Gipfelsammeln zwischen Rathen und Hohnstein


Publiziert von rele , 15. Februar 2020 um 10:25.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum: 8 Februar 2020
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 

Rund um Rathen gibt es wunderbar verschlungene Felsenpfade und eine große Auswahl an Gipfeln, die auch dem klettergewandten Wanderer offenstehen. So ist es nur allzu verführerisch, aus dem kaum 2h umfassenden direkten Weg nach Hohnstein eine ganze Tagestour zu machen!
 
Wir starten morgens in Rathen an der Feuerwehr und laufen im Aspichgraben in Richtung Gamrighöhle. Wenige Meter rechts neben der Höhle beginnt der 'Rippenweg', mit sächsisch II (UIAA II) einer der leichteren Aufstiege zum Waltersdorfer Horn. Ich probiere kurz alleine die ersten steilen, teilweise brüchigen Meter hinauf in die Scharte zwischen Gamrig und Waltersdorfer Horn. Aus der Scharte rechts folgt nun eine ausgesetzte Querung zu einer Höhlung knapp unter dem Gipfel. Da der Fels noch etwas morgenfeucht ist, belasse ich es lieber dabei mache ich mich wieder an den Abstieg. Kurz vor der steilen Anfangswand biege ich nun nach links in eine seitlich hinunterführende Spalte und folge dem Alten Weg (II) abwärts bis zu dessen Einstieg (ganz unten kurz knifflig, ob der geringen Höhe aber unbedenklich).
 
Die eben entgangene Aussicht wollen wir doch nachholen, und so steigen wir nach Umrundung des Massivs auf den breiten Stufen des Wanderwegs zum Gamrig, wo wir auf dem großen Plateau einen fantastischen Rundumblick genießen. Nach kurzem Gipfelgenuss treibt es uns schon weiter, den Wanderweg wieder hinab und in Richtung Honigsteine

Deren anregende Durchquerung beginnt am Türkenkopf mit einem steilen Aufstieg. Direkt dahinter, am Honigsteinkopf, verzweigt sich der Weg: Nördlich steigt meine Begleitung schon in Richtung Scharte zur Honigsteinscheibe weiter -- mir ist wieder ein kleiner Umweg gestattet, zunächst in westlicher Richtung in die Scharte zu den Feldköpfen. Klettergewandten Wanderern böte sich hier auch eine Besteigung des westlichen oder östlichen Feldkopf an (beides Sachsen-Ier), mit spektakulärer Aussicht in Richtung Rathen... doch für mich reicht es heute nur zu einem kurzen Blick vom Massiv, woraufhin ich zurück in die Scharte steige. Der Grat zum Honigsteinkopf sieht von hier reizvoll und steil aus, mit einem großen Baumstumpf, der mitten im Riss den Aufstieg behindert -- zum Glück durfte ich den Rucksack bei meiner Begleitung lassen! Also direkt weiter auf dem Grat und den mäßig exponierten Südwestweg (Sachsen-II, UIAA III) hinauf, erst auf einen kleinen Pfeiler, dann über einen Spalt in einen kurzen, steilen Risskamin (III), etwas mühsam um den Baumstumpf herum, einen kurzen Riss hinauf in eine letzte kleine Scharte, und schon stehe ich auf dem Honigsteinkopf, mit Gipfelbuch und fantastischer Aussicht! Es bleibt Zeit für ein paar kurze Fotos... Den Nordostweg hinunter sieht es steil aus (Sachsen-II), so geht's stattdessen auf dem Nordwestweg (Sachsen-I, UIAA II) hinab; zunächst wenige Meter westwärts zurück in die kleine Scharte, dort nordwärts einen gut gangbaren Kamin hinunter auf ein Band, auf dem ich schließlich östlich querend in die Scharte zur Honigsteinscheibe und zurück zu meiner Begleitung gelange.
 
Der gemeinsame Weiterweg folgt der normalen Honigsteindurchquerung, vorbei unter der Honigsteinscheibe, Maiturm und Imker zum Honigstein. Hinterm Maiturm gilt es einmal ein Kriechband zu überwinden, welches das Herz schon etwas schneller schlagen lassen kann! Direkt im Anschluss folgt noch etwas exponierte Kletterei (UIAA I+). 

Am Honigstein locken nun eine Vielzahl möglicher Anstiege. Ich entscheide mich (wieder kurz allein) für den Nordostkamin (Sachsen-I, UIAA II), leicht zu finden auf der NO-Seite des Felsens (s. Foto). Nach einem kurzen, gut gangbaren und nicht ausgesetzten Kaminstück zu einem großen Kessel, in welchen ich wenige Meter hinunter steige, befinde ich mich bereits auf dem Alten Weg (I), dem ich zum Gipfel folge und nach kurzem Foto-Interludium auch wieder absteige. 

Vor dem Abstieg ins Tal bietet sich hier ein Abstecher zu Lamm und Lokomotive an, mit einem wunderschönen Rastplatz und weiteren spektakulären Nah- und Fernblicken! Während unserer ausgiebigen Rast (in angenehm warmer Sonne selbst schon jetzt im Februar) kraxele ich noch auf den sich nur wenige Meter über eine kleine Höhle erhebenden Rücken des Lamms (Alter Weg: Sachsen- und UIAA I) -- doch lohnt die Mühe kaum, denn weder gibt es derzeit ein Gipfelbuch, noch ist der Blick dort oben besser als direkt unterhalb vom Felsfuß.

Damit sind für uns die Rathener Highlights vorerst abgegrast, und es folgt der etwas glitschige Abstieg zum breiten Knotenweg. Dieser leitet uns ca. 2 Kilometer durch den Wald in Richtung Hohnstein. Am Ende des Weges zweigt rechts der Lehrpfad Hohnstein ab: Er führt zunächst über die malerische Teufelsbrücke, dann hinüber über die enge Wolfsschlucht zur Hocksteinaussicht.
 
Hier genießen wir ausgiebig unseren für heute letzten prachtvollen Blick über das Polenztal hinweg auf Hohnstein. Wir pausieren ein bisschen in der geräumigen Wanderhütte, bevor wir uns an den noch einmal überraschend spannenden Abstieg durch die lange und dunkle Felsenkammer der Wolfsschlucht ins Polenztal machen. Dort unten gibt es eine Pension mit hervorragender Küche und Busanschluss! Wer jedoch wie wir in Hohnstein sein Ziel hat, dem stehen zu guter Letzt noch einige Schlussanstiegsmeter ins Dorf bevor.
 
FAZIT: Großzügige, äußerst vielseitige, teilweise anspruchsvolle Wanderung, die je nach Anzahl der mitgenommen Gipfel zur vollen Tagestour ausarten kann. "Wanderbar" direkt am Weg liegen außer den erwähnten Gipfeln u.a. auch die Feldwand, der Maiturm, Imker, Honigsteinturm...
Für die Honigsteindurchquerung mit Kriechband würde ich ein T5, UIAA I ansetzen -- alles darüber hinaus ist optional. Als besonders lohnende Option empfand ich die Überschreitung des Honigsteinkopfes, und auch der Blick vom Honigstein ist definitiv einen Besuch wert. Zumal man generell mindestens einen der Klettergipfel mitnehmen sollte: Wir bewegen uns nämlich im Kerngebiet des Nationalparks Sächsische Schweiz, und wenn ich die Regeln richtig interpretiere, sind dort (im Kerngebiet) die Kletterzustiegswege nur zur Benutzung "in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Klettersport" gedacht.
Eine Beschreibung (fast) aller hiesigen Kletterwege gibt es übrigens (außer in den einschlägigen Führern) auch hier.
 

Tourengänger: rele


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Kommentare (2)


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Bergmax hat gesagt: Schöne Bergtour
Gesendet am 19. Februar 2020 um 21:42
Die Durchquerung der Honigsteine ist kurzweilig und wirklich sehr zu empfehlen. Das Kriechband geht meiner Meinung nach noch als T4 durch - bin aber auch sehr schlank... Wer dort entlangkraxelt, sollte sich mindestens auch am Honigstein versuchen, da stimme ich Dir voll zu :-)

Ich war in der Gegend auch schon (solo) auf ein paar weiteren Gipfeln, und zwar:

Maiturm - Wurzelweg III (früher I), Kraxeln im Heidekraut, nicht so empfehlenswert

Heidestein Leichter Weg I, versteckter Aufstieg auf einen hübschen Gipfel, wenig ausgesetzt, aber nicht so einfach, wie er von unten aussieht

Westlicher Feldkopf AW (I), ziemlich sandiger und ausgesetzter Weg auf einen gewaltigen Gipfel

Viele Grüße aus Österreich

Max

rele hat gesagt: RE:Schöne Bergtour
Gesendet am 19. Februar 2020 um 22:25
Danke Dir Max! Na klar, kenne ja Deine Berichte über das Gebiet und bin erst durch Deine Veröffentlichungen auf die Idee für die Tour gekommen! Hatte den Heidestein, Maiturm und Feldkopf also auch auf meiner Liste... Ging aber nicht alles, denn meine Begleitung war nicht ganz so kletterfreudig, und ich konnte sie ja nicht die ganze Zeit alleine unten warten lassen. Aber umso besser, dann bleiben dort noch Ziele für's nächste Mal übrig :)
Für sie war auch der Kriechgang grenzwertig, wir wären beinahe umgedreht... insofern fand ich das T5 da schon gerechtfertigt. Aber Kriechgänge finde ich sowieso schwierig in der T-Skala zu fassen -- wie schwer ist schon kriechen ;) Werde demnächst auch wieder in die gleiche Verlegenheit kommen, weil ich gern den Kriechgang zur Schwedenhütte in den Schrammsteinen probieren und auch hier darüber berichten möchte... habe dazu bislang noch gar nichts im Netz finden können. Freu mich schon drauf :) LG nach Ö, rele


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