Entschenkopf (2043 m) - von Langenwang nach Sonthofen


Publiziert von 83_Stefan , 6. November 2023 um 23:38.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:24 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 14:30
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 2050 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bahnhof Langenwang
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bahnhof Sonthofen
Kartennummer:Bayerisches Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung - UK 50/47 - Allgäuer Alpen; ISBN: 978-3-89933-643-6

Vom Nebelhorn führt ein Kamm über den Entschenkopf und diverse andere Gipfel nach Norden, bis er bei Bad Hindelang mit dem Imberger Horn endet. Zwar herrscht am Entschenkopf noch ein felsiger Charakter vor, aber die weiteren Gipfel zeigen sich dann recht gutmütig - das macht die Überschreitung des Kamms besonders abwechslungsreich. Wer sich diese vornimmt, hat allerdings gut zu tun, denn die Wege sind weit und die Höhenmeter summieren sich beträchtlich. Reist man mit der Bahn an, ist das aber kein Problem, denn man kann nach jedem Gipfel die Tour abbrechen und zum nächsten Bahnhof absteigen. Eine Tour also, die sich je nach Lust und Laune beliebig verlängern oder beenden lässt...

Die Wanderung beginnt am kleinen Bahnhof von Langenwang. Östlich der Gleise wandert man ein paar Meter nach Süden, bis der Weg nach Rubi links abzweigt. Ihm folgt man durch die Wiese, dann durch ein kleines Waldstück zur Iller, an Verzweigungen gibt die Beschilderung nach Rubi die Richtung vor. Entlang der Iller geht es ein kurzes Stück flussaufwärts zu einer Brücke, man überquert den Fluss und nimmt an der Verzweigung auf der anderen Seite den Weg entlang des Geißalpbachs nach Rubi. Am Rande des Dorfs hält man sich rechts, überquert den Bach und gelangt zur Hauptstraße. Am Straßenrand wandert man nur ein paar Meter nach links zum Hotel Viktoria, wo man nach rechts abzweigt (Beschilderung zur Gaisalpe). Auf dem Riedweg verlässt man das Dorf, bleibt an einer Verzweigung links und wandert am schmalen Sträßchen leicht ansteigend durch landwirtschaftlich genutzte Wiesen bis an den Waldrand, wo sich der Weg an einer Sitzbank verzweigt. Hier zweigt man nach rechts ab ("Gaisalpe").

Jetzt beginnt der eigentliche Anstieg: Auf einem Fahrweg gewinnt man an Höhe, bis man ihn am Wanderweg nach links verlässt (roter Pfeil an einem Baum). Durch Buchenwald führt der Weg in freies Gelände, wo man schließlich auf die Almstraße von Reichenbach zur Gaisalpe trifft. Dem asphaltierten Sträßchen folgt man bergauf, bis man sich an einer Verzweigung kurz nach dem Überqueren des Geißalpbachs entscheiden muss: Wer schon Hunger verspürt, kann über die Gaisalpe ansteigen, ansonsten verlässt man die Almstraße, wandert auf einem Schotterweg weiter und hält sich sodann links ("Gaisalpsee"). In weiten Kehren steigt man anschließend durch das Almgelände an, bis der Steig zum Gaisalpsee abzweigt (beschildert). Er gewinnt auf der linken Hangseite an Höhe, umgeht teilweise versichert die Steilstufe unterhalb des Sees und erreicht schließlich den flachen Kessel mit dem herrlich gelegenen Unteren Gaisalpsee. Ein schöner Ort zum Rasten!

Während das Gros der Besucher an der Verzweigung am Rande des Kessels den Weg über den See zum Rubihorn einschlägt, verlässt man hier den Hauptweg und folgt der Beschilderung zum Gängele durch ein Latschenfeld hinauf zu einer verfallenen Almhütte. Hier hat man einen schönen Blick über den Unteren Gaisalpsee zum Rubihorn sowie über das Illertal zur Nagelfluhkette. Schließlich wird es wieder steiler und - vorbei an einer kleinen Hütte - gelangt man hinauf zum Rücken, der den Oberen Gaisalpsee begrenzt. Hier schwenkt der Steig nach links ab, folgt dem Rücken und leitet anschließend in der freien Flanke gleichmäßig bergauf zu einer Verzweigung.

Ab hier ist der Entschenkopf als Ziel ausgeschildert: Man hält sich links und folgt dem Steig auf die Kammhöhe hinauf, an einer kurzen erodierten Stelle muss man etwas aufpassen. Ansonsten kann man den herrlichen Blick über die beiden Gaisalpseen zu Rubihorn, Gaisalphorn & Co. genießen, interessant ist insbesondere die unterschiedliche Färbung der beiden Seen. Am Grat angekommen, leitet der Steig hinunter zur Scharte "Am Gängele" vor dem Gipfelaufbau des Entschenkopfs; der Abstieg ist steil und versichert (kurz T4-). An der Scharte vereinigt sich der Steig mit dem von rechts herauf führenden Anstieg aus dem Retterschwanger Tal.

Ab der Scharte führt der Steig an den Gipfelaufbau heran und umgeht einen Abbruch linker Hand in der steilen, felsdurchsetzten Grasflanke (T3+, unangenehm bei Nässe). Im Anschluss geht es am gutmütigen Grat zum Gipfel, einen felsigen Aufschwung umgeht man links unterhalb in der Flanke. Am höchsten Punkt steht ein hölzernes Gipfelkreuz, das Wind und Wetter trotzt. Der Ausblick ist spannend und bereichert sich am Gegensatz zwischen den wilden Abstürzen von Nebelhorn und den Wengenköpfen im Süden und den sanften Grasbergen, die sich im Norden und Westen vor dem Betrachter ausbreiten. Tief drunten liegt das Illertal mit seinen verstreuten Dörfern.

Vom Entschenkopf geht es in nördlicher Richtung durch schrofiges Gelände bergab zu einer Felsstufe. Steil, aber in solidem Fels kraxelt man ab (Schlüsselstelle, T4-, I) und passt auf, möglichst keine Steine loszutreten. Anschließend leitet der gut markierte Steig hinunter in die Latschenzone und erreicht das Falkenjoch, wo der Weg in den Wald hinein führt; den Abstieg ins Retterschwanger Tal lässt man rechts liegen. Unterhalb der Kammhöhe leitet der Weg nach Norden zu einer Verzweigung. Hier hält man sich rechts, die Beschilderung zur Falkenalpe und zum Sonnenkopf gibt die Richtung vor.

Gut 150m Höhenmeter sind es von hier aus zum zweiten Gipfel, dem gutmütigen Schnippenkopf: Durch die Wiese gelangt man hinauf zur aussichtsreich gelegenen Falkenalpe und weiter auf dem Rücken zu einem Vorgipfel. Entlang des Verbindungskamms geht es im Schlussspurt zum höchsten Punkt, an dem sich ein Gipfelkreuz befindet. Hier hat man einen schönen Blick zurück zum abweisenden Entschenkopf und auf der anderen Seite über den gutmütigen Kamm auf das weitere Tagesprogramm. Es gibt noch genug zu tun!

Das nächste Ziel ist der Heidelbeerkopf, der seinen Namen zurecht trägt. Vom Schnippenkopf führt eine kurze versicherte Querung (kurz T3) zurück auf die Kammhöhe, es geht hinab in eine Senke und jenseits wieder rund 50 Höhenmeter durch Heidelbeerbestände hinauf zum nächsten Gipfel. Etwa eine Viertelstunde ist für den Übergang einzukalkulieren. 

Dem westseitig bewaldeten Kamm folgt man weiter zum Sonnenkopf, wo sich wieder ein Gipfelkreuz befindet. Hier hat man einen schönen Blick zum Grünten und hinunter nach Sonthofen, im Nordosten zeigen sich die weiteren Ziele des Tages.

Wer genug hat, der kann am Sonnenkopf nach Schöllnang absteigen, ansonsten folgt man dem Kamm in nördlicher Richtung abwärts. Ab hier herrscht deutlich weniger Betrieb und man schlendert hinunter zu einem Holzkreuz auf einem langgestreckten Rücken. Bald darauf lässt man eine weitere Abstiegsmöglichkeit links liegen und folgt dem gutmütigen Kamm durch Wald und offenes Gelände hinunter ins Hühnermoos, wo sich der offizielle Steig nach links wendet. Für den Gipfelsammler bietet sich hier ein Abstecher zum Gerenkopf an: Am Waldrand geht es durch die Wiese bergauf und anschließend auf deutlichen Spuren im Wald hinauf zum höchsten Punkt. Vor lauter Bäumen sieht man zwar nicht viel, aber ein paar Meter unterhalb hat man wenigstens einen Durchblick zum Imberger Horn. Der Gerenkopf lohnt sich wirklich nur für Gipfelsammler. Auf der Anstiegsroute gelangt man anschließend wieder retour zum Steig und auf ihm hinunter zum Beginn eines Fahrwegs.

Dem Fahrweg folgt man in nördlicher Richtung, bis er den Wald erreicht und eine markante Linkskurve macht. Wer zum Sonthofner Hörnle will, verlässt hier den Hauptweg und folgt einer Fahrspur weiter geradeaus: Auf einem bewaldeten Rücken gewinnt man an Höhe, kurzzeitig hat man einen freien Blick nach Nordosten zum Imberger Horn. Der Fahrweg geht schließlich in eine gute Steigspur über und leitet hinauf zum höchsten Punkt, wo in einem Steinmann ein Gipfelkreuz aufgestellt ist. Ausblick hat man allerdings keinen, denn rundherum wächst dichter Wald. 

Jenseits leitet die Spur wieder bergab, bis sie schließlich auf eine alte Fahrwegtrasse trifft; ihr folgt man linker Hand fast eben zurück, bis sie den Fahrweg wieder erreicht. Dort hält man sich scharf rechts. Bald bietet sich wieder eine Möglichkeit, die Tour zu verkürzen; wer noch das Imberger Horn besuchen will, lässt den Abzweig allerdings links liegen und bleibt am Fahrweg, bis nach einer Kehre die Beschilderung zur Strausbergalpe scharf nach rechts weist und man den Fahrweg verlässt. Zunächst folgt man einer schwacher Fahrspur durch den Wald, dann hält man sich links und steigt durch Almgelände hinauf zu einer Verzweigung, wo die Beschilderung zur Strausbergalpe wieder nach rechts zeigt. Deutlich absteigend erreicht man schließlich eine Asphaltstraße, an der es nach rechts weiter geht. Nach rund 200 Metern wird die Straße nach links verlassen und auf einer Fahrspur wandert man auf das Imberger Horn zu. Bald erreicht man eine Verzweigung, wo sich die Spreu vom Weizen trennt: Über die Strausbergalpe könnte man nach Sonhofen absteigen, wer aber nach Kraft hat, der folgt der Beschilderung zum Imberger Horn nach rechts und steigt hinauf zum Strausbergsattel. Dort verlässt man den auf der anderen Seite ins Retterschwanger Tal führenden Weg und hält sich links. Auf der folgenden Etappe geht es teils ordentlich steil zur Sache und am Südwestrücken gelangt man - teils kurzzeitig versichert - hinauf zum Strausberg, dem südlichen Nebengipfel des Imberger Horns. Hier befindet sich ein hölzernes Gipfelkreuz und man hat einen schönen Rundumblick, auch sieht man erstmals ins Hintersteiner Tal hinunter.

Über eine versicherte Passage geht es vom Vorgipfel ein paar Meter hinab und anschließend im Wald wieder aufwärts. Kurz vor dem Gipfel lässt man einen Abstieg nach Hindelang rechts liegen und sodann erreicht man den markanten Gipfelfelsen mit dem Metallkreuz, der sich deutlich über dem Wald empor reckt. Unschwierig geht es auf den letzten Gipfel des Tages hinauf, der nochmals eine sehr schöne Rundumsicht bietet. Während das Panorama von den deutlich südlicher gelegenen Gipfeln durch die felsigen Abbrüche der Daumengruppe geprägt war, wird der Ausblick hier von den grünen Vorbergen und den Tälern dominiert. Auch wenn das Imberger Horn einen deutlichen Mehraufwand im Rahmen der vorgestellten Tour bedeutet, lohnt sich der Besuch deshalb.

Nach einer letzten Gipfelrast beginnt der lange Abstieg nach Sonthofen. Nordseitig geht es zunächst steil und felsdurchsetzt hinunter, ehe der Wald erreicht wird. Der Weg folgt einem Seitenkamm nach Nordosten, schwenkt dann nach links ab und leitet - kurzzeitig versichert - durch die Nordflanke bergab zu einer Verzweigung. Hier zeigt sich das Imberger Horn im Rückblick als scharfer Zahn, der seinen Namen durchaus verdient hat.

Man hält sich links und folgt dem mit "Sonthofen" beschilderten Weg im Wald hinunter zu einem Fahrweg, auf dem man nach rechts durch den Wald bergab marschiert. Der Weg geht schließlich in eine Asphaltstraße über, verlässt den Wald und führt aussichtsreich durch Weidegelände - vorbei an der bewirtschafteten Strausberghütte - talwärts. Die nur von Wanderern und Gästen der Hütte genutzte Straße ist nicht stark frequentiert und angenehm zu gehen. Nach einer Kurve kann man einen Teil der Strecke auf einem Steig abkürzen (beschildert), dann geht es wieder auf der Straße hinunter in den Weiler Imberg, wo man sich links hält. 

Kurz nach Imberg verlässt man die Straße an einem Parkplatz nach links, steigt über Treppen hinunter zum Löwenbach und überquert diesen auf einer Brücke. Jenseits geht der Weg in eine Schotterstraße über, der man zunächst in nordwestlicher, später nördlicher Richtung folgt; an Verzweigungen hält man sich an die Beschilderung nach Sonthofen. Wenn an einer Gabelung die Wanderschilder nach Sonthofen sowohl nach rechts, als auch geradeaus weisen, ist es nicht mehr weit - beide Wege vereinen sich bald wieder und kurz darauf erreicht man den Ortsteil Binswangen der "Allgäumetropole". Zum Bahnhof geht es grob in westlicher Richtung durch die Stadt, orientieren kann man sich an der Beschilderung zur Ortsmitte sowie zum Bahnhof.

Schwierigkeiten:
Von Langenwang über Gaisalpseen und Am Gängele zum Entschenkopf: T4- (teils erdig-schmierig, Vorsicht bei Nässe).
Abstieg nach Norden zum Falkenjoch: T4-, I (Schlüsselstelle, sonst einfacher).
Aufstieg zum Schnippenkopf: T2 (problemlos).
Weiter über Heidelbeer- und Sonnenkopf ins Hühnermoos: T3 (kurze Querung beim Abstieg vom Schnippenkopf, sonst T2).
Abstecher zum Gerenkopf: T2 (problemlose Steigspuren).
Weiter zum Strausbergsattel: T2 (Auf- und Abstieg am Sonthofner Hörnle nicht bezeichnet).
Über Strausberg zum Imberger Horn: T3 (stellenweise an felsigen Absätzen).
Vom Imberger Horn nach Sonthofen: T3 (im Gipfelbereich, ansonsten auf weiten Strecken T1).

Fazit:
Eine rund 30 Kilometer lange 4*-Wanderung, die insbesondere durch die weite Gratetappe sowie den Anstieg über die beiden Gaisalpseen überzeugt, die langen Hin- und Rückwege ziehen sich allerdings etwas. Der Bereich um die Gaisalpseen sowie der Abschnitt zwischen Entschen- und Sonnenkopf sind sehr stark frequentiert, danach wird es deutlich ruhiger. Das Imberger Horn fordert einen deutlichen Mehraufwand, lohnt sich aber.

Kategorien: Allgäuer Alpen, 4*-Tour, Bus und Bahn, Deutschlandticket, 2000er, T4.

Tourengänger: 83_Stefan


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Geodaten
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Kommentare (2)


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Kauk0r hat gesagt:
Gesendet am 9. November 2023 um 13:03
Hallo Stefan, danke für deine Impressionen zum Entschenkopf...gerne erinnere ich mich an meine Touren in der Gegend. Der Entschenkopf ist für mich einer der Gipfel in der Übergangszeit, nach den ersten Schneefällen, leicht abenteuerlich an den Graten ;)

Beste Grüße!
Kauk

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. November 2023 um 10:05
Hallo Kauk, danke für deinen Kommentar! Wenn es frisch geschneit hat ist es sicherlich abenteuerlich am Entschenkopf. Der lehmige Boden auf dem Anstiegsweg war bereits durch den Regen der Vortage recht rutschig. Da musste man schon aufpassen. Viele Grüße!


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