Offenbacher vs. Fuldaer Höhenweg - vom Taschachhaus zur Rifflseehütte


Publiziert von LeiOaEisn , 14. Oktober 2021 um 19:50.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:16 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 1100 m
Strecke:14 km
Unterkunftmöglichkeiten:Taschachhaus (DAV), Rifflseehütte (DAV)
Kartennummer:AV 30/6 - Ötztaler Alpen - Wildspitze

Vom Taschachhaus zur Rifflseehütte gibt es gleich zwei schöne Höhenwege. Der Offenbacher Höhenweg ist davon länger, schwieriger und spektakulärer. Da wir unterschiedliche Präferenzen hatten, teilten wir uns auf. Drei Leute gingen den Offenbacher und zwei den Fuldaer Höhenweg. Sie sollen hier gegenübergestellt werden. Die im Tourenkopf angegebenen Daten beziehen sich nur auf den Offenbacher Höhenweg.

Route:

Man steigt vom Taschachhaus zum Sexegertenbach ab, über die Brücke und auf der anderen Seite (rechts) am Hang entlang aufwärts. Bei der Brücke über den Hinteren Eiskastenbach steht eine lilienförmige Wegmarke der Sektion Fulda. Früher war hier auch die Abzweigung der beiden Höhenwege, doch heutzutage ist der Abschnitt Kettensteig des Fuldaer Höhenwegs gesperrt. Die oberhalb liegende Ausweichroute Panoramasteig ist nach guten 10 min erreicht ("Zwei Zeiger"). Dort trennen sich die Höhenwege dann wirklich.

Der Offenbacher Höhenweg führt dann weiter aufwärts und durchquert den Eiskasten, Geröll- und Blockflächen, mit wenig Höhengewinn, aber aussichtsreichen Rücken und einem schönen See. Dahinter steigt man eine Geröllflanke in Serpentinen zum Grat auf. Dem Grat folgt man (links) bis zum Wurmtaler Kopf.
Hinter dem Gipfel, wo sich übrigens keine Biwakschachtel mehr befindet, geht man rechts dem Nordwestgrat nach und folgt den Markierungen durch die Flanke. Wo es flacher wird, überquert man die Firn- oder Schneefelder zum Wurmtaler Joch an deren schmalster Stelle.
Der ursprüngliche Offenbacher Weg vom Gepatschhaus zum Wurmtaler Joch wird heutzutage wegen Steinschlaggefahr nicht mehr gepflegt. Vom Joch sieht man noch den ungefähren, aber erodierten Wegverlauf Richtung Wurmtal.
Vom Joch gingen wir ein Stück über Geröll abwärts, legten die Grödeln oder Spikes an und querten den Ferner leicht abwärts nach links auf einer schon vorhandenen Spur. Wir folgten dieser Spur bis auf die leichte Kuppel im linken (nördlichen) Fernerteil. Der auf Karten eingezeichnete Weg führt weiter in der gleichen Richtung vom Ferner herunter. Wir bogen aber rechts ab, da das Eis dort weniger steil aussah. Am unteren Rand des Ferners gingen wir links, zogen unsere Eisen aus und querten weiter nach links zu den Wegmarkierungen.
Diesen Wegmarkierungen folgt man nun einfach abwärts durch das relativ flache Riffltal. Bei der Einmündung des Bachs vom Nördlichen Rifflferner macht der Weg eine unerwartete Kurve über eine Brücke, was aber gut markiert ist. Auf dem Weg zum Rifflsee zweigt dann noch eine Variante über den Plodersee mit ein paar Extrahöhenmetern ab. Am Rifflsee taucht man wieder von der absoluten Einsamkeit des Höhenwegs in die skigerecht und seilbahntouristengerecht umgebaute Bergwelt ein. Man bleibt am rechten Ufer des Sees und überquert seinen Abfluss. Dort mündet auch der Fuldaer Höhenweg ein. Schließlich geht man einen Steig zur Rifflseehütte hinauf (alles ausgeschildert).

Der Fuldaer Höhenweg folgt eigentlich immer auf ähnlicher Höhe dem Hang, insgesamt leicht fallend. Er führt hauptsächlich über Alpen, kurz auch durch Blockgelände. Man kommt bis zum Rifflsee an zwei beschilderten Abzweigungen vorbei; einer zum Zirbensteig ins Tal, der andere zum Plodersee. Am Rifflsee mündet man auch wieder auf den Offenbacher Höhenweg.

Länge:

Auf Schildern am Taschachhaus ist der Offenbacher Höhenweg mit 7 h, der Fuldaer mit 3 h angegeben; an der Riffelseehütte sind es 7 h und 3,5 h. Wir brauchten 7 h für den Offenbacher Weg mit Pausen (normales Tempo) und 5 h für den Fuldaer Weg mit Pausen (recht gemütlich).
Auf dem Offenbacher Weg sind 950 m aufwärts und 1100 m abwärts zu überwinden, auf dem Fuldaer 400 m und 550 m.
Beide Wege sind streckenmäßig nicht besonders lang (14 km und 8 km), erwecken durch die insgesamt eher flache Wegführung aber den Eindruck einer Streckentour, man könnte auch sagen: Höhenweggefühl.

Schwierigkeiten:

Der Weg vom Taschachhaus zum Wurmtaler Kopf ist nur mittelschwierig (T3). Bei Vereisung ist der Gipfelgrat vermutlich nicht so angenehm. Der Abstieg vom Gipfel zum Ferner ist noch etwas steiler und schwieriger (T4) mit einer Stelle, an der man die Hände braucht (vielleicht I).
Die wirkliche Schwierigkeit ist aber die Fernerüberquerung (T5 bzw. L). Steigeisen sind nicht nötig, aber ohne Grödeln oder Spikes ist man verloren, wenn man Blankeis vorfindet. Bei uns war der obere Teil noch mit Altschnee bedeckt, der untere aber nicht. Spalten sind auf der normalen Route wohl keine zu finden. Man kann den Ferner wahrscheinlich auch östlich umgehen. Das sieht nach einer brösligen Fels- und Schuttkraxelei aus. Falls man Grödeln oder Ähnliches dabeihat, würde ich immer den Ferner bevorzugen. Ich würde auch die Route, die bei der Mitte des Ferners endet, empfehlen und nicht den nördlicheren, markierten Einstieg, weil der Eisrückgang den nördlicheren Zugang mittlerweile steiler gemacht hat.
Der Rest des Offenbacher Höhenwegs ist wieder unschwierig (T3), wobei das Gelände unmittelbar beim Ferner etwas instabil ist.

Auf dem Fuldaer Höhenweg sind am Anfang sind zwei leichte seilversicherte Passagen dabei (T3). Sonst ist der Weg ziemlich unproblematisch und auch nicht wirklich ausgesetzt. Beim Hinteren Eiskastenbach steht eine neue Brücke, und die anderen Bachquerungen sind einfach.

Fazit:

Der Offenbacher Höhenweg ist eine grandiose hochalpine Route, mit der man Taschachhaus und Rifflseehütte verbinden kann, solange man den Schwierigkeiten gewachsen ist und die passende Ausrüstung dabeihat. Natürlich ist auch der Fuldaer Höhenweg schön, aber eben nicht so spannend und aussichtsreich.
Falls man eine Hüttentour plant, empfiehlt es sich, auf der Rifflseehütte zu übernachten, und nicht vom Taschachhaus zur Kaunergrathütte durchzulaufen. Denn so kann man bei akzeptablem Wetter den tagesfüllenden Offenbacher Höhenweg gehen oder bei schlechtem Wetter nur den Fuldaer gehen und den restlichen Tag auf der Hütte ausharren. Insbesondere beim coronabedingten Reservierungszwang auf Hütten und bei längeren Touren weiß man ja vorher oft nicht, wie das Wetter wird.
Diese Gegenüberstellung hilft hoffentlich anderen Hüttenwandernden zu entscheiden, welchen Weg sie gehen möchten!

Dieser Tag war der vierte einer einwöchigen Umrundung des Kaunertals.
Hier sind die Etappen einzeln aufgelistet:
1. Tag: Aufstieg von Ried zur Anton-Renk-Hütte
2. Tag: Aachener Höhenweg und Äußere Rifekarspitze zum Gepatschhaus

3. Tag: Ölgrubenjoch und Hintere Ölgrubenspitze zum Taschachhaus
4. Tag: Offenbacher Höhenweg beziehungsweise Fuldaer Höhenweg zur Riffelseehütte
5. Tag: Cottbuser Höhenweg mit Brandkogel und Parstlespitze zur Kaunergrathütte
6. Tag: Verpeilspitze und Madatschjoch zur Verpeilhütte
7. Tag: Abstieg ins Kaunertal

Tourengänger: LeiOaEisn


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T3
2 Aug 16
Fuldauer Hohenweg · paoloski
T3+ WS
16 Jul 14
Wurmtaler Kopf (3225 m) · siso
T4- WS-
19 Sep 15
Wurmtaler Kopf 3228m · tyrkir4
T4 L I L
WS II WT5
1 Mai 13
1.Mai-Schneeschuhtour über 5 Dreitausender über der... · Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II

Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

Andi75 hat gesagt:
Gesendet am 14. Oktober 2021 um 22:56
Interessant, vor 3 Jahren war ich auf dem Wurmtaler Kopf, da gab es noch eine Biwakschachtel. Ansonsten haben sich die Bedingungen am Gletscher seither wohl nicht wesentlich geändert, sah bei mir ähnlich aus.


Kommentar hinzufügen»