Hoher Straußberg / Westgrat


Publiziert von derMainzer , 5. Juli 2023 um 20:33.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum: 7 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1023 m
Abstieg: 1023 m
Strecke:16,7 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Autobahn München Garmisch-Partenkirchen A95 bis zum Ende bei Eschenlohe, dort die B2 bis nach Oberau. In Oberau rechts abbiegen auf die B23 in Richtung Ettal, dort durchfahren und hinter Ettal links auf die St 2060 (Ammerwald Str.) in Richtung Reutte abbiegen.Parkmöglichkeiten an der alten Zollstation bzw. Ammerwald Alm.
Zufahrt zum Ankunftspunkt: Vom Parkplatz alte Zollstation bzw. Ammerwald Alm die St 2060 (Ammerwald Str.) in Richtung Ettal geradeaus durchfahren. Dort wo diese endet und die B23 quert, rechts abbiegen und durch Ettal durchfahren.bis die B23 in Oberau endet. Dort der aktuellen Beschilderungen zur A95 folgen auf die B2 bis zu der Autobahnauffahrt A95 in Richtung München.
Unterkunftmöglichkeiten:Am Plansee, in Reutte oder Heiterwang
Kartennummer:BY 6 / Ammergebirge West / Hochplatte, Kreuzspitze

Die Tour ist zwar vom letzten Jahr, jedoch für einige User hier im Forum bestimmt interessant. Der Hoher Straußberg hat zwar etliche Tourenbeiträge hier enthalten, aber von seinem ausgeprägten Westgrat gibt bisher keinen vollständigen Tourenbericht im Journal. Auch im Internet existieren nur wenige Beiträge zu dieser Tour. Ali hat den Westgrat kurz in seinen Tourenbericht *Ammergauer Straußberg-Tour beschrieben, seine Gesamtbewertung liegt bei UIAA II. Mal schauen, ob das stimmt, vielleicht lassen sich die Kletterstellen III/UIAA ja am Grat umgehen.
Im Sportkletterführer Allgäu & Ammergau ist die Route über den Westgrat mit einer Topografie beschrieben worden, die Gesamtbewertung liegt hier aber schon bei III/UIAA, der AVF Ammergauer Alpen bewertet die Route Nr. 410 / Westgrat ebenfalls mit III/UIAA. Weitere Infos zum Westgrat Hoher Straußberg findet man noch auf der Homepage krxln.de und auf dem Kanal YouTube (Mountain Office). So viel zur Vorbereitung der Überschreitung über den Westgrat auf den Hoher Straußberg und über die Südostflanke wieder zurück zum Ausgangspunkt.
Der Hohe Straußberg gehört zur Hochplattengruppe in den Ammergauer Alpen und steht wie ein eigenständiges Bergmassiv in der Landschaft. Vom Nordwesten (von Blickrichtung Branderschrofen aus) zeigt sich der Hohe Straußberg von seiner felsigen Flanke, der Westgrat rechter Seite wirkt hier sehr steil und unbezwingbar. Dass die Route nur im III Schwierigkeitsgrad liegt, mag man da kaum glauben. Der Bergautor Mark Zahel schrieb in seinen Tourenführer Wilde Wege Allgäu/Lechtal, das die gut markierten, ausgebauten Wanderwege an diesem Berg vorbeiführen, somit dieser zumeist bloß Kulissenbild bleibt und nur wenigen Besuch erhält. Diese Beurteilung hat der Berg allerdings nicht verdient, da es von allen Seiten Anstiegswege mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden gibt. Diese müssen sich aber zuerst hart erarbeitet werden. Die Anstiegswege zum Bergmassiv sind nicht schwierig (bis max. T3), man hat jedoch lange Anstiegswege bis zu den Einstiegen der Routen. Eine gute Kondition ist eine grundsätzliche Voraussetzung, dass man am Tourentag das Gipfelziel erreicht.
Der Hoher Straußberg hat etliche Routen auf seinen Gipfel. Den Gipfelaspiranten wird da einiges geboten. Es gibt einen einfachen Anstiegsweg, klassische Bergrouten und Kletterrouten (bis max. VII-) auf den Gipfel. Laut Gipfelbuch kommen sogar Skitourengeher in den Monaten März/April auf den Hoher Straußberg, obwohl im Skitourenführer Karwendel (enthält auch das Gebiet AA) die Tour offiziell nicht vorhanden ist. Die Tourengeher kommen über die Südostflanke auf dem Berg, interessierte Leser müssen sich da genauer erkundigen. Der Bereich der Erzgrube in der Südostflanke ist im Winter ein Wald/Wild/Schongebiet, es herrscht Betretungsverbot bei Schneeauflage.
Los geht es mit der Tour morgens am Parkplatz Ammerwald- Alm. Ein rechtzeitiger Aufbruch sei angeraten, gerade im Sommer. Das Ammerwald Hotel braucht man für einen Parkplatz nicht mehr anfragen, die verlangen mittlerweile 10 Euro.
Zuerst folgt man einen Forstweg bis zum Ammerwald Hotel und von dort zum Einstieg des Schützensteigs. Der Schützensteig ist gut ausgebaut und liegt schön schattig im Aufstieg. Auch bietet sich dort eine kleine äußerliche Erfrischung an einer Gumpe von einem Wasserfall an. Den Steig folgt man bis zum rechten Abzweig an der Lichtung der Almwiese von der Alpe Jägerhütte (im Sommer Bewirtschaftet). Von dort zweigt rechts ein Forstweg ab in die Richtung Ochsenaengerle/Niederstraußbergsattel. Vom Ochsenaengerle geht der Forstweg in einen Pfad über bis in den Niederstraußbergsattel. Dort bietet sich ein schöner Ausblick in den Schwangauer Kessel.
Zwischen Niederstraußberg- und Ahornsattel ist der Pfad ein Bestandteil des Maximilianswegs. Die dort ausgelegten Holzbohlen sollte man nicht verlassen, in diesen Bereichen ist das Gelände sumpfig. Im Ahornsattel angekommen bietet sich zugleich der Anblick auf das Ammergauer dreierlei. Von dieser Seite aus zeigen sich Geiselstein, Gumpenkarspitze und Gabelschrofen pyramidenartig spitz und schroff. Bis hierher sind die technischen Schwierigkeiten höchstens bis T2.
Vom Sattel geht es jetzt links ab auf den Steig, der unterhalb der Nordwestflanke den Hoher Straußberg quert. Dieser wird auch als Settelesteig bezeichnet, die Schwierigkeiten liegen bei T3. Diesen folgt man bis zu den Felsblöcken, wo sich oberhalb dieser der Einstieg nach dem AVF/AA und Topo/Panico befindet. Den Aufstieg habe ich allerdings nicht benutzt. Ich bin in den Sattel zwischen Benaköpfl und Hoher Straußberg aufgestiegen. Von dort ca. 10 hm absteigen bis zu einem auffallenden Geröllfeld vom Hoher Straußberg. Dort geht eine Geröllrinne zwischen zwei Gratausläufern hoch. In diese steigt man nun ein. Die Rinne hat ca. 100 hm und die Schwierigkeiten erhöhen sich zugleich auf T5 mit kurze Stellen I/UIAA. Die Rinne ist steiler als es auf Bildern aussieht, diese steigt man bis zu zwei Tannen linker Seite auf. Dort ist der Einstieg in die Route vom Westgrat. Ab hier sind es noch 220 zu kletternde Höhenmeter, vorwiegend im II und III Grad nach UIAA, seilfrei bis zum zu begehenden Gipfelkamm. Ich betrachte die Schlüsselstellen III/UIAA nach dem Topo aus dem Panico Kletterführer, die Stellen dazwischen liegen vorwiegend im II und kurze I nach UIAA.
Mein Einstieg auf den Westgrat war die Felsrinne links von der Originalführe. Diese Stelle wird mit III/UIAA bewertet, ich fand es leichter, eher II/UIAA, Bohrhaken vorhanden. Kurzes Gehgelände nächste Aufschwünge im II/UIAA bis zur Felsplatte.
Die Felsplatte ist im Topo III/UIAA. Diese hat aber kleine Griffe und Tritte. Ich bin linker Seite hoch, es bleibt aber bei III/UIAA, jeden Griff und Tritt prüfen, brüchiges Gelände, es geht dort steil hinunter.
Weiter am Grataufschwung mit II/UIAA bis zur Wandscharte Überhang mit dem Wandbuch. Die senkrechte überhängende Wandstelle (Platte) wird in der rechten Gratflanke umgangen. Diese Stelle wird mit UIAA III angegeben, ich fand es schwerer, eher gefühlt wie +III/UIAA, da kleine Griffe und Tritte. Der Abstieg in die Scharte ist leichter, II/UIAA. Es folgt zugleich die nächste III/UIAA Stelle an den zwei Gratzacken. Den ersten Zacken kann man übersteigen, der zweite Zacken wird in der linken Gratflanke umgangen, hier muss man kräftig zupacken, deshalb III/UIAAA. Der zweite könnte auch übersteigen werden, allerdings ist der Abstieg eine glatte Felsplatte rückseitig, sieht eher nach IV/UIAA aus. Man steht nun in einer kleinen Scharte, vor einem eine Wand, der nächste Aufschwung mit +III/UIAA. Diese Stelle kann man geschickt auf einem schmalen Felsband von links unten nach rechts oben in die rechte Gratflanke hinaus überwinden. Dort ein größerer Absatz mit mehreren Tannen. Das Felsband fand ich nicht schwerer als II/UIAA.
Ab diesen Absatz weiter mit II/UIAA. Eine weitere Stelle mit III/UIAA konnte ich nach dem Topo nicht mehr aus machen, es geht an weiteren Grataufschwüngen mit II/UIAA bis sich der Grat zurücklehnt und in Gehgelände übergeht, weiter zum Gipfelkreuz vom Hoher Straußberg.
Der Abstieg Hoher Straußberg über die Südostflanke erfordert einen sehr guten Routensinn. Man muss sich im Abstiegsgelände orientieren und dieses lesen können. Es gibt keine Markierungen, nicht mal Stoamandl. Ein Versteigen im Gelände kann unangenehme Folgen nach sich ziehen, die Südostflanke ist steiler als es auf den Bildern wirkt. Nach unten hin zur Pöllat sind teilweise felsige senkrechte Abbrüche vorhanden, man kommt nicht überall durch.
Im AVF Ammergauer Alpen ist die Route mit der Nr. 409 als Südschneise bezeichnet, diese beschreibt aber einen Aufstieg. Außerdem gibt es in diesem Bereich mehrere Möglichkeiten zum Absteigen. Am Gipfelkreuz sollte man nicht gleich in das Gelände einsteigen, man steigt den Ostgrat ca. 15 hm ab und steigt dann in die freie Schneise ein. Das Gelände ist dort übersichtlicher und im Abstieg sollte man sich immer linksseitig halten. Gute Tourenberichte zur der Südostflanke vom Hoher Straußberg findet man bei den Usern *Winterbaer, *nic und *sven86.
Zurück über den Forstweg zur Alpe Jägerhütte und von dort über den Schützensteig zum Parkplatz der Ammerwald- Alm.
 
  • Die erste +III/UIAA Stelle (Seillänge 1) nach Topo Panico habe ich über die steile Geröllrinne rechts umgangen. Über die Angaben der Führe aus Topo Panico und dem AVF/AA, Route Nr. 410 kann ich keine Aussagen treffen.

  • Die zweite III/UIAA Stelle (Seillänge 3) nach Topo Panico ist die linksseitig angegebene Rinne, wo man die Stelle -IV umgeht. Wenn der Felsriß mit den Schlaghaken die Stelle -IV ist, kann möglicherweise diese Schlüsselstelle direkt rechts davon umgangen werden. Dort allerdings ein kleiner Überhang, könnte dann auch auf +III/UIAA hinauslaufen. Das alles aber ohne Gewähr. Die Rinne war für mich eher gefühlt wie II/UIAA, am Ausstieg von der Rinne ist ein Bohrhaken für Sicherungen vorhanden.

  • Die dritte III/UIAA Stelle (Seillänge 4) nach Topo Panico ist die glatte Felsplatte von links unten nach rechts oben raus auf den nächsten Grataufschwung. Diese Stelle ist kleingriffig und hat kaum Trittflächen. Die Stelle wurde von mir in der linken Gratflanke umgangen. Die Gratflanke ist ebenfalls III/UIAA, Griffe und Tritte sind besser vorhanden, allerdings ausgesetzt, brüchig. Jeden Griff und Tritt auf Festigkeit prüfen, linke Gratflanke bricht steil ab, ein Absturz kann unangenehme Folgen haben.

  • Die vierte III/UIAA Stelle (Seillänge 5) nach Topo Panico ist die Scharte mit der Kassette und dem Wandbuch. Dort habe ich mich damals vergessen einzutragen. Die gegenüber liegender Seite ist eine glatte überhängende Felswand. Diese wird in der rechten Gratflanke umgangen auf den nächsten Grataufschwung. In der Scharte kurzes Stück nach unten Steigen und dann rechts hinter der überhängenden Felsplatte gleich links nach oben raus. Diese Stelle wird mit UIAA III angegeben, ich fand es schwerer, eher gefühlt wie +III/UIAA, da kleine Griffe und Tritte, mental sehr fordernd, da sehr steile rechte Gratflanke, ausgesetzt und brüchig.

  • Die fünfte +III/UIAA Stelle (Seillänge 6) nach Topo Panico muss wohl die glatte Wandstelle in der direkten Gratlinie nach den zwei Gratzacken sein. Es könnten aber auch die beiden Gratzacken damit bewertet worden sein. Die Wand habe ich auf den besagten Gras- und Felsschrofenband (schmal) umgangen. Die Wand kann ich deshalb nicht beurteilen. Die beiden Felszacken vor der Wand sind aus meiner Sicht mit III/UIAA Stelle zu bewerten. Den ersten steigt man ab (noch II/UIAA) und den zweiten umgeht man in der linken Gratflanke. Diese Stelle ist für mich III/UIAA. Hier muss man kräftig zupacken und einen Spreizschritt ansetzen, dann steht man in der Scharte vor dem Felsschrofenband und der -wand.

  • Die sechste III/UIAA Stelle (Seillänge 7) nach Topo Panico kann ich nicht beurteilen, da ich aus meiner Sicht keinen weitere III/UIAA Stelle geklettert habe. Wahrscheinlich liegt diese in der direkten Gratlinie, welche ich über das Felsschrofenband (Tannen) rechtsseitig umgangen habe. Dort ist der Bereich II/UIAA, aber jeden Griff und Tritt auf Festigkeit prüfen, das Gelände ist dort ausgesetzt und brüchig.

Fazit:

Aspiranten, welche über den Westgrat auf den Hoher Straußberg aufsteigen wollen, müssen sich hohen Anforderungen stellen, deshalb auch die Bewertung ZS. Der III/UIAA Schwierigkeitsgrad muss seilfrei sicher beherrscht werden. Ob Seilsicherung möglich ist, kann ich nicht beurteilen, dazu kenne ich mich nicht aus. Einen Kurs zur Ausbildung im Sportklettern habe ich bisher nicht besucht. Im Gegensatz zu den Tourenführer halte ich die Führe nicht als gute Felsroute, man sollte jeden Griff und Tritt auf Festigkeit prüfen, ziemlich ausgesetzt und brüchig.  Diesen Zeitaufwand sollte man schon vorher mit einkalkulieren. Auch nur bei stabilen Wetterverhältnissen in den Westgrat einsteigen. Bei einem Wetterumschwung wird ein schneller Rückzug vom Grat schwierig, Notabstiegsmöglichkeiten sind fast gar nicht vorhanden. Unbedingt einen Helm mitführen und aufsetzen.

Die Überschreitung vom Hoher Straußberg über Westgrat mit anschließendem Abstieg über die Südostflanke (Südschneise) zählt zu den Toptouren in den Ammergauer Alpen.

Die Tour über den Westgrat Hoher Straußberg sollte selbstverständlich nicht bei Nässe begangen werden.

Auch ist die Tour an heißen Sommertagen nicht empfehlenswert.

Tourengänger: derMainzer


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»