III. Kreuzberg 2020 m - mit Klettertrainingseinlage


Publiziert von Ivo66 , 4. September 2010 um 22:14.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum: 4 September 2010
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Alpstein   CH-AI 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1210 m
Abstieg: 1210 m
Strecke:Brülisau (Pfannenstil) - Bollenwees - Saxerlücke - Roslenalphütte - III. Kreuzberg
Kartennummer:1:25'000 Säntis

Welch eindrucksvolles Gebirge im Gebirge (Alpstein) bilden doch die herrlichen, zerklüfteten 8 Kreuzberge. Schon seit vielen Jahren wollte uns mein Bruder Roli auf den 3. dieser gezackten Gipfel hinaufschleppen. Endlich klappte es heute - wobei wir eigentlich eine andere Tour vorgesehen hatten, diese aber dem x-ten Wintereinbruch in diesem "Sommer" zum Opfer fiel. Die Routen auf die Kreuzberge sind indessen auch dank ihrer Südlage wieder schneefrei und gut begehbar.

Im SAC-Führer "Säntis-Churfirsten" ist die Route mit L, I bewertet - eine irreführende Untertreibung. Kurz vor Erreichen des Gipfels ist nämlich eine giftige Stelle zu bewältigen, die bis weit in den 2. Klettergrad hineinreicht und näher bei III als bei I liegt. Zur Erinnerung: Klettergrad I bedeutet "die Hände werden nur zum Stützen des Gleichgewichts benützt". Davon kann hier bei Weitem keine Rede mehr sein. Besonders beim Abklettern hat es diese Stelle dann doch in sich. Wir bewältigten die Route auf den III. Kreuzberg ohne Seil, was durchaus zu verantworten ist, da nur wenige Stellen ausgesetzt sind. Von der Scharte zwischen dem III. und IV. Kreuzberg führt die Route durch einen eindrucksvollen, nicht besonders steilen Kamin, dessen Länge mich doch etwas überraschte.

Die Tour kann allen Alpinwanderern empfohlen werden, die sich im T5-Bereich wohlfühlen und auch mal eine Kletterstelle II gerne bewältigen. Sehr gutes Schuhwerk ist allerdings dringend empfohlen, da die Route sehr oft begangen wird und dementsprechend die Tritte und Griffe zum Teil abgenützt sind. Auch sollte auf das Tragen eines Helms nicht verzichtet werden, da viel loses Material im Kamin liegt.

Schliesslich benützten wir bei der Saxerlücke noch den Mini-Klettergarten für etwas Training. Dort dann allerdings mit Seil, auch wenn das Wändchen von unten nicht besonders beeindruckend in Erscheinung tritt.

Pfannenstil (Brülisau) - Saxer Lücke (T2)

Auf dem Fahrsträsschen ging es zunächst sehr steil und ab dem Plattenbödeli gemütlich hoch zur Bollenwees und weiter auf dem markierten Bergweg zur Saxerlücke (bestens ausgeschildert).

Saxer Lücke - Roslenalphütte (T3)

Der Bergweg Richtung Wildhaus wird für kurze Zeit recht ausgesetzt (Drahtseile bzw. Ketten) und führt schnell hinauf zur Roslenalphütte (einfache Hüttenunterkunft).

Roslenalphütte - Scharte III/IV (T5)

Kurz nach der Roslenalphütte verlässt man den Bergweg nach links (die Wegspur hinauf zur Scharte zwischen dem III. und IV. Kreuzberg ist bereits vor der Roslenalphütte gut zu erkennen). Kurz vor der Scharte - der Aufstieg wird immer steiler - durchklettert man leicht (I) eine Rinne über einen Absatz und kraxelt, zum Teil kurz etwas ausgesetzt zur Scharte hoch.
 
Scharte III/IV - Gipfel III. Kreuzberg (T5)

Man steigt kurz auf die Rheintaler Seite ab und sieht bald linkerhand die sich öffnende Rinne oder m. E. besser gesagt den langen Kamin, der hinauf zum Gipfel führt. Der Kamin ist gut zu begehen, wobei man meist die Hände etwas braucht (I). Ab und zu wird man innerhalb des Kamins die Seite wechseln und ganz zuoberst wieder der Kamin immer enger. Zuletzt gilt es eine Kletterstelle im II. Grad zu bewältigen (etwa 3 - 4 Meter). Es sind ordentliche Griffe und Tritte vorhanden, man benötigt aber doch einen nicht unerheblichen Kraftaufwand, um sich hochzuziehen. Beim Abklettern begingen wir diese Stelle rückwärts, wobei dann die Füsse doch hin und wieder ins Leere tappten...

Vom Ausstieg aus dem Kamin ist es dann zum Gipfel nur noch ein Katzensprung in gutem Gehgelände.

Tourengänger: Ivo66, Lena


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Kommentare (4)


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alpstein hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 5. September 2010 um 09:18
Hallo Ivo und Lena.

Gratulation zu dieser tollen Tour. Die Fotos vom Kamin sehen super aus.

Über die Bewertung des SAC-Führer's habe ich mich auch schon manches mal gewundert. Da ist die neue Bewertung doch wesentlich aussagekräftiger.

Herzliche Grüße
Hanspeter

Ivo66 hat gesagt: RE:Gratulation!
Gesendet am 5. September 2010 um 18:58
Hallo Hanspeter

Vielen Dank! Der III. Kreuzberg wäre auch etwas für Euch - einen solchen Kamin gibt's wohl keinen zweiten mehr.

Der erwähnte SAC-Führer ist wie Du schreibst teilweise doch irreführend. Wir waren heute am Steig an der Ageteplatte unterwegs. Die entsprechende Schwierigkeit wird im SAC-Führer gleich bewertet wie die Chammhaldenroute oder der Hundsteinkamin. Das kann es ja nicht sein...

Diese Fehlbewertungen sind nicht nur ärgerlich sondern auch gefährlich. Es kann Bergwanderer dazu verleiten, eine viel zu anspruchsvolle Tour anzupacken. Darum gilt für mich immer mehr: Im SAC-Führer finden sich Informationen über die Erstbesteiger einer Route; und hikr.org. entnimmt man die Routenbeschreibungen und die Schwierigkeitsbewertung.

Herzliche Grüsse

Ivo

dani_ hat gesagt: Schwierigkeit Kamin K III
Gesendet am 9. Oktober 2010 um 06:40
Hoi Ivo,

Du schriebst "Im SAC-Führer "Säntis-Churfirsten" ist die Route mit L, I bewertet - eine irreführende Untertreibung. Kurz vor Erreichen des Gipfels ist nämlich eine giftige Stelle zu bewältigen, die bis weit in den 2. Klettergrad hineinreicht und näher bei III als bei I liegt. Zur Erinnerung: Klettergrad I bedeutet "die Hände werden nur zum Stützen des Gleichgewichts benützt". Davon kann hier bei Weitem keine Rede mehr sein."

Genau das habe ich auch gedacht, als ich im Kamin war. Einen Augenblick dachte ich noch, dass ich plötzlich total unfit geworden bin und als Einziger Armunterstützung brauche, wo andere eben so ohne hoch gehen. Aber das ist ja nicht der Fall :-)

LG Daniel

Ivo66 hat gesagt: RE:Schwierigkeit Kamin K III
Gesendet am 9. Oktober 2010 um 07:01
Hoi Daniel

Vielen Dank für Dein Feedback. Da bin ich froh, dass ich dies nicht als Einziger so beurteile. Tatsächlich muss an dieser Stelle ordentlich zugepackt werden. Die Definition des III. Grads "Zwischensicherungen an exponierten Stellen empfehlenswert. Senkrechte Stellen oder gutgriffige Überhänge verlangen bereits Kraftaufwand" trifft hier doch eher zu als "die Hände werden nur zum Stützen des Gleichgewichts gebraucht". Exponiert ist die Stelle natürlich nicht, weshalb ich die Bewertung II für gerade noch angebracht halte.

Was mich immer wieder erstaunt, ist das gerade die SAC-Führer so oft derart krasse Fehlbewertungen enthalten. Dies kann schon auch mal gefährlich werden.

Herzliche Grüsse und weiterhin tolle Touren

Ivo


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