Hikr-Erstbesteigung: Hochtour vom Glieshof über Schnalser Scharte zur Nördlichen Valvelspitze

Am nicht mehr frühen Morgen brach ich am Glieshof auf: ich wanderte südlich des Talbachs über den Wanderweg zum oberen Teil des Matscher Tals, wobei ich an der Talstation der Materialseilbahn der Oberetteshütte vorbeikam. Weiter hinten im Tal muss man nach links abbiegen, wenn man zur Schnalser Scharte aufsteigen will. Ich kam zwar an einer Brücke vorbei, die nach links über den Talbach führt, die Wegweiser dort zeigen aber andere Ziele an. So ging ich weiter, bis ich schließlich beim Blick auf die Karte merkte, dass ich nach links gehen u. über einen steilen, grasbewachsenen Hang aufsteigen muss, denn weiter taleinwärts war keine Abzweigung mehr zu erwarten. Zwei Berggänger hatten mich einige Zeit davor überholt, die sehr schnell unterwegs waren und deren Ziel der Rabenkopf war.

So stieg ich in diesem Hang auf, an dessen oberen Ende ich tatsächlich auf eine rot-weiße Markierung stieß. Ich folgte den weiter oben sichtbaren Markierungen: es handelt sich eher um eine Wegspur bzw. Trittspuren, denn um einen angelegten Steig. Weiter oben kann man schließich von einem richtigen Steig sprechen. Plötzlich kamen die beiden erwähnten Berggänger von hinten u. teilten mir mit, dass sie diese Abzweigung verpasst haben. Ich hatte angenommen, sie stiegen weiter hinten auf, aber das sei der Winterweg. 

Sie gingen nach kurzem Wortwechsel schnell weiter. Ich versuchte, mit ihrem Tempo mitzuhalten, was mir nur für kurze Zeit gelang. Einige Zeit später holte ich sie wieder ein, denn sie machten in einem fast ebenen Bereich der Aufstiegsroute wegen Verpflegung kurz Pause. Bald geht es wieder über einen steilen Hang hinauf, der Steig ist teils von Gesteinsbrocken bedeckt. Der Abstand zu den beiden wurde immer größer. Im weiteren Verlauf geht es über kleine Blöcke, wobei man nach den Markierungen Ausschau halten muss, da kein Steig erkennbar ist. Zuletzt musste ich sehr steil zur Schnalser Scharte aufsteigen, was sehr anstrengend war.  Über sie war ich vor einigen Jahren vom Rabenkopf her abgestiegen. Für die Besteigung der Nördlichen Valvelspitze war es an diesem Oktobertag zu spät geworden. Ich hatte vorher im AV-Führer der Ötztaler Alpen gelesen, dass der Anstieg von Norden nicht schwierig sei.

An der Scharte angekommen, erwartete mich allerdings ein steiler Felsaufschwung. Zuerst dachte ich, ihn rechts umgehen zu müssen, weil ich dort ein Steinmännchen meinte entdeckt zu haben. Dieses erwies sich aber nur als spitzer Felsbrocken. So kletterte ich den Aufschwung hinauf (I-II). Weiter oben wurde der Grat aber zu schwierig, sodass ich in die Ostflanke auswich. Dort musste ich ein Stück über plattige Felsen u. unangenehmes Gelände mit losen Brocken queren (T6/II), bevor ich wieder zum Grat hinaufklettern konnte. 
Über den Grat ging es dann weiter, bevor ich nach rechts in die mit etwas Neuschnee bedeckte Nordflanke ausweichen musste. Über diese erreichte ich schließlich den Grat, wo die Sonne schien u. kein Schnee lag. Bald lag der Gipfel vor mir, von dem aus ich einen zweiten, etwas höheren entdeckte. Nach ein paar Fotos ging ich noch hinüber zu diesem, der mit leichter Kletterei (I) erreichbar ist. Von dort erschien mir der vorher betretene Gipfel fast genauso hoch. Die zum Feststellen der Höhe zuständig App zeigte für beide zuletzt dieselbe Höhe an. Ganz stimmt das sicherlich nicht, ich schätze den Höhenunterschied zwischen beiden auf maximal 2m.

Nach kurzer Rast begann ich wieder abzusteigen. Vom Grat aus konnte ich an einer Scharte eine Abstiegsmöglichkeit entdecken, die einfacher als die Anstiegsroute zu begehen ist u. die Strecke zum Steig hin  etwas abkürzt. Im Anstieg ist sie allerdings sehr mühsam, wobei im T4-, weiter oben eher T5-Gelände an die 150hm aufzusteigen ist. Ich war froh, als ich den Steig erreicht hatte. Zuletzt stieg ich nicht über den steilen Hang ins Tal ab, sondern folgte rot-weißen Markierungen. Ein Wegweiser existiert nicht. Bald merkte ich, auf dem Höhenweg oberhalb des Matscher Tals unterwegs zu sein. Dieser zieht sich lang am Hang entlang. Kurz vor Beginn der Dämmerung fand ich immer noch keinen Steig, der ins Tal führt, entdeckte aber einen grasbewachsenen Hang, in dem ein Bach fließt. Über diesen ging es talwärts. Schließlich kam ich auf einem Fahrweg an, über den ich weiterging. Über ihn gelangte ich bald zum Fahrweg, der nördlich oberhalb des Talbachs zum Glieshof führt.

PS: die auf den Wanderkarten eingezeichneten Steige entsprechen nicht ganz der Realität!