Durchs wilde Kraspestal auf den Zwieselbacher Rosskogel (3077 m) und durchs Gleirschtal zurück


Publiziert von Murgl , 16. August 2024 um 18:31.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:15 August 2024
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1430 m
Abstieg: 1430 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit PKW oder Bus nach Haggen
Kartennummer:AV-Karte Sellrain 31/2

Als wir vor ein paar Tagen von Haggen im Sellrain aus eine Tour auf den Flaurlinger Rosskogel starteten, fiel mir ein Wegweiser mit „Zwieselbacher Rosskogel 5 h“ auf. Was, es gibt einen Steig durch das Kraspestal auf diesen Gipfel? Ich schaute in Wanderkarten nach: ok, einen Steig gibt es demnach nur bis zum Kraspessee (2545 m)  – und informierte mich bei hikr, wo ich fündig wurde. Die Beschreibungen von zaufen und sven86 und die Kommentare darunter waren hilfreich, aber es sollte sich herausstellen, dass sich je nach Schneeverhältnissen der Aufstieg recht unterschiedlich gestaltet, wie die beiden auch vermerkt haben. (Ihre Berichte finden sich unter hikr.org/tour/post164869.html und hikr.org/tour/post188458.html.) Meine nachfolgende Beschreibung ist daher – wie zaufen es formuliert hat, ein Erfahrungsbericht und keine Anleitung, wie man nach Passieren des Kraspessees den noch verbliebenen Ostteil des Kraspesferners und über diesen den Gipfel des Zwieselbacher Rosskogels erreicht. Das gibt erst recht, weil wir, meine Frau und ich, vermutlich nicht gerade die beste Route gefunden haben, mindestens nicht die kürzeste. Zudem war deutlich weniger Firn vorhanden, als es zaufen und sven86 vorgefunden haben; wir kamen fast ohne Firnbegehung aus.

Start am kleinen Parkplatz in Haggen. Der Karrenweg und Steig zum Kraspessee führen durch eine schöne, wilde Landschaft. Das Kraspestal und der Kraspessee sind bei sonnigem Wetter auf jeden Fall einen Besuch wert! Beim Kraspessee (dort nach gut 2 Stunden) machen wir kurz Pause, bevor es links des Sees (von unten gesehen) flach bergan auf eine breite Kuppe geht, anfangs noch kurz mit Markierungen und zwei Steinhaufen auf der Kuppe. Weiter sanft aufwärts links des breiten Felsriegels oberhalb des Kraspessees in der Nähe eines Baches; hier gibt es noch ein paar Steinmännchen. Wir überqueren diesen Bach auf ca. 2650 m Höhe nach rechts und folgen ihm weiterhin mäßig ansteigend. Dort wo der Bach sich nach Westen wendet, treffen wir drei junge Bergsteiger beim Abstieg. Sie erklären uns, dass wir am besten den Wasserfall passieren sollten, der etwa in der Mitte des zweiten Felsriegels herunterstürzt, bevor wir weiter hochsteigen. Dieser zweite Felsriegel verläuft etwa parallel zum ersten in west-östlicher Richtung. Gesagt, getan. Wir kommen westwärts weiter in Bachnähe gehend oberhalb eines zweiten größeren Sees vorbei, den man vielleicht als Oberen Kraspessee benennen könnte. Das Gelände ist hier ziemlich flach, der Felsriegel gen Süden jedoch ziemlich steil. Offenbar hatten wir die jungen Bergsteiger etwas falsch verstanden, denn – wie sich herausstellte, stiegen wir deutlich zu weit nach rechts (Westen), bis der Felsriegel von einem Firnfeld abgelöst wurde. (Die von den Dreien „versprochene“ geröllig-rutschige Zone haben wir dadurch „verpasst“.)
Wir hatten gehofft, beim Firnfeld gut hochzukommen und stiegen am unteren Ende der Felszone entlang auf dieses Firnfeld zu und um die Felszone herum am Rande des Firnfelds hoch. Schon bald aber stellte sich heraus, dass sich unter dem Firn Blankeis befand (also ein Gletscherrest?), das ganz am Rand (fast direkt am Felsen) kaum überfirnt war. Dadurch kamen wir nur mit einiger Mühe an der Schnittstelle zwischen dem felsigen Gelände und dem Firnfeld so weit hinauf, bis sich links ein guter Einstieg in die Felszone fand. Dort querten wir wieder nach links (ostwärts) in die Felszone und dort, wo es gut ging, kurze Passagen in der Falllinie hoch, abwechselnd nach links oder aufwärts. An einer kurzen Steilstufe löste sich beim Zupacken ein kopfgroßes Felsstück, das meine Frau an der Hüfte und am Knie abbekam, aber die Sache endete glücklicherweise glimpflich. Kurz danach wurde das Gelände wieder flacher und wir erreichten weiter ostwärts eine Stelle oberhalb des unteren Endes des noch vorhandenen Ostteils des Kraspesferners, der in einem kleinen See endet. Falls es noch so etwas wie ein Gletschertor geben sollte, befindet es sich unter Wasser.
Hier war nun abzusehen, dass der weitere Aufstieg keine besonderen Schwierigkeiten bereiten sollte. Ein paar Meter mussten wir ,in Richtung des weitgehend aperen Gletschers im Blockwerk absteigen, um dann rechts durch einen Hang aus unterschiedlich großen Steinblöcken oder Schutt hinüber zum relativ flachen Gletscher zu steigen, an dessen Westseite es weiter aufwärts ging. Hier war wegen der oft losen Gesteinsbrocken nochmals erhöhte Vorsicht angesagt. Dankenswerterweise gab es am Westrand doch noch eine Firnauflage, die wir zweimal für ein kurzes Stück zum Hochsteigen nutzten, wodurch wir steileres Blockwerk vermeiden könnte. Übriges gibt es ein paar kleine harmlose Spalten (oder Spältchen). Der Übergang vom,n Gletscher in den Gesteinsschutt ist überall problemlos, und vom oberen Ende des Gletschers sind es nur noch wenige Minuten bis zum Übergang ins Gleirschtal (einen Namen des Passes bzw. Jochs habe ich nirgends gefunden).
Beim Pass wird der Steig erreicht, der von der Neuen Pforzheimer Hütte heraufführt. Der Gipfel wird sichtbar und problemlos auf felsig-schuttigem Gelände erreicht (ca. 4 Stunden ab Haggen, wobei das Stück ab dem zweiten Felsriegel ziemlich zeitraubend war). Die Rundsicht lässt keine Wünsche offen.
Der Abstieg auf markiertem Steig zur Neuen Pforzheimer Hütte ist problemlos (weitgehend T2). Der weitere Abstieg ab der Hütte hinab ins Gleirschtal erfolgt zunächst weiter auf einem Steig; ab dem Talgrund geht es noch 600 Höhenmeter nach St. Sigmund auf einem schotterigen Fahrweg hinab, im unteren Teil an den Gleirschhöfen (1659 m) vorbei. Kurz vor dem Wanderparkplatz St. Sigmund führt ein Waldweg gut 100 Höhenmeter hinauf nach Haggen und damit zurück zum Parkplatz.

Zweifellos ist der Aufstieg durchs Kraspestal sehr viel abwechslungsreicher und abenteuerlicher als der lange Weg durchs Gleirschtal. Die beste Route ab dem zweiten Felsriegel oberhalb des Kraspessees gibt es wohl nicht, weil das von den Schneeverhältnissen abhängt. Die Route, die wir genommen haben, ist suboptimal, aber abgesehen von der Passage am steilen Schneefeld wenig schwierig; kaum T4; man muss aber wegen möglicher lose Gesteinsbrocken gut aufpassen.
 
Ich füge noch zwei Bilder vom Kraspesferner aus dem Jahr 1996 an passender Stelle ein; damals befand sich das Gletschertor auf 2670 m. Wir waren damals mit unseren damals 2-10 Jahre alten fünf Kindern am Kraspessee und zwei stiegen noch mit zum Gletscher hoch.
 

Tourengänger: Murgl


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Kommentare (1)


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zaufen hat gesagt:
Gesendet am 16. August 2024 um 21:14
Wir hatten den Übergang über die Steilstufe auch erst weiter westlich versucht, aber abgebrochen. Östlich vom Bach, gerade westlich aus dem Steinschlagbereich heraus, dürfte es unabhängig von der Schneelage immer einfacher gehen.


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