Rock-Hopping rund um Rinnthal


Publiziert von Nik Brückner , 13. März 2023 um 15:52. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Pfälzerwald
Tour Datum:11 März 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:19 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:In Annweiler

"Grias di.
Ich hoffe dir geht's gut.
Bist du am Wochenende zufällig in der Pfalz oder so unterwegs?"

So lautete die WhatsApp von Andy84. Na klar bin ich in der Pfalz unterwegs! Wenn Andy84 eine Tour vorschlägt, soll man sie unbedingt machen.

Also Beautiful Bedlams Debütalbum eingelegt, und nach Rinnthal (190 m) gekämmt. Treffpunkt Bahnhof, wo Andy und Oskar mich begrüßten. Oskar umarmte mich gleich, schleckte mir das Gesicht ab, Andy war ein wenig zurückhaltender. Kann ja nicht jeder so extrovertiert sein wie sein Hund.



Der war auch schon heiß auf die Runde, ich lud sie also schnell in meine App und los ging's. Hinter dem Bahnhof hinauf in den Wald.

Im Wald ließen wir einen Rechtsabzweig - naja - rechts liegen, und blieben bis zu einer engen Rechtskurve zunächst auf dem breiten Weg. Gleich nach der Kurve verließen wir ihn jedoch und wanderten links eine Dell hinauf zu einer Weggabelung. Rechts geht's zum Mühlfelsen, links zum Buchholzfelsen. Wir folgten dem herrlichen Wanderpfad nach links. In wenigen Minuten ist der langgestreckte Buchholzfelsen (350m) erreicht, einer meiner Lieblingsfelsen in der Pfalz.

Man stiegt hier nordseitig der Felswand hinauf, auf alten, moosigen Stufen. Ist das Plateau dann erreicht, wandert man am besten ganz nach vorn auf die Aussichtskanzel, denn von hier aus hat man eine herrliche Sicht hinunter ins Tal, auf den Adelberg, hinüber nach Annweiler, und zu den drei Burgen Trifels, Anebos und Scharfenberg.

Findige finden am Westende, schon jenseits des Metallgeländers, ein paar in den Fels gehauene Treppenstufen, die zu einem niedrigen Unterstand führen, der sich in einem teils natürlichen, teils aus dem Fels gearbeiteten Hohlraum befindet. Von hier aus hat man das Queichtal und die Burg Trifels im Blick, es handelt sich also vermutlich um ein Glied in der Sicherheitskette der Burg.


Wir drehten wieder um, und wanderten zum Berghang zurück. Es geht ein paar Meter bergan, dann stößt man auf einen breiten Waldweg. Hier wandten wir uns nach rechts, zum nächsten Felsen: dem Rinnthaler Falkenturm.

Der Falkenturm besteht eigentlich aus drei Teilen, und durch die zwei Spalten kann man mit viel Spaß hindurchwandern bzw. kraxeln. Aussicht bietet er dafür kaum eine.

Wieder zurück am Weg, wanderten wir noch ein Stück weiter nach Nordwesten, zum Mühlfels (335 m).

Der Mühlfelsen ist geradezu übersät von Grenzsteinen. Das weist auf eine alte Grenze hin. Sie geht zurück auf das neunte Jahrhundert, als die fränkische Adelige Wiligarta dem heiligen Pirmin, vertreten durch sein Kloster Hornbach, ein Gebiet hier schenkte. Die Schenkungsurkunde ist erhalten geblieben, mit ihr die entsprechende Grenzbeschreibung, und in dieser über 1200 Jahre alte Flurnamen. 2019 bin ich an dieser Grenze entlang gewandert. Auch heute würden wir ihr ein Stück weit folgen. Der Mühlfelsen half einst, diese Grenze zu markieren - eine Aufgabe, die der Fels bis heute erfüllt. Denn diese Grenze ist bis heute stabil geblieben: Sogar die heutigen Gemeindegrenzen folgen noch weitgehend ihrem Verlauf.

Keiner der Grenzsteine hier stammt allerdings aus dem neunten Jahrhundert. Interessant ist der Fels darum für uns heute als Aussichtsfels. Also ganz nach vorn! Nur Mut, der kleine Riss zwischen dem Hauptfelsen und dem vorderen Fels ist mit einem kühnen Sprung schnell überwunden. Der Tiefblick nach Rinnthal ist schwindelerregend.

A propos Riss: Wer auf der Nordseite des Felsens unterhalb der Wand nachforscht, wird ein Messgerät entdecken. Es misst die Größe des Spalts. Bricht der vordere Teil des Mühlfelsens ab, ist der darunter liegende Ort gefährdet.


Direkt hinter dem Mühlfelsen führt ein Wanderweg hinauf auf den Rücken des Rindsbergs. Diesem folgten wir nun.

Hier heroben stehen weitere Grenzsteine. Die ältesten heute noch vorhandenen stammen aus dem Jahr 1777.

Auf dem schönen, felsigen Pfad wanderten wir hinauf zum höchsten Punkt der Rindsbergs (437m), der, wie so oft in der Pfalz, von einem roten Sandsteinfelsen gekrönt ist. Das eigentliche Highlight folgt aber erst kurz danach: Der Felsentisch "Wackelstein" (430m): Einer jener bizarren Tischfelsen, für die die Pfalz berühmt ist.

Der Wackelstein ist einer jener eindrucksvollen Felsentische, wie es sie hier im Pfälzerwald mehrere gibt. Am bekanntesten ist natürlich der Teufelstisch bei Hinterweidenthal, aber wer sich in der Gegend ein wenig umsieht, und nicht nur auf den ausgewiesenen Wanderwegen unterwegs ist, der wird schnell noch mehr von diesen Pilzfelsen entdecken. Diesen hier kann man mit ein wenig Geschick sogar erklettern! Aber ob er hält....

Hier pausten wir kurz, und ließen den Blick in die Gegend südlich von Hauenstein schweifen. Man hat von hier aus eine schöne Aussicht, hinüber zum Spirkelbacher Höllenberg, und in die Hügel rund um Hauenstein.


Danach folgten wir weiter dem schönen Höhenweg, der nun hinunter zu einer Weggabelung führt, nur etwa 150 Meter nach dem Wackelstein. Hier bogen wir rechts ab und querten die Nordostflanke eines Waldköpfels. Bald geht es noch einmal rechts ab, und es geht hinunter in den Sattel zwischen Rindsberg und (Am) Kopf.

Im Sattel angekommen ging es kurz auf dem Willi-Metzger-Pfad nach Nordwesten, halbrechts im Wald hinunter, dann nach wenigen Metern schon gleich wieder rechts auf den Serpentinenweg, der hinunter nach Rinnthal führt. Auf dem Talgrund gelangten wir auf einen Fahrweg, dem wir kurz Richtung Ortsrand folgten, dann aber bogen wir vor den Häusern links ab, um an das nordöstliche Ende des Willi-Metzger-Pfads zu stoßen. Wir blieben auf unserem breiten Weg, umrundeten das Gelände des Tennisvereins und stiegen dann die Stufen links zum Dachsfels hinauf. Der Weg zieht bald nach links vom Felsen weg, wir stiegen daher weglos am Fels entlang auf, und langten unter Oskars Führung bald oben auf dem Plateau an. Und legten gleich nochmal eine Pause ein.

Weiter ging's auf Trittspuren die felsige Rippe hinauf, bis wir auf einen breiten Waldweg stießen. Diesem folgten wir nach rechts und umrundeten nun den Am Kopf und seinen nordöstlich benachbarten Doppelkopf. Auf dessen Nordseite zweigt dann der berüchtigte Rebholzpfad ab...

Der Rebholzpfad ist ein wichtiger Verbindungsweg für Wanderungen im Queichtal, verbindet er doch die Nord- mit der Südseite. Leider wird er seit einigen Jahren nicht nur vernachlässigt, sondern geradezu mutwillig zerstört. Seit Jahren schon liegen hier Bäume quer, nun hat man auch noch einen breiten Waldweg in den Hang gefräst, dessen zwei, drei Meter hohe Böschung für Normalwanderer kaum zu überwinden sein dürfte. Müssen wir wegen dieser Passage eine T5 ansetzen? Lieber nicht, aber das ist kein Zustand. Initiative rettet den Rebholzpfad!

Wir gaben es auf, dem Rebholzpfad weiter zu folgen, und stiegen irgendwie im Wald hinunter zu einem weiteren breiten Weg, auf etwa 220 Metern Höhe, dem wir nun nach rechts, Richtung Rinnthal folgten.

Am nördlichen Ortsrand angekommen, wandten wir uns nach links und folgten für etwa 800 Meter dem Radweg, der wiederum der L 490 folgt. Man gelangt an eine Unterführung, unterquert dort die B10 und überquert die Queich.

Hier kann man baden, fand jedenfalls Oskar, und sprang sofort ins (wahrscheinlich eiskalte) Wasser und drin herum.

Auf dem Talweg, der der Queich folgt, ging es nun etwa 150 Meter nach links (Westen), und dann an einem Grenzstein einen wunderschönen Pfad rechts hinauf zu den Drei Felsen (300 m).

Die Drei Felsen sind, wie der Name schon sagt, ein dreiteiliges Felsmassiv, das erneut spektakuläre Tiefblicke erlaubt, unter anderem durch ein paar schmale Felsspalten hindurch. Ein Highlight der Tour. Man sollte unbedingt alle drei Kanzeln ersteigen.

Von den Drei Felsen führt der Pfad weiter hinauf zu einem Waldweg, auf etwa 320 Metern Höhe.

Auf diesem wollte ich eigentlich weiter, da entdeckte der Andy weiter oben den Göckelsbergkopf und schlug vor, dort hinaufzusteigen. Wie gesagt, wenn der Andy etwas vorschlägt, soll man das unbedingt machen,

...und so wanderten wir nun weglos den Waldhang hinauf zum Göckelsbergkopf.

Und hier kann man sich vielfältig vergnügen. Zuerst zwängten wir uns durch ein enges Loch, dann bestiegen wir den Zapfen selbst, den Göckelsbergkopf (370 m). Dazu muss zunächst eine kleine Stufe überwunden werden, dann quert man luftig auf einem schmalen Band in die linke Flanke des Felsturms. An einem Absatz angekommen, wird ein winziger Überhang überklettert, dann ist man schon oben (insgesamt I). Es gibt sogar ein Gipfelbuch!

Wieder herunten erwischten wir Oskar dabei, wie er einigen dutzend Wildschweinen, die hier heroben doch eigentlich nur ihre Ruhe haben wollten, einen Schreck einjagte. Alles Erklären nutzte nichts ("der tut nichts!"), die Schweine glaubten uns nicht, und nahmen mitsamt ihrer etwa drei dutzend Frischlinge Reißaus. Zu schnell für Oskar, zu schnell für unsere Knipsen. Und kein Mittagessen für uns.

Wir besichtigten dann noch den Göckelsbergpilz, unseren zweiten Pilzfelsen für heute, dann mussten wir wieder zu unserer Route zurück. Dazu stiegen wir ostseitig weglos vom Bergrücken hinunter und stießen bald wieder auf den breiten Waldweg, den wir zuvor verlassen hatten.

Auf diesem ging's nun links weiter zu einer engen Rechtskurve, rechts um die Kurve und weiter zum Abzweig eines weiteren Wanderwegs, dessen Zugang Wegebauer rücksichtslos verschüttet haben. Toll ist das nicht.

Also irgendwie abgestiegen, und auf dem Pfad nun hinunter ins Wellbachtal. Dort fließt die Wellbach.

Hm? Richtig gelesen. In der Pfalz heißt es "die Bach".

Wir überquerten also die Wellbach, dann die B48, und wanderten drüben in den Wald hinein. Links geht's zum Frohndellpfeiler, rechts zum Langenfelsen. Wir wollten beide zu einer Runde verbinden und wandten uns nach rechts.

Auf der Nordwestseite des Langenfelsens (300 m) führt nun ein Pfad hinauf, unmarkiert, nicht mehr als ein Klettererzustieg. Den ging's nun hinauf. In einer engen Spalte kann man den Fels erklettern (I, ausatmen!), um oben auf dem schmalen Grat ein paar spektakuläre Tiefblicke zu erhaschen. Ein wenig weiter oben hat man nochmal eine Möglichkeit, direkt bei einem engen Spalt, durch den man auf die andere Seite des Felsens gelangt. Hier kann man dann tief in die Felswand hinunterblicken.

Noch ein Stück weiter oben gibt es eine dritte Möglichkeit, auf den Langenfelsen zu - na, zu gelangen. Die wurde ebenfalls ausprobiert, dann ging es auf dem nun sanfteren und weniger ausgeprägten Rücken weiter hinauf.

Und die nächste Jagd! Oskar hat ein leckeres Reh entdeckt. Aber er gehorcht auf's Wort, und so war ich dem Andy böse, weil er unser Abendessen hat entkommen lassen. Grmbl....

An einer großen Lichtung (linkerhand) gelangt man wieder auf einen breiten Weg. Der führt nun links hinunter zur nächsten Felskanzel: dem Frohndellpfeiler (280 m). Oben ist da nicht viel zu holen, aber wer auf seiner Westseite hinuntersteigt, kann auf einem breiten Band eine weitere schöne Aussichtsplattform besuchen.

Wir stiegen auf den dürftigen Spuren früherer Approachender hinunter und kamen bald wieder an der B48 heraus. Wir folgten dem Weg an der Straße entlang nach Süden (Richtung Rinnthal), überquerten bald den Langenbach, nein, die Langenbach, und nahmen kurz danach den Langenthalweg nach links, hinein ins, nun ja, ins Langental. Unser nächstes Ziel: Der Brodfels. Zu dem muss man sich ein wenig hinaufschwingen: Die erste rechts, dann die nächste links, dann wieder rechts, schon nah am Brodfels. Auf dessen Nordseite entdeckten wir dann Stufen, die vom obersten Weg aus direkt zum Brodfelsen führten. Zu führen schienen, denn der Weg ist alt und vergessen und verliert sich bald im Hang. Oskar wies uns den Weg hinauf zum Brodfelsen (300 m), den wir durch eine enge Kluft erstiegen. Nicht besonders spektakuär, weil kaum Aussicht, aber es hat ein paar sehr knorrige Bäume hier oben.

Oberhalb vom Brodfelsen verläuft ein breiter Waldweg. Diesem folgten wir nach rechts, und verließen ihn gleich am nächsten Bergrücken wieder. In einer Linkskurve führen Wegmarkierungen rechts hinunter zum Kostenfelsen (280 m), dem letzten Highlight dieser Tour. Der Pfad führt genau über den Felsrücken hinunter auf ein kleines Plateau zu, auf dem unter einem knorrigen Baum eine alte Bank steht. Zur Bank steigt man zunächst rechts hinunter, dann geht's ausgesetzt nach vorn.

Bei Nässe nicht ganz ohne, dann kann man den oberen Teil des Felsens auch rechts umgehen.

Wer mag, kann von der Bank aus noch zu einer Wetterfahne nach vorn gehen. Von hier aus hat man erneut eine fantastische Aussicht hinunter ins Tal.

Natürlich ist von hier aus auch Rinnthal wieder zu sehen, aber zum Beispiel auch die Drei Felsen, die Wilgartaburg und die Wilgartisplatte. Extrabonus: Tief unten führt die B10 durch einen Tunnel. Wer sich noch weiter vorwagt, befindet sich also jenseits der B10! Tatsächlich befinden sich unterhalb der Wetterfahne noch weitere Felsplateaus, die sämtlich über die Westseite den Kostenfelsens erreichbar sind. 

Weiter geht's! die letzten Meter. Auf der Westseite stiegen wir hinunter zu einem breiten Weg, und hier nach links. Der Weg führt um den Kostenfels herum. Auf seiner Ostseite zweigten wir rechts hinunter, unterquerten die B10, und stiegen auf alten, verwinkelten Treppen und Kopfsteinpflaster zwischen den Häusern hinunter nach Rinnthal (190 m). Dort waren es dann nur noch wenige Schritte bis zu unserem Parkplatz am Bahnhof.


Unser Fazit:

Eine herrliche Runde, auf der man sämtliche Felsen südlich, westlich und nördlich von Rinnthal besucht. Wer die Sammlung vervollständigen möchte, braucht eigentlich nur den Haubenthaler Fels, den Dingentalturm und den Schmalbühler Felsen noch einzubauen.

Einschränkend ist zu sagen, dass die Zustände der Wanderwege nicht überall gut sind. Insbesondere der Rebholzpfad ist weit entfernt von einem akzeptablen Zustand, ähnliches gilt für den Willi-Metzger-Pfad, den Abstieg ins Wellbachtal und den Aufstieg zum Brodfelsen. Würde man diese Wege wieder herrichten, würde das ein paar schöne Touren um Rinnthal für die einen erleichtern und für andere überhaupt erst möglich machen. Und wenn's dann noch einen hübschen Biergarten gäbe im Ort, wer weiß.

Tja, war super nett mitnand! Wir freuen uns schon auf die nächste gemeinsame Tour. Andy freut mich auf die nächste gemeinsame Tour, und ich freue Andy auf die nächste gemeinsame Tour.

Tourengänger: Andy84, Nik Brückner


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Kommentare (4)


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F3ttmull hat gesagt:
Gesendet am 13. März 2023 um 18:23
Wenn´s im Allgäu wieder Sauwetter hat, sind´s in der Palz 20°C und Sonne. Werde heuer wieder mit dem MTB dort für ein paar Tage zwischen den Weinbaugebieten verweilen :)

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. März 2023 um 10:33
Wein, Wald, Felsen, Burgen, Da ist's wirklich schön!

Schubi hat gesagt:
Gesendet am 13. März 2023 um 20:00
Eine sehr schöne Runde bei prächtigem Wetter! Der Oskar hat euch in den Kraxelpassagen wahrscheinlich immer locker abgehängt?

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 14. März 2023 um 10:34
Aber hallo. Und schneller war er auch!


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