Aletschhorn
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Tourenbericht:
"Hm? Was sollnwa machen?" DAS war die Frage aller Fragen, sozusagen, die Mutter aller Fragen. Denn nach der Begehung des Nadelgrates wollten wir die 2. gemeinsame Tourenwoche nicht (nur) mit Nasebohren, Käseschnitten genießen und Blödsinn erzählen verbringen. Freundlicherweise gab Roger dann grünes Licht für ein etwas älteres Projekt meinerseits, was 1996 auf 3396m für beendet erklärt wurde: das Aletschhorn von der Oberaletschhütte über die Südwestrippe.
Dem damaligen Flockenfall sei Dank, konnten wir somit ein weiteres interessantes Ziel in Augenschein nehmen. Für Roger der erst zweite Berner 4000er, für den Zeilenschreiber zumindest eine noch nicht begangene und somit neue Route.
Heraufgegondelt zur Belalp fällt dort der Startschuss für unsere letzte gemeinsame Hochtour 2019. Zunäxt geht es von dort zum altehrwürdigen Hotel Belalp. Dort hat man auf der Terrasse nicht nur einen hervorragenden Ausblick auf die Bergwelt, sondern kann sich den offerierten Speisen und Getränken hingeben. Haben wir dann auch mal getan, denn ohne den Durst, geht's nicht um die Wurst. Dieser weltweit bekannte Spruch will uns nur dezent darauf hinweisen, dass der Weg zur Oberaletschhütte lang und schmutzig ist. Da kann so ein ausgewachsener Durst den Aufstieg leicht vermiesen. Denn eigentlich ist der Hüttenweg recht abwechslungsreich. 1996 gab es diesen noch gar nicht. Damals wurde noch über den Zusammenfluss von Oberaletsch-Gletscher und Beichgletscher aufgestiegen. Bzw. auf DAS, was von ihm noch da war. Mittlerweile sind auch diese Reste verschwunden und außer Schutt, Schotter und Gestein ist vom Gletschereis nix mehr zu sehen!
Im fluffigen "Wenig-Auf" und dafür "Viel-Ab" geht's vom Hotel Belalp zum Punkt 2127m.
Der Punkt 2127m ist gottseidank aber nicht ein x-beliebiger Punkt, der irgendwo im nirgendwo mal gepunktet wurde. Nö, es ist die Brücke, die sich über den Oberaletschbach spannt. Gute Brücke, die, denn sonst wär`s schwierig auf die andere Seite zu kommen. Dort ist es dann auch vorbei mit dem fluffigen "Viel-Ab". Nun geht's aufwärts um auf den Panorama Höhenweg zu gelangen. Dieser ist, wie schon mehrfach in anderen Berichten erwähnt, äußerst lohnenswert. Vielleicht nicht unbedingt mit schweren Säckchen auf dem Rücken. Da lohnen sich die zahlreichen auf und ab`s höchstens zum erhöhten Kalorienverbrauch. Aber DAS ist jetzt auch rumjammern auf hohen Niveau.... und seit wann gibt`s in unseren Berichten schon hohes Niveau :-)
Wie....01:45 Uhr Weckzeit?
Schon wieder??
Hatte ich doch schon beim letzten Bericht.. hm... wer hatte sich diese Tour noch mal gewünscht? Was?.. Ich?... Ähm... tja, ok, dann stehen wir natürlich um 01:45 Uhr auf. Machen wir doch gerne, nöh?!
Plaudertaschen sitzen dann in Unterzahl am Frühstückstisch. Überhaupt ist es überschaubar, wer sich heute den weiten Weg zum Aletschhorn antun möchte. Um es in Zahlen auszudrücken, ganze 4.
Da das Gespann Roger/Schweizkappe mal wieder wenig Appetit zeigte, waren sie es auch, die als Erste den Weg hinab zum Gletscher suchten. Schwer war die Wegsuche nicht, eher schon die aktuelle Tagesform. Mir fiel es jedenfalls schon leichter, auf Touren zu kommen. Und deshalb tat ich mich schwer, an den Leitern und am letzten Steilstück, was durch ein Fixseil gesichert auf den Oberaletschgletscher führte. Wurde leider auch nicht besser, als wir über Blockgelände durch die Nacht wankten. Diese Gangart hatte aber überhaupt nichts mit eventuellen alkoholischen Genüssen am gestrigen Abend zu tun, vielmehr machen Blöcke im Blockgelände DAS, was sie häufig machen... sie wackeln, wenn man auf ihnen steht und geht.
Ganz unangenehm hab ich dann die steile Passage in Erinnerung, die ab Punkt 2706 hinauf und weiter zu einem Felssporn führt. Sandig, schuttig, steil, unangenehm... ach ja... schotterig passt auch noch darein....! Gut, das diese Passage mit Ketten gesichert war. Frage mich allerdings, wie man dies ohne Absicherung schaffen soll... außer sie weiträumig zu umgehen.
Wir schlichen dann weiter durch die Nacht... bzw. schneckten bzw. mühsamten uns hinauf zum Felssporn. Dort setzte sich Roger erst einmal hin und sagte, dass er ziemlich müde wäre. Es war der entscheidende Moment dieser Tour! Denn hätte er auch nur einen weiteren Pieps von sich gegeben, wäre der Zeilenmeister unverzüglich darauf eingegangen, doch womöglich umzudrehen. Weil wir doch Beide heute nicht die allerbeste Tagesform hätten, weil es doch an der Oberaletschhütte auch schön wäre, weil es sooo mühsam gerade ist..... und dunkel sei es darüber hinaus auch immer noch. Soooo viele "gute" Argumente hatte der Schweizkappenträger in den letzten Stunden gesammelt. Allein, Roger sagte nichts mehr, um diese Argumente auch sorgfältig anbringen zu können. Ganz im Gegenteil, er stand nach kurzer Zeit wieder auf und machte Anzeichen die Tour fortzusetzen. Und damit war dann auch entschieden, das wir hinauf und nicht hinabsteigen!!
Zugegebenermaßen ging es dann aber auch aufwärts. Nicht nur am Berg, sondern auch mit unserer Stimmung, mit unserer Müdigkeit.... und die Sonne ging auch auf. Vorbei die Dunkelheit, die doch ordentlich aufs Gemüt gedrückt hatte.
Auf dem Gletscher fand der Seilpartner dann nicht nur zur gewohnten Form zurück, sondern gleichzeitig den besten Weg zum Einstieg auf die SW-Rippe. Ich klatsche heftig.... Beifall???... oder war es eher, um die kalten Finger wieder warm zu bekommen. Egal, Roger hat`s gefreut.
Der Ein-, Auf-, und Ausstieg auf die SW-Rippe war schnell geschafft. Das Steigeisendepot auch.... und der folgende Abschnitt bis zum Beginn der eigentlichen Kletterei ebenfalls. Dort weisen Sicherungsstangen den Weg hinauf zum Gipfel. Die Sicherungsstangen produzieren aber nur teilweise Sicherheit. Denn der Fels ist nicht überall vertrauenswürdig. Da sollte ein Jeder prüfen, was das Zeug hält... im wahrsten Sinne des Satzes!!
Wer schon einmal auf einem Gipfel stand, alleine mit seinem Seilpartner, nach etlichen nicht "geschenkten" Höhenmetern, die Sonne scheint und der Ausblick ist atemberaubend... kann sich vermutlich ungefähr vorstellen, WIE unsere Gemütslage in DEM Augenblick aussah... auf der nach oben offenen RoPo bzw. Woger Skala hatte der Zeiger jedenfalls ordentlich zutun dies zum Ausdruck zu bringen.
Allein das Wissen (unter anderem durch andere Hikr Berichte!!), dass wir noch lange nicht Feierabend machen konnten, ließ uns nach einigen Minuten schon wieder absteigen. Wer lange Abstiege mag, dem sei diese Tour schon jetzt empfohlen. Denn es wurde ein langer Abstieg!! Auf 6,5 Stunden Aufstieg folgten 6,5 Stunden Abstieg. Da kann der Zeilenschreiber auch kein Schönschwatz betreiben, der Abstieg zog sich wie Kaugummi. Und spätestens beim Schutt- und Schotterabschnitt war er dann auch wieder in seinem Element.... seinem FLUCH-Element.
Unten auf dem Oberaletschgletscher stellt man am besten seinen Kopf und die darin befindlichen Gedanken ab... und die Musik an. Wenn man denn Musik dabei hat. Hatte ich leider nicht und so durfte ich mich mit meinen Gedanken beschäftigen. Warum es noch so weit bis zur Hütte ist, warum Roger wieder einmal so fix im Abstieg ist (und ich nicht), warum mir so warm ist und warum mir nur Fragen einfallen, die mit warum beginnen. Als mir dann endlich eine Frage mit "wann" einfiel... stand ich vor der Hütte.
FEIERABEND!!!
Crédits:
Eigentlich fehlen mir die Worte um es wirklich auf den Punkt zu bringen!! Auf den Punkt zu bringen, wie toll diese beiden Tourenwochen mit Roger waren. Wie sehr ich die umsichtige Art und Weise schätze, die Er während der Tour auch in schwierigen Momenten zeigt. Mal ganz abgesehen von der Tourenplanung und Ausführung. Da kommt dann so ein Merci vielmal meinerseits etwas arg klein daher. Und ein zweites Merci vielmal macht es auch nicht viel besser. Deshalb:.. "auch mal die Klappe halten".. wie du, Roger, manchmal gerne zu sagen pflegst. Denn Du weißt ja eh, was ich meine!!!
Routenbeschreibung:
Von der Hütte folgt man in nordwestliche Richtung der weiss-blauen Markierung "Gletscher" und steigt über den Hütten-"Klettersteig" (keine Ausrüstung nötig) resp. Winterzugang teilweise über Leitern 150-200m zum Oberaletschgletscher ab. Vom "Klettersteig"-Ausstieg weg hat es Markierungsstangen mit Reflektoren, die in der Nacht mit Stirnlampe gut sichtbar sind. Man steigt auf dem Gletscher in Richtung Nordosten auf und peilt dort, wo der Gletscher beginnt eine Linkskurve zu machen ungefähr Punkt 2706 an. Mit weiteren Reflektoren markiert beginnt dann ein steiler, sandiger und rutschiger Aufstieg, der dankenswerterweise 2018 oder 2019 mit Ketten und Sicherungsstangen ausgerüstet wurde, um ihn zu entschärfen.
Man ersteigt entlang von Wegspuren, Steinmännern und einem weiteren Reflektor den Felssporn bei Punkt 3101 und steigt auf der Ostseite des Felssporns hoch bis zu Punkt 3396, wo sich der Übergang auf den kurzen Gletscherabschnitt rüber zum Ausläufer der eigentlichen SW-Rippe befindet.
Beim Übergang von Punkt 3396 auf den Gletscher kann es eine grosse, mehr oder weniger schwierig zu meisternde Randkluft haben, die bei uns gerade noch einigermassen gut und mit viel Frontzackeneinsatz zu begehen war. Der darauffolgende Gletscher ist heikel und weist sehr grosse Spalten auf. Wir haben zuerst etwas nach Nordosten ausgeholt und sind nachher in Richtung Nordwesten ungefähr in Richtung Punkt 3736 gegangen, wo man über einen Firn und Geröllhang den Kamm der oberen SW-Rippe erreicht. Man folgt der wenig ausgeprägten Rippe aufwärts in nordöstlicher Richtung, mehrheitlich am rechten/östlichen Rand und kann sich irgendwann ca. auf 3900m anhand der ersten Sicherungsstangen orientieren, die von da bis zum Gipfel reichen und die Richtung vorgeben.
Allgemeine Toureninfos und Einschätzungen:
Die Kletterei ist nirgends schwierig (max. II) und aufgrund der Sicherungsstangen recht sicher zu gestalten. Der Fels auf der Rippe ist teilweise sehr instabil und man muss höllisch aufpassen, dass man nachfolgende Seilschaften nicht mit Steinen bombardiert. Wenn man von Stange zu Stange sichern möchte, braucht man ein 40m-Seil, spezielle technische Ausrüstung zusätzlich zur üblichen Hochtourenausrüstung (zu der für mich ein Helm dazugehört) braucht es nicht.
Wir haben für den Aufstieg und den Abstieg je 6.5 Stunden benötigt inkl. Pausen, die Tour ist also recht lang. Die SW-Rippe war auf unserer Tour komplett schneefrei und sehr bröselig, ich kann mir vorstellen, dass man mit einer gediegenen Schneeauflage sogar eher schneller unterwegs ist. Wir haben uns noch eine zweite Nacht auf der Oberaletschhütte gegönnt, was aufgrund der Kochkünste von Hüttenwartin Irene, ihrem selbstgemachten Génépi und nur 4 anwesenden Gästen eine äusserst erfreuliche Sache war.
"Hm? Was sollnwa machen?" DAS war die Frage aller Fragen, sozusagen, die Mutter aller Fragen. Denn nach der Begehung des Nadelgrates wollten wir die 2. gemeinsame Tourenwoche nicht (nur) mit Nasebohren, Käseschnitten genießen und Blödsinn erzählen verbringen. Freundlicherweise gab Roger dann grünes Licht für ein etwas älteres Projekt meinerseits, was 1996 auf 3396m für beendet erklärt wurde: das Aletschhorn von der Oberaletschhütte über die Südwestrippe.
Dem damaligen Flockenfall sei Dank, konnten wir somit ein weiteres interessantes Ziel in Augenschein nehmen. Für Roger der erst zweite Berner 4000er, für den Zeilenschreiber zumindest eine noch nicht begangene und somit neue Route.
Heraufgegondelt zur Belalp fällt dort der Startschuss für unsere letzte gemeinsame Hochtour 2019. Zunäxt geht es von dort zum altehrwürdigen Hotel Belalp. Dort hat man auf der Terrasse nicht nur einen hervorragenden Ausblick auf die Bergwelt, sondern kann sich den offerierten Speisen und Getränken hingeben. Haben wir dann auch mal getan, denn ohne den Durst, geht's nicht um die Wurst. Dieser weltweit bekannte Spruch will uns nur dezent darauf hinweisen, dass der Weg zur Oberaletschhütte lang und schmutzig ist. Da kann so ein ausgewachsener Durst den Aufstieg leicht vermiesen. Denn eigentlich ist der Hüttenweg recht abwechslungsreich. 1996 gab es diesen noch gar nicht. Damals wurde noch über den Zusammenfluss von Oberaletsch-Gletscher und Beichgletscher aufgestiegen. Bzw. auf DAS, was von ihm noch da war. Mittlerweile sind auch diese Reste verschwunden und außer Schutt, Schotter und Gestein ist vom Gletschereis nix mehr zu sehen!
Im fluffigen "Wenig-Auf" und dafür "Viel-Ab" geht's vom Hotel Belalp zum Punkt 2127m.
Der Punkt 2127m ist gottseidank aber nicht ein x-beliebiger Punkt, der irgendwo im nirgendwo mal gepunktet wurde. Nö, es ist die Brücke, die sich über den Oberaletschbach spannt. Gute Brücke, die, denn sonst wär`s schwierig auf die andere Seite zu kommen. Dort ist es dann auch vorbei mit dem fluffigen "Viel-Ab". Nun geht's aufwärts um auf den Panorama Höhenweg zu gelangen. Dieser ist, wie schon mehrfach in anderen Berichten erwähnt, äußerst lohnenswert. Vielleicht nicht unbedingt mit schweren Säckchen auf dem Rücken. Da lohnen sich die zahlreichen auf und ab`s höchstens zum erhöhten Kalorienverbrauch. Aber DAS ist jetzt auch rumjammern auf hohen Niveau.... und seit wann gibt`s in unseren Berichten schon hohes Niveau :-)
Wie....01:45 Uhr Weckzeit?
Schon wieder??
Hatte ich doch schon beim letzten Bericht.. hm... wer hatte sich diese Tour noch mal gewünscht? Was?.. Ich?... Ähm... tja, ok, dann stehen wir natürlich um 01:45 Uhr auf. Machen wir doch gerne, nöh?!
Plaudertaschen sitzen dann in Unterzahl am Frühstückstisch. Überhaupt ist es überschaubar, wer sich heute den weiten Weg zum Aletschhorn antun möchte. Um es in Zahlen auszudrücken, ganze 4.
Da das Gespann Roger/Schweizkappe mal wieder wenig Appetit zeigte, waren sie es auch, die als Erste den Weg hinab zum Gletscher suchten. Schwer war die Wegsuche nicht, eher schon die aktuelle Tagesform. Mir fiel es jedenfalls schon leichter, auf Touren zu kommen. Und deshalb tat ich mich schwer, an den Leitern und am letzten Steilstück, was durch ein Fixseil gesichert auf den Oberaletschgletscher führte. Wurde leider auch nicht besser, als wir über Blockgelände durch die Nacht wankten. Diese Gangart hatte aber überhaupt nichts mit eventuellen alkoholischen Genüssen am gestrigen Abend zu tun, vielmehr machen Blöcke im Blockgelände DAS, was sie häufig machen... sie wackeln, wenn man auf ihnen steht und geht.
Ganz unangenehm hab ich dann die steile Passage in Erinnerung, die ab Punkt 2706 hinauf und weiter zu einem Felssporn führt. Sandig, schuttig, steil, unangenehm... ach ja... schotterig passt auch noch darein....! Gut, das diese Passage mit Ketten gesichert war. Frage mich allerdings, wie man dies ohne Absicherung schaffen soll... außer sie weiträumig zu umgehen.
Wir schlichen dann weiter durch die Nacht... bzw. schneckten bzw. mühsamten uns hinauf zum Felssporn. Dort setzte sich Roger erst einmal hin und sagte, dass er ziemlich müde wäre. Es war der entscheidende Moment dieser Tour! Denn hätte er auch nur einen weiteren Pieps von sich gegeben, wäre der Zeilenmeister unverzüglich darauf eingegangen, doch womöglich umzudrehen. Weil wir doch Beide heute nicht die allerbeste Tagesform hätten, weil es doch an der Oberaletschhütte auch schön wäre, weil es sooo mühsam gerade ist..... und dunkel sei es darüber hinaus auch immer noch. Soooo viele "gute" Argumente hatte der Schweizkappenträger in den letzten Stunden gesammelt. Allein, Roger sagte nichts mehr, um diese Argumente auch sorgfältig anbringen zu können. Ganz im Gegenteil, er stand nach kurzer Zeit wieder auf und machte Anzeichen die Tour fortzusetzen. Und damit war dann auch entschieden, das wir hinauf und nicht hinabsteigen!!
Zugegebenermaßen ging es dann aber auch aufwärts. Nicht nur am Berg, sondern auch mit unserer Stimmung, mit unserer Müdigkeit.... und die Sonne ging auch auf. Vorbei die Dunkelheit, die doch ordentlich aufs Gemüt gedrückt hatte.
Auf dem Gletscher fand der Seilpartner dann nicht nur zur gewohnten Form zurück, sondern gleichzeitig den besten Weg zum Einstieg auf die SW-Rippe. Ich klatsche heftig.... Beifall???... oder war es eher, um die kalten Finger wieder warm zu bekommen. Egal, Roger hat`s gefreut.
Der Ein-, Auf-, und Ausstieg auf die SW-Rippe war schnell geschafft. Das Steigeisendepot auch.... und der folgende Abschnitt bis zum Beginn der eigentlichen Kletterei ebenfalls. Dort weisen Sicherungsstangen den Weg hinauf zum Gipfel. Die Sicherungsstangen produzieren aber nur teilweise Sicherheit. Denn der Fels ist nicht überall vertrauenswürdig. Da sollte ein Jeder prüfen, was das Zeug hält... im wahrsten Sinne des Satzes!!
Wer schon einmal auf einem Gipfel stand, alleine mit seinem Seilpartner, nach etlichen nicht "geschenkten" Höhenmetern, die Sonne scheint und der Ausblick ist atemberaubend... kann sich vermutlich ungefähr vorstellen, WIE unsere Gemütslage in DEM Augenblick aussah... auf der nach oben offenen RoPo bzw. Woger Skala hatte der Zeiger jedenfalls ordentlich zutun dies zum Ausdruck zu bringen.
Allein das Wissen (unter anderem durch andere Hikr Berichte!!), dass wir noch lange nicht Feierabend machen konnten, ließ uns nach einigen Minuten schon wieder absteigen. Wer lange Abstiege mag, dem sei diese Tour schon jetzt empfohlen. Denn es wurde ein langer Abstieg!! Auf 6,5 Stunden Aufstieg folgten 6,5 Stunden Abstieg. Da kann der Zeilenschreiber auch kein Schönschwatz betreiben, der Abstieg zog sich wie Kaugummi. Und spätestens beim Schutt- und Schotterabschnitt war er dann auch wieder in seinem Element.... seinem FLUCH-Element.
Unten auf dem Oberaletschgletscher stellt man am besten seinen Kopf und die darin befindlichen Gedanken ab... und die Musik an. Wenn man denn Musik dabei hat. Hatte ich leider nicht und so durfte ich mich mit meinen Gedanken beschäftigen. Warum es noch so weit bis zur Hütte ist, warum Roger wieder einmal so fix im Abstieg ist (und ich nicht), warum mir so warm ist und warum mir nur Fragen einfallen, die mit warum beginnen. Als mir dann endlich eine Frage mit "wann" einfiel... stand ich vor der Hütte.
FEIERABEND!!!
Crédits:
Eigentlich fehlen mir die Worte um es wirklich auf den Punkt zu bringen!! Auf den Punkt zu bringen, wie toll diese beiden Tourenwochen mit Roger waren. Wie sehr ich die umsichtige Art und Weise schätze, die Er während der Tour auch in schwierigen Momenten zeigt. Mal ganz abgesehen von der Tourenplanung und Ausführung. Da kommt dann so ein Merci vielmal meinerseits etwas arg klein daher. Und ein zweites Merci vielmal macht es auch nicht viel besser. Deshalb:.. "auch mal die Klappe halten".. wie du, Roger, manchmal gerne zu sagen pflegst. Denn Du weißt ja eh, was ich meine!!!
Routenbeschreibung:
Von der Hütte folgt man in nordwestliche Richtung der weiss-blauen Markierung "Gletscher" und steigt über den Hütten-"Klettersteig" (keine Ausrüstung nötig) resp. Winterzugang teilweise über Leitern 150-200m zum Oberaletschgletscher ab. Vom "Klettersteig"-Ausstieg weg hat es Markierungsstangen mit Reflektoren, die in der Nacht mit Stirnlampe gut sichtbar sind. Man steigt auf dem Gletscher in Richtung Nordosten auf und peilt dort, wo der Gletscher beginnt eine Linkskurve zu machen ungefähr Punkt 2706 an. Mit weiteren Reflektoren markiert beginnt dann ein steiler, sandiger und rutschiger Aufstieg, der dankenswerterweise 2018 oder 2019 mit Ketten und Sicherungsstangen ausgerüstet wurde, um ihn zu entschärfen.
Man ersteigt entlang von Wegspuren, Steinmännern und einem weiteren Reflektor den Felssporn bei Punkt 3101 und steigt auf der Ostseite des Felssporns hoch bis zu Punkt 3396, wo sich der Übergang auf den kurzen Gletscherabschnitt rüber zum Ausläufer der eigentlichen SW-Rippe befindet.
Beim Übergang von Punkt 3396 auf den Gletscher kann es eine grosse, mehr oder weniger schwierig zu meisternde Randkluft haben, die bei uns gerade noch einigermassen gut und mit viel Frontzackeneinsatz zu begehen war. Der darauffolgende Gletscher ist heikel und weist sehr grosse Spalten auf. Wir haben zuerst etwas nach Nordosten ausgeholt und sind nachher in Richtung Nordwesten ungefähr in Richtung Punkt 3736 gegangen, wo man über einen Firn und Geröllhang den Kamm der oberen SW-Rippe erreicht. Man folgt der wenig ausgeprägten Rippe aufwärts in nordöstlicher Richtung, mehrheitlich am rechten/östlichen Rand und kann sich irgendwann ca. auf 3900m anhand der ersten Sicherungsstangen orientieren, die von da bis zum Gipfel reichen und die Richtung vorgeben.
Allgemeine Toureninfos und Einschätzungen:
Die Kletterei ist nirgends schwierig (max. II) und aufgrund der Sicherungsstangen recht sicher zu gestalten. Der Fels auf der Rippe ist teilweise sehr instabil und man muss höllisch aufpassen, dass man nachfolgende Seilschaften nicht mit Steinen bombardiert. Wenn man von Stange zu Stange sichern möchte, braucht man ein 40m-Seil, spezielle technische Ausrüstung zusätzlich zur üblichen Hochtourenausrüstung (zu der für mich ein Helm dazugehört) braucht es nicht.
Wir haben für den Aufstieg und den Abstieg je 6.5 Stunden benötigt inkl. Pausen, die Tour ist also recht lang. Die SW-Rippe war auf unserer Tour komplett schneefrei und sehr bröselig, ich kann mir vorstellen, dass man mit einer gediegenen Schneeauflage sogar eher schneller unterwegs ist. Wir haben uns noch eine zweite Nacht auf der Oberaletschhütte gegönnt, was aufgrund der Kochkünste von Hüttenwartin Irene, ihrem selbstgemachten Génépi und nur 4 anwesenden Gästen eine äusserst erfreuliche Sache war.
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