Schützensteig, Mauerschartenkopf (1919 m), Stuibenkopf (1924 m), Stuibenspitze (1921m)
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Und noch eine hikr-Erstbegehung darf ich Euch schildern - diesmal im sozusagen heimischen Wetterstein.
Teil 1: Nachtwanderung von Partenkirchen durch das Reintal zur Reintalangerhütte (02.08.2011)
Walter und ich starten im letzten Licht der Dämmerung gegen 21 Uhr in Partenkirchen am Parkplatz neben dem Kainzenbad (ca. 710 m) .... das Reintal ist unser nächtliches Ziel. Es geht durch die Partnachklamm, schon hier kommen uns trotz später Stunde im 10-Minuten-Takt Wanderer und Radlfahrer entgegen! Eine Stunde später liegt die Klamm hinter uns, hier fließen Ferchenbach und Partnach wild rauschend zusammen. Ab jetzt im Dunkeln, folgen wir problemlos und meist ohne Benutzung der Taschenlampen dem grauen Band der geschotterten Forststraße und der Beschilderung reintalaufwärts. Ein prächtiger Sternhimmel schimmert durch die Baumwipfel - es ist wie immer eine Lust, in die Sommernacht hineinzuwandern. Der einzige Nachteil ist, das man nachts die eindrucksvolle Landschaft nicht genießen kann.
Gut zwei Stunden später erreichen wir die Bockhütte (1052 m) - eine letzte große Gruppe von Radlern macht sich grade daran, heimzufahren, und der Wirt steht im Begriff, für heute Feierabend zu machen. Nix da - jetzt kehren der Walter und ich erst einmal ein, der Wirt setzt sich zu uns an den Tisch, und wir führen bei mehreren Halben tiefsinnige Gespräche.
Dann wird es aber doch Zeit, wieder aufzubrechen - kurz nach Mitternacht (oder war es vorher? irgendwie kann ich mich nimmer so genau erinnern) treten wir wieder hinaus in die pechschwarze Nacht. Es geht an den (ehemaligen) Blauen Gumpen vorbei - wir können sie im Finstern nur erahnen. Und dann stehen wir vor den spärlichen Lichtern der Reintalangerhütte (1370 m), breiten unser Biwakzeug aus .... und sind sofort im Reich der Träume.
Teil 2: von der Reintalangerhütte über den Schützensteig zur Mauerscharte und zurück nach Partenkirchen (03.08.2011)
Gegen 5 Uhr wird es hell, wir stehen auf. Um 6 Uhr ein ganz besonderes Hörspiel: wie seinerzeit der bekannte Charly Wehrle, weckt der Wirt der Reintalangerhütte seine Gäste mit dem Weckruf "Sommerrosen": leise klingt das Akkordeon, begleitet von der Gitarre, durch die gemütliche Hütte - draußen kündet die Sonne einen strahlenden Tag an, wer könnte sich diesem Zauber entziehen!
Nach einem heißen Kaffee geht es dann um 6:20 Uhr los, wir müssen den gestrigen Anstiegsweg für 5 Minuten wieder zurückgehen, bis am Gesundbrunnen der mit einem Schild bezeichnete Schützensteig beginnt. Es geht sofort steil bergauf, die rauschende Partnach bleibt im Talgrund zurück.
Im folgenden versuche ich, an Hand der aufgezeichneten GPS-Daten, meiner Fotos und der Landkarten eine möglichst genau Schilderung des Schützensteiges zu verfassen. Auf Grund der vielen unterschiedlichen Geländepassagen ist dies nicht ganz einfach. Sollten mir als Nicht-Einheimischen dabei Fehler unterlaufen, bitte ich um Verzeihung und Korrektur !
Der Schützensteig zieht nun für etwa 2 Stunden durch Latschen aufwärts; dieser Abschnitt ist problemlos zu begehen, hervorragend markiert und nicht zu verfehlen. Etwa 45 Minuten nach der Angerhütte kommen wir auf 1550 m an einer markanten Felseinbuchtung vorbei - hier gibt es das letzte Wasser (allerdings nur in Form eines spärlichen Rinnsals !!); erst nach Stunden wird es beim Abstieg unterhalb der Stuibenhütte wieder Gelegenheit geben, die Feldflaschen aufzufüllen ! Gegenüber wachsen der Kleine Wanner und der Hochwanner in den blauen Morgenhimmel, dazwischen eingebettet das "Kar im Fall".
Immer wieder werden im folgenden Rinnen gequert, wir halten uns dabei an die guten Markierungspunkte, die uns unbeirrbar aufwärts durch die Latschengassen führen. Nach etwa 1 3/4 Std. wird in 1850 m Höhe der obere Rand der Latschen erreicht und eine weitere Geröllrinne passiert, die etwas oberhalb des Steiges unter eindrucksvoll plattigen Wänden beginnt. Man hat an dieser Stelle ein gutes Drittel geschafft, gleichzeitig kulminiert der Steig hier, im folgenden geht es mehrmals auf und ab, insgesamt muß man aber tendeziell nochmals 100 Hm absteigen, bevor es zuletzt wieder streng bergauf geht.
Es geht nun am oberen Rand der Latschenfelder weiter, sie treten aber mehr und mehr in den Hintergrund, gleichzeitig bekommt das Gelände einen etwas ausgesetzten und anspruchsvollen Charakter, weil man die Steilhänge des Blassengebietes bis ins Reintal hinabschauen kann. Nach gut 20 Minuten ist das Blassenloch erreicht; wir befinden uns jetzt unter den Südwänden der Blassenspitze. Gegenüber steigt die dunkle Nordwand des Hochwanner aus dem Reintal in den Himmel.
Die Schützengufel haben wir 2 1/2 Std. nach Abmarsch von der Hütte erreicht; hier ist eine der Schlüsselstellen des Steiges zu überwinden: eine glatte, geneigte Platte ist durch einige Stahlstifte entschärft - man konzentriert sich automatisch, denn hier gehts ganz schön runter. Eine zusätzliche Sicherung, etwa durch ein Drahtseil, gibt es (wie auf dem gesamten Steig) nicht. Von der anderen Talseite sieht der Hinterreintalschrofen (die Nordwand ist vom Kar "In der Jungfer" durchzogen) zu, wie wir - die Füße auf den Stahlstiften, die Hände an einigen griffigen Felsleisten - die 15 m hinüberturnen. Diese Stelle markiert die Hälfte des Schützensteiges.
Weitere 10 Minuten später sind nochmals einige Turnübungen zu absolvieren: zuerst müssen wir in schrofigem Einsergelände den Markierungen folgend aufwärtskraxeln, um anschließend einige plattige Passagen zu meistern. In diesem Geländeabschnitt befinden wir uns unmittelbar unter dem Hohen Gaif - die riesige Rutschbahn ins Reintal hinunter ist die Gaifrinne, die den Markierungen folgend vorsichtig gequert wird. Hier ist ein Ausrutscher absolut nicht erlaubt ... in unseren Augen die (ungesicherte) Schlüsselstelle der Tour, knapp 3 Std. ab Hütte. Ich möchte diese Stelle als den "Point of no Return" bezeichnen, sofern es einen solchen am Schützensteig überhaupt gibt - im Hinblick auf den sehr langen Abstieg ab Mauerscharte.
Der Steig führt nun weiterhin über Steilwiesen weiter (Latschen, die rein optisch die Ausgesetztheit mindern, gibt es schon seit längerem nicht mehr) - allmählich drängt sich die Frage auf, wann denn endlich der Schlußaufstieg Richtung Mauerscharte kommt. Und plötzlich haben wir ihn erreicht - nach einer weiteren halben Stunde Auf und Ab beginnt auf etwa 1800 m eine steile Grasrippe, die immer wieder von Schrofen und Felsblöcken durchsetzt ist. Ihr folgen wir, weiterhin bestens markiert und ohne klettertechnische Schwierigkeiten - und immer im Angesicht des schrofigen Gratstückes, das gut 100 m höher das Ende des Steiges bedeutet.
Wir mobilisieren alle Kräfte, um diesen steilen "Schlußakkord" zu bezwingen - noch ein Stück, noch eine kurze Rinne, noch ein Päuschen, wieder einige Schrofen ... das Gelände zieht sich unglaublich in die Länge! Aber dann haben wir es geschafft: um 10:40 Uhr stehen wir am ostseitgen Start- bzw. Endpunkt des Schützensteiges, dessen Kote bei etwa 1980 m und damit rund 100 m oberhalb der Mauerscharte liegt.
Wir haben zugegebenermaßen mit 4 1/2 Std. etwas zu lang für die Begehung des Steiges gebraucht - was daran liegt, daß wir einerseits zu viel Gepäck dabei hatten, andererseits aber auch an vielen Trink- und Fotografierpausen. Und die sollte man einplanen, um die gewaltige, beeindruckende Landschaft ausgiebig zu genießen.
Nach einer ausgiebigen Rast (im Banne des Blassengrates mit dem Hohen Gaif, hinter dem der Hochblassen herüberguckt, und der dominanten Alpspitze geht es dann - ein letztes Mal etwas ausgesetzt - hinunter zur Mauerscharte. Wir folgen den Wegweisern Richtung Stuiben, nehmen noch den Mauerschartenkopf (1919 m), den Stuibenkopf (1924 m) und die Stuibenspitze (1921 m) mit - wobei sich die Landkarten hier mit Zuordnungen sehr bedeckt halten. Wir meinen aber, auf den richtigen Gipfeln gestanden zu haben.
Zur Stuibenhütte (1640 m) geht es dann einen langen, bequemen Wiesenhang hinunter - die Hütte ist bekanntlich der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Auch mit Wasser sieht es hier eher knapp aus - an einem Brunnentrog fließt ein dünner Strahl, doch die herumliegenden Kühe lassen uns davon Abstand nehmen, dieses Wasser zu trinken.
Ziemlich steil führt der anschließende Waldweg hinunter zur Laubhütte (ca. 1000 m) an der Bodenlaine. Schon seit der Stuibenhütte beginnt der bislang blaue Himmel düsteren, grauen Wolken zu weichen - und kurz darauf knallt der erste Donner durch das Wetterstein. Wir sind bereits auf der Forststraße Richtung Partnachalm (ca. 1050 m), als sich die Schleusen des Himmels öffnen; und als wir um 15:30 Uhr wieder am Parkplatz in Partenkirchen ankommen, sind wir von Kopf bis Fuß durchgeweicht. Trotzdem: besser so als vorher auf dem Schützensteig - da MUSS gutes Wetter sein, sonst wirds heikel !
Wesentliche Merkmale des Schützensteiges:
1) Der Steig kann in zweite Teile untergliedert werden:
der westliche Abschnitt (angerhütten-seitig) ist steil, aber unschwierig, er führt durch Latschengassen aufwärts.
Der östliche Abschnitt (mauerscharten-seitig) quert mit ständigem Auf und Ab (1750m - 1850m) unter den Felswänden des Blassengrates dahin und enthält die anspruchsvollen Passagen.
2) Es gibt keinerlei Versicherungen (mit Ausnahme einiger Stahlstifte an einer ausgesetzten Felsplatte), absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich.
3) Der Steig ist durchgehend markiert, ein Verfehlen schon deshalb nahezu unmöglich, zumal man beim Abweichen vom Steig sofort in (nahezu) ungangbares Gelände kommt.
4) Die Länge des Steiges ist nicht zu unterschätzen; er ist anstrengend und verläuft in südseitiger Lage, ist deshalb der Sonne ausgesetzt. Frühzeitig starten, genug Trinkvorräte mitnehmen (kein Wasser unterwegs).
Wir haben den Steig von der Reintalangerhütte hinauf zur Mauerscharte begangen - dadurch haben wir (fast) alle "kritischen" Stellen im Aufstieg gehabt.
5) Für die Begehung des Steiges müssen absolut zuverlässige Wetterverhältnisse herrschen. Ein Wettersturz wird in diesem Gelände zu sehr ernsten Situationen führen - es sind keine Fluchtmöglichkeiten vorhanden. Auch sucht man einigermaßen vergebens nach schützenden Unterstellgelegenheiten - man ist hier einem Unwetter ziemlich schutzlos ausgeliefert.
6) Mit einer Bewertung des Steiges zögere ich (vor allem, weil ich mich prinzipiell dagegen wehre, zu leicht die höheren Schwierigkeitsgrade zu vergeben). Er ist ja nirgends klettertechnisch schwer, aber anspruchsvoll wegen der Länge und der bereichsweisen Ausgesetztheit.
Die Mieminger Hochwand (von
Tef sicher zu recht mit T5 bewertet) ist deutlich anspruchsvoller.
Die Vogelkarspitze, die ich mit T3 einstufen würde, ist deutlich weniger anspruchsvoll.
Der Schafsteig ist ebenfalls etwas leichter einzustufen (T3+) - schon deswegen, weil er wesentlich kürzer ist (ohne den Steilabstieg ins Höllental !!).
Die Untere Fründenschnur ist ausgesetzter, aber weniger alpin - ihr würde ich mit meinen heutigen Vergleichsmöglichkeiten ebenfalls eine T3+ zuweisen.
Vorschlag: Bewertung mit T4 ... im Hinblick auf den insgesamt sehr alpinen Charakter des Steiges.
Teil 1: Nachtwanderung von Partenkirchen durch das Reintal zur Reintalangerhütte (02.08.2011)
Walter und ich starten im letzten Licht der Dämmerung gegen 21 Uhr in Partenkirchen am Parkplatz neben dem Kainzenbad (ca. 710 m) .... das Reintal ist unser nächtliches Ziel. Es geht durch die Partnachklamm, schon hier kommen uns trotz später Stunde im 10-Minuten-Takt Wanderer und Radlfahrer entgegen! Eine Stunde später liegt die Klamm hinter uns, hier fließen Ferchenbach und Partnach wild rauschend zusammen. Ab jetzt im Dunkeln, folgen wir problemlos und meist ohne Benutzung der Taschenlampen dem grauen Band der geschotterten Forststraße und der Beschilderung reintalaufwärts. Ein prächtiger Sternhimmel schimmert durch die Baumwipfel - es ist wie immer eine Lust, in die Sommernacht hineinzuwandern. Der einzige Nachteil ist, das man nachts die eindrucksvolle Landschaft nicht genießen kann.
Gut zwei Stunden später erreichen wir die Bockhütte (1052 m) - eine letzte große Gruppe von Radlern macht sich grade daran, heimzufahren, und der Wirt steht im Begriff, für heute Feierabend zu machen. Nix da - jetzt kehren der Walter und ich erst einmal ein, der Wirt setzt sich zu uns an den Tisch, und wir führen bei mehreren Halben tiefsinnige Gespräche.
Dann wird es aber doch Zeit, wieder aufzubrechen - kurz nach Mitternacht (oder war es vorher? irgendwie kann ich mich nimmer so genau erinnern) treten wir wieder hinaus in die pechschwarze Nacht. Es geht an den (ehemaligen) Blauen Gumpen vorbei - wir können sie im Finstern nur erahnen. Und dann stehen wir vor den spärlichen Lichtern der Reintalangerhütte (1370 m), breiten unser Biwakzeug aus .... und sind sofort im Reich der Träume.
Teil 2: von der Reintalangerhütte über den Schützensteig zur Mauerscharte und zurück nach Partenkirchen (03.08.2011)
Gegen 5 Uhr wird es hell, wir stehen auf. Um 6 Uhr ein ganz besonderes Hörspiel: wie seinerzeit der bekannte Charly Wehrle, weckt der Wirt der Reintalangerhütte seine Gäste mit dem Weckruf "Sommerrosen": leise klingt das Akkordeon, begleitet von der Gitarre, durch die gemütliche Hütte - draußen kündet die Sonne einen strahlenden Tag an, wer könnte sich diesem Zauber entziehen!
Nach einem heißen Kaffee geht es dann um 6:20 Uhr los, wir müssen den gestrigen Anstiegsweg für 5 Minuten wieder zurückgehen, bis am Gesundbrunnen der mit einem Schild bezeichnete Schützensteig beginnt. Es geht sofort steil bergauf, die rauschende Partnach bleibt im Talgrund zurück.
Im folgenden versuche ich, an Hand der aufgezeichneten GPS-Daten, meiner Fotos und der Landkarten eine möglichst genau Schilderung des Schützensteiges zu verfassen. Auf Grund der vielen unterschiedlichen Geländepassagen ist dies nicht ganz einfach. Sollten mir als Nicht-Einheimischen dabei Fehler unterlaufen, bitte ich um Verzeihung und Korrektur !
Der Schützensteig zieht nun für etwa 2 Stunden durch Latschen aufwärts; dieser Abschnitt ist problemlos zu begehen, hervorragend markiert und nicht zu verfehlen. Etwa 45 Minuten nach der Angerhütte kommen wir auf 1550 m an einer markanten Felseinbuchtung vorbei - hier gibt es das letzte Wasser (allerdings nur in Form eines spärlichen Rinnsals !!); erst nach Stunden wird es beim Abstieg unterhalb der Stuibenhütte wieder Gelegenheit geben, die Feldflaschen aufzufüllen ! Gegenüber wachsen der Kleine Wanner und der Hochwanner in den blauen Morgenhimmel, dazwischen eingebettet das "Kar im Fall".
Immer wieder werden im folgenden Rinnen gequert, wir halten uns dabei an die guten Markierungspunkte, die uns unbeirrbar aufwärts durch die Latschengassen führen. Nach etwa 1 3/4 Std. wird in 1850 m Höhe der obere Rand der Latschen erreicht und eine weitere Geröllrinne passiert, die etwas oberhalb des Steiges unter eindrucksvoll plattigen Wänden beginnt. Man hat an dieser Stelle ein gutes Drittel geschafft, gleichzeitig kulminiert der Steig hier, im folgenden geht es mehrmals auf und ab, insgesamt muß man aber tendeziell nochmals 100 Hm absteigen, bevor es zuletzt wieder streng bergauf geht.
Es geht nun am oberen Rand der Latschenfelder weiter, sie treten aber mehr und mehr in den Hintergrund, gleichzeitig bekommt das Gelände einen etwas ausgesetzten und anspruchsvollen Charakter, weil man die Steilhänge des Blassengebietes bis ins Reintal hinabschauen kann. Nach gut 20 Minuten ist das Blassenloch erreicht; wir befinden uns jetzt unter den Südwänden der Blassenspitze. Gegenüber steigt die dunkle Nordwand des Hochwanner aus dem Reintal in den Himmel.
Die Schützengufel haben wir 2 1/2 Std. nach Abmarsch von der Hütte erreicht; hier ist eine der Schlüsselstellen des Steiges zu überwinden: eine glatte, geneigte Platte ist durch einige Stahlstifte entschärft - man konzentriert sich automatisch, denn hier gehts ganz schön runter. Eine zusätzliche Sicherung, etwa durch ein Drahtseil, gibt es (wie auf dem gesamten Steig) nicht. Von der anderen Talseite sieht der Hinterreintalschrofen (die Nordwand ist vom Kar "In der Jungfer" durchzogen) zu, wie wir - die Füße auf den Stahlstiften, die Hände an einigen griffigen Felsleisten - die 15 m hinüberturnen. Diese Stelle markiert die Hälfte des Schützensteiges.
Weitere 10 Minuten später sind nochmals einige Turnübungen zu absolvieren: zuerst müssen wir in schrofigem Einsergelände den Markierungen folgend aufwärtskraxeln, um anschließend einige plattige Passagen zu meistern. In diesem Geländeabschnitt befinden wir uns unmittelbar unter dem Hohen Gaif - die riesige Rutschbahn ins Reintal hinunter ist die Gaifrinne, die den Markierungen folgend vorsichtig gequert wird. Hier ist ein Ausrutscher absolut nicht erlaubt ... in unseren Augen die (ungesicherte) Schlüsselstelle der Tour, knapp 3 Std. ab Hütte. Ich möchte diese Stelle als den "Point of no Return" bezeichnen, sofern es einen solchen am Schützensteig überhaupt gibt - im Hinblick auf den sehr langen Abstieg ab Mauerscharte.
Der Steig führt nun weiterhin über Steilwiesen weiter (Latschen, die rein optisch die Ausgesetztheit mindern, gibt es schon seit längerem nicht mehr) - allmählich drängt sich die Frage auf, wann denn endlich der Schlußaufstieg Richtung Mauerscharte kommt. Und plötzlich haben wir ihn erreicht - nach einer weiteren halben Stunde Auf und Ab beginnt auf etwa 1800 m eine steile Grasrippe, die immer wieder von Schrofen und Felsblöcken durchsetzt ist. Ihr folgen wir, weiterhin bestens markiert und ohne klettertechnische Schwierigkeiten - und immer im Angesicht des schrofigen Gratstückes, das gut 100 m höher das Ende des Steiges bedeutet.
Wir mobilisieren alle Kräfte, um diesen steilen "Schlußakkord" zu bezwingen - noch ein Stück, noch eine kurze Rinne, noch ein Päuschen, wieder einige Schrofen ... das Gelände zieht sich unglaublich in die Länge! Aber dann haben wir es geschafft: um 10:40 Uhr stehen wir am ostseitgen Start- bzw. Endpunkt des Schützensteiges, dessen Kote bei etwa 1980 m und damit rund 100 m oberhalb der Mauerscharte liegt.
Wir haben zugegebenermaßen mit 4 1/2 Std. etwas zu lang für die Begehung des Steiges gebraucht - was daran liegt, daß wir einerseits zu viel Gepäck dabei hatten, andererseits aber auch an vielen Trink- und Fotografierpausen. Und die sollte man einplanen, um die gewaltige, beeindruckende Landschaft ausgiebig zu genießen.
Nach einer ausgiebigen Rast (im Banne des Blassengrates mit dem Hohen Gaif, hinter dem der Hochblassen herüberguckt, und der dominanten Alpspitze geht es dann - ein letztes Mal etwas ausgesetzt - hinunter zur Mauerscharte. Wir folgen den Wegweisern Richtung Stuiben, nehmen noch den Mauerschartenkopf (1919 m), den Stuibenkopf (1924 m) und die Stuibenspitze (1921 m) mit - wobei sich die Landkarten hier mit Zuordnungen sehr bedeckt halten. Wir meinen aber, auf den richtigen Gipfeln gestanden zu haben.
Zur Stuibenhütte (1640 m) geht es dann einen langen, bequemen Wiesenhang hinunter - die Hütte ist bekanntlich der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Auch mit Wasser sieht es hier eher knapp aus - an einem Brunnentrog fließt ein dünner Strahl, doch die herumliegenden Kühe lassen uns davon Abstand nehmen, dieses Wasser zu trinken.
Ziemlich steil führt der anschließende Waldweg hinunter zur Laubhütte (ca. 1000 m) an der Bodenlaine. Schon seit der Stuibenhütte beginnt der bislang blaue Himmel düsteren, grauen Wolken zu weichen - und kurz darauf knallt der erste Donner durch das Wetterstein. Wir sind bereits auf der Forststraße Richtung Partnachalm (ca. 1050 m), als sich die Schleusen des Himmels öffnen; und als wir um 15:30 Uhr wieder am Parkplatz in Partenkirchen ankommen, sind wir von Kopf bis Fuß durchgeweicht. Trotzdem: besser so als vorher auf dem Schützensteig - da MUSS gutes Wetter sein, sonst wirds heikel !
Wesentliche Merkmale des Schützensteiges:
1) Der Steig kann in zweite Teile untergliedert werden:
der westliche Abschnitt (angerhütten-seitig) ist steil, aber unschwierig, er führt durch Latschengassen aufwärts.
Der östliche Abschnitt (mauerscharten-seitig) quert mit ständigem Auf und Ab (1750m - 1850m) unter den Felswänden des Blassengrates dahin und enthält die anspruchsvollen Passagen.
2) Es gibt keinerlei Versicherungen (mit Ausnahme einiger Stahlstifte an einer ausgesetzten Felsplatte), absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich.
3) Der Steig ist durchgehend markiert, ein Verfehlen schon deshalb nahezu unmöglich, zumal man beim Abweichen vom Steig sofort in (nahezu) ungangbares Gelände kommt.
4) Die Länge des Steiges ist nicht zu unterschätzen; er ist anstrengend und verläuft in südseitiger Lage, ist deshalb der Sonne ausgesetzt. Frühzeitig starten, genug Trinkvorräte mitnehmen (kein Wasser unterwegs).
Wir haben den Steig von der Reintalangerhütte hinauf zur Mauerscharte begangen - dadurch haben wir (fast) alle "kritischen" Stellen im Aufstieg gehabt.
5) Für die Begehung des Steiges müssen absolut zuverlässige Wetterverhältnisse herrschen. Ein Wettersturz wird in diesem Gelände zu sehr ernsten Situationen führen - es sind keine Fluchtmöglichkeiten vorhanden. Auch sucht man einigermaßen vergebens nach schützenden Unterstellgelegenheiten - man ist hier einem Unwetter ziemlich schutzlos ausgeliefert.
6) Mit einer Bewertung des Steiges zögere ich (vor allem, weil ich mich prinzipiell dagegen wehre, zu leicht die höheren Schwierigkeitsgrade zu vergeben). Er ist ja nirgends klettertechnisch schwer, aber anspruchsvoll wegen der Länge und der bereichsweisen Ausgesetztheit.
Die Mieminger Hochwand (von

Die Vogelkarspitze, die ich mit T3 einstufen würde, ist deutlich weniger anspruchsvoll.
Der Schafsteig ist ebenfalls etwas leichter einzustufen (T3+) - schon deswegen, weil er wesentlich kürzer ist (ohne den Steilabstieg ins Höllental !!).
Die Untere Fründenschnur ist ausgesetzter, aber weniger alpin - ihr würde ich mit meinen heutigen Vergleichsmöglichkeiten ebenfalls eine T3+ zuweisen.
Vorschlag: Bewertung mit T4 ... im Hinblick auf den insgesamt sehr alpinen Charakter des Steiges.
Tourengänger:
gero

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