee mehr auf dem Grat, ich erinnerte mich 2 Jahre zurück als ich vom Rinderhorn aus hier eine Seilschaft beobachtete. Statt dessen ein gut durchgetretener Pfad bis kurz unterhalb des Balmhorn-Vorgipfels. Ab hier nur weiterkommen mittels Steigeisen, gemächlich im ZickZack zieht sich der Aufstieg allerdings überwiegend in Eis, teils mit hartgefrorenem Schnee über der Eisdecke.

Um kurz vor 9 flachte das Gelände auf dem teils aperen Vorgipfel ab und wurde danach gleich zusehends schöner, das Gelände vor dem Hauptgipfel wirkte mit seiner meterdicken eisigen Schneeauflage wundervoll alpin. Noch ein kurzer Aufschwung und ich stand oben. Dort, wo Tomba auch schon herumstolziert war. Ich dachte kurz darüber nach und fragte mich, was mein Faultier daheim wohl gerade tut. *grins*

Leider hatte sich von der Nordseite her eine Nebelwand an das Balmhorn gelegt und hielt den Blick gen Doldenhorn hartnäckig verdeckt. Richtung Wallis und Zinalrothorn, Mont Blanc oder über die Wildstrubelkette  trübte keine Wolke oder Dunst die Sicht. Kurz nach mir erreichte David den Gipfel, ein sehr netter schweizer Geselle der in aller früh von Kandersteg aufgebrochen war. Wir beschlossen dem gemeinsamen Rückweg durch den Schutt im Abstieg des Zackenpass, um gegenseitige Steinschläge zu vermeiden. Positiver Nebeneffekt: Er kannte die bessere Route hinauf wie hinab. So war ich Nutznießer und zu zweit wars auch angenehmer zum laufen.

Um 11 Uhr bereits war ich wieder beim Zelt und wir verabschiedeten uns. Ich hatte noch den Plan zum Schwarenbach zu gehen und den Gipfelerfolg mit einem kühlen Bier zu begießen. Gegen halb 1 mittags sass ich auf der Terrasse, musste kopfschüttelnd lächeln beim Anblick der Postkarte des mehrmaligen Bergsteigers vom Rinderhorn und Balmhorn: Kater Tomba

Man möge mir nachsehen, das mein Tourenbericht eher einer Geschichte als einer Tourenbeschreibung gilt. Der Weg aufs Balmhorn ist weitgehend beschrieben sodass mir eher an der Erzählung des kleinen Helden gelegen ist. Ein paar wenige, aber lesenswerte Zeitungsartikel lassen sich im Internet finden.

Anmerkung zum GPS-Track: Dieser zeigt nur den Weg hinauf, direkt ab meinem Biwak. Er beschreibt die alte Route, die ich eher nicht empfehlen würde, wirft das Rinderhorn doch teils erheblich mit Steinen. Erst recht mit fortschreitender Sonneneinstrahlung.
Die Tour ist für meine Begriffe, gleich welcher Weg gewählt wird, eher ein T4.

Tourengänger: Bikyfi


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Kommentare (1)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 22. August 2018 um 14:22
gefällt mir sehr, dein - vielseitiger - Bericht; mit informativem Bild- und Textteil.

lg Felix


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