Vor-Erkundungen am Omerskopf (874 m), oder: hingefahren, hochgestiefelt, nachgeschaut


Publiziert von Schubi , 22. April 2021 um 16:10.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:18 April 2021
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Strecke:4,7 + 1,5 + 4,4 + 4,0 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz an der Brauwerkstatt Spitzbuckel sowie Winterhaltweg, Höhe Sattel Rappenberg sowie Haltebucht (Hütte) an der K 3765 sowie Obere Lochwaldstraße in Lauf
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Nach einer OP muss ich mich gerade etwas schonen und verbringe leider mehr Zeit am Kartentisch als draussen. Kleinere Aktivitäten sind aber erlaubt, also laufe ich nun Teilstücke von geplanten Touren und suche Ecken auf, die mir auf der Topo-Karte als evtl. interessant erscheinen und sich für spätere Wander-Kraxel-Projekte dann verknüpfen liessen. Am Omerskopf zum Beispiel (einem Westausläufer des Hauptkamms im Nordschwarzwald) gäbe es so einige felsig-rustikale Stellen zu entdecken. So jedenfalls deuten Karte und Luftbild es an, und zwar hauptsächlich an seinen Flanken auf der Höhe zwischen 600 und 700 m. Dort trifft üblicherweise das Deckgebirge (Buntsandstein) aufs Grundgebirge (meist Granit, hier ausnahmsweise mal Gneis). Also mal hingefahren, hochgestiefelt, nachgeschaut.

Perfekt als Soundtrack passt diesmal 'tain't What You Do (It's The Way That Cha Do It) vom Si Zentner Orchestra mit den Johnny Mann Singers.

Los geht es samtags mit einem Start aus dem Talschluss des Laufbachtals hoch zu einem (namenlosen) felsigen Areal am Südhang des Omerskopfs, das sich dann als ziemlich ausgedehnte Mischung aus Blockwerk und mindestens einer aufragenden Felsrippe herausstellt. Dorthin komme ich, nördlich oberhalb der Häuser von Glashütte, über einen Pfad am Waldrand, entlang eines Bächles und einer eingewaldeten Blockhalde, weiter über Forstwege und vorbei an einem aufgelassenen Granit-Steinbruch. Ob der gesuchte und bald erreichte namenlose Fels auch aus Granit besteht, oder dem hier wohl vorherrschenden Gneis, wage ich nicht zu beurteilen. Diese Quelle jedenfalls spricht vom Omerskopf-Gneiskomplex und tatsächlich ist der Stein hier etwas anders als Granit strukturiert, ausserdem eher kantig verwittert. Netterweise ist  der Fels mal nicht von dem umliegenden Bäumen komplett zugewachsen, sondern punktet mit einem schönem Tal- und Fernblick. Weiter oben läge dann noch, etwas versetzt anschliessend, wohl eine weitere Rippe, und diese hat auf der Karte sogar einen Namen: Hirschfelsen. Ihn besuche ich am Tag darauf. Zunächst also erstmal Umschauen am Fuß des namenlosen Felsens. Ein paar knorrige Eichen haben sich zwischen die Blöcke zwängen können und bieten einen urigen Anblick. Schön rustikal und gut gestuft sind die Felstrümmer und ich freue mich, später im Jahr hier hereinkraxeln zu dürfen ... Nach einer kleinen Rast jetzt wieder herab, diesmal aber in einem westlichen Bogen und im Tal dann noch ein Stück entlang des Laufbachs und seines kleinen Stausees, zurück zum Wagen. Der steht auf dem Parkplatz der Brau-Werkstatt Spitzbuckel, die nun aber leider schon geschlossen hat, deren Brausorten im Aushang aber auf jeden Fall Neugierde auslösen und ebenfalls ein Grund für eine Wiederkehr wären.

Die nächste Erkundung führt mich zum südlichen Gegenhang des Omerskopfs, es ist der Nordhang des Sodkopfs. Hier hat die Gemeinde den "Energiepfad" angelegt, bezugnehmend auf die Wasserkrafterzeugung im Laufbachtal. Ein Teilstück bringt mich, startend vom Sattel zwischen Sodberg und Rappenkopf, zu weiteren Fundstücken von der Topokarte, sprich, Felsrippen. Eine davon kommt von der Talseite hoch und an ihrem oberen Ende nahe des Pfads schlupfe ich mal zwischen die Felsblöcke herein. Jep, von unten sollte man gut hochkraxeln können. Tiefer im Wald liegen dann, etwas abseits vom Pfad, zwei weitere, noch steiler aufschwingende Rippen herum (namenlos auch sie), mit einem Blockfeld zwischen ihnen und ziemlich eingewuchert von der Wald-Botanik. Trotzdem bietet sich der tolle Anblick einer kleinen Felsen-Arena und ich beschliesse, oben im Wald überblickshalber die bergseitigen Enden der Felsen aufzusuchen. Vom unteren Standpunkt aus böte auf jeden Fall schonmal die rechte Rippe ein, zwei gute Einstiegsstellen. Also zurück, im Wald eine Etage höher und bisschen weglos Ausschau gehalten ... da sind sie: auch die oberen Enden der Rippen liegen benachbart. Ich steige in die westliche Rippe mal kurz herein und versuche zwischen den Bäumen zu erkennen, ob man von unten durchgehend hoch käme.

Am Sonntag beschloss ich, für weitere Stich-Wanderungen von weiter oben im Omerskopf zu starten, praktischerweise führt nämlich eine kleine Landstraße im oberen Drittel des Bergs um seinen Kuppe herum. Diesmal begleitet mich die Ameliebste und startend von einer Haltebucht an der Straße stiefeln wir auf einem schönen Pfad zunächst bergab und dann (markiert) über Wege-Zickzack zu zwei Felsen, die die Karte als Aussichtsfelsen ausweist: an der westlichen Nase des Bergs liegt der Hardstein (680 m, Hikr-Kollege WolfgangM hat ihn letztes Jahr ins Register eingetragen) und nur wenig östlich davon der (oben bereits erwähnte) Hirschfelsen. Beide böten eine schöne Grat-Kraxelei entlang ihrer sich nach unten weit fortsetzenden Rippen an. Die Blicke von ihnen öffnen sich herrlich nach Süden und nach Westen zur Rheinebene. Wir stapfen zurück, hoch zur Landstraße und über sie hinweg, direkt neben der Startpunkt-Haltebucht führt der Pfad weiter nach oben. Nun zu einem dritten und sogar vierten Aussichtsfelsen der heutigen Teil-Tour, namenlos zwar, aber als "Felsenblick" ausgeschildert: es sind zwei direkt beinander liegende Kanzeln mit bergseitig-einfachem Zugang ohne Kraxelei, dafür aber mit Aussichtsbänkle. Der linke Fels läuft nach unten seicht in einem Blockfeld aus, der Rechte ragt deutlich kecker auf. Beide bieten nochmal einen beeindruckenden Blick über die Rheinebene. Unsere Erkundungen beschliessen wir nun noch mit einem Abstecher auf die Kuppe des Omerskopfs, auch hier führt uns ein schön angelegter, uriger Pfad durch sehr abwechslungsreiche Vegetation sowie kleinere Felsblöcke. Weil sich Hunger und Durst ankündigen und ich meine To-Do-List soweit erledigt habe, drehen wir aber kurz vor der höchsten Stelle um und stiefeln wieder herab zum Wagen.

Beim Bildersichten zuhause lässt mich eine Entdeckung auf dem Foto der Omerskopf-Westnase (entstanden während der Anfahrt) aufmerken: oben zwischen den noch unbelaubten Bäumen erkennt man die kantigen Konturen eine noch weiteren Felsgruppe. Der Hartfelsen kann's aber nicht sein, denn dann würde man sein Kreuz sehen. Aaalso am Dienstag nach Feierabend nochmals ins Laufbachtal gegondelt, bzw. zum Wohnplatz Lochwald auf halber Höhe und von dort losgestiefelt. Etwas Forstwege-Zickzack folgt und linkerhand nehme ich dabei noch ein paar Impressionen vom Bielenstein mit. Eine wild zerklüftete Felstwand, die aber wie üblich rückwärtig sanft in den Hang übergeht. Vorgelagert sind ca. zwei Meter hohe Wälle und ich tippe mal, dass der Bielenstein früher mal von einem Steinbruch angeknabbert wurde. Nun südlich weiter und zuletzt GPS-geleitet weglos zur erwähnten Felsgruppe an der Nase. Sie kündigt sich mit lose zwischen den Bäumen verstreutem Blockwerk an, dessen Moos-Überzug im Abendlicht schön schimmert. Hinter den Bäumen gibt's dann was zum Staunen: ich treffe auf eine interessante Szenerie aus (links) einem steil aufragendem Felsturm, der nach hinten flach ausläuft, und etwas versetzt davon rechts zwei Rippen, die im Hang ordentlich abfallen, wenig zerklüftet, eher plattig, und wohl aus Gneis bestehend. Das GPS sagt mir weiterhin, dass ich nur 100 m unterhalb des sonntags besuchten Hartfelsens bin, sozusagen in seiner orographischen Fortsetzung hangabwärts, aber die Bäume versperren die Sicht. Jedenfalls könnte man so allein an dieser Stelle mehrere Kraxeleien nah beinander verbinden, supergut. Eine echt interessante Ecke und: Mission completed.
 
Fazit: Naja, es waren ja keine richtigen Touren, sondern eher Abstecher ins Gelände, teils weglos. Definitiv sind Laufbachtal und Omerskopf einen Besuch sowie die gefundenen Felsen eine Kraxelei wert. Ich freue mich, gesundet wiederzukommen, dann im Rahmen einer großen Tour (die ich freilich schon angelegt hab' :-)

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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