Griestaler Spitze - Do sieh'sch en Berg


Publiziert von Nyn , 25. September 2022 um 10:02.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:17 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 14:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:s. Karte
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Lechtal - Steeg - steiles Bergsträßle Richtung Kaisers - beschränkter P bei Kienberg

Sicher kennt ihr das ebenso gut wie ich, dieses womöglich über einen längeren Zeitraum sich hinziehende Sich-Annähren an einen bestimmten Gipfel oder eine bestimmte (schwierigere) Route.
Frei nach dem einfachen, aber doch so tiefgründig-wahren Spruch aus Rolf Staedeles Gedichtbandsammlung mit dem Titel und tollen philosophisch wie herzerwärmenden Stück "Do sieh'sch en Berg", der unser bergsteigerisches Sehnen so lapidar wie treffend auszudrücken vermag - wuchs mein Wunsch, der Griestaler Spitze auf das Haupt zu steigen...

Für mich stand es schon länger fest, nachdem ich mehrfach vis-a-vis unterwegs gewesen war (u.a. hier ) dass ich die Griestaler Spitze über den schneidigen NNW-Grat erklettern würde - nur wann? Und wie würde ich am Besten an den Einstieg kommen?
Mein erster Versuch endete bekanntlich als ziemlich begossener Rainman auf dem Nachbargipfel, der Rotschrofenspitze. Dafür konnte ich damals etliche Optionen des Zustiegs und Mittelteils in näheren Augenschein nehmen.

TOUR
Letztendlich entschließe ich mich dazu, ab Kienberg zu starten und mittels weglosem, unmarkierten und nur spärlichst bepfadetem Anstieg zunächst über den West- und Nordwestrücken des Hahnleskopfs, dann einer Querung des Griestals und schließlich den Gamswechseln der Westflanke des Zwölfer (auch Maiskopf genannt) dessen Nordgrat anzusteuern.
Erst hinter dem Elfer würde der Kletterspaß am eigentlichen Ziel, dem Nordwestgrat der Griestaler Spitze beginnen - aber seht selbst....

Viel Spaß beim Gucken/Nachkraxeln.


"NORMALWEG"/ABSTIEG
Die Griestaler Spitze gehört zu den Lechtaler Gipfeln, die eher selten bestiegen werden, obwohl sie vergleichsweise gut erreichbar ist und der "Normalweg" von Westen und Süden (mein späterer Abstieg, nur für Geübte!, s. z.B. hier) nicht allzuschwer ist. Allerdings muss man sich darauf einstellen, dass es vielfach weglos ist. Nach dem langen abschüssigen Schotterhang gibt es oben am eigentlichen Südgrat nur einige Steinmännle und es wartet noch wechselnd schrofig-brüchiger Kletterei um UIAA I.
Beim Abstieg erwischte ich ziemlich müde zuerst eine wenig hübsche und brüchige Steilrinne und war dankbar, endlich am Joch zwischen der Griestaler und der Rotschrofenspitze zu sein (weder kotiert noch benannt) Das von Anderen so nett gepriesene Schuttabfahren verbot sich erstens wegen meines dafür  weniger geeigneten Schuhwerks, dazu kam die erhebliche Ermattung. Zum Zweiten entbehrte der ganze Hang jeglicher Spuren. So eierte ich im abschüssigen Schrofengelände links der großen Schuttreiße den Großteil der Flanke bis ins Kar hinab, - nicht wirklich schwer, aber mühsam.

WIE SCHWER?
Der im AVF Lechtal ausgeworfene Grad III+ wird bei Ausnutzung der für mich "logischen" gratnahen kleinräumigen Umgehungen am NW-Grat der Griestaler  nicht erreicht. Für den geübten und klettergewandten Weglosgänger erschließt sich zudem die einfachste Route ohne größere Orientierungsprobleme. Mein Zustieg hat mit "Wandern" jedoch nur sehr wenig gemein - da sind sämtliche andere Skills stark gefragt. Wer diese mitbringt, bekommt hier einen Leckerbissen serviert, der alles bietet, was das Bergsteigerherz begehrt.

Eine Art FAZIT
"Do sieh'sch en Berg"

Tourengänger: Nyn


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Kommentare (8)


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retep hat gesagt: Bergsteiger
Gesendet am 25. September 2022 um 12:52
Hallo Nyn, an der Bilderfülle sieht man, dass du wohl selbst von dieser Tour beeindruckt warst.
Hoffentlich bleibt deine Art der Bergsteigerei weiter erhalten.
(Für mich ists traurig, nur noch zuzuschaun.).
Gruß
Peter

Nyn hat gesagt: RE:Bergsteiger
Gesendet am 25. September 2022 um 15:52
Werter Peter
In der Tat lasse ich mich anrühren und bin von der überwältigenden Vielfalt der Natur überaus beeindruckt.
Ich bin mir bewusst, dass es für Einige vielleicht zu viele Bilder sind...
- aber für mich illustrieren sie nicht nur Wegpunkte oder die Route, sondern transportieren allerlei Stimmungen, ja auch meine Gefühle....das ganze Umfeld.
Dies alles weitergeben zu dürfen, .... macht mir sehr viel Freude


Toni83 hat gesagt:
Gesendet am 25. September 2022 um 15:10
Das ist halt echte Bergsteigerei!
Ich gratuliere Dir zu deinen immer wieder eindrücklichen Wegfindungen.
VG Toni

Nyn hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. September 2022 um 15:56
Danke Toni
Wenn ich etwas planlos iwo mitten im Wald oder in den Latschen stecke, dann bin ich schon auch mal ziemlich schwer am Fluchen^^
Oft sind es dann Tierspuren oder meine fast untrügliche Spürnase, die mich alsbald wieder auf gangbares Gelände führt. An einem Grat selbst ist die Orientierung ja eher leicht ...

hefra hat gesagt:
Gesendet am 26. September 2022 um 16:25
Gratuliere zur überstandenen Mammut-Tour ! Die grünen Lechtaler sind immer wieder ein Augenschmaus, danke für die starken Eindrücke.

Gruß Frank

Nyn hat gesagt: RE: Augenschmaus
Gesendet am 26. September 2022 um 17:42
Danke dir Frank,
ja, teils grün, teils schroff - genau richtig

Apropos Mammut-Tour. Das stimmt nur teilwese, - die nackten Zahlen (Höhenmeter, Strecke, Gehzeit OHNE Fotografieren und Pausen geschätzt bei 8-9h) sind ja eigentlich moderat.

Weil aber der Weglos+Kraxeg-Anteil recht hoch ist, war ich am Ende doch ziemlich platt.
Zum Glück fand sich in Kaisers eine nette MFG zurück nach Kienberg, denn der letzte Bus war schon weg...

Schubi hat gesagt:
Gesendet am 26. September 2022 um 18:07
Hey Markus.
Auch von mir Gratulation zu diesem Projekt. Ist doch bestimmt ein super Gefühl, wenn solch lange gereifte Ideen zu einem guten Abschluss kommen ... Setzt du dir bei Verhauern (hier im Sinne von vergeblichen Weiterkomm-Versuchen) eigentlich iwie ein Zeit-/Distanzlimit, ab dem du umkehrst bzw. dann einen anderen Durschstieg probierst?
Beste Grüße!
Frank

Nyn hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. September 2022 um 19:37
Hallo Frank
Danke ja..das ist ein richtig gutes Gefühl, von dem ich recht lange zehren kann.
Und es gibt mir das Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten für ähnliche Projekte^^

Umkehren ist bei mir durchaus eine Option, aber selten ein Zeitproblem, da ich aus Gewohnheit sehr früh starte. Bei Verhauern merke ich in der Regel sehr schnell, dass es da wo ich zuerst lang woltle, nicht gut oder gar nicht weitergeht - diese Spürnase für den ~"besten/leichtesten" Weg habe ich mir über die vielen Jahre Klettern/Bergsteigen, zuletzt verstärkt abseits markierter Wege, ein wenig erarbeitet.


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