Breitgrieskarspitze 2586m-Gleirschklamm-Zäunlkopf


Publiziert von alpensucht , 19. Juni 2011 um 22:15.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Karwendel
Tour Datum: 4 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 12:00
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 2100 m
Strecke:Alle Wegpunkte in Reihenfolge insgesamt 18km
Unterkunftmöglichkeiten:Breitgrieskarscharte Biwakschachtel, Pleisenhütte, Wiesenhof, Oberbrunnalm

...an der ersten I will ich gerade gemütlich einsteigen - ZACK!! - da bricht der perfekt erscheinende Tritt heraus genau in dem Moment, als ich hinauf greifen will. Im Schwierigkeitsgrad I benötigt man gewöhnlich noch keine Dreipunkthaltung. Der darauf folgende Sturz...  

Tourenbericht Dritter Tag der Mehrtagetour ohne Hütte oder Zelt
                                                                                                                                                              
Der letzte richtige Tag soll uns nur noch einmal auf einen hohen Gipfel und dann zurück in zivilisierte Gefilde bringen. Lange lange schlafen wir an diesem Morgen und starten ganz in Ruhe hinauf zur Breitgrieskarspitze.  Dazu geht es zunächst über einen nur noch wenige Wochen bestehenden Firngrat (bzw. eine Rippe aus Altschnee) aufwärts. Beim Übergang in den Fels passiert es: an der ersten I will ich gerade gemütlich einsteigen - ZACK!! - da bricht der perfekt erscheinende Tritt heraus, genau in dem Moment, als ich herauf greifen will. Im Schwierigkeitsgrad I benötigt man gewöhnlich noch keine Dreipunkthaltung. Der darauf folgende Sturz endet nach fast einem ganzen Meter im freien Fall im schon angeweichten Firn! Zum Glück ist nix passiert. Bin nur mit dem Schienbein an einer Kalkkant hängen geblieben und habe mir eine winzige Schramme am Knöchel geholt. Gut, denn jetzt ist meine vollste Aufmerksamkeit wieder da. Schließlich war ich vor einer halben Stunde noch im Schlafsack...

Im brüchigen T5-Gelände zieht der Steig empor bis auf den Sattel zwischen Blassengrat im Süden und Breitgrieskarspitze im Norden. Rucksäcke ab und geschwind stehen wir auf dem Gipfel. Das genießen wir nochmal einige Augenblicke, denn so hoch hinaus werden wir dienächsten Wochen nicht gelangen. Der Abstieg vom Grat durch die Westflanke der Breitgrieskarspitze in das Hinterkar ist zu dieser Zeit wahrhaft  heikel. Wo der Pfad im Sommer über ein herrliches Schuttband leitet, finden wir nur steile, aufgeweichte Schneefelder. Etwa 50m unterhalb stürzt die Westflanke nahezu senkrecht ins Hinterkar. Also keinen Fehltritt, immer schön mit einer Hand bzw. einem Stock im Schnee bleiben. HIer wären Pickel und Steigeisen wirlich noch angebracht gewesen, jedoch nimmt man so etwas nicht auf eine solche Mehrtagetour mit, wie wir sie durchführen. Nach der Traverse geht es direkt abwärts, hier gibt es eigentlich ein langes, loses Stahlseil, das aber erst weiter unten aus dem Schnee lugt. Deshalb entscheide ich mich für die Abfahrt. Gelenkschonend und einfach richtig lustig! Weil im Kar noch so viel Schnee liegt, bleiben wir auf dem markierten Weg, der einen ordentlichen Bogen nach Norden macht, bevor er nach links unter der Großen Riedlkarspitze 2585m direkt ins Hinterkar führt. Dieser Abschnitt nun ist landschaftlich sehr schön, sobald man die letzten Schneefelder verlässt.

Wir blicken auf schrofige Pioniergrasmatten inmitten der großartigen Felslandschaft zwischen Blassengrat und dem Grat, der südlich von der Larchetkarspitze 2541m bis zur Kuchl führt. Auf einmal stocken unsere flotten Schritte, als wir auf etwa 2200m eine Kluft senkrecht im Boden entdecken. Wir werfen Steine hinein, leuchten mit der Stirnlampe - sie muss so etwa 12-15m tief sein. Sogar ein Abseilhaken ist vorhanden. Ich recherchierte im nachhinein kurz darüber und hoffe die richtige Bezeichnung "Kleine Kluftspalte" gefunden zu haben.

Nun kommen wir noch einmal zu einem technisch interessanteren Stück: bei der Kuchl. Es handelt sich um eine steile Schuttrinne, an deren Rand man im Zweifelsfall auch im unteren II-er Bereich im festeren Fels aufsteigen kann. Oben muss sie überquert werden und nochmal geht es steil aufwärts um eine Geländerippe.
Der restliche Weg zur Pleisenhütte ist purer Genuss. Wir kommen sehr schnell voran, so dass wir an einer fast perfekten Pausenstelle anhalten. Satte Wiesen, totale Ruhe, Sonnen- und Schattenplätze, schöner Ausblick, direkt am Weg...nur frisches Wasser fehlt hier. Es ist inzwischen sehr warm geworden (24°C). Diese Temperaturen waren die höchsten in den vier Tagen. Es ist ja mittags im Südhang. Wir beraten darüber, noch heute den Hohen Gleirsch 2492m auf der anderen (südlichen) Seite des Hinterautals anzugehen. Ein wegloser Aufstieg verspricht viel Spannung. Ein gutes MIttagsmahl aus Brot, Wurst, Käse und einigen Resten der letzten Tage nehmen wir ein. Im Abstieg stört ja ein voller Magen nicht und auf diesem Weglein über die Pleisenhütte kann man fast spazieren.

An der gut besuchten Pleisenhütte holen wir nur schnell Wetterinfos und ziehen natürlich die Blicke sämtlicher Touris auf uns. Touris, weil ein Fahrweg hinauf führt. Da wir inzwischen auch nicht mehr sehr sauber aussehen und ordentlich riechen dürften (Funktionsunterwäsche können wir uns nicht leisten), steigen wir nur noch einige 100Hm ab und suchen uns eine gute Badestelle im Bach über den einmal eine Brücke führt und dessen Quelle ganz in der Nähe liegt. Herrlich-endlich Zähne putzen, Haare waschen und überhaupt baden!! Das Wasser war auch nicht so kalt wie vom das direkte Schmelzwasser vom Altschnee oder Gletscher.
Bis auf 1000m gehts danach hinab und hinein in die kühle Gleirschklamm. Beim Wegweiser zeigt es Schwarzer Berweg an, was wohl die Touristenmassen etwas fernhalten soll. Jedenfalls war der Weg super abgesichert und eigentlich nicht ausgesetzt (T2). Dass in einer Klamm nahe neben dem Weg der Fluss tief unterhalb eingeschnitten ist, kann sich ja jeder selber ausrechnen. Am Ende setzen wir uns auf ein Bank am Wegweiser ins Gleirschtal. Es ist schon zu spät geworden und wir brauchen noch eine Pause. Gewittergefahr ist wieder sehr hoch und wir müssten irgendwo ungeschützt unter dem Gipfel des Hohen Gleirsch übernachten. Deshalb entscheiden wir uns schweren Herzens, nicht nochmal aufzusteigen, sondern einfach über die Oberbrunnalm und den Zäunlkopf noch einen schönen Sonnenuntergang in den Bergen mitzunehmen. Gesagt getan, mit dem Gewitter, das uns gefährlich nahe kommt, aber zum Glück vorbei zieht, haben wir uns gut gestellt. Weit reicht der Blick nach dem Regen im Inntal in die Ötztaler und Stubaier hinein.

Der Abstieg vom Zäunlkopf fällt mir nun immer schwerer, die Beine melden ständig, dass sie einer längeren Ruhe bedürfen, aber wir wollen noch bis Mühlberg kommen. Kurz vor EInbruch der Nacht schaffen wir es, finden eine schöne Wiese direkt neben einer Skihütte. Bei Gewitter also keine Gefahr für uns. So müssen wir am letzten Tag nur noch runter nach Scharnitz und von dort nach Mittenwald. Ausgiebiges Abendbrot. Mit der Freude auf die in der Oberbrunnalm gekauften (Supermarkt!-) Milch zum Frühstück schlafe ich schnell ein. Jonas war auch guter Dinge und steckte den heutigen Gewaltmarsch wohl locker weg.
Ich hätte beim Gleirschversuch auf jedenfall heute alt ausgesehen!!

Bericht des Vortags: http://www.hikr.org/tour/post36781.html "Fünf Gipfelüberschreitung und der höchste im Karwendel"




Tourengänger: alpensucht


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