Zwieselbacher Rosskogel 3082 m über Kraspesferner


Publiziert von zaufen , 26. Juli 2021 um 21:59.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Stubaier Alpen
Tour Datum:21 Juli 2021
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1430 m
Abstieg: 1430 m

Große Tour bei herrlichem Wetter auf nicht üblicher Route, aber wahrscheinlich der kürzeste Aufstieg auf den Zwieselbacher Rosskogel.
 Dies ist ein Erfahrungsbericht, keine Tourempfehlung. Es bestehen Berg- und Wettergefahren. Eine Aktualisierung des Berichts erfolgt nicht - die Situation kann sich verändert haben. Jeder Wanderer und Bergsportler muss sein Können und die örtliche Situation und ihre Risiken selbst auch für seine Begleiter eigenverantwortlich einschätzen.
Von Haggen auf dem Fahrweg ins Kraspestal, der unterhalb der Zwing endet. Weiter markiert erst steiler aufwärts und dann ziemlich eben bis zur kleinen Hütte. Dann wird bald auf einem Steg der Bach gekreuzt und es wird wieder steiler. Bis durch die obere Zwing führt der Steig, dort etwas ausgesetzt. Dann leitet die Markierung durch Blockwerk, aber sanfter ansteigend. Auf einer kleinen Anhöhe verließen wir die Markierung zum Kraspessee und hielten uns links auf die gut begehbare sanfte Moräne - dort noch Steinmännchen.  Diese hören etwa in Höhe des nächsten Felsriegels oberhalb des Kraspessees auf. Bald empfiehlt es sich, die Bachseite für ein Stück zu wechseln. Weiter relativ sanft aufwärts geht es links um den nächsten Felsriegel herum in das nächste (frühere) Becken des kaum noch vorhandenen Kraspesferners. An vielen Stellen ist der Boden vom Wasser durchweicht.
Der nun folgende Felsriegel nach Süden, der den westlich der Rotgrubenspitze in einer Mulde liegenden flachen Gletscherteil abriegelt, ist die Schlüsselstelle. Weil wir erst keinen Drang nach dem etwas steil aussehenden Schneefeld verspürten, gingen wir noch ein Stück nach Westen, fanden aber keinen geeigneten Durchstieg für uns. Also gingen wir einen Haken über das mittig mit Steinen durchsetzte Schneefeld, das am östlichen Rand der Felsbarriere herunterzieht. Auf dessen westlicher Seite - von unten gesehen rechts -  ist ein weiter oben breiter werdender Streifen aus kleinen Felsblöcken, Steinen und lockerem Boden, der nicht steil ist, aber eben nicht bis zur " Talsohle" reicht,  jedenfalls nicht an diesem Tag. Über diesen kann man -wegen des lockeren Materals vorsichtig- aufsteigen. Nach etwa 25 Höhenmetern geht es rechts durch flacheres Gelände um Schneefelder herum bequem leicht aufwärts  zum "Gletschertor" (Miniaturausgabe). Etwas oberhalb davon querten wir den Restgletscher bzw den Schnee zum Westrand und gingen an diesem entlang aufwärts.  Der Schnee war leider teilweise ziemlich durchgeweicht.  Durch eine Mulde rechts erreicht man den Aufstiegsweg von der Pforzheimer Hütte zum Zwieselbacher Rosskogel,  markiert und für die Höhenlage einfach zu gehen. Nur die ausgesetzten letzten Meter vor dem Gipfel erfordern Aufmerksamkeit. 
Zurück gingen wir auf derselben Route. 
Technisch ist der weglose Abschnitt eigentlich einfach. Nur muss man auf dem aufgetauten Boden aufpassen, dass man nicht mit dem ganzen Geröll zu Tal geht. Der Abschnitt ist auch nicht länger als 5 Minuten. Im Schnee einzusinken, ist zwar lästig, aber weniger gefährlich als abzurutschen. Der Gletscherrest ist nach allem,  was man  weiß,  spaltenlos. Die Orientierung ist einfach. 

Am Ende habe ich einige Fotos angehängt, die ich einige Tage später vom Gaiskogel (Kühtai) aufgenommen habe: Inzwischen ist der Kraspesferner nicht mehr voll schneebedeckt, sondern teilweise ausgeapert. Auch das Aufstiegsschneefeld ist kleiner geworden und man muss mehr über - vermutlich weichen - Schutt oder Geröll gehen.

Wie der Kraspesferner etwa 15 Jahre früher aussah, sieht man ganz gut auf den Fotos von ADI  https://www.hikr.org/tour/post48934.html
Und informativ zum Thema Gletscherrückgang sind die hervorragend gemachten Webseiten von Lukas Ruetz aus St. Sigmund. www.lukasruetz.at


Tourengänger: zaufen


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Kommentare (10)


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Andi_mit_i hat gesagt:
Gesendet am 26. Juli 2021 um 23:11
Danke für den Tourenbericht und die Fotos. Diesen Aufstieg hatte ich auch schon länger im Auge. Gut zu wissen was einem da erwartet. Steht bei mir definitiv auf der "Wunschliste" weit oben. ;-)

zaufen hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juli 2021 um 15:08
Drei Fotos zur Übersicht aus anderer Perspektive von heute habe ich noch angehängt. Sehr instruktiv, meine ich. Das ganze ist an sich die Schitourenroute.

Andi_mit_i hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juli 2021 um 15:38
Vielen Dank! Das vereinfacht die Tourenplanung deutlich. :-)

zaufen hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juli 2021 um 15:44
Jetzt habe ich es sogar noch hinbekommen, unsere ungefähre Route einzuzeichnen. Die Perspektive vom Gaiskogel ist sehr günstig dafür.

Andi_mit_i hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. Juli 2021 um 23:35
Vielen Dank! Der Gaiskogel fehlt mir auch noch, daher habe ich auch keine Bilder von dort. ;-)

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 28. Juli 2021 um 19:34
Schöne Tour. Hatte ich mir auf der Route auch mal überlegt, aber eher noch im Frühsommer, wenn es in der etwas fragwürdigen Steilstufe unter dem Gletscher guten Sommerfirn hat. Vor drei Jahren hatte ich Anfang August bei schlechterer Schneelage dazu folgendes notiert, was sich ja auch durchaus mit deinen Eindrücken deckt - ich denke später sollte man hier tatsächlich nicht dran sein.

Dieses (Gletscher-)Becken wird nach unten durch eine Steilstufe (ehem. Gletscherbruch) abgeschlossen. Diese Steilstufe selber dürfte per Ferndiagnose kaum sinnig begehbar sein (Gletscherschliff mit Schuttauflage). Eher könnte der Übergang an deren linken Rand gelingen, was vermutlich der Skiroute entspricht. Hier ist es so, dass der Untergrund aus Gletschereis besteht, welches überwiegend geröllbedeckt ist. Es waren keine Begehungsspuren oder Steinmandl zu erkennen. Oben raus wird das ziemlich steil und allzu stabil dürfte der Untergrund nicht sein. Rechts davon kamen aus den Eisfeldern heraus auch laufend Steine herunter - zwar nicht direkt auf die Route; aber wirklich empfehlenswert schaut das alles eher nicht aus.

zaufen hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juli 2021 um 22:48
Den "Ferndiagnoseneindruck" von 2018 würde ich so nicht ganz bestätigen. Linker Rand entsprechend Schiroute -ja. Aber bevor die Schneerinne wirklich steil wird, kann man westlich rausgehen in ziemlich flaches Gelände. Ich habe keine Bohrungen vorgenommen - deswegen weiß ich nicht wirklich, ob unter dem Material wie Bild 16, auf dem meine Frau geht, und Bild 37 und 38 Gletscherschliff ist. Und ob unter dem Schnee bzw Geröll wirklich noch Gletschereis ist, erscheint mir auch zweifelhaft. Ich will niemanden zu etwas gefährlichem verleiten - muss jeder selbst verantworten. Bei den Verhältnissen neulich sah ich keine relevanten Gefahren.

Andi_mit_i hat gesagt:
Gesendet am 20. August 2023 um 11:31
Ich war gestern mal im Aufstieg unterwegs auf dieser Route (Als schöne Rundtour ab St. Siegmund mit Abstieg über das Gleirschtal). Daher ein paar aktuelle Eindrücke.

Da mitten im Hochsommer war kaum mehr Schnee/Firn herumgelegen. Die Steilstelle ist nach wie vor die Schlüsselstelle der Tour. Bild 38 zeigt eigentlich die komplette Schlüsselstelle. Hier im Foto noch ein Schneefeld war gestern kein Schnee mehr drinnen. Der ganze Hang ist eine recht lockere Mischung aus Blöcken aller Größe gemischt mit Schutt. An einer Stelle hat man sehen können, dass drunter noch ein Gletscherrest dahinsiecht, dort ist alles auf dem Eis abgegangen in einer Rinne direkt neben dem Gletscherschliff. Da bin oberhalb durch festeres Zeug gequert. Davor muss man halt schauen, dass man möglichst stabiles Gelände erwischt, was schon machbar ist. Eine pauschale Route kann man nicht vorgeben, das ist alles noch in Bewegung und wird vermutlich in einem Jahr schon anders aussehen. Hier ist zwingend Bergerfahrung (und entsprechend Hirn) notwendig.
Hochgefährlich ist es sicher nicht, da man "nur" im Abrutsch- und nicht im Absturzgelände sich befindet und der Hang nach 20-30m flach ausläuft. Aber ein abrutschen sollte auch vermieden werden. Exponiert ist hier auch nichts, der Schutthang dürfte so 30-40° haben. Prinzipiell bleibt ja alles liegen. Manches halt früher, manches später. ;-)

Der Gletscherschliff selber von dem Bild 38 gemacht wurde ist bombenfester Fels. Man muss halt auf die Schuttauflage etwas achten. Aber hat man diesen Bereich erreicht hat man den Aufstieg geschafft.

Der Gletscher selber war gestern komplett aper und alles hat gegluckert und ist dahingeschmolzen. Am Ende des Gletscher (Bild 21) ist ein größerer See vor dem Abfluss. Um auf den Gletscher zu kommen muss man im Bild rechts auf das Eis, links wird es sehr feucht. ;-)
Die Felsen im Vordergrund sind inzwischen eine Felsinsel im Gletscherchen. Einen etwas größeren Spalt (aber auch maximal einen halben Meter breit) gab es nur unten wo der Gletscher in den See geht, da besteht denke ich keine Gefahr mehr. Wenn es kalt wird, wird da alles zufrieren und den Spalt auch praktisch komplett verschließen. Oben sind keine Spalten. Ausstieg oben am Gletscherende war problemlos.

Insgesamt ein genialer Aufstieg zum Zwieselbacher Rosskogel. Wer Berg- und Gletschererfahrung hat und mit mühevollen weglosem Gelände zurecht kommt wird viel Spaß haben. Landschaftlich ein Traum, insbesondere der Kraspessee. Viel war nicht los, mir sind drei Wanderer entgegengekommen obwohl das ein perfekter Bergtag war.

Ich schätze mal in 10-20 Jahren wird sich hier ein richtiger Weg etablieren, sobald dieser Schutthang in der Schlüsselstelle zur Ruhe gekommen ist. Aktuell ist das einfach nur instabiler Schrott den man vermeiden kann wenn man es nicht zu spät im Sommer angeht.

zaufen hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. August 2023 um 18:29
Danke für den aktuellen Erfahrungsbericht und die Bestätigung meiner Einschätzung, dass diese Route ohne erhebliche Gefahren machbar ist - wobei es mit Firnauflage auf dem Gletscherrest sicher einfacher ist. Wir haben es nämlich so flach und trittfest erlebt, dass auch an Grödeln kein Gedanke zu verschwenden war.

Andi_mit_i hat gesagt:
Gesendet am 24. August 2023 um 10:55
Ich hänge diesen Link mal hier hin. Hier kann man sich in einem recht hochaufgelösten 3D-Modell die ganze Route gut anschauen: https://tiroler-naturparke.at/

Die Bedienung ist leider nicht so angenehm und intuitiv wie GoogleEarth.


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