Zitterklapfen 2403 m


Publiziert von basodino , 27. Juli 2015 um 11:41.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Bregenzerwald-Gebirge
Tour Datum:26 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 1280 m
Abstieg: 1280 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Auto kann man ab Argenau (Au) über eine Mautstraße (meist Schotter) bis zur Bergkristallhütte (1250 m) und/oder bis zur Annalperaualpe (1364 m) fahren, Gebühr von Euro 10 wird im Hotel Adler oder in der Bergkristallhütte entrichtet
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe oben
Unterkunftmöglichkeiten:Bergkristallhütte (1250 m), privat, bewartet, 31 Schlafplätze

Eine schöne mit oder ohne Vorübernachtung auf der Bergkristallhütte machbare Tagestour ist die Besteigung des Zitterklapfens, dem höchsten im nördlichen Lechquellengebirge. Wir entschieden uns für die Vorübernachtung und fuhren abends am Samstag an. Wohltuend ruhig war es auf der Hütte, was wohl auch dem schlechten Wetter am Samstag geschuldet war. Nachdem sich der Gipfel bei Anreise noch versteckte, hatte er einen spektakulären Auftritt kurz vor Sonnenuntergang. Daher kommt das Wort Alpenglühen, denn selbst wenn die Kameraautomatik ein wenig mitspielt, die Gipfel glühten wirklich und schlugen uns in den Bann.

Nach einem frühen Frühstück brachen wir um 6.30 Uhr am nächsten Morgen auf. Es war entgegen des bisherigen Sommers wohltuend kühl, aber die Wolken hatten sich fast komplett verzogen.
Zunächst wandert man die paar Meter zur Talstraße hinab, folgt dieser talaufwärts, aber doch hinab zu einer Abzweigung (1200 m, zur Tobler Alpe ginge es nach links), wandert aber geradeaus und nun deutlich ansteigend. Der Hüttenhund hatte sich in den Kopf gesetzt, uns zu begleiten und stöberte prompt einen Dachs auf, den wir aber nicht gescheit fotografieren konnten. Unsere erste Begegnung mit einem Dachs überhaupt. Bald erreicht man die Abzweigung auf der Annalperau Alpe (1364 m). 30 min, T1

Man durchquert das trockene Bachbett und steigt über einen mehrheitlich schuttigen Wanderweg über einen Rücken hinauf zu einer Verzweigung (ca. 1540 m). Kurz vor dieser Verzweigung ist vor allem bei schlechter Sicht Vorsicht geboten. Man überschreitet einen Weidezaun aus echtem Stacheldraht, den oberen Strang kann man aushängen, man sollte ihn nicht übersehen, sonst autsch!
An der Verzweigung rechts (ab hier blau markiert), nach rechts zu einem Bach queren (Wasserfälle darüber, letztes sicheres Wasser). Der Weg quert weiter nach rechts über Grasbänder/terrassen in einen Winkel. Durch diesen nach rechts hinaus auf einen begrasten Rücken zu einer Stelle, an der links eine Rutschung ist. Über den kurzen Rücken hier weiter in einen Grashang hinein und selbigen direkt hinauf, bis man links eine unscheinbaren Schulter umrundet und in ein flaches Tälchen eintritt. Schöner Pausenpunkt (ca. 1850 m). 1 h 15 min, T3

Das Tälchen steigt man halb hinauf. Der Weg schwenkt nach links ab (rechts waren vielen Gemsen zu sehen), führt an den unteren Rand einer Felsstufe, über die feine Wasserläufe rinnen. Hier im Zickzack über gut gestuftes Gelände bis an den unteren Rand des Schuttkessels darüber. Diesen beginnt man links hinauf in Kehren zu ersteigen. Eine obere Felsstufe wird leicht durchschritten und weitere Schutthänge werden erreicht. Hier wird der Weg teilweise ein wenig instabil, die Spur ist aber überall klar und ohne Unbehagen zu ersteigen. Für wenige Meter an einer Felsleiste ist der Weg sehr instabil (T5- für 5 Meter). Schließlich erreicht man von links den Felsriegel (im Moment liegt dort noch minimal Schnee, den man aber auch umgehen könnte). 1 h 00 min, T4 (Stelle 5-).

Zunächst muss man eine Stufe ersteigen (I-II), die nicht abgesichert ist, dann quert man nach rechts bis zum Beginn der Seile. Diese ähneln einem Klettersteig, wobei sie nicht so akurat versichert sind, wie man das von anderen Steigen gewohnt ist. Insofern würde ich sie eher als psychologische Hilfe ansehen bzw. als nützliches Hilfsmittel an einzelnen Stellen. Der Weg quert zunächst horizontal, steigt dann direkter an, wobei jetzt häufiger leicht geklettert werden muss. Weitgehend reicht der I. Grad, eine Stelle ist eher eine II, ohne Seil vielleicht sogar schwieriger (Schlüsselstelle). Danach wird das Gelände schnell wieder leichter und ähnelt eher einem gestuften Weg (hier liegen viele feine Steinchen, welche man leicht mal ins Tal befördert). Schließlich steigt man nach links auf den Grat aus. 0 h 25 min, T4+, anhaltend I, Stelle II

Einschub: Nach meinem Höhenmesser lag die Scharte höher als 2252 m (ca. 35 m höher, am Gipfel stimmte es dann wieder).

Am Grat gibt es dann keine Sicherungen mehr. Bis auf eine kurze Kletterstelle ist es auch nicht nötig. An mehreren Stellen kann man dem Grat kurz nach links ausweichen. Nach dem Vorgipfel lehnt sich der Grat zurück und bald ist man auf dem Hauptgipfel. An ein, zwei Stellen muss man über den schmalen Grat balancieren (luftig). 0 h 30 min, T4, Stelle II.

Aufstieg 3 h 40 min, Abstieg 3 h 05 min ab/bis Bergkristallhütte.

Wir gingen die gleiche Route zurück. Einige drehten an oder innerhalb der Drahtseile um. Diese Passage kam uns weit weniger herausfordernd vor, als wir es uns nach den anderen Hikr-Berichten vorgestellt hatten. Man muss natürlich schwindelfrei sein, wenngleich sich die Exponiertheit nicht als extrem herausstellt. Außerhalb dieser übrigens recht kurzen Passage (ca. 90 Höhenmeter), die man mit I und II gut einschätzt, ist die Grundcharakteristik des Anstieges eher ein T4+. Ich habe mich in der Schwierigkeitsbewertung den anderen Hikr-Berichten angeglichen und vorsichtshalber auf T5- erkannt, da man auch hierfür Stellen finden kann.

Tourengänger: basodino, tourinette


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Kommentare (2)


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Jackthepot hat gesagt: Klasse Tour und tolle Fotos
Gesendet am 27. Juli 2015 um 14:53
Hallo Basodino,

der Zitterklapfen hat was .. lange Tour, nicht so einfach und immer viele Überraschungen parat... und vor allem hattet ihr eine grandiose Fernsicht - gratuliere!

Noch viele erfolgreiche Touren wünscht..
Gruß Harald

alpstein hat gesagt:
Gesendet am 27. Juli 2015 um 19:06
Schöner Bericht und Fotos.

Wir haben die Tour für dieses Jahr auch noch im Hinterkopf ;-)

Gruß
Hanspeter


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