Ohne Fleiß kein Gneis


Publiziert von Schubi , 22. Mai 2023 um 13:04. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:18 Mai 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 605 m
Abstieg: 605 m
Strecke:13,3 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz in Glashütte, wenig westlich des Stauweihers
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Der 874 m hohe Omerskopf besteht hauptsächlich – und eher ungewöhnlich für den Nordschwarzwald –  aus Gneis. Granit-Einschlüsse sind gangweise auch dabei, aber grob gesagt zieht sich eine bis zu einem Kilometer mächtige Gneis-Scholle durch den Berg. Vor zwei Jahren war ich für erste *Erkundungen schon mal an seinen Hängen. Nun wurde es Zeit, mal eine große Runde mit Fels-Durchstiegen zusammenzuzimmern und diese mit Freunden zu gehen.

Für Kraxeleien in geselliger Runde durch prägnantes Gestein haben Gordon Grant und Simon Park ihr fabelhaftes Good Company als Soundtrack geschrieben.

Start im schönen Laufbachtal am Wanderparkplatz in Glashütte. Mit dabei sind der Nyns Markus, Nikbrueckner, die Ameliebste und meine Wenigkeit. Gen Osten, vorbei an der Spitzbuckel Brauwerkstatt und den wenigen Häusern der Ansiedlung, Schwenk hoch nach Nordost und oben im Wald wiederum nach West. An der "Steinbruch-Hütte" und einem aufgelassenen Granit-Steinbruch rechts, weiter westlich. Der Forstweg endet; nun weglos zur ersten Kraxelpartie: sie beginnt kurz dahinter, führt uns durch herrliches Felsterrain den Steilhang herauf und war 2021 mein erstes Erkundungsziel. In freier Routenwahl kann man sich den Aufstieg über Blöcke, Rippen und Zähne moderat bis ambitioniert gestalten, Markus erklettert einen Gneis-Zahn mit einem zackigen III-er. Schön auch, wie sich hier die Sicht nach Westen zur Rheinebene öffnet, nur wenige Bäume rahmen den Blick. Ein Name für die Felsen ist auf der Karte nicht verzeichnet, weiter oben gehen sie aber in Nordwestrichtung gelagert fast unterbrechungsfrei (hier eine Rückegasse) in die Rippe des Hirschfelsens über, eines Aussichtfelsens, den man auch easy von der Bergseite her erreichen könnte. Wir jedoch kommen ja von unten herauf und nehmen bis dorthin noch alles an Kraxelpartien mit, was sich so anbietet. Am erwähnten Hirschfelsen angelangt, veschpern wir bei weiterhin herrlichen Ausblicken.

Dann weiter in Richtung des Highlights der Tour: an der Südwestnase des Omerskopf tritt die Gneis-Scholle nämlich markant plattig zutage, man sieht sie auch von der Talstraße aus. Um dorthin zu gelangen, kam ich vor zwei Jahren von Norden über eine Rückegasse und Weglosigkeit von oben heran. Heute jedoch wollen wir diesen Fels von unten herauf erklettern. Dafür von der Aussichtskanzel des Hirschfelsens aus direkt westwärts ins Unterholz getaucht und in einer gedachten Linie westnordwestlich den Hang leicht abwärts. Anfangs sehr anstrengend über Blockschutt, später etwas einfacher auf Wildwechseln. Irgendwann leuchten hinter den Bäumen (die zwischenzeitlich von Nadel auf Laub gewechselt haben) rechterhand Felsstrukturen auf – das untere Ende der gesuchten Partie ist erreicht. Ein erster Rippenaufschwung wird erkraxelt, man steht über den Bäumen und folgt zunächst wenige Meter waagrechten Bändern, westlich um die Biegung des Felsmassivs herum. Ab da nun suchen wir uns im hier eher tritt- und griffarmen Gestein Aufstiege. Der Fels ist eigentlich super rauh, mehr noch als Granit, aber oft belegt von vertrockneten Flechten (sie sehen aus wie verbrannte Chips, schmecken aber nicht so gut), was dem Reibungsklettern recht hinderlich ist. Mit etwas Probiererei finden sich aber genügend Griff-/Tritt-Kombis, um uns peu á peu herauf zu hieven. Eine herrliche Partie, begleitet von dem schönen Westblick zur Rheinebene. An der oberen Kante freuen wir uns über das Geschaffte und pausieren. Das Gelände legt sich hier kurz zurück, aber schon bald schwingt es sich dahinter, durch die Bäume sichtbar, zu einer weiteren Felspartie auf. Diese wird natürlich ebenfalls ratzfatz erstiegen und erkundet: seitlich herauf und zunächst westwärts nach vorn bis zum talseitigen Abbruch mit herrlichem Tiefblick, dann bergwärts oben lang zurück und wieder in den Wald eingetaucht. Auch hier verschwindet die Steilheit nur kurz, bevor wir schon bald über den Baumkronen das Kreuz auf dem Hardstein (auch: Hartfelsen) entdecken. Er ist der bekannteste Aussichtsfelsen an den Omerskopf-Hängen und recht beliebt bei Wanderern. Aus dem Unterholz kraxeln Nik und ich zunächst durch eine Rinne links der "Mitte" rauf, dann rechts haltend durch leider viele Brombeer-Ranken um den südlichen Vorsprung des Hartfelsens. Dort noch das Sicherheits-Geländer überstiegen und schon stehen wir wieder in der Zivilisation. Amelie und Markus gehen ganz links aussenrum und treffen etwas später ein, zum Gruppenbild am Hardstein (702 m). Zur hiesigen Petrographie sagt mir diese Quelle, dass Gneisanatexit vorherrscht, der von geringmächtigen Ganggraniten sowie Granitporphyrgängen durchsetzt ist.

Amelie muss sich nun leider verabschieden und stiefelt runter zu ihrem Wagen. Wir übrigen Drei steigen auf einem schönen Pfädle bergan in Richtung Omerskopf-Gipfel. Nach einer Forstweg-Querung lädt in Sichtweite rechterhand ein weiteres Gneis-Gebilde zum Erkraxeln ein. Zurück zum Pfad und weiter herauf, dabei auch die Kreisstraße 3765 gequert. Nach dem hier folgenden Pfadabschnitt (Beginn links neben der Hütte an der Straße) auf dem nächst-höher erreichten Forstweg dann ein Abstecher nach Westen zu zwei weiteren Aussichtsfelsen. Als "Felsenblick" benannt liegen sie nur wenige Meter nebeneinander; ohne Handeinsatz lassen sie sich schnell vom Weg aus ersteigen. Der nördliche ist der schönere. Eine Kraxelei von unten herauf wäre bei diesem wegen der doch zahlreichen senkrechten Partien schwierig. Und der linke, niedrigere Fels läuft eher sanft-langweilig in einem Blockschutt-Feld aus. Vom rechten Fels wieder herab und direkt gegenüber den Trittspuren gefolgt, die uns zum (markierten) Pfad bringen, der uns dann über die Gipfelkuppe des Bergs bringt. Der Wald ringsum sieht recht ursprünglich aus, durchsetzt ist er von bemoosten Gneis-Blöcken. Auf den höchsten Punkt des Omerskopfs (874 m) weist ein Steinhaufen mit unscheinbarem Schild hin.

Die Nordseite des Bergs über Forstwege-Zickzack herab, grob nördlich. An der Wegspinne Nähe Schönbrunner Hütte links nordwestlich mit offenen Blicken weiter. Nahe unterhalb läge eine Einkehrmöglichkeit. Die Gehrichtung schwenkt nach Südwest und die Kreisstraße wird erneut gequert. Westwärts ins Gewann Neugrütt. Kurz nach Querung eines Bächles folgen wir rechts runter reinem aufgelassenen Forstweg. Der ist bald komplett verwachsen und also stiefeln wir weglos die kurzen 100 m herab zum nächsttieferen Weg. Westwärts, an der nächsten Wegkreuzung links, im frühlingshaft gestimmten Wald der Sonne entgegen. Irgendwann macht der Weg einen Links-Knick (Jägerstand), dort führt eine Rückegasse rechts auf einem westlichen Nasen-Ausläufer des Omerskopfs: nun vorbei an nochmals so einigen Felsgebilden rechterhand. Diese werden natürlich sofort ordentlichst erkundet und erkraxelt. Sie bilden den östlichen Teil des Bielensteins, den ich letztes Frühjahr mal verschneit besucht hatte. Lustig-spannend ist eine Spalte mit Klemmblock in der zweiten Felsgruppe, über den man auf die Oberseite kraxeln kann. Danach noch mal rüber zur erwähnten Rückegasse, die sich westwärts bald verliert. Aber durch die Bäume sieht man schon einen Blockhaufen. Von ihm hat man einen prächtigen Blick in die Rheinebene, dahinter bricht's steil ab. Wir sind angelangt am "Mittelpunkt" des Bielensteins, der in früheren Jahrhunderten westseitig von einem Steinbruch angeknabbert wurde. Anschliessend zunächst durch eine Rinne, nachfolgend auf einer Rippe durch die eindrückliche Szenerie des ehemaligen Steinbruchs herab. Drunten weiter weglos an überwucherten Abraum-Resten vorbei südwärts zur nächsten Wegkreuzung und dort wenige Meter rüber zum Aussichtspunkt Mantelstein.

Zurück und zunächst nordwärts, dann westwärts runter zu den Häusern von Lochwald. Ostwärts weiter auf einem Pfädle entlang des Waldrands, mit durchgehend schönem Blick zur Rheinebene. Die Lochwaldstraße bringt uns anschliessend herab ins Laufbachtal. Dort am Gegenhang wollen wir die letzte Felsgruppe der Tour aufsuchen. Zu ihnen führt uns ab Talsohle der markierte "Energiepfad". Der heißt so, weil an ihm entlang die frühere Wasserkraft-Gewinnung im Laufbachtal erklärt wird. Wir jedoch haben für Ingenieurskunst heut keine Zeit und widmen uns wieder den Naturwissenschaften: Durch eine namenlose Felsgruppe oberhalb des Pfads kraxeln wir eine Etage höher zum nächsten Forstweg ("Neuer Winterhaltweg"). Ab hier wenden wir uns nun endgütlig dem Ausgangspunkt der Tour zu, herab Richtung Glashütte. Dafür auf nah östlich liegenden Trittspuren wieder runter auf den "Energiepfad". Am Wanderparkplatz trennen wir uns von Nik, der flink nachhause muss. Markus und ich jedoch kehren noch in der Spitzbuckel-Brauwerkstatt ein, um uns mit isotonischen Getränken zu regenerieren :o)

Zusammen auf Tour: Nyn, Nikbrueckner, Schubi, Amelie
*hier geht's zu Nyns Bericht.

Fazit: Schweiss, Fleiß, Gneis – all das ist bedeutungsschwanger miteinander verwoben. Der Omerskopf jedenfalls ist immer einen Besuch wert. Erst recht zusammen mit lieben Leuten!

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen

Tourengänger: Nik Brückner, Schubi, Nyn


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Kommentare (5)


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F3ttmull hat gesagt:
Gesendet am 22. Mai 2023 um 14:25
Wie immer danke für den Tipp, ich war an Christi Himmelfahrt mit dem Radl teils auf dem Westweg unterwegs und durfte die Einsamkeit im mittleren Schwarzwald genießen, ein paar Wanderer waren unterwegs, aber kaum Mountainbiker. Der Höhepunkt war der Brandenkopf als höchster Berg (946 m) des mittleren Schwarzwalds. Eine schöne Abwechslung zum Allgäu :)

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Mai 2023 um 14:48
Gerngeschehen. Die Westweg-Gänger freuen sich bestimmt, wenn die Route auch weiterhin eher von Wanderern benutzt wird, speziell auf den pfadigen Abschnitten ;-)
Warst du auch in der Einkehr am Brandenkopf? Wir waren letzten Winter sehr angetan vom dortigen Achtziger-Ambiente.

F3ttmull hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. Mai 2023 um 15:02
Leider nein, aber ich komme bestimmt nochmal hierher mitm Radl. Diese 2-Meter-Regel hat vielleicht seine Berechtigung, aber gegenseitige Rücksichtnahme, sei es Wanderer, Trailrunner oder Mountainbiker sollte selbstverständlich sein.

Nik Brückner hat gesagt:
Gesendet am 22. Mai 2023 um 15:39
Schön war's! Vielen Dank für die Planung und die schöne Routenführung. Die kraxelei hat viel Spaß gemacht, die Zeit mit euch noch viel mehr.

Äweng ä Grüüsle!

Nik

Nyn hat gesagt: Danke
Gesendet am 22. Mai 2023 um 16:07
Mit lieben Freunden im Schwarzwald auf Abenteuer los zu ziehen - einfach a subba Sach!


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