Güntlespitze (2092 m) - Traum in Weiss und Blau


Publiziert von alpstein , 22. Januar 2011 um 19:22.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:22 Januar 2011
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:Bad Hopfreben - Üntschenvorsäß - Vorder Üntschenalpe - Güntlespitze und retour
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über Lustenau - Dornbirn - Bödele - Bregenzerwaldstraße - Schoppernau - Bad Hopfreben (ÖV Haltestelle)
Unterkunftmöglichkeiten:in Schoppernau und Au oder z.B. das www.neuhornbachhaus.com/#/0
Kartennummer:austrianmap.at

Fünf Tage ist es her, dass ich  bei frühlingshaften Verhältnissen den Toblermann  im Bregenzerwald bestiegen habe. Heute stand die vis-a-vis stehende Üntschenspitze (2135 m) auf dem Programm. Die haben wir zwar nicht erreicht, weil wir uns „verlaufen“ haben,  dennoch haben wir eine super Tour und ein tolles Gipfelerlebnis auf der Güntlespitze (2092 m) genossen.
 
Der Winter gibt sich doch noch nicht geschlagen. Konnte ich am Montag noch den ganzen Tag im Rolli und ohne Handschuhe verbringen, hatte es heute Morgen beim Start in Bad Hopfreben (1000 m) knackige -13 Grad. Gefürchtet haben wir auch die Bise, die wir spätestens am langen Grat oben erwarteten, aber sie ließ uns heute im Stich. Ins Schwitzen kamen wir aber angesichts der klirrenden Kälte doch nicht so richtig.
 
Vom Parkplatz weg (auch ÖV-Haltestelle) gingen wir über die Straße und konnten gleich die Schneeschuhe montieren. Über eine Wiese geht man gerade hoch zum Waldrand, wo man in den Alpweg zu den Üntschenalpen einbiegt. Unten lag bereits gut 25 cm Campagner-Powder, im Wald teilweise weniger, für Schneeschuhe aber kein Problem. Der Alpweg zieht sich über das Üntschenvorsäß bis zur Vorderen Üntschenalpe (1759 m) hoch. Froh war ich, dass ich nach einer halben Stunde von 2 Skitourengehern beim Spuren abgelöst wurde.
 
Nach gut einer Stunde konnten wir dann beim Aufstieg die ersten Sonnenstrahlen genießen. Glitzernder Schnee und dazu gleißendes Sonnenlicht, ein Traum in Weiss und Blau. Nach 2 Std. etwa sind wir an der Vorderen Üntschenalpe angekommen. Bis hierher war es angesichts der mäßigen Steigung ein leichtes Unterfangen (WT 1 bis WT 2). Aber das sollte sich noch ändern.
 
Der weitere Weg machte mir doch etwas Kopfzerbrechen, da die Südhänge zusehends steiler wurden und mittlerweile gut 40 cm Neuschnee lag. Der Beschreibung nach hätten wir eigentlich leicht links haltend zum Häfner Joch (1979 m) aufsteigen müssen. Wir zogen es dann aber doch vor, uns in die Spur der beiden Skitourengeher zu begeben, die kurz vor uns an der Alpe loszogen. Die nächsten 300 Höhenmeter hatten es dann in sich. Die Spur war nicht nur steil, sondern auch wenig gefestigt. Querungen kamen dazu, die mit Schneeschuhen immer ein besonderer Spaß sind (WT 3). Da wünschte ich mir dann doch manchmal Skier unter den Füßen.
 
Auf jeden Fall ging es mir sehr an die Puste. Ich wünschte mir die roten Blutkörperchen zurück,  die ich gestern bei der Blutspende abgegeben hatte. Mit unzähligen Stopps erreichten wir schließlich den Grat östlich des Häfner Jochs, die Üntschenspitze mindestens noch 1 Stunde entfernt. Da die meisten Tourengeher - ich wurde auf den letzten Metern regelrecht stehen gelassen - einem anderen Gipfel zustrebten, nahmen wir ebenfalls diesen ins Visier. So standen wir nach einer schmalen Gratpassage, bei der gerade 2 Schneeschuhe nebeneinander Platz hatten, nach ca. 3 ½ Stunden am Gipfel der Güntlespitze (2092 m).
 
Dass just zu dieser Zeit Nebelbänke aufzogen, störte uns nicht besonders. Der Blick nach Baad im Kleinen Walsertal blieb vernebelt. Darüber waren aber die markanten Felsgipfel im Hinteren Bregenzerwald zu sehen. Da die Bise zu unserer Verwunderung ausblieb, konnten wir am Grat, behandschuht zwar, doch eine Brotzeit zu uns nehmen.
 
Der Abstieg bis zur Vorderen Üntschenalpe gestaltete sich dann nochmals spannend. Wegen der Steilheit des Geländes rutschte der Neuschnee unter unserem Gewicht vor uns her. Gut 50 m haben wir in 10 Sekunden unter Einsatz der „Backenbremse“ zurückgelegt. Von der Alphütte bis ins Tal war es dann wieder ein leichtes Unterfangen.
 
Fazit: Ich denke die Fotos sprechen für sich. Wir waren nicht nur bei traumhaftem Wetter, sondern auch in einer tollen Bergwelt unterwegs. Die Üntschenspitze holen wir ein anderes Mal nach, wenn eine gut verfestigte Schneedecke, am liebsten verharscht, vorhanden ist. Da tut man sich mit Schneeschuhen doch leichter, als in steilem Pulvergelände.

Hinweise:
 
Lawingengefahr Stufe 2 mäßig

Für Skitourer bietet sich die Anreise mit dem ÖV an, da die schönere Abfahrt nordseitig nach Schoppernau führt.
 
 

Tourengänger: alpstein, Esther58


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Kommentare (9)


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marmotta hat gesagt: Ach wärst Du doch im Norden geblieben...
Gesendet am 22. Januar 2011 um 21:01
... dachte ich mir heute den ganzen Tag, als ich in der bis auf über 2400 m zähen Hochnebeldecke steckte.

Gratuliere zur Tour und zur Wahl des Tourenziels. Bei Bisenlage und Hochnebel sind Gegenden nördlich der (Vor-)Alpen, insbesondere Bregenzerwald und auch Bodensee meist eine gute Wahl - wie ich heute mal wieder schmerzvoll feststellen musste, als ich hörte, dass in Konstanz wohl die Sonne geschienen hat...

Herzliche Grüsse

Michael

alpstein hat gesagt: RE:Ach wärst Du doch im Norden geblieben...
Gesendet am 23. Januar 2011 um 09:39
Hallo Michael,

danke für die Nachricht. Gestern hatten wir in der Tag ein Riesenglück mit dem Wetter. Die Wetterprognosen vom ORF für Vorarlberg haben gestimmt, was nach der Nebelvorhersage zwischen 1500 und 2000 m von SF-Meteo nicht recht glaubhaft erschien.

Herzliche Grüße
Hanspeter

Seeger hat gesagt: Üntschenspitze
Gesendet am 22. Januar 2011 um 21:46
Hallo Hanspeter
.....und so verbleibt mir noch die Üntschenspitze. Nächsten Winter ;-)
Tolle Tour - allerschönste Bilder - spannender Text! Gratuliere!
Cari saluti
Andreas

alpstein hat gesagt: RE:Üntschenspitze
Gesendet am 23. Januar 2011 um 09:42
Danke für das Kompliment, Andreas

Die letzten Wochen haben wir beide für Berichte von neuen Zielen in dieser Ecke der Alpen gesorgt. Zwischen Diedamskopf und Üntschenspitze liegen noch einige Gipfelziele, die darauf warten bestiegen zu werden.

Beste Grüße
Hanspeter

Ursula hat gesagt: wunderbar!
Gesendet am 23. Januar 2011 um 10:29
Hallo Hanspeter

Prächtig prächtig. Das sieht ja genial gut aus! Herzlichen Glückwunsch zu dieser Traumtour!!!
So macht das Tourengehen Spass... so blau, so sonnig und glitzrig. Hmmmm, mit mehr Ec's wärs garantiert lockerer gegangen. Und erst noch mit richtigen Brettern an den Füssen. Wäre das nicht auch eine Option für Euch?

Allerbeste Grüsse,
Ursula

alpstein hat gesagt: RE:wunderbar!
Gesendet am 23. Januar 2011 um 12:11
Vielen Dank, Ursula

Es sieht nicht nur genial gut aus, es war auch so ;-)

>Und erst noch mit richtigen Brettern an den Füssen. Wäre das nicht auch eine Option für Euch?

Bei solchen Verhältnissen, wie gestern, wären Skier wirklich nicht schlecht. Bei Bruchharsch, Eis etc. habe ich die Skifahrer aber schon manches Mal nicht beneidet. Vielleicht probieren wir es mal mal aus.

Beste Grüße
Hanspeter

Felix hat gesagt: mal sehen, was wir dann antreffen ...
Gesendet am 24. Januar 2011 um 06:37
ob es auch so tolle Verhältnisse sind, wie es ihr hier hattet - so macht's Spass; und Freude beim Bilder betrachten.
Verdankenswert, wie ihr das Bergenzerwald-Gebiet "erschliesst - Dankeschön!

lg Felix

alpstein hat gesagt: RE:mal sehen, was wir dann antreffen ...
Gesendet am 24. Januar 2011 um 17:26
Vielen Dank, Felix

Es ist schon erstaunlich, dass ich innerhalb von einer Woche für zwei derart schöne Touren die ersten Berichte hier abliefern konnte. Früher sehr oft in Schoppernau gewesen, aber ausschließlich auf Alpinski ausgerichtet, merke ich erst jetzt, was mir entgangen ist und die Tourengipfel dort gehen noch nicht aus...

Falls Ihr mal hingeht und es bei uns zeitlich reinpasst, können wir ja vielleicht zusammen auf eine Tour gehen.

Beste Grüße
Hanspeter

Felix hat gesagt: RE:mal sehen, was wir dann antreffen ...
Gesendet am 24. Januar 2011 um 18:15
... und ob es sogar für eine gemeinsame Runde reicht? Wäre toll!

Bis später, liebe Grüsse

Felix


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