Zitterklapfen (2403 m) - Spannung und Vergnügen
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Touren-Highlight im Bergsommer 2010
Zitterklapfen heißt der 2403 m hohe Gipfel im Bregenzerwald, dessen Besteigung für uns schon ein kleines Abenteuer darstellte. Er ist Teil einer mächtigen Felsbastion im Lechquellengebirge, die sich über mehrere Kilometer zwischen dem Bregenzerwald und dem Großen Walsertal erhebt. Ein Foto in einem Tourenbericht von
Jackthepot hatte meinen Focus (wieder) auf diesen Gipfel gelenkt.
Rückblick:
Mit „es war einmal“ will ich aber erst mal 33 Jahre zurückblenden. Als junger Bursch habe ich damals mit meinem Vater (klick) innerhalb kurzer Zeit zwei Mal den Berg bestiegen. Die Erinnerungen an die Schwierigkeit der Touren waren aber ziemlich verblasst, was ich der damaligen Unbekümmertheit eines 20jährigen zuschreibe. Dass es die schwierigste weiss-blau-weiss markierte Route im Bregenzerwald ist, war mir allerdings noch bewusst.
Respekt hatte ich damals und auch gestern bei dem Gedanken daran, dass ein Onkel von mir in den 70er Jahren auf der AV-Führe in der Nordflanke beim Abstieg auf einem steilen Firnfeld ausrutschte und abgestürzt ist (Bericht). Beim Versuch, das Drahtseil aus dem harten Schnee zu lösen, ist das Missgeschick passiert. Sein Überleben mit etlichen Knochenbrüchen im Becken- und Lendenwirbelbereich hatte er dem glücklichen Umstand zu verdanken, in den Bergschrund gefallen zu sein, was einen weiteren Absturz verhinderte. Sein Glück war es auch, dass ein konditionsstarker Onkel von mir dabei war, der nach einem fast 4 Stunden dauernden Marathon gegen die Uhr in der Bergkristallhütte die Bergwacht alarmieren konnte. Dabei musste er wegen des Schneefeldes einen Riesenumweg über den Hochscherenweg und das Töbelejoch in Kauf nehmen, wo sie hergekommen sind. Auf jeden Fall hat es gereicht den Verunfallten noch vor Einbruch der Dunkelheit mit starker Unterkühlung zu bergen. Heute, mit über 80 Jahren, erfreut er sich noch bester Gesundheit und schnürt immer noch regelmäßig seine Wanderstiefel.
Aber nun zur gestrigen Tour:
Gestartet sind wir um 7.00 Uhr in Au/Wieden (810 m). Der Wegweiser zeigte 5 ½ Stunden mit dem Hinweis „nur für Geübte“. Über den alten Alpweg stiegen wir durch den Wald zum Vorsäß Boden (1215 m) auf, wo sich auch die Bergkristallhütte (1250 m) befindet. Der hohen Luftfeuchtigkeit des nächtlichen Gewitters wegen kamen wir bald einmal ins Schwitzen. Weiter ging es mit einem kurzen Zwischenabstieg durch das wildromantische Dürrenbachtal zur Annalperau Alpe (1364 m). Bis hierhin kann man auf dem breiten Alpweg auch mit dem Bike hochstrampeln.
Es folgt der Bergweg Richtung Töbelejoch (T2), den man ein Stück unterhalb der Töbelealpe (Wegweiser) Richtung Zitterklapfen verlässt. Hier beginnt die weiss-blau-weiss markierte Route, die rüber zum Wasserfall am Talschluß führt. Den Wildbach überquert, wird der Pfad nun steiler. Über einen längeren Rasenrücken kommt man in ein Hochkar, das von der „Grauen Furke“ herunterzieht. Von dem früher hier vorhandenen langen Firnfeld waren nur noch kümmerliche Reste vorhanden.

Die Szenerie wurde zusehends alpiner und wilder. Vor uns eine steile Felsstufe, darüber die Wand und der lange Grat. Ein Hinweisschild warnt, dass man hier nur noch als Geübter oder mit Führer weitergehen soll. Über die Felsstufe (T4/I) geht es noch locker hinweg. Die Stöcke haben wir hier deponiert. Ein steiles Hochkar folgte und noch ein weiteres. Die Steilheit ging schon etwas an die Puste. Je mehr wir uns der felsigen Nordflanke näherten, desto mehr stieg die Spannung. Wäre ich nicht früher schon mal oben gewesen, ich hätte die Felsbarriere, jedenfalls für uns, als unüberwindbar eingeschätzt.
Endlich kamen wir am Wandfuß an und sahen auch schon eine erste „Schlüsselstelle“, die schon vorher bei Betrachtung von Tourenbildern im www ein gewisses Unbehagen auslöste. Auf einer schmalen Rampe galt es eine nächste Felsstufe zu erklettern.Die rekonvaleszente linke Schulter meldete sich schmerzhaft, als ich mit dem linken Arm über Kopf zugreifen musste. Beide kamen wir aber gut über dieses Hindernis hinweg.
Es folgte nun eine Querung und dann standen wir am Beginn der langen, drahtseilgesicherten Passage, die zum Ostgrat führt. Hier legten wir wegen der überall hervorgehobenen Ausgesetztheit der Route das zwei Tage zuvor erstandene Klettersteigset an und der Spaß begann. Stück für Stück kraxelten wir nach oben. Ständig mit dem Umhängen der Karabiner beschäftigt, nahmen wir die Ausgesetztheit gar nicht so wahr. Schließlich kamen wir ohne Probleme am Grat an. Leider hatten sich zwischenzeitlich Quellwolken gebildet und die Sicht nach Süden war sehr eingeschränkt.
Nun stand uns noch der Grat bevor, der sich länger hinzog, als wir es erwartet hatten. Eine Kletterstelle im II. Grad ist dabei zu überwinden. Sonst bewegt man sich im I. Grad über gut gestuften Fels, teils ziemlich luftig dahin. So standen wir nach weiteren 45 Minuten und insgesamt 4 Std. 45 Min. Gehzeit am Gipfelkreuz. Durchatmen war angesagt, weil wir eine Tour mit derartig langen anspruchsvollen Passagen noch nie gemacht hatten. Froh waren wir auch, dass uns die Tour konditionell nicht so zu schaffen machte, wie befürchtet. Offensichtlich hatte der Adrenalinschub beim Einstieg in die Felszone neue Kräfte freigesetzt.
Die Quellbewölkung trübte die Sicht. Gerne hätte ich den nahen Alpstein fotografiert, von wo der Zitterklapfen markant in Erscheinung tritt. Einträge im Gipfelbuch, dass die Knie am Gipfel zitterten, konnten wir nachvollziehen. Mit der Sicherheit, die uns das „Gstälti“ gab, ließen wir uns die Brotzeit schmecken.
Den Abstieg haben wir Respekt und Konzentration angegangen. Abwärts ist es ja an Kletterstellen oft schwieriger als hoch. Insbesondere der Einstieg in den Steig hätte trotz des Drahtseils ohne „Gstältli“ einiges an Überwindung gekostet. Schließlich meisterten wir auch die "Schlüsselstelle" unten an der Wand. Die Anspannung löste sich, wir waren erleichtert und glücklich diesen anspruchsvollen Abschnitt der Tour wohlbehalten hinter uns gebracht zu haben.
Drei Stunden nach dem Aufbruch am Gipfel kamen wir schließlich im Vorsäß Boden an. Durst und Hunger ließen uns auch den Zwischenaufstieg zur Bergkristallhütte noch erstaunlich gut bewältigen. Eine Jause nach (fast) getaner „Arbeit“ rundete das Ganze ab. Die letzten 400 Hm ins Tal vergingen dann wie im Flug.
Fazit: Es war eine Tour, die nachwirkt und die wir sicher nicht vergessen werden. Der Gipfel hätte es verdient, von weiteren Hikrn besucht zu werden. Interessant wäre das auch wegen der Bewertung. Aufgrund der Ausgesetztheit der Route war das Klettersteigset eine gute psychologische Unterstützung. Im Aufstieg jedenfalls, werden wir es das nächste Mal aber ohne probieren.
Zitterklapfen heißt der 2403 m hohe Gipfel im Bregenzerwald, dessen Besteigung für uns schon ein kleines Abenteuer darstellte. Er ist Teil einer mächtigen Felsbastion im Lechquellengebirge, die sich über mehrere Kilometer zwischen dem Bregenzerwald und dem Großen Walsertal erhebt. Ein Foto in einem Tourenbericht von

Rückblick:
Mit „es war einmal“ will ich aber erst mal 33 Jahre zurückblenden. Als junger Bursch habe ich damals mit meinem Vater (klick) innerhalb kurzer Zeit zwei Mal den Berg bestiegen. Die Erinnerungen an die Schwierigkeit der Touren waren aber ziemlich verblasst, was ich der damaligen Unbekümmertheit eines 20jährigen zuschreibe. Dass es die schwierigste weiss-blau-weiss markierte Route im Bregenzerwald ist, war mir allerdings noch bewusst.
Respekt hatte ich damals und auch gestern bei dem Gedanken daran, dass ein Onkel von mir in den 70er Jahren auf der AV-Führe in der Nordflanke beim Abstieg auf einem steilen Firnfeld ausrutschte und abgestürzt ist (Bericht). Beim Versuch, das Drahtseil aus dem harten Schnee zu lösen, ist das Missgeschick passiert. Sein Überleben mit etlichen Knochenbrüchen im Becken- und Lendenwirbelbereich hatte er dem glücklichen Umstand zu verdanken, in den Bergschrund gefallen zu sein, was einen weiteren Absturz verhinderte. Sein Glück war es auch, dass ein konditionsstarker Onkel von mir dabei war, der nach einem fast 4 Stunden dauernden Marathon gegen die Uhr in der Bergkristallhütte die Bergwacht alarmieren konnte. Dabei musste er wegen des Schneefeldes einen Riesenumweg über den Hochscherenweg und das Töbelejoch in Kauf nehmen, wo sie hergekommen sind. Auf jeden Fall hat es gereicht den Verunfallten noch vor Einbruch der Dunkelheit mit starker Unterkühlung zu bergen. Heute, mit über 80 Jahren, erfreut er sich noch bester Gesundheit und schnürt immer noch regelmäßig seine Wanderstiefel.
Aber nun zur gestrigen Tour:
Gestartet sind wir um 7.00 Uhr in Au/Wieden (810 m). Der Wegweiser zeigte 5 ½ Stunden mit dem Hinweis „nur für Geübte“. Über den alten Alpweg stiegen wir durch den Wald zum Vorsäß Boden (1215 m) auf, wo sich auch die Bergkristallhütte (1250 m) befindet. Der hohen Luftfeuchtigkeit des nächtlichen Gewitters wegen kamen wir bald einmal ins Schwitzen. Weiter ging es mit einem kurzen Zwischenabstieg durch das wildromantische Dürrenbachtal zur Annalperau Alpe (1364 m). Bis hierhin kann man auf dem breiten Alpweg auch mit dem Bike hochstrampeln.
Es folgt der Bergweg Richtung Töbelejoch (T2), den man ein Stück unterhalb der Töbelealpe (Wegweiser) Richtung Zitterklapfen verlässt. Hier beginnt die weiss-blau-weiss markierte Route, die rüber zum Wasserfall am Talschluß führt. Den Wildbach überquert, wird der Pfad nun steiler. Über einen längeren Rasenrücken kommt man in ein Hochkar, das von der „Grauen Furke“ herunterzieht. Von dem früher hier vorhandenen langen Firnfeld waren nur noch kümmerliche Reste vorhanden.

Die Szenerie wurde zusehends alpiner und wilder. Vor uns eine steile Felsstufe, darüber die Wand und der lange Grat. Ein Hinweisschild warnt, dass man hier nur noch als Geübter oder mit Führer weitergehen soll. Über die Felsstufe (T4/I) geht es noch locker hinweg. Die Stöcke haben wir hier deponiert. Ein steiles Hochkar folgte und noch ein weiteres. Die Steilheit ging schon etwas an die Puste. Je mehr wir uns der felsigen Nordflanke näherten, desto mehr stieg die Spannung. Wäre ich nicht früher schon mal oben gewesen, ich hätte die Felsbarriere, jedenfalls für uns, als unüberwindbar eingeschätzt.
Endlich kamen wir am Wandfuß an und sahen auch schon eine erste „Schlüsselstelle“, die schon vorher bei Betrachtung von Tourenbildern im www ein gewisses Unbehagen auslöste. Auf einer schmalen Rampe galt es eine nächste Felsstufe zu erklettern.Die rekonvaleszente linke Schulter meldete sich schmerzhaft, als ich mit dem linken Arm über Kopf zugreifen musste. Beide kamen wir aber gut über dieses Hindernis hinweg.
Es folgte nun eine Querung und dann standen wir am Beginn der langen, drahtseilgesicherten Passage, die zum Ostgrat führt. Hier legten wir wegen der überall hervorgehobenen Ausgesetztheit der Route das zwei Tage zuvor erstandene Klettersteigset an und der Spaß begann. Stück für Stück kraxelten wir nach oben. Ständig mit dem Umhängen der Karabiner beschäftigt, nahmen wir die Ausgesetztheit gar nicht so wahr. Schließlich kamen wir ohne Probleme am Grat an. Leider hatten sich zwischenzeitlich Quellwolken gebildet und die Sicht nach Süden war sehr eingeschränkt.
Nun stand uns noch der Grat bevor, der sich länger hinzog, als wir es erwartet hatten. Eine Kletterstelle im II. Grad ist dabei zu überwinden. Sonst bewegt man sich im I. Grad über gut gestuften Fels, teils ziemlich luftig dahin. So standen wir nach weiteren 45 Minuten und insgesamt 4 Std. 45 Min. Gehzeit am Gipfelkreuz. Durchatmen war angesagt, weil wir eine Tour mit derartig langen anspruchsvollen Passagen noch nie gemacht hatten. Froh waren wir auch, dass uns die Tour konditionell nicht so zu schaffen machte, wie befürchtet. Offensichtlich hatte der Adrenalinschub beim Einstieg in die Felszone neue Kräfte freigesetzt.
Die Quellbewölkung trübte die Sicht. Gerne hätte ich den nahen Alpstein fotografiert, von wo der Zitterklapfen markant in Erscheinung tritt. Einträge im Gipfelbuch, dass die Knie am Gipfel zitterten, konnten wir nachvollziehen. Mit der Sicherheit, die uns das „Gstälti“ gab, ließen wir uns die Brotzeit schmecken.
Den Abstieg haben wir Respekt und Konzentration angegangen. Abwärts ist es ja an Kletterstellen oft schwieriger als hoch. Insbesondere der Einstieg in den Steig hätte trotz des Drahtseils ohne „Gstältli“ einiges an Überwindung gekostet. Schließlich meisterten wir auch die "Schlüsselstelle" unten an der Wand. Die Anspannung löste sich, wir waren erleichtert und glücklich diesen anspruchsvollen Abschnitt der Tour wohlbehalten hinter uns gebracht zu haben.
Drei Stunden nach dem Aufbruch am Gipfel kamen wir schließlich im Vorsäß Boden an. Durst und Hunger ließen uns auch den Zwischenaufstieg zur Bergkristallhütte noch erstaunlich gut bewältigen. Eine Jause nach (fast) getaner „Arbeit“ rundete das Ganze ab. Die letzten 400 Hm ins Tal vergingen dann wie im Flug.
Fazit: Es war eine Tour, die nachwirkt und die wir sicher nicht vergessen werden. Der Gipfel hätte es verdient, von weiteren Hikrn besucht zu werden. Interessant wäre das auch wegen der Bewertung. Aufgrund der Ausgesetztheit der Route war das Klettersteigset eine gute psychologische Unterstützung. Im Aufstieg jedenfalls, werden wir es das nächste Mal aber ohne probieren.
Hinweis: Die Bewertung habe ich dem alten AV-Führer, sowie einer Touren-Ausschreibung einer SAC-Sektion übernommen. Verglichen mit von uns begangen T5-Touren, wie Chammhalden oder Hundsteinschlucht, ist die Tour mindestens in deren Bereich anzusiedeln, wobei die anspruchsvollen Passagen um ein vielfaches länger sind.
Die ersten 400 Hm kann man sich ersparen, wenn man im Hotel Adler in Au (ab 7.00 Uhr morgens) einen Berechtigungsschein für die Güterstraße in das Vorsäß Boden löst. Gestern war die Straße wegen Räumungsarbeiten gesperrt, was uns unerwartet zusätzliche Höhenmeter bescherte. Die Fahrzeit nach Au ab der CH-Grenze bei Lustenau beträgt ca. 45 Minuten.
Tourenbericht vom 13.08.2011
Tourenbericht vom 18.08.2012
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