Bristen (3073 m) über Nordostgrat von Amsteg


Publiziert von SEalpin , 21. August 2022 um 14:59.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:12 August 2022
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 2550 m
Abstieg: 2550 m
Strecke:14,0 km

Aufgrund des Höhenunterschieds von 2550 m auf ca. 7 km ist der Bristen auch unter Bergläufern und Downhillenthusiasten ein beliebtes Ziel. Daher hatte ich den Gipfel schon länger ins Auge gefasst, aber auch das Durchsteigen aller Vegetationszonen finde ich immer wieder schön.

Die eindrückliche Pyramide des Bristen, hoch über dem Reusstal, hat mich schon seit Jahren bei jeder Fahrt durch das Reusstal auf's Neue beeindruckt. Anfangs war der Respekt zu groß über 2500 Höhenmeter an einem Tag laufend im Auf- und im Abstieg zu überwinden. Nach einigen Skyruns (im Aufstieg aktuell wohl noch eher "Powerhikes") wollte ich das Ziel nun angehen, allerdings ohne der Illusion zu unterliegen, auch nur annähernd Bestzeiten unter 2:30 Std. (wie Chris oder Adrian) zu erreichen.

Blick aus dem Reusstal auf den Bristen

Zu den verschiedenen Varianten existieren hier schon viele informative Berichte, daher möchte ich im Folgenden vor allem einige ergänzende Hinweise zur Orientierung im oberen Drittel der Tour geben. Ein sehr guter GPS-Track, der neben den kürzesten Varianten im unteren Teil auch den etwas schwierigeren und seltener begangenen Nordwestgat enthält, findet sich im Bericht von Bergamotte.

Möchte man die Tour von "ganz unten" angehen, startet man üblicherweise beim Elektrizitätswerk in Amsteg. Von dort geht es durchgehend steil aufwärts. Möchte man die kürzeste und steilste Variante begehen, nimmt am besten immer die möglichst direkt nach oben führenden Pfade. Bei zwei bis drei Abzweigungen bietet sich eine ausführlichere Information im Voraus oder ein GPS-Track an, da die Wegweiser, z. B. Richtung "Bristensee", teils auf längere Wegstrecken führen, andernorts sollte man wiederum der Beschilderung in Richtung scheinbar anderer Ziele folgen. Nach dieser Passage durch den schönen Hagglisbergwald wird die Orientierung jedoch eindeutiger, da nur noch ein Weg nach oben führt.

So öffnet sich langsam das Gelände und die Vegetation wechselt vom geschlossenen Bergmischwald zu lückigeren Heidelbeerflächen. Nach der netten Selbstversorgerhütte Bristenstäfeli (Getränke zum Verkauf via Kasse, WC, Brunnen, Gästeraum) zeigt sich dann auch erstmals nach dem Start wieder der Gipfelaufbau mit den beiden Graten des Bristen. Unschwierig geht es weiter über die beiden bewirtschafteten Hütten Alp Blacki und die Bristenhüttli, welche bei Bedarf auch einige Schlafplätze bietet, möchte man die Tour in zwei Tage aufteilen.

Bereits kurz hinter dem Bristenhüttli sind der Grat sowie große, weiße Pfeil sichtbar, welcher den Einstieg auf den Nordostgrat markiert. Diesen erreicht man entweder, indem man direkt steil durch das Geröll- und Schuttkar aufsteigt und eine kurze, plattige Stelle überwindet oder indem man den Bereich weiter westlich ausholend und flacher umgeht. Beide Varianten haben eindeutige Pfadspuren.

Blick vom Bristenhüttli auf den Bristen und den Nordost- sowie Nordwestgrat

Am Pfeil angekommen, leiten weiße Markierungen auf den Sattel im Lauchergrat wenig südlich von P. 2374 hinauf. Ab hier folgt man immer dem Grat, wobei verschiedene Varianten möglich sind. Es haben sich teilweise recht viele Wegspuren gebildet, wobei es sich meistens lohnt möglichst nahe an der Gratkante zu bleiben. Nur an einigen Stellen ist die Kletterei direkt über den Grat etwas schwieriger und luftiger (bis II/II+), so dass eine Umgehung in der Flanke bei Bedarf einfacher ist. Die Flanken sind allerdings häufig recht abschüssig, rutschig und instabil, weshalb deren Begehung nicht unbedingt sicherer ist. Steinfiguren finden sich häufiger, ein gewisses Gespür für die Orientierung schadet jedoch nicht.

Möchte man der Gratkante ausweichen und wird der Weg in der momentanen Flanke gefühlt deutlich schwieriger, steiler oder rutschiger als die vorangegangenen einfacheren Passagen, lohnt es sich häufig einen Blick auf die andere Gratseite zu werfen - dort setzt sich dann oft ein besser ausgetretener, weniger abschüssiger Pfad fort. Das Gestein ist aber auch an der Gratkante nicht immer absolut fest, auch dort sollte man es bei der Kletterei daher stets prüfen.

Bis zum Rot Bristen (2765 m) ist das Gelände weniger steil und erfordert nur sporadisch den Einsatz der Hände (je nach Variante). Bis hierhin würde ich den Grat eher mit T4+ bewerten. Anschließend steilt der Grat deutlich auf, wird felsiger und hält mehr schöne Kraxelpassagen bereit. Ab hier würde ich ihn als T5 einstufen. Beim Vereinigungspunkt des Nordwest- und Nordostgrats, P. 2946, folgt die klettertechnische, zwingende Schlüsselstelle der Tour. Es gilt einen kleinen Turm ein wenig luftig hoch- und auf der anderen Seite sehr flach abzuklettern (im Abstieg dann entsprechend umgekehrt). Die Stelle wird gemeinhin als "II" bewertet, ich würde sie jedoch eher mit "I" bewerten. Man sollte den Turm jedenfalls nicht in der sehr brüchigen, steilen und schlecht einsehbaren Flanke umgehen. Es folgen noch einige schöne Kraxelstellen, aber auch im oberen Teil findet man meistens eine eindeutige Wegspur.

Typisches Gelände im oberen Teil des Nordostgrats

Am Gipfel angekommen eröffnet sich dann ein toller Tiefblick in das Reusstal sowie ein phantastisches Panorama von den nahen Urner und Glarner Alpen bis in die Ferner zur Berninagruppe und den Wallisern, u. a. mit Blick auf das freistehende Weisshorn.

Tolle Weitblicke bis ins Wallis... ... und Tiefblicke ins Reusstal vom Gipfel

Nach einer längeren Pause mache ich mich an den Abstieg, wobei es auch bei der Vorliebe für Downhills wenig sinnvoll ist am Gipfelgrat Tempo zu machen, dafür ist das Gelände dann doch zu ausgesetzt, technisch und teilweise rutschig. Nach Verlassen des Gipfelgrats beim großen, weißen Pfeil lässt sich dann, bei Bedarf, der Downhillteil beginnen. Die folgenden 1700 steilen Höhenmeter bieten viele, abwechslungsreiche und technisch schöne Laufpassagen. Im Vergleich mit anderen Downhills fand ich den Pfad nach Amsteg trotz der Steilheit sogar angenehmer zu laufen, da dieser weniger Unebenheiten in Form von Wurzeln oder Ähnlichem aufweist, zumindest im Vergleich mit anderen Trails, wie z. B. dem Heitertannliweg vom Pilatus nach Eigenthal.

Insgesamt findet man am Bristen nicht nur viele Höhenmeter auf kurzer Strecke, sondern auch eine tolle Umgebung, nette Kraxelei und ein beeindruckendes Panorama. (Auch wenn ich die Tour schwierigkeitstechnisch teilweise abgewertet habe, so handelt es sich doch um eine lange, ernsthafte T5-Tour, welche Orientierungsvermögen, Trittsicherheit und einige Kletterzüge verlangt und auf welcher man sich über längere Zeit im Absturzgelände bewegt.)

Aufstieg 4:10
Pause 0:45
Abstieg 2:15

Tourengänger: SEalpin


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T5
18 Aug 12
Bristen (3072m) · Daenu
T5 WS II
6 Sep 14
Bristen von Amsteg · ᴅinu
T5 II
26 Aug 17
Bristen (3073) · cardamine
T5 II
T6 II
11 Aug 13
Bristen & Bruckners 4. · Dimmugljufur
T5 II
30 Sep 11
Bristen via Nordost-Grat · platonismo
T5 II
T5
3 Sep 11
Bristen · Kieffi
T6- WS II
25 Sep 13
Bristen über den Westgrat · Tobi
T5- II
31 Aug 13
Bristen 3072,7 m · basodino

Kommentar hinzufügen»