Zitterklapfen durch die Südflanke


Publiziert von Bergmax , 24. Mai 2020 um 13:20.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum:21 Mai 2020
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:Buchboden - Überlutalpen - Südrücken - Ostgratscharte - Zitterklapfen Hauptgipfel - gleicher Weg zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto nach Buchboden, Parkmöglichkeiten bei der Kirche
Unterkunftmöglichkeiten:im Moment gar keine...
Kartennummer:Bregenzerwald: 1:35 000 Kümmerly+Frey

Eine eher unübliche und mühsame Bergfahrt...

Außer auf dem Normalweg von Norden kann man mit vergleichbaren Anforderungen auch durch die Südflanke auf den Zitterklapfen steigen. Wegen der günstigen Exposition habe ich diesen Aufstieg zeitig in der Saison in Angriff genommen.

Bei der Kirche in Buchboden (910 m) beginnt der Güterweg zu den Überlutalpen. Hinter dem Dorf hat man die Möglichkeit, den Aufstieg über einen rot-weiß markierten Wanderweg abzukürzen. Ich nehme diesen Weg und gewinne zuerst zügig an Höhe, in der Nähe der Unterüberlutalpe wird der Pfad jedoch recht matschig und undeutlich, sodass ich froh bin, dort wieder auf den Güterweg zu treffen. Sehr einfach geht es noch weit empor, vorbei an der Oberüberlutalpe, wo schon rege gearbeitet wird, weiter zu den Hütten der Oberalpe (ca. 1700 m), wo ich endlich auf den Hochschereweg treffe. Dem Hochschereweg folge ich noch ein paar Minuten nach Westen, bis der Fahrweg endgültig zuende ist. Dort deponiere ich die leichten Wanderschuhe, rüste die mitgeschleppten Bergstiefel aus und tausche den Wanderstock gegen den Pickel.

Die Südflanke des Zitterklapfens wird nach Osten hin durch den wenig ausgeprägten Südgrat begrenzt. Dort soll man gemäß dem AV-Führer aufsteigen. Die ersten Meter sind zu steil, sodass ich etwas westlich von dem Grat einsteige und sobald wie möglich durch unangenehmes Gelände dorthin aufsteige - rückblickend unsinnig. Am Grat versperrt eine Felsstufe den Durchgang und muss mühsam hinter einer Latsche erkraxelt werden.

Auf ca. 2000 m kommt von Westen eine Grasrinne hoch, die ich auch für den Abstieg nutzen werde (definitiv empfehlenswerter als der Grat). Hundert Höhenmeter geht es unproblematisch über Grasschrofen aufwärts, bis wieder ein Felsriegel im Weg ist, der aber einfach (I) erklettert wird. Beim Abstieg ist der richtige Durchstieg etwas schwer zu finden! Weiter geht es in Richtung Grathöhe. Das Gelände ist an sich nicht sehr schwierig (manchmal Fels I-, Erde, Gras), aber mir fällt auf, dass Schneefelder die Querung zur Ostgratscharte versperren. Also gehe ich relativ direkt hoch und komme schließlich etwas westlich vom Zitterklapfen-Ostgipfel auf den Grat.

Soweit - so gut - nein - schlecht - der Grat ist hier zu scharf und felsig für mich. Was nun? - Wieder ein paar Höhenmeter runter, dann durch eine Geröllrinne (I) weiter westlich wieder hoch. Nun geht es besser! Bald ist die Ostgratscharte (2252 m) erreicht, wo der blau weiß markierte Steig von Norden heraufkommt.
Der Gipfel ist noch ein ganzes Stück entfernt, aber ab jetzt macht der Aufstieg viel mehr Spaß, es ist beinahe lustig, obwohl die technisch schwierigste Kletterstelle (eher II als I) erst hier zu finden ist. Unnötig zu erwähnen, dass ich hier - bei bestem Wetter - an einem Feiertag - völlig einsam unterwegs bin!

Endlich ganz oben (2403 m) hole ich zuerst das Gipfelbuch aus de Kreuz (Eintrag #5 2020) und denn das Bier aus dem Rucksack. Volle fünf Stunden hat der Weg hierher gedauert...

Beim Rückweg mache ich keine wagemutigen Experimente, sondern halte mich relativ strikt an die bekannte Route. Trotzdem geht der Abstieg besser als erwartet. Auf ca. 2000 m bleibe ich jedoch nicht weiter am Südgrat, sondern benuzte die südwestliche Grasrinne für den weiteren Abstieg. Eine längere Strecke kann ich sitzend - mit dem Pickel bremsend über das schlechttrittige Gras abfahren. Weiter unten rutsche ich durch feines Geröll zum Hochschereweg.

Bald bin ich zurück bei meinem restlichen Gepäck und kann wieder die leichten Schuhe anziehen. Der Weg nach Buchboden ist noch weit. Ich benutze diesmal den Güterweg in seiner ganzen Länge und werde mit hübschen Ausblicken zur Roten Wand belohnt...

Schwierigkeiten & Gehzeiten

Buchboden - Hochschereweg (Bergweg): T2, 2 h 10 min
Hochschereweg - Südflanke (-grat) - Ostgratscharte: 2 h 30 min, Stellen knapp T5, anhaltend T4, unübersichtlich, weglos, anstrengend
Ostgratscharte - Gipfel: 30 min, T5- / II- (eine hübsche Kletterstelle), sonst T4
Rückweg nach Buchboden: 3 h 45 min

Fazit - eine eindrucksvolle Bergfahrt, die ich jedoch nur bedingt empfehlen kann - landschaftlich großartig, aber gehtechnisch mühsam. Dafür garantiert einsam!

Zeitweise fährt ein Bus zur Oberüberlutalpe. Damit dürfte diese Route interessant für Berggeher sein, die "den Klapfen" mit möglichst wenig Höhenmetern erreichen wollen.

Tourengänger: Bergmax


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Kommentare (2)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 25. Mai 2020 um 11:06
Stramme Tour mit viel Wegstrecke, ab Hochschereweg sehr wenig Weg. Die lustigen Alpennamen , also Namen der Alpen (z.B. "Oberüberlut") täuschen über den heftigen Anspruch solcherlei wohl fast gänzlich unbekannten Abenteuer. In welchem AVF von .... hast du denn diesen Anstieg gefunden?

Bergmax hat gesagt: RE:AVF
Gesendet am 25. Mai 2020 um 18:31
Hallo Nyn,

der Anstieg ist im Buch "Bregenzerwald / Lechquellengebirge alpin" von D. Seibert in der aktuellen Ausgabe von 2008 beschrieben.

Viele Grüße & Danke für das Feedback

Max


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