"Trosttour" aufs Aletschhorn (4193m)
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Keine kurzen Wege gibts aufs Aletschhorn. Rundum von Gletschern umgeben, ist eine Besteigung ein langes Unternehmen, für das sich die meisten Gipfelaspiranten drei Tage Zeit nehmen.
Für uns war das Aletschhorn mehr eine Verlegenheitstour; geplant war ursprünglich das Nesthorn über den Nordostgrat, eine grossartige Fels und Eistour. Sie ist aber wegen Gletscherschwund kaum mehr begehbar, schon gar nicht im August ohne genaue Ortskenntnis: die Orientierung im frischen Glescherschliff- und Sand ist in morgendlicher Dunkelheit praktisch unmöglich. Ebenso war die Orientierung am Aletschhorn um 4 Uhr morgens in den Moränen nicht ganz einfach...
Bei Traumbedingungen zügig aufs Aletschhorn
Nach zäher Entscheidungsfindung für ein Alternativziel am Vorabend (tückischer Neuschnee auf den Gletschern und an den Graten schränkte die Tourenwahl drastisch ein) kann mich
Delta doch noch für den langen "Hatscher" Aletschhorn motivieren. Die Verhältnisse dort sind bestens und ein Traumtag ist angesagt - vielen Dank an Delta, dass er mir doch noch das 4000er-Besteigen schmackhaft machen konnte, es hat sich gelohnt!
Der Gipfeltag beginnt in der Oberaletschhütte schon vor 2 Uhr mit Karabinergeklimper im Massenschlag, die meisten Aletschhornbesteiger erscheinen im Tenu komplet (aber noch ohne Steigeisen...) am Frühstückstisch. Unseres Erachtens ist die Weckzeit Ende August mindestens zwei Stunden zu früh angesetzt, irrt man doch noch gut vier Stunden im Dunkeln rum... Wir nehmens gemütlicher und lassen die 20 anderen Goretexgestalten ihrer Wege ziehen, kurz vor vor Drei Uhr machen wir uns auch auf den Weg:
In den letzen Leitern hinunter zum Gletscher geraten wir dennoch in den Stau, auf dem geröllübersäten Oberaargletscher kann dann gut das eigene Tempo gegangen werden. So finden wir uns bald fast zu vorderst an der Karawane, welche sich einen kollektiven Verhauer im heiklen Moränenschutt leistet: alle gingen zu weit östlich - tja, das passiert, wenn man einfach den Irrlichtern nachrennt... Allein eine Seilschaft hat, weit voraus, scheinbar den Pfad (einzelne Reflektoren, und Steinmänner am Einstieg eine blaue Stange) gefunden und gibt den entscheidenden Hinweis auf die richtige Route. Nach ein paar nicht ganz ungefährlichen Boulderpassagen in steilem Schutt und einer verbratenen halben Stunde finden wir endlich den Pfad, welcher vom Gletschter zu P. 2838 führt (T4, Steinmänner, Reflektoren). Von dort gehts über ein Band und ein breites Couloir auf den Sporn, welcher zum oberen, zerrissenen Gletscher hochleitet. Vor P. 3101 steiler und grossblockig, danach mit Blockgratcharakter, aber immer noch leicht zu P. 3382 (T5, Steinmänner, Optimallinie nicht ganz leicht zu finden in der Dunkelheit). Dort die Steigeisen montiert und über den zerschrundenen Gletscher zum Beginn des Südsporns P. 3736. Erst leicht, dann steilt das Gelände auf, bis ab 3900m Sicherungsstangen zum Gipfel leiten. Einfache Kletterei im 2. Grad, bei uns hilft fester Firn in den Rinnen zügig über die weniger steilen Stellen hinweg.
Trotz nächlichem Verhauer mit Kraftverschleiss erreichen wir nach 4:50 - die Führerzeit beträgt 7-8 Stunden - ab Hütte das Aletschhorn bei Windstille und unendlicher Ruhe - traumhaft schön! Oft als kältester Berg der Schweiz bezeichnet, durften wir in leichtem Tenu den arktischen Gipfel geniessen, mit den ersten thermischen Lüftchen verlassen wir nach einer halben Stunde den höchsten Punkt.
Der Abstieg läuft trotz vielen kreuzenden Seilschaften fast problemlos, sofern man nicht seinen Wanderstock vergisst und 100hm Zusatzaufstieg absolvieren darf... oder einen Pickel fallen lässt... unten am Gletscherrand analysieren wir unseren nächtlichen Irrgang und müssen feststellen, dass es nicht ganz offensichlich ist: bei der letzten blauen Stange mit Kaztenauge (auf der westlichen Seite des Grabens bei P. 2706, auf ca. 2640m) muss entgegen den Wegspuren, welche parallel zum Hang verlaufen, frontal gegen das Aletschhorn gestiegen werden. Nach einigen Metern im Sand findet man dann Steinmännchen und Reflektoren.
Auch verläuft der mit Stangen markierte Weg über den Oberaletschgletscher auf der orografisch linken Mittelmoräne, vom Hüttenabstieg gesehen muss also am Morgen früh erst Richtung Gletschermitte gegangen werden, dann rechts abbiegen. Eine Reko am Vorabend wäre nützlich gewesen.
Anstatt wieder zur Hütte aufzusteigen und dem regulären Hüttenweg zurück in die Belalp zu folgen, wollen wir den alten Hüttenweg wieder aktivieren: Dieser führt über den gewaltigen, 1km breiten Oberaletschgletscher bis zur Gletscherzunge, dann rechts die Moräne hinauf und über den Wanderweg zur Belalp. Das ganze ist ein "karakomisches" Erlebnis mit unendlich Geröll, gewaltigen Moränen, Gletscherbachquerungen, Gletscherseelein und dick unter Schutt begrabenem Eis - es wachsen sogar Alpenrosen und allerhand Grün auf der untersten Zunge! Etwas problematisch und kräfteraubend ist der Ausstieg an der Gletscherzunge auf die Alpwiesen hinauf, die beiden Wegspuren auf der LK sind im Moränenschutt nicht mehr auszumachen.
Wir stiegen über sandige Platten (T5) bis zum Plateau auf 2200m hoch, wo wir nach über 9 Stunden endlich wieder einen ebenen Wanderweg unter den Füssen haben. Der Gegenstieg zum Hotel Belalp zieht sich in der Nachmittagshitze, dafür ist das Bier dort auf der Sonnenterasse umso besser!
Dass
Deltas Beine nicht müde zu kriegen sind, beweist er am Folgetag nach kurzer Regenerationszeit am Niesengrat, prosit!
Für uns war das Aletschhorn mehr eine Verlegenheitstour; geplant war ursprünglich das Nesthorn über den Nordostgrat, eine grossartige Fels und Eistour. Sie ist aber wegen Gletscherschwund kaum mehr begehbar, schon gar nicht im August ohne genaue Ortskenntnis: die Orientierung im frischen Glescherschliff- und Sand ist in morgendlicher Dunkelheit praktisch unmöglich. Ebenso war die Orientierung am Aletschhorn um 4 Uhr morgens in den Moränen nicht ganz einfach...
Bei Traumbedingungen zügig aufs Aletschhorn
Nach zäher Entscheidungsfindung für ein Alternativziel am Vorabend (tückischer Neuschnee auf den Gletschern und an den Graten schränkte die Tourenwahl drastisch ein) kann mich

Der Gipfeltag beginnt in der Oberaletschhütte schon vor 2 Uhr mit Karabinergeklimper im Massenschlag, die meisten Aletschhornbesteiger erscheinen im Tenu komplet (aber noch ohne Steigeisen...) am Frühstückstisch. Unseres Erachtens ist die Weckzeit Ende August mindestens zwei Stunden zu früh angesetzt, irrt man doch noch gut vier Stunden im Dunkeln rum... Wir nehmens gemütlicher und lassen die 20 anderen Goretexgestalten ihrer Wege ziehen, kurz vor vor Drei Uhr machen wir uns auch auf den Weg:
In den letzen Leitern hinunter zum Gletscher geraten wir dennoch in den Stau, auf dem geröllübersäten Oberaargletscher kann dann gut das eigene Tempo gegangen werden. So finden wir uns bald fast zu vorderst an der Karawane, welche sich einen kollektiven Verhauer im heiklen Moränenschutt leistet: alle gingen zu weit östlich - tja, das passiert, wenn man einfach den Irrlichtern nachrennt... Allein eine Seilschaft hat, weit voraus, scheinbar den Pfad (einzelne Reflektoren, und Steinmänner am Einstieg eine blaue Stange) gefunden und gibt den entscheidenden Hinweis auf die richtige Route. Nach ein paar nicht ganz ungefährlichen Boulderpassagen in steilem Schutt und einer verbratenen halben Stunde finden wir endlich den Pfad, welcher vom Gletschter zu P. 2838 führt (T4, Steinmänner, Reflektoren). Von dort gehts über ein Band und ein breites Couloir auf den Sporn, welcher zum oberen, zerrissenen Gletscher hochleitet. Vor P. 3101 steiler und grossblockig, danach mit Blockgratcharakter, aber immer noch leicht zu P. 3382 (T5, Steinmänner, Optimallinie nicht ganz leicht zu finden in der Dunkelheit). Dort die Steigeisen montiert und über den zerschrundenen Gletscher zum Beginn des Südsporns P. 3736. Erst leicht, dann steilt das Gelände auf, bis ab 3900m Sicherungsstangen zum Gipfel leiten. Einfache Kletterei im 2. Grad, bei uns hilft fester Firn in den Rinnen zügig über die weniger steilen Stellen hinweg.
Trotz nächlichem Verhauer mit Kraftverschleiss erreichen wir nach 4:50 - die Führerzeit beträgt 7-8 Stunden - ab Hütte das Aletschhorn bei Windstille und unendlicher Ruhe - traumhaft schön! Oft als kältester Berg der Schweiz bezeichnet, durften wir in leichtem Tenu den arktischen Gipfel geniessen, mit den ersten thermischen Lüftchen verlassen wir nach einer halben Stunde den höchsten Punkt.
Der Abstieg läuft trotz vielen kreuzenden Seilschaften fast problemlos, sofern man nicht seinen Wanderstock vergisst und 100hm Zusatzaufstieg absolvieren darf... oder einen Pickel fallen lässt... unten am Gletscherrand analysieren wir unseren nächtlichen Irrgang und müssen feststellen, dass es nicht ganz offensichlich ist: bei der letzten blauen Stange mit Kaztenauge (auf der westlichen Seite des Grabens bei P. 2706, auf ca. 2640m) muss entgegen den Wegspuren, welche parallel zum Hang verlaufen, frontal gegen das Aletschhorn gestiegen werden. Nach einigen Metern im Sand findet man dann Steinmännchen und Reflektoren.
Auch verläuft der mit Stangen markierte Weg über den Oberaletschgletscher auf der orografisch linken Mittelmoräne, vom Hüttenabstieg gesehen muss also am Morgen früh erst Richtung Gletschermitte gegangen werden, dann rechts abbiegen. Eine Reko am Vorabend wäre nützlich gewesen.
Anstatt wieder zur Hütte aufzusteigen und dem regulären Hüttenweg zurück in die Belalp zu folgen, wollen wir den alten Hüttenweg wieder aktivieren: Dieser führt über den gewaltigen, 1km breiten Oberaletschgletscher bis zur Gletscherzunge, dann rechts die Moräne hinauf und über den Wanderweg zur Belalp. Das ganze ist ein "karakomisches" Erlebnis mit unendlich Geröll, gewaltigen Moränen, Gletscherbachquerungen, Gletscherseelein und dick unter Schutt begrabenem Eis - es wachsen sogar Alpenrosen und allerhand Grün auf der untersten Zunge! Etwas problematisch und kräfteraubend ist der Ausstieg an der Gletscherzunge auf die Alpwiesen hinauf, die beiden Wegspuren auf der LK sind im Moränenschutt nicht mehr auszumachen.
Wir stiegen über sandige Platten (T5) bis zum Plateau auf 2200m hoch, wo wir nach über 9 Stunden endlich wieder einen ebenen Wanderweg unter den Füssen haben. Der Gegenstieg zum Hotel Belalp zieht sich in der Nachmittagshitze, dafür ist das Bier dort auf der Sonnenterasse umso besser!
Dass

Tourengänger:
Delta,
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