Zur Saxerlücke (P. 1775) und zu den Burgen der Namensgeber


Publiziert von PStraub , 27. April 2025 um 17:44.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:27 April 2025
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Mountainbike Schwierigkeit: WS - Gut fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   CH-AI   Alpstein 
Aufstieg: 1700 m

Das Dorf Sax gehört heute politisch zu Sennwald. 
Man würde annehmen, der Name Sax (= Stein, Fels) sei ein Überbleibsel aus romanischer Zeit und das Adelsgeschlecht der Saxer (siehe unten) hätte sich so benannt, als sie diese Herrschaft erhielten. Scheinbar ist es aber genau umgekehrt: Als die Saxer zu diesem Lehen kamen, hiessen sie schon so und haben vermutlich der Herrschaft und dem Dorf ihren Namen gegeben.


Erst fuhr ich mit der Bahn nach Salez-Sennwald und dann mit dem Bike bis in die Nähe der Burg Forstegg.

Das ganze Areal ist (immer noch!) Privatbesitz und darf nicht betreten werden - bis auf eine Selbstschussanlage ist so ziemlich alles vorhanden, um Besucher abzuschrecken. 
Gemeinde und/oder Kanton wären gehalten, den Besitzer aufzufordern, seine Herrschaft etwas diskreter auszuüben. Ich nehme nämlich an, er kassiert ganz schön viel Steuergeld für den Unterhalt der Ruine.
 
Die Burg Forstegg wurde um 1200 von Heinrich von Sax erbaut. Sie wurde, zusammen mit der Burg Hohensax, bis zum Verkauf 1615 von der Familienlinie Hohensax genutzt und wurde immer wieder aus- und umgebaut. 
Die Zürcher als neue Besitzer bis 1798 nutzten die Anlage als Sitz ihres Landvogts. Erst nach 1820 verfielen Burg und Festungswerke und wurden teils abgerissen, Teile davon brannten auch ab.
Speziell am noch bestehenden Teil ist der sechseckige Grundriss des Wehrturms.

Dann fuhr ich nach Sax, vorbei am Gebäudekomplex Saxerried, für welche das Dorf in der Schweiz bekannt ist und wo die Gäste verlängerte All-Inclusive-Urlaube verbringen. 

Etwas südlich des Dorfes führt eine Strasse am Hang des Burgbergs hoch. Auf gut 580 m Höhe zweigt eine Wegspur ohne Wegweiser nach links ab. Nach wenigen Metern ist selbst die Bezeichnung "Wegspur" übertrieben - siehe Fotos.
Wer ganz bis zur Ruine vordringen möchte, soll sich gegen jede Form von feindlicher Vegetation wappnen - ich habe es nur bis auf gut 10 Meter Abstand geschafft.

Die Burg Frischenberg gehört zu den wenigen Burgen, von denen man recht genau weiss, wer sie wann erbauen liess: Ein Ulrich III. von Hohensax baute sie 1313 quasi als Ersatz für die Wildenburg bei Wildhaus.

Sie überstand zwar die Appenzellerkriege, doch wechselten die Besitzer zwischen 1400 und 1440 mehrmals. Im Verlauf des Alten Zürichkrieges wurde die Burg 1446 von den Appenzellern zerstört. Zu sehen sind nur noch spärliche Mauerreste.

Dann fuhr ich ein Stück zurück und zum Weg, welcher zur Ruine Hohensax führt.

Die Burg Hohensax wurde ebenfalls um 1200 erbaut und diente den Hohensaxern als Adelssitz. Per Heirat kam sie an die Familie Bonstetten. Da diese Bürger von Zürich waren, wurde die Burg 1446 im Alten Zürichkrieg von den Appenzellern zerstört. Von der einst stattlichen Anlage stehen noch Reste des Turms und der Schildmauer.

Von diesen drei Burgen war die Talburg  Frischenberg mit ihrem sechseckigen Turm baulich die interessanteste und Hohensax von der Lage her und der überbauten Fläche die imposanteste.
Beim Hohensax-Bau fällt die hohe Qualität des Baus auf: kein Bruchsteinmauerwerk, sondern durchgängig behauene Steine. 

Noch selten habe ich mich bei der Planung der Bikewege so vertan. SchweizMobil hat mir gleich an drei Stellen Wege eingetragen, welche für Bikes nicht befahrbar sind. Zwei davon konnte ich umgehen, aber zwischen Gula und Hohensax musste ich durch, in diesem Falle halt per Walk-Funktion.

Dann fuhr ich zu P. 1059 hoch, anschliessend gings auf einem kaum mehr existierenden Auf-und-Ab-Weg zum P. 1022  und dann via Unteralp und Saxerlücke hoch zum P. 1775.

Ich war überrascht, wie gut ausgebaut der Weg ab P. 1022 ist. Mit Stützmauern, Pflästerungen und sogar in Fels gehauene Strecken hat er den Standard, welchen ich beim Kunkelspass erwartet hätte.

Schon im Tal war zu sehen, dass sich die Wetterfrösche einmal mehr vertan hatten: Nebel statt Sonne. Ich kam auf ca. 1400 m aus dem Nebel, später stieg er noch bis in die Gipfelregionen.

Rings um die Saxerlücke hatte es jede Menge Leute, darunter viele Schweizer Norm-Familien: Frau, Mann, Hund(e).

Abgestiegen bin ich bis zum Bike auf dem gleichen Weg, dann fuhr ich auf der ausgezeichnet ausgebauten Strasse hinunter nach Sax und weiter via Gams nach Buchs.

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Die Freiherren von Sax

Neben den Vazern und den Matschern waren die Herren von Sax das dritte Adelsgeschlecht, welches im Spätmittelalter im Gebiet der Drei Bünde eine überregionale Bedeutung hatte.
Die Vazer hatten in Mittelbünden, die Matscher im Südosten und die Saxer im Südwesten grosse Besitzungen (siehe Karte). Die Saxer erscheinen im 12. Jh., im 13. Jh. teilt sich die Famile in die Linie Sax-Misox und Hohensax.

Zwei Saxer sind in der Manessische Liederhandschrift aufgeführt. Das heisst nicht zwingend, dass sie gut singen oder dichten konnten. Es heisst aber, dass sie an höfischem Ritterleben teilgenommen hatten. Was wiederum heisst, sie waren oft und lange abwesend und vernachlässigten das Tagesgeschäft. Und sie brauchten dafür viel Geld - vermutlich mit ein Grund für den raschen Niedergang.

Die von mir besuchten Burgen gehörten zum Einflussbereich der Hohensaxer. Jene von Sax-Misox nutzten vor allem die Burg von Mesocco, eine der grössten Burganlagen im zentralen Alpenraum.

Tourengänger: PStraub
Communities: ÖV - Bike - Hike


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