Über Hockstein und Brand


Publiziert von lainari , 12. Oktober 2011 um 23:03.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:25 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:15
Aufstieg: 700 m
Abstieg: 700 m
Strecke:22 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Bad Schandau und S-Bahn S 1 Schöna-Meißen bis Kurort Rathen oder direkt S-Bahn S 1 Meißen-Schöna bis Kurort Rathen
Kartennummer:1:30.000, SK Nr. 90 Sebnitz und Umgebung oder 1:10.000, Rolf Böhm, Die Bastei und 1:10.000, Rolf Böhm, Brand-Hohnstein

Eine 3-Täler-Querung

Nach einer kleineren Pause sollte es heute wieder auf Tour gehen. Mit dem Auto ging es dazu nach Bad Schandau. Der Parkplatz an der Elbbrücke bietet ein günstiges Tagesticket und ist als Ausgangs- und Endpunkt meiner Route ideal gelegen. Über die Brücke lief ich zum Bahnhof hinüber und fuhr mit der S-Bahn nach Kurort Rathen. In Oberrathen angekommen ging ich zur Fähre. Diese brachte gerade einen Gemeindearbeiter über den Fluss, der am frühen Sonntagmorgen mit Reinigungsgerät ausgestattet, die öffentliche Infrastruktur für den Besucheransturm vorbereitete. Ohne Wartezeit konnte ich an Bord gehen und gelangte auf äußerst ökologische Art ans andere Ufer nach Niederrathen. Die Rathener Fähre besitzt nämlich keinen Antrieb, sie hängt an einem sogenannten Gierseil und wird mit Hilfe der Strömung bewegt. Meines Wissens dürfte sie die letzte ihrer Art auf der (deutschen) Oberelbe sein. Abgestiegen, durchquerte ich zügigen Schrittes den menschenleeren Ort. In ein paar Stunden dürfte es hier anders aussehen, aber noch schliefen Hotel- und Pensionsgäste und die Tagesgäste machten sich wohl erst später auf den Weg. Vorbei am Amselsee wanderte ich entlang des Grünbaches in den Amselgrund hinein. Nach einem ersten Anstieg kam ich zum Amselfall. Dahinter stieg es bis Rathewalde stärker an. Am Dorfteich bog ich rechts ab und wechselte dann nach links auf den Querweg. Dieser führte mich aus dem Ort. Aussichtsreich lief ich Richtung Hocksteinschänke hinüber, erst auf einem Wiesenpfad, die letzten Meter am Straßenrand entlang. Am Wanderparkplatz ging ich rechts hinein und folgte der Ausschilderung zum Hockstein. Über eine Sandsteinbrücke wird der Gipfel des Hocksteins erreicht. Hier stand wahrscheinlich ab dem 13. Jh. eine Burg, die später jedoch aufgegeben wurde und verfiel. Zur touristischen Erschließung wurden eine Brücke (1821 Holz, 1843 Stein) sowie eine Schutzhütte errichtet. Vom Felsen hat man einen schönen Blick ins Polenztal und auf die gegenüberliegende Burg und Stadt Hohnstein. Diesen wunderbaren Fleck nutzte ich zur Rast in der Morgensonne. Gestärkt nahm ich den Abstieg über die Stufen in der engen Spalte der Wolfsschlucht in Angriff.
 
Unten an der Polenz angekommen, passierte ich das Gasthaus Polenztal und bog links über eine Brücke in den Schindergraben ein. Durch den wildromantischen Grund ging es steil aufwärts. Nach einiger Zeit wurde die halbverfallene Mauer des einstigen Bärengartens sichtbar. Den Abzweig auf den Halben-Weg ignorierte ich zunächst und lief bis zum ersten Haus von Hohnstein weiter. Hier zweigte ich nach links auf den Burgweg ab. Ich umrundete die Burg an ihrem Fuße etwa zur Hälfte, dann gelangte ich in den Ort. Eine Gruppe Motorradfahrer mit schweren Maschinen kam von der Burg herunter. Offenbar hatten sie hier übernachtet. Vorbei an Kirche und Marktplatz stieg ich wieder den Schindergraben hinunter, um nun den Halben-Weg weiterzulaufen. Oberhalb auf dem Hohnsteiner Burghof ließ man nun die Motoren der sportlicheren Maschinen im Stand aufheulen, eine verbreitete Unsitte. Weit wurde der Lärm in den Wald hineingetragen. Nach einer Weile folgte ich der Ausschilderung ein kurzes Stück nach links in einen engen Felsenkessel, an dessen Ende sich ein Überhang – die Gautschgrotte – befindet. Im Winter soll sie mit einem großen Eisfall noch imposanter wirken. Auf den Hauptweg zurückgekehrt, schloss sich nun ein wahres Felsenschlängeln an. Relativ eben und später leicht steigend wurden Ausbuchtungen und kleine Seitentäler in der zerklüfteten Felslandschaft ausgelaufen. Dann erreichte ich einen alten Steinbruch, der an der nördlichen Seite eine sogenannte Schichtfugenhöhle, die Diebshöhle aufweist. Jetzt stieg es nochmals an und die Hochfläche wurde erreicht. Durch Mischwald, der unvergleichlichen Herbstduft ausstrahlte ging es auf dem Räumigtweg weiter. Später bog ich rechts auf den Fahrweg zum Brand ein. War ich bisher nur vereinzelt auf Wanderer getroffen, herrschte hier deutlich dichterer Publikumsverkehr, weil dieser Weg den Hauptzugang zum Brand bildet. Durch den Trubel am Gasthaus arbeitete ich mich zur Aussicht vor, warf einen Blick in die Runde und ließ die Geschäftigkeit hinter mir. Auf dem Weg zu den Brandstufen bog ich noch nach links zur Hafersäcke-Aussicht ab. Hier konnte ich einen kleinen Ausblick auf das erhalten, was mich nun erwartete, der steile Abstieg in den Tiefen Grund und der ebenso steile Aufstieg durch den Dorfgrund nach Waitzdorf. Der Blick auf das Ziel gegenüber weckte den Wunsch: „Scotty beam mich rüber!“. Nun denn, 850 Stufen später stand ich im Tiefen Grund. Meine Knie meinten, es wären ein paar mehr gewesen.
 
Im Tiefen Grund wandte ich mich nach links und lief am Straßenrand der sogenannten „Sense“ aufwärts. Dabei passierte ich das namengebende Detail, eine auf der rechten Seite in den Felsen eingemeißelte Sense, die erst kürzlich mit weißer Farbe recht grob hervorgehoben wurde. Im starken Verkehr suchte ich eine Lücke zur Straßenüberquerung und nahm den Aufstieg durch den Dorfgrund nach Waitzdorf in Angriff. Oben angekommen, lockte das Gasthaus „Waitzdorfer Schänke“ zur Mittagsrast. Als ich eintraf verließ gerade eine Gruppe die Terrasse, so dass ich dort Platz nahm, obwohl es im Schatten recht kühl war. Nach mir ankommende Gäste gingen zunächst hinein, kamen wegen Überfüllung rasch wieder heraus und taten es mir gleich. So füllte es sich fast bis zum letzten Platz. Die Serviererin wies darauf hin, dass es mit dem Essen etwas dauern könne, man sei gut besucht. Nach dem Aufstieg kam mir die Pause sehr gelegen und die Getränke standen zudem schnell auf dem Tisch. Dann bekam ich einen Wink es gehe gleich los. Und tatsächlich, das Warten auf das Lammhüftsteak hatte sich gelohnt. Dazu ein Viertele Spätburgunder und ich mochte fast nicht mehr aufstehen. Satt und zufrieden marschierte ich dennoch los. Auf dem Mühlweg ging es in den Wald hinein. Der Weg wandte sich nördlich und fiel zum Talboden des Kohlichtgrabens hinab. Hier bog ich scharf rechts und lief nun talauswärts. Auf einer Fahrstraße erreichte ich zum Schluss Goßdorf-Kohlmühle.
 
Über die Gleise der Sebnitztalbahn hinübergewechselt, passierte ich das große alte Fabrikgebäude von Likolit, einem Produzenten von Linoleum und anderen Bodenbelägen. Auf der Fahrstraße verließ ich das Tal, die letzte Kurve kürzt der Wanderweg durch den Wald ab. Oben bog ich rechts ab und lief am Straßenrand hinüber nach Rathmannsdorf-Höhe. Von hier aus stieg ich über den Treppenweg/Schulberg zum Rathmannsdorfer Ortsteil Wendisch Fähre hinab. Jetzt waren es nur noch wenige Meter zum Ausgangspunkt - dem Parkplatz an der Elbbrücke - zurück.

Tourengänger: lainari


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 8680.kml

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Kommentare (2)


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Bergpoetin hat gesagt:
Gesendet am 13. Oktober 2011 um 10:11
Netter Bericht. Ich finde es gut, dass auch immer mehr außeralpine Gebiete hier beschrieben werden.

lainari hat gesagt: RE:
Gesendet am 13. Oktober 2011 um 13:18
Danke ! Gern doch. Da das Alpine bei mir derzeit aus Zeitmangel etwas ins Hintertreffen gerät, müssen es Ersatzdrogen tun...


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