Kunkelspass auf die harte Tour


Publiziert von PStraub , 10. April 2025 um 15:56.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Calanda
Tour Datum:10 April 2025
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Mountainbike Schwierigkeit: S - Fahrtechnisch schwere Tour
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   CH-GR 
Aufstieg: 1160 m

Im Zuge der Erkundigung historischer Wege (siehe zB. hier) wollte ich heute herausfinden, ob am alten Kunkels-Passweg noch Reste von historischer Substanz zu finden sind.
Doch vorher machte ich eine (vermutete) HIKR-Erstbesteigung bei Reichenau.

In der Talebene von Domat/Ems stehen eine ganze Reihe von Hügeln, Tumas genannt.
Es sind überwachsene Relikte von prähistorischen Bergstürzen. Auf einem dieser Tumas (Tuma Casté) stehen die Überreste einer Burg und um Tum'Arsa und Tuma Lunga wurde ein Golfplatz gebaut. Der höchste dieser Hügel ist mit 766 Metern der Ils Aults. Den wollte ich besteigen.

Erst fuhr ich mit der Bahn nach Reichenau/Tamins und dann mit dem Bike bis zur Waldhütte von Plong Vaschnaus. Den direkten Zugang versperrt die riesige Kiesgrube der Calanda-Gruppe.
Man muss erst ein ganzes Stück ausholen, um auf die Strasse zu gelangen, welche aussen an der Kiesgrube vorbei führt (siehe Track). Die Waldhütte ist ein Stück weiter oben, ab dort ist es vorbei mit Wegen. Eine knappe, reichlich zugewachsene Spur führt weiter hinauf, die restlichen paar Meter muss man querfeldein gehen. Wobei Brombeer-Ausläufer hartnäckige Begleiter sind. Abgestiegen bin ich fast direkt in der Falllinie, das ging eigentlich besser.

Zu sehen ist oben - erwartungsgemäss - fast nichts. Der Hügel selber ist schön bewachsen, es dominieren Lärchen und Schwarzföhren, was einen lichten Wald mit reichlich Unterwuchs ergibt.

Dann bin ich zum Bike zurück und habe mir den Weg nach Tamins durch das Reichenauer Strassengewirr gesucht.

Einmal in Tamins, kann eigentlich nichts mehr schief gehen, man folgt einfach der Asphaltstrasse nach oben.
Gemäss Karte müssten seitlich Teile des alten Trassees vorhanden sein. Das erscheint mir in diesem recht flachen Gelände wenig wahrscheinlich. Von der Strasse aus habe ich zumindest nichts gesehen.

Mitten im Wald und ohne Signalisation zweigt bei P. 916 der "Zubringer" zum historischen Weg ab, den man auf rund 1000 Metern erreicht. Noch bis P. 1115 ist dieser Weg mit dem Bike gut befahrbar, ab dort ist es ein gut ausgebauter, aber steiler Bergweg mit reichlich Treppenstufen: Es war fast durchgehend Stossen angesagt. Trotz Unterstützung durch die "Walk"-Funktion war das ziemlich anstrengend.

Landschaftlich ist es lohnend. Ab P. 1115 ist man in einem Tobel mit beidseits hoch aufragenden Wänden. An sich hätte ich einen Bach erwartet, doch da ist nichts.

Etwas oberhalb 1300 m wird der Weg besser und flacher, ab da kann gefahren werden.

Der Kunkelspass hatte früher einige Bedeutung als Ausweichroute für Reisende zur "Unteren Strasse" oder in die Surselva, da so der Talboden mit den unzuverlässigen Strssen umgangen werden konnte. Für Fuhrwerke war der Weg nicht befahrbar, das änderte sich erst mit dem Bau des neuen Weges mit dem Tunnel unter dem Garschlichopf im Jahr 1914. Siehe .PDF-Texte unten.

Die Fahrt nach Bad Ragaz unterbrach ich in Vättis für einen Snack und in Pfäfers für einen Besuch der Klosterkirche - etwas Kultur darf ja sein.

Die Abtei Pfäfers war einst ein reiches und mächtiges Kloster. Der junge Kanton St. Gallen hat sich 1838 mit der Aufhebung des Klosters, der Verstaatlichung seiner Schätze und dem rücksichtslosen Verscherbeln von Gütern, welche ihm gar nicht gehörten, nicht gerade mit Ruhm bekleckert.

Nachtrag 1: In seinem Text im "Itinerarium für das Excursionsgebiet des S.A.C. 1888" (siehe Text im .PDF) schreibt Fridolin Becker, der Kunkelspass hätte Richtung Tamins "zur Noth mit leichten Fuhrwerken" befahren werden können.
Nach Begehen des Weges erscheint mir das wenig wahrscheinlich. Für Fahrzeuge jeglicher Art hätte es zumindest eine Pflästerung und eine minimale Wegbreite gebraucht. Beides ist nicht vorhanden. Und im Gelände gibt es keine Hinweise, dass es einmal anders war.
Itinerarien waren übrigens die Vorläufer der SAC-Führer - Fridolin Becker war quasi mein Vorgänger.

Nachtrag 2: Zudem schreibt er, bei den Quellen des Görbsbaches hätte ein "Landjäger-Zollwächter den Salzschmuggel bewacht".
Nun hatte schon die Verfassung von 1848 alle Brücken- und Strassenzölle abgeschafft. Der Salzhandel blieb aber ein kantonales Monopol, noch in meiner Jugend gab es in jedem Dorf eine Salzwaage als einzige Verkaufsstelle von Kochsalz. 1888 war es anscheinend noch lohnend, innerhalb der Schweiz Salz zu schmuggeln.


Tourengänger: PStraub
Communities: ÖV - Bike - Hike


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