Aletschhorn Südwestrippe


Publiziert von Matthias Pilz , 24. Juli 2020 um 13:57.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum: 3 Juli 2020
Hochtouren Schwierigkeit: ZS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage

Auch wenn das Aletschhorn in den 4000er Tabellen was die Tourlänge betrifft nur im Mittelfeld steht, so ist der Anstieg jedoch konditionell und psychisch einer der mühsamsten auf die von mir bestiegenen 4000er, und das sind immerhin schon über 65. Der Zustieg von Belalp ist anfangs sanft und gemütlich, spätestens beim Hotel Belalp kommen erste Befürchtungen für den Rückweg auf, denn hier fällt der Weg gleich einmal steil ab. Dieses Auf und Ab bleibt uns noch länger erhalten und so muss man dem Weg zwar landschaftliche Reize ohne Zweifel zugestehen, wirklich genießen kann man diese aber wohl nur ohne den schweren Rucksack. Denn neben der üblichen Hochtourenausrüstung gehört am Aletschhorn noch der Helm und eine warmer Pullover ins Gepäck - der Gipfel soll ja der kälteste der Alpen sein. Auch die schweren Bergstiefel haben wir auf den Rucksack geschnallt, so ist der Weg wenigstens angenehm zu gehen. Ab der Oberaletschbachbrücke stiegen wir dann in dichtem Nebel auf, vom Panorama also keine Spur, so fiel der Blick ständig aufs GPS, unglaubwürdig wie weit es denn noch sei! Die Hütte entschädigt jedoch mit hervorragender Küche, dem gemütlichen Kachelofen und netter Atmosphäre.
Kurz nach 2 geht's tags darauf los und man würde sich jeden anderen Start lieber wünschen als diesen: Über Leitern und Seile steigt man in die stockfinstere Nacht steil hinab, vielleicht ist es auch besser nichts zu sehen, der Schein unserer Lampen erreicht jedenfalls der Gletscher lange nicht. Am Gletscher gibt es dann in erster Linie Geröll, zum Glück steigt die Motivation ein wenig wenn im Schein der Stirnlampe dann das nächste Katzenauge auftaucht. 
Man würde meinen, sobald man den Gletscher verlässt wird's besser, falsch gedacht, denn zuvor gilt es noch die Moräne in losem Schotter und Geröll zu erklimmen, zumindest hier ist der Helm absolut obligat und eine gute Taktik bzw. Absprache mit anderen Gruppen erforderlich. Ohne die vorhandene Kette wäre ein Erklimmen der Steilwand wohl nur möglich indem man Steigeisen und Pickel in den Sand zwischen den eingelagerten und höchst wackeligen Steinen rammt. 
Im folgenden geht's dann wieder besser weiter, wohl gemerkt nach wie vor im Dunklen. Ab dem P. 3101 wird der Fels dann richtig gut, in leichter Blockkletterei geht's nur so dahin und es kommt fast schon Euphorie auf. Wenn dann am Gletscher auch noch wie bei uns noch guter Trittschnee und geschlossene Spalten den Weg genüsslich gestalten kommt man doch fast noch ins Schwärmen. Aber nur fast, denn die Südwestrippe bietet dann wieder exzellent brüchigen Fels, eine steinschlaggefährdete Route und Kletterei im Schatten. Zum Glück gibt's aber Stangen zum Sichern und dank der Schneeauflage konnten wir doch gut die Hälfte im Schnee zurücklegen. 
Der Gipfel ist also mühsam erkämpft, von dort oben bietet sich dann aber wirklich ein sensationeller Ausblick, diesen allzu lange genießen ist aber nicht drin, denn auf die knapp 7 Stunden Aufstieg folgt ein ebensolanger Abstieg. 
Wer wie wir auch noch bis Belalp absteigt, dem steht neben dem Gegenanstieg zur Hütte auch noch der mühsame Panoramaweg bevor, einziger Lichtblick ist da die Tatsache, dass die letzte Gondel doch noch sehr spät abends fährt!
Ein sehr entlegender und damit im Sommer sehr exklusiver 4000er, dessen Gipfel nur mit großer körperlicher Anstrengung zu haben ist! Nicht die Schönheit der Kletterei oder der Route sondern das Gesamterlebnis steht hier im Vordergrund.

AUFSTIEG: Von Belalp am markierten Panoramaweg in mehrfachem Auf und Ab in gut 4h zur Hütte. Tags darauf vom Heli-Landeplatz entlang der Seile absteigen. Bald über Leitern hinab bis zum Gletscher, ganz zuletzt entlang eines Seils hinab. Am Blockgletscher entlang der Katzenaugen etwa 2 Kilometer taleinwärts und links einiger Bäche zur Moräne. Diese wird nun mit Hilfe einer Kette erklettert, am besten versucht man so rasch wie möglich mit einem Pendler an der losen Kette den etwas stabileren Rücken rechts zu erreichen und folgt nicht der Kette in direkter Linie. Nun in Geröll weiter aufwärts, zuletzt über Wiesen zu einer Wand mit Bach auf der linken Seite. Wer vor der Felswand steht ist nun 10m zu hoch, etwas tiefer kann, zuerst kaum erkennbar, der Bach überquert werden (Katzenauge). Über leichte Schrofen (max. II) erreicht man P. 3101 und dann in gutem, leichten Fels P. 3393. Bis hierher kann seilfrei gegangen werden sofern man den Weg gut findet.
Nun mehr oder weniger einfach (kurzes Wandl am Beginn) auf den Gletscher und in einem Bogen über rechts auf eine Schneerampe und so zurück auf den Felsgrat knapp unter P. 3734. Eine kurze Kraxlerei leitet zum obersten Schnee- oder Eisfleck, an dessen oberen Ende zum Beginn der eigentlichen Kletterei. Nun immer den Stangen im Abstand von max. 25m folgen und direkt zum Gipfel.

ABSTIEG: Wie Aufstieg

SCHWIERIGKEIT: AD-, im Fels bis II (teils brüchig), im Schnee/Eis bis 35° und evtl. 5m etwas steiler am Gletscherbeginn. 

ABSICHERUNG: Stangen mit max. 25m Abstand

MIT WAR: Karin

WETTER: Spitze, kaum Wind, sehr warm

Tour beschrieben von Matthias Pilz (mammut-extreme@gmx.at), ©Matthias Mountaineering

Tourengänger: Matthias Pilz


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