Alle Stiegen an Papststein und Gohrisch


Publiziert von Nik Brückner , 5. Mai 2022 um 09:29. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:22 April 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 3:00
Aufstieg: 250 m
Abstieg: 250 m
Strecke:5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Pfaffendorf, Gohrisch, Papstdorf oder Cunnersdorf zum Wanderparkplatz zwischen Gohrischstein und Papststein

Stiegen, Stiegen Stiegen! Die Waldelfe und ich waren ein paar Tage ins Elbsandsteingebirge gekommen, um Stiegen zu gehen, zu viele wie möglich. Stiegen sind Routen, die weder Wanderwege noch Kletterrouten sind. Es handelt sich um teils alte Steiganlagen, mit deren Hilfe auch schwindelfreie und trittsichere Wanderer die teilweise recht großen Höhenunterschiede in den Sandsteinfelsen überwinden können. Der Charakter der Stiegen ist dabei sehr unterschiedlich, und reicht von in den Fels geschlagenen Tritten über steile Treppen und schmale Leitern in engen Klüften bis hin zu klettersteigähnlichen Anlagen mit Metallklammern und Sicherungsseilen. Am Vortag hatte ich eine Stiegenrunde um die Gluto alleine gedreht, nun waren wir wieder zu zweit unterwegs.


Und zwar zum Waldparkplatz Papststein (351m) am Galgen, dem Sattel zwischen Papststein und Gohrisch.

Unterwegs legten wir "Shamblemaths 2" von den Shamblemaths auf, um uns in die richtige Stimmung zu versetzen. Darauf befindet sich nämlich das Stück "D.S.C.H.", eine Adaptation des achten Streichquartetts (c-moll, Op. 110) von Dmitri Schostakowitsch, und zwar, um genau zu sein, der Sätze 1 & 2 (Largo und Allegro molto). Dieses Streichquartett ist - jetzt kommt's - hier, im Örtchen Gohrisch, entstanden.
 
"D.S.C.H." sind Schostakowitschs Initialen in deutscher Schreibweise, ein Analogon zum bekannten B-A-C-H-Motiv Johann Sebastian Bachs. Schostakowitsch setzte das Motiv (in der Notation D-Es-C-H) in verschiedenen seiner Werke als Geste der Selbstbehauptung gegenüber den Stalinschen Repressionen ein: unter anderem in seinem Streichquartett Nr. 8 in c-Moll.
 
Op. 110 ist dementsprechend ein autobiographisches Werk, sein autobiographischstes vielleicht. Das Werk entstand 1960 in Gohrisch, wo sich Schostakowitsch wegen einer Rückenmarkserkrankung aufhielt. Er bezeichnete es als ein "ideologisch verwerfliches Quartett", das er komponiert habe, um der Nachwelt ein Andenken an ihn selbst zu hinterlassen: "Man könnte auf seinen Einband auch schreiben: ‚Gewidmet dem Andenken des Komponisten dieses Quartetts’". Und das ist geglückt: Op. 110 gehört heute zu den meistgespielten Streichquartetten Schostakowitschs überhaupt.

Und dann ging's los! Vom Waldparkplatz Papststein (351m) aus wanderten wir auf der Alten Rietschgrundstraße ca. 270 Meter Richtung Nordosten. Hier (334m) beginnt der Hunskirchensteig.

Der Aufstieg an den Hunskirchen wird heute vorwiegend von Kletterern genutzt. Die lange Treppe, die von der Alten Rietschgrundstraße hinaufführt, ist für Wanderer aber nicht weniger einladend.

Die hölzernen Stufen führen hinauf in ein Tälchen südlich der Hunskirchen. Bald kann man links über weitere Stufen zu den Kletterfelsen aufsteigen, der Hauptweg führt allerdings weiter im Tälchen hinauf. Die letzten Schritte macht man ohne Stufen, auf felsigen Tritten, dann steht man oben auf einem Plateau (410m).

Hunskirchensteig: einfache Treppenstiege, T1


Hier wandten wir uns nach links, umrundeten einen Felsturm, und wanderten dahinter auf einem guten Steig nach Osten - nicht ohne in jeden Spalt hineinzuschlüpfen, durch den wir passten. Einer davon, schon eher am Östlichen Ende des Papststeins, war lang (und breit) genug, um uns auf die andere, die Südseite hindurchzulassen. Das machten wir natürlich - nicht ohne sämtliche Seitenspalten auch noch zu erkunden. Auf der anderen Seiten gelangten wir dann zu dem geländergesicherten Sattelsteig, einem herrlichen Panoramaweg, hinunter, der sich hier vom Wirtshaus kommend nach Osten zieht. Wir folgten ihm nach links (Osten), an einer großen, in den Fels gehauenen Sitzbank vorbei, wo wir den Ostabstieg nahmen (391m).

Dieser Weg wurde 1845 eingerichtet. Er verbindet die Einsattelung zwischen dem Kleinhennersdorfer Stein und dem Papststein mit dem Wirtshaus.

Es geht durch einen schmalen Spalt zwischen zwei niedrigen Felsplatten hinunter zu einem Geländer, und hier links hinunter in eine mittels weniger Stein- und vieler Holzstufen begehbar gemachte Felsschlucht. Hier befinden sich zwei aus dem Fels herausgehauene Sitzbänke. Schnell tritt man aus dieser Schlucht wieder heraus, und steht am oberen Ende eines Waldhangs.

Ostabstieg (Sattelsteig, östlicher Teil):  kurze Treppenstiege, T1


Hier wandten wir uns nach rechts, und wanderten auf dem Oberen Weinleitenweg die Südseite des Papststeins entlang nach Westen. Der Weg verläuft teils am oberen Ende des Waldhangs entlang, teils auf schmalen Bändern, immer aber unter den hohen, senkrechten oder überhängenden Felswänden entlang. Überhänge, Höhlen, kraxelige Stellen nahmen wir dabei natürlich mit.

1972 stürzte hier eine ca. 15 Meter hohe, 12 Meter breite und 8 Meter tiefe Wand mit einem Volumen von ca. 4000 m³ herab und riss dabei eine über 30 Meter breite Schneise in den Wald.

Etwa 20 Minuten ist man auf dieser Route unterwegs, dann stößt man auf die Stufen des heutigen Westaufstiegs.

1780 und 1830 wurden hier im Westen zwei Aufstiege geschaffen. Dieser heutige Aufstieg ist der jüngere der beiden. Er wurde beliebt, als der Prinz Friedrich August von Sachen hier hinaufstieg. Er legte damit den Grundstein für ein größeres touristisches Interesse an dem aussichtsreichen Berg - vorher war hier nicht viel los gewesen.

Man steigt zunächst auf Holzbohlen in Serpentinen hinauf zu einer Stelle, an der eine Bank steht, von der aus man eine schöne Aussicht zu den Hunskirchen hat. Hier wendet sich der Steig nach rechts, bis man an eine erste Metalltreppe gelangt. Eine zweite wendet sich bald nach links, wo es auf einer dritten in einer engen Felsspalte weitergeht. Dann ist man an einem weiteren Aussichtspunkt angelangt, von dem aus man wieder einen schönen Blick zu den Hunskirchen und zum Lilienstein hat. Wenige Schritte weiter steht man am Gasthaus (445.).

1858 errichtete man einen hölzernen Pavillon auf dem Gipfel, 1862 folgte das noch heute bestehende Berggasthaus.

Am Gasthaus kann man auf einer Metalltreppe zum höchsten Punkt des Papststeins (451m) aufsteigen, einem Plateau, auf dem bereits drei Aussichtstürme standen.

Wirtshausssteig: lange, einfache Treppenstiege, T1


Der Papststein wurde 1496 als "Bogerßdorfer Stein" erstmals urkundlich erwähnt. Der Name wandelte sich über die Zeit über "Babsdorffer Stein" zu "Pabstdorffer Stein" (1736), bis er Anfang des 19. Jahrhunderts seine heutige Form annahm.

1889 wurde auf dem Gipfel ein kleiner steinerner Aussichtsturm errichtet, der 1936 wegen Baufälligkeit abgerissen und durch einen Nachfolgebau ersetzt wurde. Dieser neun Meter hohe Holzturm, der bis 1969 bestand, wurde auch als Feuerwachturm genutzt. Auf den Holzturm folgte der heutige Feuerwachturm aus Beton, der allerdings nicht zugänglich ist.

Die Aussicht vom Papststein ist recht umfassend, der Blick schweift über große Teile der Sächsischen und Böhmischen Schweiz. Markante Berge im Blickfeld sind neben dem benachbarten Gohrisch und den Zschirnsteinen auch die weiter entfernten Erhebungen Děčínský Sněžník (Hoher Schneeberg), Růžovský vrch (Rosenberg), die Schrammsteine, Tanečnice (Tanzplan) und Unger. Ganz im Osten sind die Berge des Lausitzer Gebirges zu sehen.


Wir stiegen vom Gipfelplateau wieder hinunter, und wandten uns nach rechts. Auf viele Holz- und einigen wenigen Steinstufen ging es hinunter zum Sattelsteig, dem Panoramaweg, auf dem wir zuvor schon ein Stück gewandert waren. Auch dieses Mal ging es nach Osten.

Sattelsteig, westlicher Teil: Treppen, einfacher, breiter Weg, T1


Kurz vor der Schlucht, durch die wir zuvor von Norden auf diesen Weg gekommen waren, nahmen wir eine kleine Spalte links oben, durch die wir uns hindurchzwängen mussten (Rucksack abnehmen!). Wir stiegen hinauf auf ein Plateau. Rechts befindet sich eine Aussicht, der in der Karte eingezeichnete Weg führt aber nach links (Westen). Wir folgten diesem Weg, bis er sich zwischen Felstürmen an senkrechten Abbrüchen verliert. Hier mussten wir ein Stück zurück, und in einem Tälchen kurz nordwärts absteigen. Dann ging's wieder links (westwärts) weiter. Hier, auf einem breiten, bewaldeten Sims, verliert sich der Weg erneut. Am besten man bleibt oben an den Felsen. Mit ein wenig Gespür für's Gelände kommt man an der ersten Aussicht am Wirtshausssteig, der Stelle mit der Bank, wieder heraus.

Wir stiegen hier nochmal hinauf zum Gipfel des Papststeins (451m), mit dem Turm und der Bergstation der Materialseilbahn. Hier suchten wir nach dem ältesten Weg am Papststein.

Es handelt sich um den Förstersteig. Diese Route wurde bereits 1780 eingerichtet. Er wird heute kaum noch begangen. In der Wikipedia steht sogar: "Bereits 1780 wurde der Papststein durch einen Weg („Alter Weg“) erschlossen, der allerdings heute nicht mehr begehbar ist." Das wollen wir doch mal sehen!

Der Abstieg beginnt zwischen Turm (rechts) und der Bergstation der Materialseilbahn (links). Geht man hindurch, stößt man auf zwölf Steinstufen, auf denen man hinuntersteigt. Dann geht es rechts weiter hinunter. Bald blickt man, wieder rechts, hinüber zur Metalltreppe der Wirtshausstiege. An dieser Stelle wendet sich die Stiege links hinunter, über fünf Steinstufen. Weitere sieben große, breite Stufen leiten dann hinunter in eine breite Schlucht. Rechts befindet sich eine Boofe.

Wir erkundeten die Schlucht, links hat man eine schöne Aussicht, dann wanderten wir rechts weiter zu einem wildromantischen Plateau. Rechts ginge es zur Wirtshausstiege hinüber. Wir erkundeten noch das Plateau. Hier waren viele Kletterer am - nun ja - Klettern. Wir nahmen noch eine Aussicht mit, dann suchten wir nach dem Schlussteil des Förstersteigs.

Auf dem Plateau muss man südseitig nach Sandsteinstufen Ausschau halten. Hat man diese gefunden, geht es steil vom Plateau hinunter in eine kleine Schlucht. Rechts herum, und letzte steile Steinstufen führen hinunter in den Grund, eine schmale Schlucht, die sich nach unten hin weitet. Bald tritt man auf den Oberen Weinleitenweg hinaus (387m), der durch die Südseite des Papststeins führt, und den wir von vorhin bereits kannten.

Förstersteig: Herrlicher vergessener Weg, T2


Auf ihm ging's nun zurück zum Westaufstieg, und wieder hinunter zum Wanderparkplatz (351m). Nächster Halt: Gohrisch!

Der Gohrisch - sein Name geht auf das altsorbische "Gora" für 'Berg' zurück - wurde erst 1886 erschlossen und ist damit einer der letzten touristisch erschlossenen Gipfel des Elbsandsteingebirges. Erst als sich das Dorf Gohrisch ab 1869 zu einer Sommerfrische entwickelte, wurde auch der Berg zunehmend ein Ziel von Ausflüglern. Damals bestanden auf dem Papststein (1858) und dem Pfaffenstein (1852) bereits seit Jahren Bewirtungshütten. Verdient hat der Gohrisch diese Verspätung nicht - er ist nämlich einer der schönsten Felsgipfel der Gegend. 

Die Erschließung 
1886 geschah unter der Leitung des königlichen Oberförsters Emil Grünewald (1842–1892) und mit Unterstützung des Gebirgsvereins für die Sächsisch-Böhmische Schweiz. Dabei wurde der Gipfel durch drei befestigte Wege zugänglich gemacht. Einer davon: der seither mehrfach erneuerte Oststeig.

Der Oststeig führt, wie der Name schon sagt, von Osten auf den Berg. Schnell hat man den ersten interessanten Punkt erreicht: den Specksteinstollen (374m).

Hier an der Ostseite befindet sich der 94 Meter lange Specksteinstollen, ein Rest früherer Bergbauversuche, und direkt darüber ein kleiner Steinbruch, in dem einst Basalt für Straßenschotter abgebaut wurde. Der Chronist Wilhelm Leberecht Götzinger erwähnt, dass der Specksteinstollen um 1750 angelegt wurde, als man auf der Suche nach Steinkohle war. Heute geht man jedoch davon aus, dass der Stollen bei der Suche nach Eisenerz angelegt wurde.

Auch ist der Stollen wohl deutlich älter. Heute geht man davon aus, dass die bereits 1583 genannte Grube "Hülffe Gottes bei Königstein an Gorisch Berge" mit dem Specksteinstollen identisch ist.

Seit den 1990er Jahren dient der 
Specksteinstollen als Winterquartier für Fledermäuse. Daher ist das Mundloch für die Öffentlichkeit verschlossen.

Über fast 150 Holzstufen geht es nun den Berghang hinauf. Bald langt man an einer kleinen Felsgruppe zur Linken an. Hier wendet sich der Weg nach rechts, hinauf zu einer schmalen Felsspalte. Hier führt der Weg hinein.

Mit Hilfe von Stein-, Holz- und Metalltreppen geht es in der schmalen Schlucht hinauf, bis in einen kleinen Kessel. Hier wendet sich der Anstieg nach rechts. Es geht weiter hinauf, unter anderem mit Hilfe einer kleinen Leiter, dann wird der Durchgang noch ein Stückchen schmaler. Gegenverkehr ist hier keine gute Idee. Links und rechts in den Fels geschlagene Auflager für Tritthölzer deuten an, dass der Weg früher weiter oben verlaufen ist. Letzte Steinstufen führen schließlich nach links, und aus der schmalen Klamm hinaus auf das Gipfelplateau (440m).

1888 errichtete der Verschönerungsverein Cunnersdorf hier einen kleinen achteckigen Pavillon. Heute steht sein Nachfolger hier. Man hat von hier eine schöne Sicht hinüber zum Papststein.

Oststeig: phantasievoller und gar nicht anspruchsloser Anstieg, T2


Vom Pavillon aus wanderten wir nach Nordwesten, zum Hauptaussichtspunkt am Gohrisch. Es geht zu einem Durchgang zwischen niedrigen Felsblöcken hinüber, den eine Birke bewacht. Links davon wurden vier Stufen in den Sandstein geschlagen, die wir natürlich nutzten. Dieser alte Höhenweg führt über das Plateau nach Westen, weiter vorn klemmten wir uns dann durch eine Spalte zurück zum Hauptweg. Dieser führt durch eine malerische kleine Schlucht, weiter über Holzstufen, und zu einem kleinen Platz. Von hier aus steigt man auf ausgetretenen Steinstufen mit Hilfe einer Kette hinauf zu einer Brücke, die schließlich zum eigentlichen Aussichtspunkt führt: zur Wetterfahnenaussicht (440m).

Vermutlich noch Ende des 19. Jahrhunderts wurde am Felsen der Westaussicht eine erste Wetterfahne aufgestellt, die der Aussicht die Bezeichnung "Wetterfahnenaussicht" einbrachte. 1985 erfolgte die Aufstellung der nunmehr sechsten Wetterfahne auf der Wetterfahnenaussicht. 

Die Aussicht reicht vom Papststein und den Schrammsteinen dahinter zum Kleinhennersdorfer Stein, dem Lilienstein, dem Königstein und dem Pfaffenstein. Im süden ist der Děčínský Sněžník (Hoher Schneeberg) zu sehen.


Steig zur Wetterfahne: Romantischer Felsensteig, T2


Wir kehrten wieder um, und machten uns an den Abstieg über die anspruchsvollste Stiege am Gohrisch: Die Falkenschlucht. Dazu biegt man an der markierten Stelle zwischen Wetterfahnenaussicht und Pavillon (436m) rechts ab.

Von einem ersten Metallpodest am Beginn einer schmalen Felsspalte führt eine kurze Leiter hinunter auf ein weiteres Podest.

Darunter befinden sich noch alte Spreizhölzer, die auf den in den Fels gehauenen Auflagern liegen, Ein seltener Anblick, danach sollte man unbedingt Ausschau halten. So waren früher zahllose Spalten in der Gegend begehbar gemacht worden.

Von einem weiteren Podest führt eine Leiter mit 13 Sprossen auf festen Boden. Hier hat man für ein Weilchen das letzte Mal Tageslicht...

Von hier aus kann man auch zum Alten Aufstieg hinüberschauen.

An einem gelben Pfeil am Fels geht es nun scharf rechts hinein in eine noch engere, tiefe und dunkle Kluft. Zu Beginn führen Metallstufen hinunter, dann steigt man auf einer Metallleiter hinunter zu einem Podest. Es folgt eine weitere kurze Leiter, die auf den Grund der Spalte hinunterführt. 

Auffällig sind hier alte Balkenlager aus dem Jahr 1886, ca. 180 cm höher als der heutige, ziemlich sandige Wegverlauf am Grund der Spalte. Mit Hammer und Meißel wurde die Spalte damals begehbar gemacht.

Das Begehen des sandigen Bodens wurde durch einige Holztritte erleichtert. Man tritt schließlich auf Steinstufen aus der Spalte heraus und steht unvermittelt auf einem mit Felsbrocken übersäten Plateau. Rechts geht es zu Kletterfelsen, haushohen Türmen, die man unbedingt besuchen sollte. Weiter geht's aber nach links, fast eben an der senkrechten Felswand entlang. Rechts befindet sich der Kletterfels Narrenkappe. Man nimmt ein paar letzte Steinstufen, bückt sich bei zwei Durchgängen unter verstürzten Brocken hindurch, und erreicht bald die Grünewaldbank, die an den Gohrisch-Erschließer Grünewald erinnert.

Falkenschlucht: anspruchsvollste Steiganlage am Gohrisch, trotzdem "nur" T2


Hier wandten wir uns nach links, zum "Alten Aufstieg". Etwa zwanzig Holzstufen führen hinauf zu einer kleinen Metalltreppe. Darüber geht's auf alten Steinstufen im Zickzack weiter hinauf zu einem engen Felsdurchgang. Dahinter befindet man sich im "Heimgarten", einem romantischen Felsenwinkel. Hier wendet sich die Stiege nach links, Holzstufen leiten zu einer zweiten Metalltreppe. Oben geht es wieder auf Holzstufen weiter. Schließlich erreicht man in einer kleinen Spalte die modernen, metallenen Äquivalente der alten Spreizhölzer, die durch die Spalte hinauf zum Wetterfahnenzugang helfen (337m).

Alte Steiganlage: Herrliche Treppenstiege, T1


Von hier aus wanderten wir ein paar Schritte nach rechts, Richtung Pavillon, dann stiegen wir hinunter zur Schwedenhöhle. Gut sichtbare Holzstufen führen in zwei Kehren in eine kleine Schlucht hinunter. Dort ist eine etwa eineinhalb Meter hohe senkrechte Stufe abzuklettern (I), dann geht es tiefer in die Schlucht hinein. Bald stößt man auf eine quer verlaufende Spalte. Rechts kann man an einer alten Zisterne vorbei die Schlucht bis zu ihrem Ende an einem senkrechten Abgrund verfolgen, links befindet sich die Schwedenhöhle. Einige Trittstufen führen zum Eingang (430m) hinauf.

Die Schwedenhöhle ist eine durch Verwitterung entstandene Klufthöhle. Sie ist ca. 17 Meter lang und im Gegensatz zur gleichnamigen Höhle im Bielatal fast durchgängig aufrecht begehbar. Im Dreißigjährigen Krieg, insbesondere im Jahr 1639, soll die Höhle als kurzzeitiger Zufluchtsort für die Bewohner der Umgebung gedient haben. Die Zisterne vor der Höhle soll aus dieser Zeit stammen.

Schwedenhöhle: Kurzer Abstecher, T2, Stelle I


Zurück am Pavillon (440m) besuchten wir noch die Südaussicht. Dazu wendet man sich am Pavillon nach Südwesten, wo einst eine Brücke einen tiefen Spalt überspannte. Mit einem großen Sprung geht es hinüber. Auf der anderen Seite sind noch die Brückenlager im Felsplateau zu sehen. Zehn flache Steinstufen, dann noch ein paar weitere weisen den Weg. Bald geht es nach rechts, dort sind noch einmal alte Auflager für Tritthölzer zu sehen. Dann geht's über das freie Plateau. Hier befinden sich weitere Stufen, dann hat man eine tolle Aussicht zur Wetterfahne, zum Königstein und zum Lilienstein.

Tja, und das waren sie! Alle Stiegen an Papststein und Gohrisch. Wir stiegen den Oststeig hinunter zum Parkplatz (351m), und machten was anderes. Mittagessen in Schmilka nämlich.


Fazit:

Der Papststein und vor allem der Gohrisch sind von null auf hundert zu unseren Lieblingsorten im Elbsandsteingebirge avanciert. Der Gohrisch kam mir dabei vor wie der Pfaffenstein im Kleinen (der wiederum als Sächsische Schweiz im Kleinen gilt): Fantastische Weganlagen, äußerst abwechslungsreiche An- und Abstiege, wildromantische Klammen - dieser Berg hat alles, was man sich von dieser Gegend nur wünschen kann. Großartig.


Ich empfehle als Literatur für das Elbsandsteingebirge:
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1. den "Stiegen-Wanderführer Sächsische Schweiz" von Peter Rölke
2. die Bände "Klettersteigführer. Steige und Stiegen in der Sächsischen Schweiz" von Michael Bellmann
3. und für die ganz Genauen die Stiegenbücher aus dem Stiegenbuchverlag. Insbesondere Stiegenbuch I-III, Bergpfade I-III und Geheimnisvolle Wege I-III.

Die besten Karten, die ich kenne, sind die Wander- und Radwanderkarten 1: 15 000 von Sachsen Kartographie.


Tourengänger: Nik Brückner, Waldelfe


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