Mixed-Kraxeln im Odenwald


Publiziert von Nik Brückner , 5. Dezember 2023 um 20:13. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Odenwald
Tour Datum: 3 Dezember 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 400 m
Abstieg: 400 m
Strecke:6 Kilometer

Am Vortag hatte mir WoPo1961 noch einen Titel für einen Tourenbericht gestiftet, nun stand er leibhaftig vor uns, der Waldelfe und mir - zusammen mit seiner webeBe, die ebenfalls leibte und lebte. Das war ein Hallo! Endlich sahen wir uns wieder. WoPo1961  hatte ich das letzte Mal auf dem Allalinhorn gesehen, die webeBe.... Huh! Auf einer Vogese? Hier, auf dem Felsberggipfel?


Treff- und Startpunkt war die Kuralpe-Kreuzhof (400 m), ein großes Ausflugsgasthaus auf der Nordseite des Felsbergs. Yep, im Odenwald. Und diesmal war es richtig kalt. Winter! Da braucht man "A Ghastly State Of Affairs" von French TV im Player.

Von der Kuralpe führen zwei Wege hinauf zum Waldrand. Wir stiegen den linken hinauf (und kamen auf dem rechten wieder herunter). Im Wald dann ein paar Meter weiter hinauf, dann zwogen wir links ab, auf einen Pfad, der unterm Schnee nicht mehr zu sehen war. Auf dem Weg ging es dann nach Osten, wo man wieder den Waldrand erreicht.

Unser Weiterweg war hier von einem Zaun versperrt. Wir folgten dem abgezäunten Bereich auf der Westseite, weglos, bis wir auf der Südseite auf einen breiten Weg stießen. Auf diesem wanderten wir nun wieder links hinunter, erneut in die Nähe des Waldrandes, zurück zur geplanten Route. Dort hielten wir uns rechts, hier verwandelt sich der Weg in einen Pfad. Dieser führt zu einem weiteren breiten Weg, der vom Gipfel des Felsbergs herunterkommt.

Wir überquerten diesen Weg und folgten weiter unserem Pfad - den wir hier unter dem Schnee erneut nicht sehen konnten. Dieser führt hinunter zum nächsten breiten Weg, auf dem wir uns nach links wandten, Richtung Süden.

Bald kamen wir an eine Drittelung. Und nahmen den untersten Weg (wir hätten auch den mittleren nehmen können). Am nächsten Abzweig wollten wir eigentlich weiter geradeaus, aber wir machten hier einen Abstecher nach rechts, hinauf zum.....

...Sarg (438 m).

Der Granit des Felsbergs wurde bereits von den Römern abgebaut und genutzt. Manchmal ging bei der Arbeit jedoch etwas schief, und die Arbeiter ließen den Stein im Wald liegen. Der Sarg gehört zu diesen aufgegebenen Werkstücken. Er wurde offenbar durch eine Unterschneidung unbrauchbar, die bei der Spaltung mit Hilfe von Keilen sichtbar wurde. Die Spaltung folgte der Struktur des Gesteins. Wie gut zu sehen ist, sind auch die Seitenflächen teilweise bearbeitet.

Von solchen Steinen gibt es im Felsenmeer gleich mehrere. Man spricht dabei von "Stichen": Das sind Fehler in der Struktur des Granits, die von außen nicht zu sehen sind, und ungewollte Brüche verursachen können. Geschah das erst unmittelbar vor Vollendung eines Werkstückes, führte dies dazu, dass man das Werkstück aufgab und liegenließ. Wer mit offenen Augen durch den Wald streift, findet sicher noch das eine oder andere, den Altarstein vielleicht, die Pyramide, das Schiff, den Sarg oder die Kreisplatte. Unser nächstes Ziel, das Schiff, ist ebenfalls darunter.

Wieder zurück auf unseren Weg ging es nun weiter bergab. Er endet an der Linkskurve eines breiten Waldweges. Auf dem unteren Zweig wanderten wir weiter hinunter.

Der breite Weg kurvt erst nach links, dann nach rechts. Abzweige ignorierten wir. In der nächsten Linkskurve zweigt rechts ein Pfad ab, der zu einem Geländer führt. Diesem folgend, stiegen wir hinauf zum Schiff (405 m).

Das Schiff ist mit 12 Metern das römische Werkstück mit der längsten durchgehenden Werkkante. Die Spuren der Keilspaltung, die Bearbeitung der Fläche sowie die abgespaltenen Stücke sind deutlich zu sehen.

Nun ging es weiter hinauf zum nächsten breiten Weg. Wir folgten diesem ein Stück nach links, bis zu einer engen Rechtskurve. Hier zwogen wir ab und wanderten links hinunter in eine Senke, und dort gleich wieder rechts hinauf. Der Weg überquert einen kleinen Sattel, dann verliert er sich im Wald. Hier ging es links hinunter zu einem breiten Weg (Markierung 4).

Wir folgten dem Weg nun talwärts. Er kurvt gleich nach rechts, passiert den Lautertalblick und berührt bald zum ersten Mal das Felsenmeer. Wir stiegen aber noch nicht ins Felsenmeer ein, sondern hielten uns noch auf dessen Ostseite. Immer nahe an den Felsen wanderten wir nun auf hübschen Pfaden hinunter zum unteren Ende des Felsenmeers (250 m).

Das berühmteste Felsenmeer des Odenwalds (es gibt noch mehr, hier zum Beispiel, oder hier) ist eine Felsenlandschaft aus dunkelgrauem Quarzdiorit, die durch die für Granit typische "Wollsackverwitterung" entstand. Es ist heute ein beliebtes Naherholungsgebiet und Ausflugsziel für Familien und Wanderer und Teil des Naturschutzgebiets "Felsberg bei Reichenbach". Am oberen Ende des Felsenmeers befindet sich eine kleine Quelle, deren Rinnsal zwischen den Felsen hinab ins Tal fließt und schließlich im Graulbach mündet.

Warum hier so viele Felsen herumliegen, erklärt eine Sage:


Sie berichtet von zwei Riesen, die einst im Lautertal lebten. Der eine hauste drüben am Hohenstein, der andere hier am Felsenmeer. Eines Tages gerieten die beiden Nachbarn in Streit. Und sie bewarfen einander mit Steinen. Immer größer wurde die Wut der Riesen, und immer größer wurden die Steine, die sie aufeinander warfen.
 

Doch der Hohensteiner Riese hatte allerdings mehr Steine zur Verfügung, als der Riese vom Felsberg. Und deshalb begrub er seinen Widersacher bald mit seinen vielen Steinen. Nur ein einzige Brocken blieb übrig, der war selbst dem Riesen zu schwer: der heutige Hohenstein.
 

Man kann übrigens bis heute den Felsberg-Riesen in dunklen Nächten unter den Steinen des Felsenmeers stöhnen hören....

Wer mag, kann gemütlich links oder rechts der Felsen Wegen folgen, aber so ziemlich jede*r kraxelt direkt in freier Routenwahl die Felsen hoch (T4). Wir natürlich auch. Das geht nie wirklich über einen Einser hinaus, ist aber gar nicht ohne, denn die wollsackverwitterten Granitblöcke bieten kaum Griffe. Der Schnee machte das Ganze noch ein wenig anspruchsvoller, umso mehr, je höher hinauf wir kamen. Mixed-Kraxeln im Odenwald!

Übrigens: Die Felsenmeerbrücke (einst auf ca. 375 m) gibt's nicht mehr. Sie wurde im Januar 2023 wegen Baufälligkeit abgerissen. War wohl mal wieder jemand überrascht, dass man sowas auf in Stand halten muss. Für uns Wanderer bedeutet das: Der Orientierungspunkt "Felsenmeerbrücke" existiert nicht mehr.

Nun also über die Granitfelsen in freier Routenwahl hinauf zum Kiosk (450 m). Hier liegt die berühmte Riesensäule herum, eine 9 Meter lange Steinwurst, die, schon fertig bearbeitet, den Römern zerbrochen ist.

Ich hab's ja schon geschrieben, der Granit des Felsbergs wurde bereits von den Römern genutzt. Unter anderem in Augusta Treverorum, wo man mit Säulen aus Odenwälder Granit eine Basilika baute, von der ein Überbleibsel unter dem Namen "Domstein" heute noch in Trier herumliegt. Eine Schwester dieser Säule liegt bis heute hier im Felsenmeer, wo sie bei den Steinhauerarbeiten zerbrach und liegengelassen wurde.

Hier, am oberen Ende des Felsenmeers (480 m) wechselten wir auf den Wanderweg. Direkt bei einem kleinen Pavillon, der Peter-Grieshammer-Ruhe, befindet sich ein weiteres römisches Werkstück, der Altarstein (465 m).

Der Altarstein zeigt sehr klar eine ungewollte Abspaltung. Ein Altar sollte das wahrscheinlich nicht werden, aber was immer man daraus machen wollte, hat der Bruch vor Ort verhindert. Deshalb wurde der Stein einfach dort liegengelassen, wo man ihn vorgefunden hatte.

Nun ging es weiter hinauf zu Adas Buka auf dem Felsberggipfel (514m), wo man toll afrikanisch essen kann - wenn man Zeit hat. Im Winter ist das Gasthaus leider zu, deshalb machten wir uns nun auf den Rückweg zur Kuralpe. Direkt hinter Adas Buka geht es hinunter, ein Hohlweg führt geradewegs zurück zur Kuralpe-Kreuzhof (400 m).

Hier beschlossen wir, die Nordschleife unserer eigentlich länger geplanten Tour Nordschleife sein zu lassen, und lieber den Einkehrschwung zu üben. Nach kurzer Wartezeit bekamen wir auch einen Platz, eigentlich vier, und dann hatten wir's noch den ganzen Nachmittag lang gemütlich. Pläne mussten geschmiedet werden! Für's nächste Jahr!


WoPo`s Kommentar-Anmerkungs-Vermerk-Fazit: 

Weil ich weiß, dass der Nik weiß, dass ich weiß, dass der Nik sich freut, wenn Tourenbegleiter ein paar Worte zur gemeinsamen Wanderung schreiben... schreib ich jetzt mal was. Und nicht nur, weil ich weiß, dass der Nik weiß, dass ich weiß, dass der Nik sich freut, wenn`s gleich einmal ein paar positive Worte sind, schreib ich ein positives Kommentar-Anmerkungs-Vermerk-Fazit!! Ich schreib`s, weils einfach herrlich war, in einer Zauber-Winterlandschaft daher und dahin zu wandern. Und dazu mit solch netter Begleitung! Und ohne, dass ich mich um den Tourenverlauf kümmern muss. Und erst recht, wenn ich diesen Tourenverlauf nicht zu einem Tourenbericht verfassen muss. Das fühlt sich dann wie Urlaub an... oder wie ein Rentnerdasein... oder beides. Egal, was ich eigentlich sagen bzw schreiben möchte: toller Tag, mit netten Menschen, schönen Überraschungen!! in einer Winterzauberlandschaft und vielen Informationen (.-)... ätt hätt nich schöna sain könnn! Ein fettes Merci vielmal!


Niks Antwort auf WoPo`s Kommentar-Anmerkungs-Vermerk-Fazit:


WoPo1961! webeBe!  Wie schön es mal wieder war. Ist ja mittlerweile eine gute Tradition geworden, unsere gemeinsame Wanderung im Dezember. Und wie das in diesem Monat gern mal passiert, ist die Begleitung das schönste daran. Obwohl - diesmal hatten wir Glück! Kalt war es zwar, aber weder grau noch regnerisch. Und trotzdem wart Ihr das Beste an der Tour! Das will schon etwas heißen. Und jetzt freumer uns auf das nächste Treffen. Wo und wann, das werden wir sehen - wir lassen uns überraschen. Danke für's Dabeisein, und liebe Grüße nach Flachlandhausen!


Fazit:

Super schöne Runde mit zahlreichen Kraxelgelegenheiten. Im Felsenmeer kann man noch mehr herumturnen, sich aber auch noch mehr Werkstücke ansehen. Infos gibt es im dortigen Informationszentrum.



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