Aachener Höhenweg und Äußere Rifekarspitze (3001 m) - von der Anton-Renk-Hütte zum Gepatschhaus


Publiziert von LeiOaEisn , 6. Oktober 2021 um 21:16.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Ötztaler Alpen
Tour Datum:13 September 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2900 m
Abstieg: 1850 m
Strecke:37 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug nach Landeck-Zams, Bus nach Ried im Oberinntal (Gemeindeamt)
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus ab Kaunertal (Gepatschhaus)
Unterkunftmöglichkeiten:Anton-Renk-Hütte (DAV, Selbstversorgerhütte), Gepatschhaus (DAV)
Kartennummer:AV 30/3 - Ötztaler Alpen - Kaunergrat

Der Aachener Höhenweg ist eine einsame Verbindung im Norden des Glockturmkamms. Er führt von der Anton-Renk-Hütte, einer Selbstversorgerhütte der Sektion Aachen im Oberinntal, zum Gepatschhaus im Kaunertal. Der Steig ist teilweise anspruchsvoll und lang (10 h), kann aber nach der Hälfte abgebrochen werden. Mit dem kurzen Abstecher zur Äußeren Rifekarspitze liegt außerdem noch ein Dreitausender nah am Weg.

Um einen vollen Tag für den langen Höhenweg zu haben, muss man in der Anton-Renk-Hütte übernachten. Die außerordentlich schön gelegene Hütte ist mit zwei Schlüsseln zu öffnen. Auf der Hüttenwebseite findet man den Kontakt. Im Vorraum kann man auch ohne Schlüssel wettergeschützt notübernachten. In der Hütte gibt es eine Kochmöglichkeit (Holz) und Licht (Strom aus der Solaranlage), draußen einen Brunnen und ein Plumpsklo.

Aufstieg zur Hütte: 1450 m auf, 50 m ab, 13 km, T2
Wir gingen am ersten Tag, der übrigens den Auftakt einer einwöchigen Tour rund ums Kaunertal darstellt, von Ried im Oberinntal zur Hütte. Man kann auch von weiter oben losgehen, indem man von Ried (Haltestelle Seilbahn) mit der Fendelsbergbahn nach Fendels (500 m weniger) oder weiter mit der Sattelbahn zum Sattele (nochmal 500 m weniger) fährt. Fendels ist auch mit dem Auto / Taxi erreichbar. Bei uns, am ersten Schultag nach den Sommerferien, fuhren die Bergbahnen nicht mehr (nur noch Do, So), deswegen gingen wir im Tal los.
Am besten folgt man im Ort der Beschilderung zur Hütte an der Kapuzinerkirche (200 m talaufwärts von der Bushaltestelle Gemeindeamt). Wir gingen erst einmal einen kleinen Umweg, landeten aber schließlich am Kalvarienberg, wo sich Wanderweg und eine Straße (auf Österreichkarte (ÖK) nicht eingezeichnet) kreuzen. Hier gingen wir aufwärts, passierten einen Brunnen, kreuzten den Herrensteig und gelangten zur Kurve einer Straße, die wie eine Rodelbahn aussah. Der zur Anton-Renk-Hütte ausgeschilderte Weg folgt dieser Straße über die Stalanzalpe. Wir aber bogen links ab auf den Wassertalweg, um übers aussichtsreichere Zirmesköpfle zu gehen.
Am Wassertalweg (Straße) kommt man bald am schönen Lutzeleöfele (Aussichtsplatz) vorbei. Weiter oben fanden wir auch eine Abzweigung zum Rindensteig (schwarz ausgeschildert, nicht in der ÖK eingezeichnet), der wohl von Ried hinaufführt. Nach zwei Kehren biegt man rechts auf den alten Wassertalweg (ausgeschildert) ab und folgt immer den Markierungen, wobei die Straße schnell zum angenehmen Weg wird.
Bei 1429 m trifft man wieder auf einen Weg (Schild) und geht wenige Meter rechts zu einem weiteren Schild am Rastplatz Schwabegertle. Dort ist die Hütte wieder ausgeschildert; man folgt einfach der Straße aufwärts. Auf 1580 m, in der dritten Kehre nach der letzten Abzweigung, biegt man nicht rechts ab, sondern erst 50 Meter dahinter. Später kann man von der Straße rechts auf einen Steig abzweigen (ausgeschildert), bis man beim Rossboden auf eine Straße trifft. Man folgt der Straße (rechts). Kurz vor deren Ende geht man links über den Zaun auf die Weide (markiert) und überquert sie am rechten Rand. Auf der Weide ist ein Brunnen. Wir verließen die Weide über einen kurzen Wirtschaftsweg zur nächsten Straße hinauf, der wir (rechts) bis zum Borstboden folgten. Der markierte Weg liegt wohl etwas weiter nördlich mit kurzem Gegenabstieg.
Am Borstboden folgt man einfach dem markierten Steig über den bewaldeten Rücken zum Zirmesköpfle. Dort mündet auch der Steig vom Sattele (Bergbahn) ein. Über wunderschöne Blaubeersträucherhänge geht es noch etwas hinauf, dann rechts (ausgeschildert) den Hang entlang Richtung Hütte. Man passiert noch einen Abzweig zur Stalanzalpe und einen Holzstapel für die Hütte. Dieser war leer, deswegen sammelten wir etwas Totholz in der Nähe und nahmen es mit. Der Höhenweg vom Zirmesköpfl zur Hütte führt etwas exponiert durch die Flanken, ist aber durchgehend leicht (T2).

Aachener Höhenweg: 1350 m auf, 1700 m ab, 23 km, T4
Die Länge des Wegs ist mit 10 h auf den Wegweisern angegeben. Das trifft es ganz gut. Schnelle Geher können es auch in 8 h schaffen, langsamere werden mit Pausen länger als 10 h brauchen. Man kann ihn bezüglich der Gehzeit recht gut in zwei Hälften oder auch vier Viertel einteilen. Der Weg ist gut markiert und alle Abzweigungen sind beschildert. Man kann sich also kaum verlaufen. Trotzdem ist der Weg nur bei gutem Wetter zu empfehlen. Bei Nebel würde sich der Weg endlos ziehen; und bei Nässe ist das zweite Viertel unangenehm.

Das erste Viertel ist von der Hütte bis zur Rifekarscharte. Man geht hinter der Hütte über kupiertes Gelände mit kleinen Gegenabstiegen an der Abzweigung zum Großen See vorbei (T2). Danach führt der Weg steiler über Blockgelände (T3) in ein Kar mit kleinem See. Hinter dem See wechselt der Steig von der blockigen Seite auf brösligeres Moränengelände, wobei bei uns ein kleines Schneefeld zu übersteigen war. Über verschiedene Moränenrücken erreicht man die Karwand, wo ein versicherter Steig auf den Grat führt. Man folgt dem Grat (rechts) und umgeht den folgenden Gratkopf rechts bis zur Rifekarscharte, wobei man auch mal die Hände braucht und Passagen versichert sind (T4).

Äußere Rifekarspitze: 100 m zusätzlich, T5 / I
Von der Scharte kann man einen kurzen, lohnenswerten Abstecher zum benachbarten Gipfel machen. Man sieht ihn schon eine Weile beim Aufstieg, und je näher man ihm kommt, desto leichter erscheint er.
Von der Wegscharte steigt man kurz ab in die eigentliche Scharte, bei geschickter Wegwahl ein Ier. Danach muss man die gegenüberliegende Block-Schutt-Flanke hinauf (T5). Am besten orientiert man sich an einzelnen Steinmännern. In deren Nähe sind die Blöcke einigermaßen fest, sonst ist alles recht wackelig. In einer kleinen Scharte angekommen, umgeht man den Grat links einfach (T4). Den nächsten Grataufschwung umgeht man rechts über Platten mit großen Rissen. Dort hängt auch ein (wenig hilfreiches) Seil. Dann muss man nur noch über Blöcke zum Gipfel, wobei man den Vorgipfel links auslassen oder mitnehmen kann. Steinmänner geben Hinweise über die am wenigsten wackelige Route.
Das große Kreuz am Gipfel hat auch ein Buch. Der Abstieg geht über den gleichen Weg zurück zur Scharte.

Das zweite Viertel des Aachener Höhenwegs beginnt an der Scharte mit dem schwierigsten Teil (T4). Erst muss man einen steilen seilversicherten Abstieg hinab. Dann quert man die Schuttrinne zur rechten Seite. Diesen Schrofensporn steigt man etwas ab, bis man wiederum rechts in eine Schuttflanke quert (auf Markierungen achten). Man kommt so in eine Schrofenflanke mit teils erodiertem Weg, der im Zickzack hinabführt. Weiter geht es über Blockwerk auf einen kleinen Grasrücken oberhalb eines Sees. Über grasiges Gelände geht es gemütlich am See vorbei hinab.
Auf etwa 2500 m quert man nach rechts. Der Weg wird wieder etwas anspruchsvoller und ausgesetzt. Man quert einen weiteren Bach und malerische Stein-Sträucher-Wiesen-Hänge. Der Weg wird schmal und führt ausgesetzt durch steile Flanken, auch wenn er nicht wirklich schwierig ist (T3), wobei einige steile Gegenan- und abstiege dabei sind. Bei Regen wäre dieser Abschnitt wahrscheinlich unangenehm, weil man sehr darauf achten müsste, auf dem schmalen, grasigen Steig nicht auszurutschen.
So erreicht man die Abzweigung am Fissladbach. Hier füllten wir unsere Wasservorräte auf (mit Filter, da beweidet). Bis hierher benötigten wir 7 h und waren überrascht, dass erst die Hälfte erreicht war; allerdings waren wir auch langsam unterwegs. Da wir mit weiteren 7 h das Abendessen am Gepatschhaus lange verpasst hätten, entschieden wir, uns aufzuteilen: Die zwei Erschöpfteren stiegen durchs Fissladtal hinab, die zwei Fitteren gingen den Höhenweg zu Ende.

Der Zwischenabstieg: 550 m auf weniger, 150 m ab weniger, 1,5 h, T2
Man folgt dem Bach bergab und kommt an der Fissladalpe vorbei. Ab dort läuft man auf einer Straße zum Parkplatz "Auf Versetz" unterhalb des Gepatschstaudamms.
Es gibt nur zwei Busse am Tag ins hintere Kaunertal, einen am Morgen und einen am frühen Nachmittag. Da sich auch kein Auto zum Anhalten fand, mussten die zwei Absteiger mit dem Taxi zum Gepatschhaus fahren.

Die zweite Hälfte des Aachener Höhenwegs ist technisch weniger anspruchsvoll, aber trotzdem lang.
Im dritten Viertel steigt man am Fissladbach auf. In einer Ebene geht der Steig nach links in die Flanke des Kreuzkopfs. Die Serpentinen werden nach oben hin steiler (T3). In der Schlussrinne ist der Weg etwas erodiert. Ganz oben hilft noch eine Kette ins Kreuzjöchl.
Vom Kreuzjöchl stieg ich noch schnell zum Kreuzkopf (etwa 50 m zusätzlich) links des Jöchls. Man folgt erst dem Grat und umgeht einen schärferen Teil rechts an einem Lawinensprengrohr vorbei.
Scheinbar muss das ganze Kaunertal abgesprengt werden, um die Straße ins Schigebiet freizuhalten. So erlebt man die Infrastruktur, die für den Schibetrieb nötig ist, sogar dort, wo man noch viele Kilometer von den eigentlichen Liften entfernt ist und sie noch nicht einmal sehen kann.
Zurück am Jöchl führt der Weg leicht und mit angenehmer Steigung bergab am Hang entlang (T2, vereinzelte Stellen T3). Am ersten Rücken kann man schon das ganze Tal mit See und das Plateau des Gepatschferners sehen. Der Weg geht irgendwann in einen erodierten Fahrweg über. Man folgt dem Weg bis zur Alpe (Einkehrmöglichkeit) hinab, wobei man die zwei Kehren oberhalb der Alpe abkürzen kann (Markierungen).

Das vierte Viertel ist nicht zu unterschätzen, denn man quert die Hänge oberhalb des Gepatschsees mit ein paar Gegenanstiegen.
Hinter der Alpe geht man rechts hinauf, bis man zu einer Brücke kommt. Die Brücke überquert man und folgt dem Fahrweg am Berg entlang leicht aufwärts. Wo es wieder abwärts geht, kann man rechts auf einen Steig abzweigen (unmarkiert), welcher den Gegenabstieg des Fahrwegs reduziert. Welchen Weg man nimmt, kann man sich aussuchen. Der Fahrweg unten wird zum markierten Steig und mündet nach einem Gegenanstieg auf den unmarkierten Steig ein (Schild). Es geht weiterhin am Hang entlang, wobei ein paar Bäche passiert werden. Der Steig ist teilweise auch mit alten Holzplanken trassiert und mit einem Seil versichert (T3).
Schließlich steigt der Steig zur Gepatschalpe ab, wo er über eine Wiese auf eine Straße mündet (Schild). Man folgt der Straße im Bogen an der Alpe vorbei über die Brücke und zum Gepatschhaus, das man schon eine Weile gesehen hat und letztendlich von der anderen Seite erreicht.
Wir kamen nach nur 4 h seit dem Fissladbach und kurz vor dem Abendessen an, da wir uns beeilt hatten.


Diese zwei Tage waren der Auftakt einer einwöchigen Umrundung des Kaunertals.
Hier sind die Etappen einzeln aufgelistet:
1. Tag: Aufstieg von Ried zur Anton-Renk-Hütte
2. Tag: Aachener Höhenweg und Äußere Rifekarspitze zum Gepatschhaus
3. Tag: Ölgrubenjoch und Hintere Ölgrubenspitze zum Taschachhaus
4. Tag: Offenbacher Höhenweg beziehungsweise Fuldaer Höhenweg zur Riffelseehütte
5. Tag: Cottbuser Höhenweg mit Brandkogel und Parstlespitze zur Kaunergrathütte
6. Tag: Verpeilspitze und Madatschjoch zur Verpeilhütte
7. Tag: Abstieg ins Kaunertal

Tourengänger: LeiOaEisn


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