Einer der schönsten Flecken der Alpen: die schmale Fründenschnur über dem Oeschinensee


Publiziert von Nik Brückner , 29. September 2023 um 14:17.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:26 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2 (WS)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 550 m
Abstieg: 550 m
Strecke:11 Kilometer
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit der Seilbahn von Kandersteg hinauf zur zur Station Oeschinen
Unterkunftmöglichkeiten:Im Tal, Fründenhütte

Ich geb's zu: Ich war noch nie auf der Fründenschnur. Einer der berühmtesten Schnürliwege in den Alpen! Vielleicht sogar der berühmteste! Bekannter jedenfalls als der Schnürliweg an den Churfirsten oder das Gross Band im Alpstein. Da muss man mal gewesen sein, oder?

Nun, bis dato galt für mich leider das "oder". Aber nun dachte ich, da muss man wirklich mal gewesen sein. Ich hatte den Oeschinensee ja schon gesehen, von weitem, vom Allmegrat aus. Und in der Nebensaison, unter der Woche, da sollte doch der Massenandrang auf dem schmalen Band hoch über dem Oeschinensee auch vorbei sein. Und so war es dann auch tatsächlich. Ich hatte die Fründenschnur ganz für mich allein. 

...was eigentlich gar nicht so geplant war. Ich hatte nämlich  Schubi gefragt, ob er mitkommen wolle. Leider konnte er nicht, wie schon neulich am Lagginhorn - diesmal zum Glück nicht aus gesundheitlichen Gründen. Grußerl an Dich!


Eines schönen, nicht mehr ganz so frühen Morgens baumelte ich von Kandersteg hinauf zur Station Oeschinen (1682 m), Native Constructs Album "Quiet World" im Ohr. In der Kabine: weder Wanderer noch Bergsteiger. Angler. Na klar, es geht ja auch zu einem See.

Einem der schönsten in den gesamten Alpen noch dazu! Drunter macht man es hier nicht.

Ich wanderte auf dem breiten Weg hinüber zu Pt. 1671 und Pt. 1685 (Abzweigung Heuberg, 1685 m) und gelangte schnell zum Restaurant zur Sennhütte (1657 m). Hier über den Bach und durch die Nordseite des Oeschinensees, hinüber zur Alp Underbärgli (1793 m). Hier zweigt rechts der Weg über die Fründenschnur ab.

Station Oeschinen - Underbärgli: markierte Wanderwege, T2, 1h
 

Zunächst mal zur Namenverwirrung: Es gibt eine Untere und eine Obere Fründenschnur. Die obere dient dem Zugang zu Gipfeln um das Blüemlisalphorn. Mit "Fründenschnur" ist normalerweise die Untere Fründenschnur gemeint. Der Zugang zu beiden erfolgt von der Alp Underbärgli aus. Nur die untere ist beschildert, nur hier gibt's einen Weg.

Der Wanderweg führt nun über Grashänge Richtung Süden. Bald wird klar: rechts geht es senkrecht hinunter zum See. Und auch die Wände links oberhalb rücken bald näher. Die Grashänge verwandeln sich in ein Grassims, auf dem der Weg nun weiterverläuft. Und dieses Sims wird schmaler und schmaler. Bald folgt man der Felswand. Ab hier ist die Route durchgängig mit Fixseilen gesichert. Die Fründenschnur ist in diesem Teil zwar einfach zu begehen, weil sie aber sehr schmal ist, ist das Ganze ziemlich ausgesetzt. Man bewegt sich hier etwa 200, 220 Meter über dem See.

Wer sich in solchem Gelände nicht wohlfühlt, sollte ein Klettersteigset mitbringen.

Es geht nun an der Felswand entlang, hinter einem Wasservorhang hindurch in einen hohen, dunklen Winkel hinein. Im hintersten Winkel sind die Tritte klein und nass. Dann knickt das Band nach rechts und man wandert aus dem Winkel wieder heraus. Es geht luftig ums Eck und dann noch einmal auf dem schmalen Band weiter. Dann steigt die Route zunächst hinauf, dann wieder ab. In dieser Passage sind kurze Kraxelstellen zu überwinden.

Danach wird es zunehmend (abnehmend?) weniger ausgesetzt. Man überquert auf einst vom Gletscher abgeschliffenem Fels einen Bachlauf und steigt auf einer Schotterrippe noch ein wenig bergauf. Danach zieht der Weg durch ein Geröllfeld nach rechts, zu Pt. 1935 (1935 m), wo der Abzweig zur Fründenhütte links hinaufführt.

Underbärgli - Abzweig: markierter Wanderweg, T4/I, 1:15h


Hier konnte man bis vor einigen Jahren auf der Südseite des Sees hinunter zum Berghaus Oeschinensee  wandern. Weil man hier den Ausbruch hausgroßer Felsbrocken erwartet, ist dieser Weg nun leider gesperrt.

Ich wanderte schließlich vom Berghaus Oeschinensee (1593 m) zurück zur Station Oeschinen (1682 m) und baumelte wieder hinunter nach Kandersteg.

Abzweig - Station Oeschinen: markierte Wanderwege, T4/I, 2h



Fazit:

Einer der großartigsten Wege, die ich je gegangen bin. Bis dato dachte ich, der Schnürliweg an den Churfirsten sei unschlagbar, aber das hier ist einfach fantastisch. Einer der schönsten Flecken, die ich kenne.



P. S.:

Ein aufschlussreiches YouTube-Video von Patrik Fusko gibt es hier zu sehen.

Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (6)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 29. September 2023 um 18:16
Schönen Dank für deine tollen Eindrücke, Nik
Mit dem Licht un dem Blau und dem Wegerl...subba!
VG.

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. September 2023 um 14:46
So schoen Markus! Da musst du unbedingt mal hin!

Mo6451 hat gesagt:
Gesendet am 30. September 2023 um 06:32
Vor Jahren als ich darüber ging, war sie noch nicht durchgängig gesichert, da war das Feeling noch besser.
LG Monika

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. September 2023 um 14:46
Wenn man sich nicht festhält, ist das immer noch so! ;o}

Peter23 hat gesagt: was für Aussichten
Gesendet am 2. Oktober 2023 um 10:18
Lieber Nik
Danke für den interessaanten Bericht mit den fantastischen
Fotos. Das wär was zum Nachholen. Kenne nur die gegenüber liegende Seite (Gemmi-und Wildstrubelgebiet).
Herzliche Grüsse
Peter23

Nik Brückner hat gesagt: RE:was für Aussichten
Gesendet am 2. Oktober 2023 um 13:02
Ist eine wunderschöne Ecke. Da musst du wirklich mal hin. Tipp: Touristenströme vermeiden...

Herzlichen Gruß,

Nik


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