Große Stiegentour bei Rathen


Publiziert von Nik Brückner , 14. Dezember 2021 um 10:30.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:12 Juni 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 850 m
Abstieg: 850 m
Strecke:18 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:In Rathen

Stiegen, Stiegen Stiegen! Ich war ein paar Tage ins Elbsandsteingebirge gekommen, um Stiegen zu gehen, zu viele wie möglich. Stiegen sind Routen, die weder Wanderwege noch Kletterrouten sind. Es handelt sich um teils alte Steiganlagen, mit deren Hilfe auch schwindelfreie und trittsichere Wanderer die teilweise recht großen Höhenunterschiede in den Sandsteinfelsen überwinden können. Der Charakter der Stiegen ist dabei sehr unterschiedlich, und reicht von in den Fels geschlagenen Tritten über steile Treppen und schmale Leitern in engen Klüften bis hin zu klettersteigähnlichen Anlagen mit Metallklammern und Sicherungsseilen. Nach meinem kurzen Töürl am Großen Bärenstein wollte ich nun in einer größeren Runde einige Stiegen rund um Rathen auskundschaften, und damit meinen allerersten Aufenthalt in der Sächsischen Schweiz beenden.


Start war wie schon bei meiner allerersten Tour in der Gegend im Kurort Rathen. Mein Auto stellte ich erneut auf dem Parkplatz Oberrathen (118m, kostenpflichtig) ab, direkt an der Elbe, und setzte mit der Personenfähre über den Fluss. Drüben folgte ich dem Grünbach und durchwanderte den Kurort Rathen. Im Ort bog ich links in den Amselgrund ein. An der Stelle, an der links der Wehlgrund abzweigt (Felsenbühne), nahm ich einen hübschen Pfad halblinks, den Bergsporn zwischen den beiden Tälern hinauf. Der felsige Steig endet vor dem Ganskopf. Hier am Fels angekommen, wandte ich mich nach links. Und dann kletterte ich die erste Möglichkeit rechts hinauf, in freier Routenwahl durch guten, einfachen Fels (I-II), bis ich vor dem Plattenstein auf einen kleinen Weg stieß. 

Der Steig hier stammt aus dem Jahr 1894. Er wurde vermutlich primär deshalb angelegt, um Besuchern eine Reihe schöner Aussichten in den Wehlgrund und zu den Basteifelsen zu erschließen. 


Zunächst geht es nach links zu einem breiten Plateau, das ehemals mit einem Geländer gesichert war (die Löcher sind im Fels noch zu sehen). Dahinter geht es auf Steinstufen hinunter in eine Einsattelung (hier Abzweig). Auf einer Steintreppe geht's aus der Einsattelung wieder hinaus und hinauf auf einen schmalen, ebenen Bergrücken. Dann folgt eine leicht abfallende Folge von Steinstufen, zuerst nach links, dann nach rechts. Zuletzt führt ein Pfad hinauf zur Pavillonaussicht (290m).

Die Pavillonaussicht heißt nach dem bis ca. 1930 hier stehenden "Königspavillon", den der Besitzer eines Caféhauses namens König Ende des 19. Jahrhunderts hatte errichten lassen. Man hat einen tollen Blick in den Wehlgrund und zu den Basteifelsen
 

Vom Aussichtsplateau wandte ich mich halbrechts, und lief bis zu einer großen Wegkreuzung. Hier stieg ich geradeaus hinunter, hinein in die Schwedenlöcher

Der höchst imposante Weg durch die Schwedenlöcher geht noch auf's späte 18. Jahrhundert zurück. Damals machte man die Schluchten wegsam, um Holz abtransportieren zu können. Der jetzige Weg  wurde 1886 anlässlich des VII. Deutschen Geographentags angelegt. In seiner heutigen Form ist er genau 666 Meter lang...

Start des Schluchtenmarathons ist an einem großen Rastplatz mit Schutzhütte und Bänken. Hier führt ein eher unscheinbarer Einstieg hinunter in die Schlucht. Das "Obere Felsentor" bildet dann den eigentlichen Beginn der wildromantischen Wegstrecke. Durch die enge Kluft führen schätzungsweise zweihundert Holzstufen hinunter. Dann folgt ein erstes Highlight: Gebückt wandert man unter einem malerischen Klemmblock hindurch. Danach knickt die Schlucht scharf nach links, es geht durch eine feuchte Spalte und weiter über zahlreiche Holzstufen.

Dann gelangt man in einen breiteren Abschnitt, in dem sogar einige Bäume Platz finden. Aber gleich darauf wird's wieder recht eng: Es geht durch eine schmale Felsspalte hindurch, die ursprünglich so eng war, dass sie künstlich verbreitert werden musste.


Vielleicht im Jahr 1787? Das legt jedenfalls eine Jahreszahl nahe, die jemand hier eingemeißelt hat.

Bald münden von links die "Wilden Schwedenlöcher" ein, eine weitere Schlucht, die aber nicht (mehr?) begehbar ist. Hier wendet sich der Weg spürbar nach rechts. Gleich darauf passiert man die nächsten, sogar noch älteren Jahreszahlen: 1784 (rechts) und 1782 (links). Der Weg führt nun durch eine weitere enge, feuchte Klamm, und ein Betonsteg überbrückt eine tiefe Spalte

Danach wird die Schlucht erneut vorübergehend etwas breiter. Weil wir nun immer tiefer in die Schlucht hinuntergestiegen sind, ragen die Felswände links und rechts mittlerweile haushoch hinauf, und es wird immer düsterer. Auf einem weiteren Betonsteg geht es durch die nächste Engstelle, es geht auf in den Fels gehauenen Stufen in einer engen, teils künstlich erweiterten Schlucht weiter hinunter, dann über eine Treppe, an deren Ende rechts am Fels die nächste Jahreszahl, 1820, eingemeißelt steht.

Gleich danach befindet sich eine kleine Höhle rechts am Weg. Dann gelangt man in eine riesige Felsenarena, wo es über etwa 270 Stufen durch wildromantisches Blockwerk hinunter in den Amselgrund geht.

Schwedenlöcher: wildromantische Schlucht, T2


Wieder im Amselgrund, wandte ich mich auf dem breiten Weg nach links, bachaufwärts. Bald stand ich am Amselfall (220m).

Der bei Rathewalde entspringende Grünbach durchfließt den klammartig verengten Amselgrund in mehreren Gefällestufen. Der Amselfall wird durch die mit ca. 10 Metern Höhe größte Stufe gebildet, an der sich der Bach über das Amselloch, eine Einsturzhöhle, ergießt. Die Decke dieser ca. 15 Meter langen Höhle wird von Sandsteinblöcken gebildet, die von den Talwänden herabgestürzt sind. In der Schlucht und in der Höhle deuten Strudeltöpfe und Auskolkungen auf die Schmelzwässer, die in älteren Eiszeiten der Elbe zustürzten. Im Zuge der touristischen Erschließung der Sächsischen Schweiz wurde der Amselfall, ähnlich wie der Lichtenhainer Wasserfall, mit einer kleinen Anlage ausgestattet, die einen schwallartigen Abfluss gewährleistet, um die touristische Attraktivität des Wasserfalls zu erhöhen.

1828 wurde einem Ehepaar aus Rathewalde gestattet, am Wasserfall Speisen und Getränke anzubieten. In der Folge entstanden hier auch erste Bauten. Diese wurden allerdings 1906 bei einem Wolkenbruch zerstört. Daraufhin wurde 1910 die Amselfallbaude errichtet, sowie 1917 eine Veranda, die 1927 um ein Stockwerk erweitert und zum festen Gebäude ausgebaut wurde. Im Blockhaus ist seit 1992 eine Informationsstelle des Nationalparks Sächsische Schweiz. Als ich hier vorbeikam, waren die Gebäude am Amselfall allerdings wegen der Gefahr von Felsstürzen geschlossen. Es wurden Sicherungsmaßnahmen durchgeführt, so dass der Talweg weiterhin begehbar war. Gaststätte und Informationsstelle waren jedoch geschlossen.


Ich wanderte nun weiter im Amselgrund. Zunächst begleiten den Wanderer noch schöne, wilde Felswände, dann wird das Tal bald ein wenig zahmer. Einen knappen Kilometer nach dem Amselfall gelangte ich an die schön gelegene Rathewalder Mühle (276m). Dahinter läuft das Tal aus, und man betritt den kleinen Ort Rathewalde (290m). Am Ortsteich in der Ortsmitte bog ich rechts ab, und nahm gleich die nächste links, den Querweg zur S165. Dieser Straße wanderte ich kurz entlang, auf einem parallel verlaufenden Weg, hinüber zur Hocksteinschänke (325m). Hier biegt die Straße nach rechts ab, ich auch, und folgte noch kurz der Straße zum Wanderparkplatz Hockstein (309m) an einem Waldeck. Auf dem Hocksteinweg wanderte ich dann, mich an Abzweigen stets links haltend, zum Hockstein (283m) hinunter.

Das Gelände einer ehemaligen Burg wird über eine großzügige "Teufelsbrücke" betreten.

Dies ist allerdings erst seit 1821 möglich. Bis dahin bot die heutige Hocksteinstiege den einzigen Zugang zum Burgareal. Na, im Mittelalter wird es an dieser Stelle sicher eine Holzbrücke gegeben haben.

Um 1200 wurde der Hockstein durch die Herren von Rathen als Vorposten der Burg Neurathen gegen das gegenüberliegende Hohnstein befestigt. 1406 verlor die Befestigung ihren Zweck, als die beiden Herrschaften vereinigt wurden. Damals ging er an die Berken von der Duba über. Von den Befestigungen auf dem Hockstein sind heute leider nur noch dürftige Ruinen erhalten, meist aus dem Fels herausgehauene Räumlichkeiten sowie Wall und Graben zur Bergseite hin. Aufgehendes Mauerwerk fehlt. Dafür hat man eine schöne Aussicht über das Polenztal hinüber zum Ort Hohnstein mit seiner Burg.

 

Hinunter ins Polenztal führt nun die großartige Hocksteinstiege

Dies ist eine der ältesten Stiegen der Sächsischen Schweiz. Sie wurde bereits im Mittelalter als Zugang zur Burg genutzt, eine erste Reisebeschreibung erwähnt sie im Jahre 1794.

Vom Plateau aus führt zunächst eine steile Metalltreppe hinunter in die schmale Wolfsschlucht.

Wolfsschlucht heißt diese Klamm erst seit etwa 1835. Wenn das mal nicht mit der Uraufführung der Oper "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber wenige Jahre zuvor zusammenhängt...

Vorher sollte man aber kurz noch innehalten, denn gleich rechts führen alte Steinstufen zur ehemaligen Burgküche. Dann geht's die Treppe hinab zu einem kleinen Podest. Hier wendet sich die zunehmend eindrucksvolle Stiege nach links. Man passiert ein "Gotisches Tor", einen schmalen Durchlass, der wohl in der Zeit der Gotik zu einem kleinen Spitzbogenportal ausgearbeitet wurde. Durch dieses betritt man eine künstlich erweiterte, aber immer noch enge Felsspalte.

Auch hier führen Metallstufen hinunter. Unter den Stufen befinden sich alte Steinstufen und in den Fels gehauene Auflager für längst verschwundene Sprossenhölzer, über die man früher hier hinauf- und hinunterstieg. 

Bald führt der Felsspalt nach rechts, in eine immer enger werdende Kluft hinunter. Mit etwas Glück erspäht man rechts die Inschrift "1619". Schließlich tritt man durch ein enges, niedriges Loch hinaus ins Freie. Wunderbar! Eine großartige Stiege.

Hocksteinstiege: schmale Treppe durch eine enge Felsspalte, T2


Ich machte hier noch einen Abstecher nach rechts, zur Hocksteinhöhle.

Die Höhle diente zur Zeit der Burgbesatzung vermutlich als Wachstube oder als Vorposten. Keramikfunde an dieser Stelle scheinen das nahezulegen.

Ich ging dann wieder der Felswand entlang zurück. An einem vorgeschobenen Felsenriff geht es einige Stein- und Betonstufen steil hinab, unten dann scharf rechts, und über letzte Holzstufen weiter hinunter Richtung Talgrund. Am Ausgang des Kohlichtgrundes gelangte ich schließlich ins Polenztal.

Hier lief ich auf breitem Weg nach rechts zum Gasthaus Polenztal (172m), überquerte dort den Bach, und wanderte hinein in den Schindergraben. Das ist eine herrliche Waldschlucht, man wandert zwischen moosigen Felsen hindurch, über Brücklein hinüber, alles sehr romantisch.

Seinen heutigen Namen trägt das schöne Tal erst seit dem 18. Jahrhundert. "Schinder" ist eine alte Bezeichnung für den Gehilfen des Scharfrichters, der zudem auch für die Beseitigung verendeten Viehs zuständig war. Er rührt daher, dass das Haus der Hohnsteiner Schinders direkt am oberen Ausgang des Tales stand.

Durch den Schindergraben: wildromantische Schlucht, T2


Hinten im Tal stieß ich dann auf eine alte Mauer. Bärengarten heißt das hier. Hier haben die Herren der Burg Hohnstein früher Bären gehalten.


Schon 1522 wird ein Tiergarten unter der Burg Hohnstein erwähnt, aber erst 1609 wurde hier von Kurfürst Christian II. ein Bärengehege angelegt. Zwei Mauern wurden in der Waldschlucht angelegt, durch Durchflüsse des Bachs im Schindergraben durch starke Eisengitter gesichert. Da hin und wieder doch Bären entkamen, und in der Umgebung Menschen anfielen, wurde der Bärengarten 1756 aufgelöst. Reste der Sperrmauern sind allerdings bis heute erhalten geblieben, und verleihen der Waldschlucht eine romantische Atmosphäre.

Der Weg durch den Schindergraben wendet sich vor der ersten Mauer nach rechts, zieht weiter oben nach links, und stößt dann auf einen breiten Waldweg, den Halbenweg. Dort steht ebenfalls noch ein Rest der Zwingermauer. Hier entdeckte ich den Einstieg der Ritterstiege (die auch "Bärengartentreppe" genannt wird).

Dieser Weg wurde ausweislich einer Inschrift schon 1718 angelegt, vermutlich um eine Instandhaltung der Mauer an dieser Stelle zu ermöglichen.

Es geht vom breiten Weg rechts ab, und der Mauer entlang hinauf zu den Felsen. Dort befinden sich in den Sandstein geschlagene Stufen, die ich nun hinaufstieg. Oben gelangt man auf ein schmales Felsband, das nach links führt. Dort befindet sich eine Felsstufe, die man mit Hilfe einer kleinen Leiter hinaufklettern kann.  Hier muss früher eine Holzleiter gestanden haben. Danach führen weitere Felsstufen hinauf, schließlich landet man in einem steilen Waldhang. Hier geht es weglos zu einem geländergesicherten Aussichtsplateau hinauf, dem Ritterfels (299m).


Auf dem seit etwa 1926 so genannten Ritterfels wurde bereits 1885 ein Aussichtsplatz mit einer Bank eingerichtet. Hier hat man eine schöne, aber eingeschränkte Aussicht. Rechts ist die Burg Hohnstein zu sehen, geradeaus, über dem Tal, der Hockstein.

Ritterstiege: Kurzer Anstieg, T3/I


Ich stieg nun die Ritterstiege wieder hinunter. Unten wandte ich mich nach links, auf den Halbenweg, der sich in der Folge am Fuß der imposanten Felstürme des Polenztals gen Süden schlängelt. Als erstes geht es um das Felsenriff des Großen Halben herum. Im Tälchen dahinter befindet sich die Gautschgrotte, eine riesige, zweigeschossige Grotte, die zu den Highlights im Polenztal gezählt werden darf.

Ein Stück weiter umwandert man den Kleinen Halben, dann geht's weiter zu Drachenkopf und Riesenechse. Hier finden sich einige kleine Klammen links am Weg, die zu erkunden ich mir natürlich die Zeit nehmen musste. Der Halbenweg führt danach weiter zu Steinbruchnadel und Steinbruchturm. Hier gibt's auch gleich die nächste Höhle: Die Diebshöhle.

Die Diebshöhle befindet sich im hintersten Teil eines 1846 angelegten, heute aber aufgelassenen Steinbruchs. Die 10 Meter tiefe und 25 Meter breite Schichtfugenhöhle ist ca. drei, vier Meter hoch. Eine künstlich angelegte Kammer im hintersten Teil diente als Sprengstofflager für die Steinbrucharbeiten.

Hier wendet sich der Halbenweg nach links, auf die Höhe. Ich blieb auf gleicher Höhe, und wechselte auf den schmalen Begangsteig. Dieser führt nun, teils bequem, teils recht ausgesetzt, am Fuße der Felsen weiter.

"Begangsteige" nennt man schmale Wege, auf denen Waldarbeiter zu ansonsten nur schwer zugänglichen Waldstücken gelangen konnten. Dieser hier entstand schon recht früh, und wurde um 1908 noch einmal erneuert. Heute wird er vornehmlich von Wanderern und Kletterern genutzt.

Gleich als erstes passiert man eine eindrucksvolle überhängende Felswand. Dann sollte man einen Blick nach links oben werfen: Dort befindet sich der Sandsteinbogen "Clementiner Tor".

Danach umwandert man ein weit auskragendes Felsenriff. Dort befindet sich ein "Kleiner Kuhstall", eine neun Meter lange, niedrige Durchgangshöhle. Auch interessant: ein aus Felsbrocken gehauener Rastplatz an der Spitze des Felsenriffs.

Auf der anderen Seite geht es an den Felswänden entlang weiter. Dabei passiert man eine Boofe, dann geht's ins nächste Tälchen hinein. Hier befinden sich zwei weitere Höhlen, der Diebskeller und die 14 Meter lange Harnischhöhle. Danach geht es erneut unter einem langgestreckten Felsüberhang hindurch. Bald steht man an den Felsen "Nashorn" und "Elefant" in einer Felsengasse.

Nahebei befindet sich auch die Nashornhöhle, ca. 21 Meter lang und 1,20 hoch, deren Besonderheit ein pfeiler- bzw. sanduhrengestützter Raum ist.
 

Die Felsengasse führt zwischen Nashorn und Elefant durch eine gerade mal zwei Meter breite Felsenkluft. Dahinter geht es nach links weiter. Dort, auf der anderen Seite des Elefanten, helfen plötzlich ein gutes dutzend Steinstufen beim Vorankommen. Dann wandert man weiter, bis es zwischen Schluchtturm und Kolosseum erneut durch eine schmale Felsspalte geht. 
 

In der Folge wandert man unter dem Kolosseum und der Falkenwarte vorbei, teils ziemlich ausgesetzt, bis man kurz hinter dem Auerhahnfels auf einem schmalen Felsband erneut um ein Felsenriff herum scharf nach links dreht. Ein Stückchen weiter steigt man fünf Steinstufen nach unten, und wandert weiter zum Pantinenturm, mit seinem großen Rastplatz.

Im Tälchen nach dem Pantinenturm stieg ich rechts (nach Süden) hinunter, und hielt mich auf der gegenüberliegenden Seite rechts. Ein schmales, nochmals teils ausgesetztes Steiglein namens "Schlinge" führt hier um die Polenztalbarbarine und den Polenztalwächter herum, zuletzt muss man noch einen steilen Abstieg hinunter, bis man schließlich im Grund des Polenztals angekommen ist.

Begangsteig: abwechslungsreiches Weglein auf teils schmalen Bändern, T3


Ich überquerte die Polenz und wanderte kurz nach Norden, an der Waltersdorfer Mühle (153m) vorbei. Gleich danach macht das Polenztal eine Links- und danach eine Rechtskurve. Nach der Rechtskurve stieg ich links hinauf, auf dem Füllhölzelweg zum Carolastein.

Dort erwartete mich ein echtes Schmankerl: Im Tobel westlich des Felsens zweigt ein Weg zur Felswand ab. Dem kann man rechts hinauf zu einer (na, ehemaligen) Aussicht folgen. Oder man zweigt nach links ab, und folgt in luftiger Höhe einem schmalen Band in der senkrechten Nordwand. Wenn man gelesen hat, dass es hinter einer sehr schmalen, niedrigen Stelle weitergeht (und dieser Quelle auch vertraut), dann kann man sich hier auf den Bauch legen, kräftig ausatmen, und sich kriechend durch die Engstelle hindurchschieben.

Hat man auf diese Weise Carolastein und Osterspitze umrundet (umkrochen), steht man unvermutet (außer man hat auch das nachgelesen), in der Dianengrotte. Diese hat drei Gänge. Geradeaus geht's hinunter in den Wald, rechts geht's nirgends hin, und der schmalste Gang ist der Ausstieg nach oben. Ausatmen haben wir ja gerade geübt, da machen wir also gleich nochmal. Der Ausstieg aus der Dianengrotte ist die schmalste Spalte, durch ich ich mich in jenen Tagen schieben musste.

Hat man die Spalte hinter sich, sind die letzten Meter auf Pfadspuren im Wald noch steil, aber unproblematisch. Ein paar Stufen, dann stand ich auf dem wenig besuchten Aussichtsfelsen Carolastein (223m).

Am Carolastein: wilde Kraxeleien in schmalen waagrechten und senkrechten Spalten, T5/I


Die Aussicht ist allerdings nicht besonders, weil zugewachsen. Ich wanderte zur Straße (S163) hinüber, zum Wanderparkplatz Füllhölzelweg (212 m), blieb dort auf dem Füllhölzelweg, und folgte diesem hinunter in den Mordgrund. Bei der nächsten Möglichkeit, nach der zweiten engen Serpentine, bog ich nach links auf den Gamrigweg, und stieg zum Abschluss noch hinauf zum Gamrig.

An dem Felsklotz angekommen, geht's über Holzstufen hinauf. Man passiert eine breite Spalte, durch die eine Kletterzugang führt. Holztreppen führen dann zum Gipfelplateau hinauf. Natürliche und künstliche Tritte ermöglichen das Ersteigen des (nicht weiter gesicherten) höchsten Punkts am Gamrig (253m).

Gamrig: hübscher Anstieg, T2


Im Slawischen bedeutet "Gamrig" 'kleiner Stein'. So klein ist er aber mit 253 Metern aber gar nicht. Von seinem Gipfel aus hat man einen schönen Blick auf die Affensteine, Carolafelsen, Zschirnsteine im Südosten, Kleinhennersdorfer Stein, Papststein und Gohrisch, sowie Lilienstein und Königstein im Süden, und im Westen den Kleinen und den Großen Bärenstein - und natürlich auf die Bastei

Eine wunderbare Aussicht, aber keine wilde Stiege mehr. Es genügt auch für heute. Südlich des Felsens wanderte ich dann auf einem Weg namens "Aspichgraben" zurück nach Rathen (116m), wo ich per Fähre zum Parkplatz Oberrathen (118 m) übersetzte.



Fazit:

Sächsy Schweiz, die Sächsische Schweiz. Kann man schon mal hinfahren, würde ich sagen. Oder kurz: Ein Wanderparadies ohnegleichen. Nicht nur, wenn man auf dem Bauch herumrutschen und sich durch schmale Spalten quetschen will. Defi nicht das letzte Mal dortgewesen.
 



Ich empfehle als Literatur für das Elbsandsteingebirge:
 ‎
1. den "Stiegen-Wanderführer Sächsische Schweiz" von Peter Rölke
2. die Bände "Klettersteigführer. Steige und Stiegen in der Sächsischen Schweiz" von Michael Bellmann
3. und für die ganz Genauen die Stiegenbücher aus dem Stiegenbuchverlag. Insbesondere Stiegenbuch I-III, Bergpfade I-III und Geheimnisvolle Wege I-III.

Die besten Karten, die ich kenne, sind die Wander- und Radwanderkarten 1: 15 000 von Sachsen Kartographie.


Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (4)


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georgb hat gesagt: Meine Hochachtung
Gesendet am 14. Dezember 2021 um 19:29
Nik, deine Berichte aus der Sächsischen Schweiz sind überwältigend! Ich war auch schonmal dort, aber jetzt habe ich das Gefühl, ich habe NICHTS gesehen. Sehr beeindruckende Dokumentationen, machen Lust, nochmal hin zu fahren!
Danke


Nik Brückner hat gesagt: RE:Meine Hochachtung
Gesendet am 20. Dezember 2021 um 13:14
Georg! Ganz herzlichen Dank, freut mich sehr, dass meine Berichte Dir gefallen. Und mir geht's genauso wie Dir: Ich hab' das Gefühl, nur einen Bruchteil gesehen zu haben. Da war ich sicher nicht das letzte Mal.

Herzlichen Gruß,

Nik

Sarmiento hat gesagt: Ebenso!
Gesendet am 15. Dezember 2021 um 12:19
Ich kann mich Georg nur anschließen! Ich wohne und hier und bin regelmäßig im Elbsandstein unterwegs (hauptsächlich zum Klettern), aber so schön dokumentiert, fotografiert, enthusiastisch und detailliert beschrieben hab ich die Sächsische Schweiz bisher noch nicht betrachten können - wunderbar!
Ich möchte an dieser Stelle ein Exemplar deiner Berichte in Buchform vorbestellen, wenn sie dann mal verlegt werden. :-D

Nik Brückner hat gesagt: RE:Ebenso!
Gesendet am 20. Dezember 2021 um 13:15
Hahaha! Vielen Dank, Sarmiento, da freue ich mich sehr. Eine herrliche gegend, in der Du da wohnst, da kommt der Enthusiasmus ganz von selbst.

Herzlichen Gruß, und viel Spaß in den sächsischen Bergen,

Nik


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