Über die Rahm-Hanke und durch die Honigsteine


Publiziert von Nik Brückner , 9. Dezember 2021 um 18:06.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum: 8 Juni 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:11 Kilometer
Unterkunftmöglichkeiten:In Rathen

Stiegen, Stiegen Stiegen! Ich war ein paar Tage ins Elbsandsteingebirge gekommen, um Stiegen zu gehen, zu viele wie möglich. Stiegen sind Routen, die weder Wanderwege noch Kletterrouten sind. Es handelt sich um (z. T. recht alte) Steiganlagen, mit deren Hilfe auch schwindelfreie und trittsichere Wanderer die teilweise recht großen Höhenunterschiede in den Sandsteinfelsen überwinden können. Der Charakter der Stiegen ist dabei sehr unterschiedlich, und reicht von in den Fels geschlagenen Tritten über steile Treppen und schmale Leitern in engen Klüften bis hin zu klettersteigähnlichen Anlagen mit Metallklammern und Sicherungsseilen.

An meinem Anfahrtstag war ich schneller als gedacht in Sachsen, vermutlich gepusht von Schizofrantiks "Funk From Hell", und hatte so den ganzen Nachmittag zur freien Verfügung und entschloss mich dazu, als die Stiegen an der Bastei und am Honigstein auszukundschaften.



Ich stellte mein Auto am Parkplatz Oberrathen (118m, kostenpflichtig) ab, direkt an der Elbe, und setzte mit der Personenfähre über den Fluss. Drüben folgte ich dem Grünbach und durchwanderte den Kurort Rathen, bis es links Richtung Bastei hinaufgeht. Viel los war nicht - Sachsen empfing erst seit ein paar Tagen wieder Gäste.

Kurz nach dem Gasthaus Amselgrundschlösschen geht es also links hinauf in den Wald, auf ebenso zahlreichen wie zahllosen Stufen. Nach rechts hat man einen tollen Blick auf den Kletterfels mit dem ernsten Namen Talwächter. Bald stößt von rechts ein zweiter Aufstieg, aus dem Amselgrund, hinzu. Die Stufen führen in der Folge durch zwei Kehren. Hier befindet sich auch ein aus dem Fels herausgehauener Unterstand, vielleicht eine Wachstube aus der Zeit der Burg Neurathen, vielleicht aber auch der Ort eines Verkaufsstands aus früheren Zeiten - Stufen hier hinauf soll es schließlich schon seit 1814 gegeben haben.

In der Folge geht es nun den ersten hohen Felsen entgegen: Rechts ragt der Mönch auf, links der Tiedgestein, dessen Name an einen Sänger erinnert.

Von hier aus hat man einen tollen Ausblick ins Elbtal hinunter. Und wer weiß, was jenseits des Geländers zur Rechten auf den schwindelfreien Wanderer wartet, kann gleich das Abenteuer in Angriff nehmen, dass den rätselhaften Namen "Rahm-Hanke" trägt. Aber dazu gleich mehr, denn zuerst wollte ich hinauf zur Basteibrücke und zur Burg Neurathen.

Zurück am Hauptweg Richtung Bastei geht es nun hinein in ein kleines Felsenlabyrinth. Der Weg schlängelt sich in engen Kehren durch tief eingeschnittene Felsengassen hindurch, und windet sich mal links, mal rechts um hohe Sandsteintürme herum.

ier finden sich schon zahlreiche Balkenlager, die auf die mittelalterliche Nutzung der Felsen als Burgstall hindeuten. Zwei Bögen waren früher mit Holztoren verschlossen. Eine Steinbank und zahllose Inschriften sind Zeugnisse des Tourismus seit dem 19. Jahrhundert. 

Bald geht es links hinauf auf den Aussichtsfelsen Kanapee, wo sich nochmal eine ganz ähnliche Aussicht bietet wie am Tiedgestein. Dann sind es nur noch wenige Schritte zur Burg Neurathen und zur Basteibrücke.

Meine Ruhe hatte ich auch hier - coronabedingt. Hat man wohl selten, vermute ich. Und wenn ich schon einmal da bin, dann drehe ich auch eine Besichtigungsrunde. So etwas wie die Burg Neurathen sieht man schließlich nicht alle Tage.

Neurathen ist die größte mittelalterliche Felsenburg der Sächsischen Schweiz. Sie wurde auf einem an der breitesten Stelle etwa 100 m breiten Felsgrat errichtet, der sich von der Bastei Richtung Rathen erstreckt. Zur Bastei ist der Felsgrat von Schluchten durchzogen, deren breiteste die heute von der Basteibrücke überspannte Mardertelle ist. Der Burgfelsen fällt damit nach fast allen Seiten mit 50 bis 60 m steil ab.


Die Burg wurde an der Nordgrenze des Königreichs Böhmen errichtet. Ihre Ursprünge liegen im Dunkeln. Historiker vermuten eine Entstehung um 1245, unter Heinrich dem Erlauchten (sehr guter Name!), im Zuge der Grenzsicherung der Mark Meißen gegen Böhmen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde sie 1261. Aus der zweiten Nennung, in einer Urkunde aus dem Jahr 1289, geht dann explizit hervor, dass sich hier in Rathen ein Castrum befand. Zu dieser Zeit war Neurathen ein böhmisches Lehen. 

A propos neu: Neurathen bildete gemeinsam mit der tiefer gelegenen Burg Altrathen eine Doppelanlage. Neurathen ist die ältere. Logisch.

Einer dritten Nennung, die aus dem Jahr 1361 stammt, ist zu entnehmen, dass die Burg damals den Herren von Michelsberg gehörte. Diesen wurde sie 1406 von den Berken von der Duba abgekauft. Diese Familie lag damals in ständiger Fehde mit den meißnischen Markgrafen des Hauses Wettin. Friedrich von Oelsnitz, Lehnsmann des zum Kurfürsten aufgestiegenen Friedrich I. von Sachsen, eroberte 1426 in dessen Auftrag Neurathen. Die Berken von der Duba waren daraufhin gezwungen, dem Markgrafen und Kurfürsten die Erbhuldigung zu leisten. Fanden die aber nicht gut. Albrecht Berka von der Duba eroberte deshalb 1438 Rathen zurück. Fanden wiederum die Wettiner nicht gut. Im Jahr darauf erkämpfte Friedrich von Oelsnitz den Besitz wieder zurück. Ein Friedensvertrag wurde bald gebrochen, Benesch Berka von der Duba fiel und Albrecht Berka geriet in die Gefangenschaft Friedrichs, der ihn ins Rathener Burgverlies sperrte. Nach ihrer Freilassung setzten sich die Streitigkeiten dann natürlich fort - erst 1441 konnten sie mit einerm Sühnevertrag beigelegt werden. Rathen blieb in den Händen von Friedrich von Oelsnitz. Bald darauf fiel Rathen durch den Vertrag von Eger endgültig an die Wettiner (blieb aber bis 1806 unter böhmischer Oberlehnsherrschaft).

Spätestens ab 1450 diente Rathen auch als Zollstelle für die Elbschifffahrt, aber bald entpuppten sich auch die 
Oelsnitzens als Spitzbuben. Unter Friedrichs Sohn Hans von Oelsnitz wurde Rathen zur Raubritterburg. Erst nach über einem Jahr gelang den markgräflichen Truppen 1469, die Burg zu erobern und in Brand zu setzen. Hans floh, und schaffte es später nicht, die Burg wieder in seinen Besitz zu bringen.

1485 fiel Neurathen dem Herzog Albrecht von Sachsen zu. Viel gemacht hat er aber nicht daran. Bereits 1530 soll die Anlage eine Ruine gewesen sein. Später dienten die Räumlichkeiten aber noch als Zufluchtsort der Bevölkerung in Kriegszeiten. Davon zeugt während des Nordischen Kriegs angebrachte Inschrift an einem Felsen: "Christopf Hase – 1706 war ter Swete in Lante Es kustete vil Gelt."

Ich drehte meine Runde in der Burg:

Seit 1906 wurde das Burgareal mehrfach archäologisch untersucht, im Rahmen der letzten Grabungen wurden in den Jahren 1982 bis 1984 Teile der weiträumigen Burganlage als Freilichtmuseum rekonstruiert. Viel ist aber nicht mehr erhalten. Da die Bauten weitgehend aus Holz bestanden, sind eigentlich nur die aus dem Fels herausgehauenen Räume, Zugänge, eine Zisterne und Balkenauflager erhalten. Außerdem ist vieles durch die Infrastruktur des Freilichtmuseums überbaut. Dadurch kann man sich das Aussehen der Anlage sogar vor Ort nur schwer vorstellen. Zu Beispiel war der Hauptzugang im Mittelalter eine Holzbrücke, die von der Bastei über die Mardertelle bis zum Burgtor führte. Heute befindet sich dort die 1851 errichtete steinerne Basteibrücke.

Der Kletterfels Neurathener Felsentor bildete einst das Burgtor. Hier befand sich eine Zugbrücke. Der Felsdurchgang war verbreitert worden, so dass er für Wagen passierbar war. Hier sind noch Kratzspuren der Wagenachsen zu sehen.

Zur Absicherung der Burg waren auf verschiedenen Felsen rundherum Wachtposten angelegt. So befand sich auf dem heute "Steinschleuder" genannten Felsturm ein Vorposten. Von der Basteibrücke aus kann man die in die Felswand geschlagenen Steinstufen, die den Zugang ermöglichten, noch gut zu sehen. Auf dem Felsen selbst wurden Steinkugeln und Bodenfalze entdeckt, daher galt er lange als Standort einer Blide. Aber ob's dort oben wirklich genügend Platz hatte...

Oberhalb des Kassenhäuschens (das Freilichtmuseum kos was) stand auf einem Fels der Burgfried, der aus Fachwerk errichtet worden war (heute steht dort eine kleine Blockhütte). Der Burgturm war wahrscheinlich zwei- bis dreistöckig. Reste von Butzenscheiben, Spuren eines Kamins oder Ofens sowie Ton- und Glasscherben lassen auf eine repräsentative Ausstattung schließen.

Die Gebäude der Kernburg gruppierten sich um einen großen und einen kleinen Innenhof. Die Stahlstege des heutigen Rundgangs folgen weitgehend dem alten Wehrgang, von dem aber nichts mehr übrig ist. Entlang diesem Wehrgang befanden sich einst kleinere Bauten, teilweise Wohn-, teilweise Nutzbauten. Funde von Gebrauchskeramik und Spuren von Feuerstellen lassen auf die Zwecke schließen. Am nördlichsten Punkt, über dem Wehlgrund, befand sich eine ausgebaute Warte. Östlich davon überspannte der Wehrgang mehrere Felstürme. Auf dem so genannten Brückenturm befand sich einst ein Wohnraum, dokumentiert durch Funde von Ziegelstücken und Keramik. Am südwestlichen Ende des Wehrgangs wurde auf dem Gipfel das Fundament eines Signal- oder Wachturms aus Fachwerk entdeckt.

Weitere Bauten befanden sich im großen Burghof. Sicher kann ein etwa 50 Quadratmeter großer, zweistöckiger Saalbau rekonstruiert werden. In dessen Keller wurden bereits Anfang der 1930er Jahre Holzreste, Nägel und Lehmziegel gefunden, die wieder auf eine Fachwerkkonstruktion schließen ließen. Neben dem Saalbau befand sich ein Gemach, dessen Überreste (ein Ofen, Butzenscheiben) auf einen repräsentativen Wohnraum hinweisen.

Daneben befindet sich der Schwedenraum (benannt nach der oben zitierten Inschrift von 1706), und ein weiterer Raum, der wegen eines eingemeißelten Kreuzes früher als Burgkapelle angesehen wurde. Reste von Ofenkacheln geben aber eher Anlass zur Vermutung, dass sich dort ein weiterer Wohnraum befand.

Zwischen Saalbau und Wehrgang befand sich wahrscheinlich die Burgküche. In der Schlucht unterhalb des aus dem Fels gehauen Raumes hat man jedenfalls Knochenreste von Schweinen, Hirschen und Rindern gefunden.

Deutlich sichtbar ist auch die Zisterne im großen Burghof. Sie konnte etwa 135.000 Liter Wasser fassen, und ist damit das größte Wassersammelbecken einer Felsenburg in der Sächsischen Schweiz. 

 
Wie so Vieles in der Gegend wurde auch die Felsenburg Neurathen schon im 19. Jahrhundert touristisch erschlossen. 1814 ließ der Forstadjunkt Auerswald eine Treppe mit 487 Stufen anlegen, die von Rathen zur Bastei hinaufführte. Sie verlief durch die Vogeltelle, einer nördlich der Bastei befindlichen Schlucht, die mich später noch interessieren sollte. Um 1821 entstanden dann unter Verwendung mittelalterlicher Steinpfeiler zwei einfache Holzbrücken zwischen dem Neurathener Felsentor und der Steinschleuder. 1826 entstand eine weitere Holzbrücke über die Mardertelle. Dieser erste nachmittelalterliche Übergang von der Bastei zur Felsenburg war der Vorläufer der heutigen Basteibrücke, die schließlich 1851 die Holzbrücken ersetzte.
 

Die darf man natürlich nicht auslassen. Ich betrat also die berühmte Basteibrücke, und wanderte hinüber zur Bastei, einer Felsgruppe am anderen Ende.

Auf der Felskanzel der Bastei sind noch verwitterte Bodenfalze erkennbar, die wahrscheinlich einem hölzernen Turm als Verankerung dienten.

Dort bog ich rechts ab zur Aussicht am Mittleren Wehlturm. Hier hat man den berühmten Blick auf die Basteibrücke. Ich schoss die obligatorischen Fotos, danach kehrte ich zurück zum Tiedgestein. Jetzt ging's an das erste Highlight meines Aufenthalt in der Sächsischen Schweiz: An die Rahm-Hanke.

Die Rahm-Hanke ist ein durch eine Schichtfuge im Sandstein gebildetes, schmales und nicht gesichertes Felsband, das sich auf etwa halber Höhe ca. 550 Meter weit durch eine senkrechte Felswand zieht. Die Begehung ist nur absolut Trittsicheren und Schwindelfreien anzuraten, denn mit schmal meine ich: richtig schmal. Kurze Kraxeleinlagen inbegriffen.

Ich überstieg also die Absperrung nach rechts, und wagte mich hinaus auf das Felsband. Das ist auf den ersten Metern noch einigermaßen breit, wird aber hinter einer ersten Kante sehr schnell höllisch schmal. Verlaufen kann man sich nicht: Links geht's senkrecht hinunter, rechts geht's senkrecht hinauf.

Dieses Felsband wurde bereits im Mittelalter genutzt. Es war in die Verteidigungslinien der Burg Neurathen eingebunden. Um 1895 wurde die Möglichkeit, an dieser Stelle die Felswand zu queren, von den beiden Bergsteigern Rahm und Hanke wiederentdeckt und nach ihnen benannt - nicht ohne dass sie ihre Namen an der Felswand hinterließen.

Der Hobbybergsteiger Emil Max Rahm (*1872 - 1952) war in den 1890er Jahren Oberkellner des Gasthauses auf der Bastei, wo er wohl auch Hanke kennenlernte. Von 1922 bis 1933 betrieb Rahm dann mit seiner Frau den Böhnischhof in der Dresdener Johannstadt, ab 1936 den Ratskeller in Dresden-Coschütz. Von Hanke ist lediglich überliefert, dass er am Ende des 19. Jahrhunderts gemeinsam mit Rahm in der Basteigaststätte gearbeitet hat.

Aufschlussreiche Videos zur Begehung der Rahm-Hanke gibt's z. B. hier und hier. (Begehungen in der Gegenrichtung)


Nach der ersten schmalen Passage kann man an einer breiteren Stelle ein wenig durchatmen, danach wird das Band ein weiteres Mal äußerst schmal. Es folgt eine kurze Passage in einem steilen Waldhang, dann geht es wieder im Fels weiter, unter einem Überhang hindurch und weiter zum vielleicht spektakulärsten, aber auch exponiertesten Abschnitt. Dann steht man auf einem breiten Plateau. Aber das Abenteuer ist noch nicht vorbei: Ein Riss in der Wand erfordert ein wenig Kraxelei, kurz in den Riss hinunter und drüben wieder hinauf (I), dann wird es unter überhängenden Felsen wieder ein wenig breiter. Wieder im Wald hat man die wildesten Stellen hinter sich gelassen.


Rahm-Hanke: schmales, ausgesetztes, ungesichertes Felsband, weitgehend Gehgelände (T4), Stelle I


Geradeaus (oder besser halbrechts) befindet sich die Vehmhöhle.

Die Vehmhöhle ist eine ca. 33 Meter lange, sogenannte korrosive Klufthöhle. Ursprünglich nicht mehr als ein Riss im Sandstein, hat sich hier durch Verwitterung und Erosion ein Hohlraum gebildet, der zu den größten Höhlen in der Sächsischen Schweiz gehört.

Der Name hat übrigens nichts mit dem mittelalterlichen Femegericht zu tun. Er lässt sich vielmehr vom Wort "einfehmen" ableiten. Dabei handelt sich um eine frühe Form der Waldnutzung: Man trieb Schweine in den Wald, damit sie sich dort mit Bucheckern- oder Eicheln ordentlich Speck anfressen. Und Eichen gibt es hier genug.

Inschriften an den Felswänden belegen außerdem, dass die Höhle, wie so viele andere in der Gegend, in Kriegszeiten als Zufluchtsstätte für die Dorfbewohner diente. Viele Jahreszahlen stammen aus der napoleonischen Zeit, die älteste stammt von 1583. 

Ich sah mich in der Höhle um, und wanderte dann unter den Felsen Bergpirat und Musketier vorbei, vor bis zum Wartturm, direkt über der Elbe.

Am 22. November 2000 kam es am Wartturm zu einem der spektakulärsten Felsstürze der vergangenen Jahrzehnte in der Sächsischen Schweiz: Etwa ein Drittel des Wartturms, etwa 450 m³ Sandstein mit einem geschätzten Gewicht von achthundert Tonnen stürzten über 60 Meter hinunter ins Tal. Die Abbruchfläche ist heute noch gut zu erkennen.

Ich umrundete den Wartturm. Weiter auf der Höhe der Rahm-Hanke bleibend, geht es danach in einen Winkel hinein, aus dem ein Weg zum Fremdenweg hinaufführt. Ich blieb aber auf der gleichen Höhe, und wanderte weiter nach Westen. An der Hirschgrundwarte stieß ich auf eine Holzleiter, die ich hinunterstieg. Vom Fuß der Leiter führen kleine Pfade hinunter in den Hirschgrund.

Dort stieg ich nun nach rechts hinauf. Der Hirschgrund ist im Grunde ein steiler Tobel, links und rechts begrenzt von senkrechten Felswänden. Einige davon sind bekannte Klettergipfel, darunter Doktor, Assistent und Patient. Der Aufstieg ist deutlich einfacher als die Begehung der Rahm-Hanke, aber steil. Oberhalb einiger Stufen wird's dann ein wenig flacher. An einer kurzen Felsstufe helfen in den Fels gehauene Tritte, hier ist's kurz I, weitere Schwierigkeiten gibt es aber nicht. Am Ende geht es noch einmal auf Serpentinen steil hinauf zum Fremdenweg auf der Höhe.

Hirschgrund: wildes Weglein in einem engen Tobel, T3, Stelle I


Hier, in der Nähe der Bastei-Parkplätze, wandte ich mich nach rechts, um wieder zur Basteibrücke zu gelangen.

Üblicherweise muss es hier vor Touristen nur so wimmeln - an diesem Tag war kaum etwas los. Da fällt ein einzelner Wanderer schon mal auf. Und plötzlich spricht mich jemand an. Mit meinem Namen. "Nik? Bist Du das?" Ja, das sind doch das Guatzle, die Susi, ihre Männer und Freunde! Ja sagt mal, was macht Ihr denn hier! Normalerweise trifft man Euch doch ganz woanders! Stellt sich heraus, sie sind aus dem gleichen Grund in der Sächsischen Schweiz wie ich: wegen der Sächsischen Schweiz. Wir schwatzen eine Weile, und gehen dann unserer Wege. Wer hätte gedacht, dass wir uns schon am nächsten Tag wieder begegnen, und eine (halbe) Tour zusammen gehen würden! Herzliche Grüße an Euch!

Ich wanderte nun weiter Richtung Basteibrücke, und passierte das nicht gerade hübsche Panoramarestaurant. Dann ging ich weiter zu der Stelle, an der es links zur Aussicht am Mittleren Wehlturm hinübergeht. Im spitzen Winkel zwischen Hauptweg und Abzweig gibt es eine Möglichkeit, auf die Nordseite hinunterzugelangen: Die Vogeltelle. Das ist ein ziemlich steiler Einschnitt, durch den ein Steiglein hinunterführt, das dank einiger umgestürzter Bäume halbwegs gut zu begehen ist.

1814, also zwölf Jahre vor dem Bau der ersten, hölzernen Basteibrücke, hat der Försteradjunkt Friedrich Traugott Auerswald hier in der Vogeltelle eine Treppenfolge von insgesamt 487 Stufen errichten lassen. Von diesen ist heute nichts mehr zu sehen.

Nur Steigspuren gibt es - der Einstieg will dagegen mit ein wenig Sucherei gefunden werden.

Vogeltelle: Wegspuren im Steilwald, T5


Nach dem steilen Abstieg wandte ich mich auf einem besseren Weglein nach rechts, und umrundete die imposanten Wehltürme. Auf deren anderer Seite betritt man das Felsenrund der Mardertelle, jener Schlucht, die hoch oben von der Basteibrücke überspannt wird. Ich blieb auf gleicher Höhe, umwanderte auch die Felsenburg Neurathen, und gelangte schließlich am Mönch wieder auf den Basteiweg. Auf diesem wanderte ich nun zurück nach Rathen.

Ich durchwanderte den kleinen Ort auf der Hauptstraße Richtung Osten, bog am Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr nach links (Norden) und wanderte auf dem Füllhölzelweg hinüber zum Waldrand. Dort wanderte ich links einen schönen Hohlweg hinauf, und wandte mich bei der ersten Möglichkeit rechts, auf Stufen hinauf zum Östlichen Feldkopf/Türkenkopf. Noch vor den Felsen bog ich links ab, und wanderte hinüber zum ca. 50 Meter hohen Talwächter, einem markanten (schon 1874 erstbestiegenen) Klettergipfel über dem Amselgrund. Hier kann man wieder ein bissl kraxeln.

Zunächst wandert man ein paar Schritte hinunter zur Talwächterhöhle (die auch Jungfernloch genannt wird, weil der Talwächter einst wegen seiner vermeintlichen Unbesteigbarkeit Jungfernstein hieß). Es geht durch die Höhle hindurch, und dann auf einem wohl um 1900 herum angelegten Steig auf der anderen, der Talseite, die Felswand hinunter. Man wendet sich zunächst nach links, und klettert mit Hilfe von drei Klammern hinunter auf ein kleines Plateau. Dort geht es auf steilen Felsstufen eine Serpentine nach rechts hinunter und weiter in einer steilen, ausgetretenen Kerbe. Rechts befinden sich zwei Türangeln im Fels, die vielleicht zu einem ehemaligen Wildgehege gehörten. Dann steigt man ein steil absteigendes Felsband hinunter. Auch hier wurden Stufen in den Fels gehauen. Letzte Stufen führen schließlich im Wald hinunter zu einem Querweg.

Ein aufschlussreiches Video von der Stiege am Talwächter gibt's hier.

Jungfernsteig: kurzes Kraxelvergnügen, T4-/I, WS-


Hier wandte ich mich nach links, und stieg wenige Meter weiter gleich wieder links hinauf zum Talwächter. Dann machte ich mich an den Rückweg zum Östlichen Feldkopf/Türkenkopf.

Hier startet eine Route über den Honigstein, die mir als "abenteuerlicher Kletterpfad für geübte und trittsichere Wanderer" empfohlen wurde. Wenn das nicht vielversprechend klingt!

Ich umwanderte also den Östlichen Feldkopf und den Türkenkopf auf die Nordseite. Vor dem Honigsteinkopf hält man sich rechts. In einer felsigen Einsattelung, auf einem etwas höher gelegenen Felsband beginnt die Kraxelei. Erleichtert durch gute Griffe geht es eine schmale Klamm am Honigsteinkopf hinauf. Oben angekommen, hat man eine schöne Aussicht auf die Lokomotive, die Gans und die Feldsteine.


Hier wendet sich die Route scharf nach rechts (Osten) und es geht zwischen den Felsen ein wenig bergab. Vor der Honigsteinscheibe wendet man sich dann nach links, auf ein Band, das, zusehends schmaler werdend, in einen dunklen Winkel am Maiturm hinüberführt. Eine Abstiegsmöglichkeit nach links wird ignoriert.

Hier dachte ich, ich müsste weiter auf dem Band bleiben... Dieses wird in der Folge sowohl schmaler als auch niedriger (und niedriger) so dass ich (und noch niedriger) mich bald auf dem Bauch liegend in einer Kriechstelle eingeklemmt wiederfand. Wie ich später herausfand, geht es hier tatsächlich weiter, ich aber kehrte hier um und zurück in den dunklen Felswinkel.

Dort kletterte ich nun hinauf (I), und fand mich bald ein Band höher wieder. Dieses führt, parallel zum unteren, nach links weiter, ist ausgesetzt, aber lange nicht so gruselig wie das untere. Ein Geländer gibt es nicht, und so muss man auch hier vorsichtig gehen.

Ist das Ende des Bandes erreicht, treten die Felsen rechts zurück. Es geht nun leichter, nach rechts in eine Einsattelung hinauf. Es folgt eine letzte Kraxelstelle, dann steht man auf einem Plateau, von dem aus es nun einfacher weitergeht. Links geht es in einem Einschnitt weiter, über einige Stufen. Dann steht man auf dem Honigsteinrücken. Bald steht man an einer Abzweigung. Nach links geht es weiter zur Lokomotive, rechts steigt man in einer mittels Holzleitern und Stufen begehbar gemachten Schlucht hinunter.

Über den Honigstein: wilder Steig mit Kraxelstellen, T4/I 


Unten wendet man sich nach rechts, dann erneut nach rechts, zum Knotenweg, und bald noch einmal nach rechts, auf den Füllhölzelweg. Zurück nach Rathen, und am Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr ein letztes Mal nach rechts. Ich durchwanderte ein letztes Mal den hübschen Ort, setzte mit der Fähre über die Elbe, und beendete meine Runde auf dem Parkplatz Oberrathen (118m).


Fazit:

Fantastische Route, gleich zum Einstieg, die den Wanderer den Charakter dieser einzigartigen Landschaft gleich hautnah spüren lässt. Das trifft umso mehr für jene zu, die die Krieche an den Honigsteinen mitnehmen, weil Hautaufschürfungen dabei mit ausbleiben. Hat aber auch so viel Spaß gemacht, und nicht nur als Auftakt. Am nächsten Tag ging's dann in Schmilka weiter.
 


Ich empfehle als Literatur für das Elbsandsteingebirge:
 ‎
1. den "Stiegen-Wanderführer Sächsische Schweiz" von Peter Rölke
2. die Bände "Klettersteigführer. Steige und Stiegen in der Sächsischen Schweiz" von Michael Bellmann
3. und für die ganz Genauen die Stiegenbücher aus dem Stiegenbuchverlag. Insbesondere Stiegenbuch I-III, Bergpfade I-III und Geheimnisvolle Wege I-III.

Die besten Karten, die ich kenne, sind die Wander- und Radwanderkarten 1: 15 000 von Sachsen Kartographie.


Tourengänger: Nik Brückner


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Kommentare (6)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 10. Dezember 2021 um 14:20
Ein tolles Abenteuer-Revier.
Danke fürs Zeigen, Nik!

Nik Brückner hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Dezember 2021 um 14:32
Grüß Dich, Nyn! Gerne. Hat viel Spaß gemacht dort.

Gruß,

Nik

rele hat gesagt: Wieder sehr cool, ...
Gesendet am 10. Dezember 2021 um 18:29
... Deine Tour! Warst Du jetzt eigentlich ganz oben auf dem Honigsteinkopf, oder bist Du nur dran vorbei in die Scharte? Würd mich mal interessieren, war ja immerhin meine Hikr-Erstbegehung ;)

Nik Brückner hat gesagt: RE:Wieder sehr cool, ...
Gesendet am 10. Dezember 2021 um 19:19
Puh, da fragst du mich was. Vermutlich war ich nicht oben. Ich hatte genug damit zu tun, mich nicht zu verlaufen!

rele hat gesagt: RE:Wieder sehr cool, ...
Gesendet am 11. Dezember 2021 um 12:40
Oh ja, ist schon recht verwinkelt dort! Auf dem Gipfel gibt's ein schickes Büchlein, das hättest Du sicher nicht übersehen... dann muss ich wohl noch weiter auf hikr-Nachsteiger warten ;)

Nik Brückner hat gesagt: RE:Wieder sehr cool, ...
Gesendet am 12. Dezember 2021 um 09:13
Ich hab nochmal nachgeschaut. Oben war ich nicht. Aber dann halt beim nächsten Mal!


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