Cima Mora (1940 m) - Schicksalsberg Monte Toc


Publiziert von 83_Stefan , 13. November 2021 um 17:26.

Region: Welt » Italien » Friaul-Julisch Venetien
Tour Datum:12 Juni 2021
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von der SR251 durch das Vajonttal etwa 500 Meter östlich der Staumauer nach Süden abbiegen. Nach etwa 500 Metern kostenfreie Parkgelegenheiten an einer Infotafel am Abzweig eines Fahrwegs in einer scharfen Linkskurve.
Kartennummer:OpenTopoMap

Es war der Monte Toc, an dem im Oktober 1963 die Vajont-Katastrophe ihren Anfang nahm. Fast 300 Millionen Kubikmeter Gestein lösten sich schlagartig und rutschen in den künstlich zur Energieerzeugung angelegten Vajont-Stausee. Das Wasser des Sees schwappte daraufhin 200 Meter über die Dammkrone und ergoss sich in das darunter liegende Piavetal, in dem es Longarone und weitere Ortschaften dem Erdboden gleich machte und etwa 2000 Menschenleben auslöschte. Wer heute hinauf zu Monte Toc und Cima Mora steigt, wandert nicht weit entfernt von der Abrisskante entlang. Wer ein bisschen Orientierungsgabe mitbringt, der kann ihr einen Besuch abstatten und auf die glatten Felsplatten hinunter schauen, die damals als Gleitfläche dienten.

Wo von der Zufahrt nach Località Pineda oberhalb der Staumauer in einer scharfen Kurve ein beschilderter Fahrweg abzweigt, ist der Ausgangspunkt. Man befindet sich hier direkt auf den mittlerweile teilweise bewaldeten Gesteinsmassen, die 1963 in den Stausee gerutscht sind. Am Fahrweg geht es im Wald leicht bergab zu einer Verzweigung, dort hält man sich links und folgt dem Weg wieder aufwärts zu einer kleinen Lichtung. Hier beginnt der Steig zu Monte Toc und Cima Mora (Beschilderung "Casera Vasei").

Im Wald geht es hinauf zu einer alten, von Moos bewachsenen Steinmauer, dann beginnt eine Querung nach Westen, bis man eine Schulter über dem Piavetal erreicht. Hier hat man recht gute Blicke über Longarone.

Bis jetzt war die Wanderung entspannt, doch das ändert sich jetzt. Teilweise gigantisch steil gewinnt der Steig zunächst am Kamm, später in der dicht bewaldeten Flanke rasch an Höhe. Unterhalb einer Felswand verlässt man kurzzeitig den Wald und ist dankbar um die kurze Verschnaufpause: Der Steig quert unterhalb der Felsen nach Südosten, auf dieser Etappe hat man schöne Blicke über das Vajonttal nach Norden. Auch den übrig gebliebenen Rest des Stausees sieht man. Anschließend geht es wieder im Wald hinauf zur Casera Vasei, einer kleinen, offenen Hütte, die am Rande einer zunehmend verbuschenden Almwiese gelegen ist. Hier bietet sich eine Pause mit Blick nach Westen an.

Der offizielle Steig endet zwar an der Hütte, aber eindeutige Spuren leiten im Wald weiter aufwärts ins Kar zwischen Monte Toc und Cima Mora, das dicht mit Latschen bestanden ist. Hier wird es wieder steiler und durch Latschengassen gelangt man - bei immer besseren Blicken auf die zackigen Felsberge im Norden - hinauf zum Verbindungsgrat.

Nun hat man die Qual der Wahl: Nach rechts geht die Spur hinauf zum Monte Toc, der etwas niedrigeren Erhebung. Sie besteht aus einem Doppelgipfel: Auf dem ersten befindet sich ein Steinmann mit Holzstock, auf dem zweiten, exponierteren Gipfel nur noch ein Steinmann. Dafür hat man hier nicht nur einen herrlichen Rundumblick, sondern man schaut direkt hinunter ins Piavetal. Wirklich sehr schön! Beim Übergang zwischen den beiden Gipfeln muss man ein wenig aufpassen, schwieriger als T3 ist er allerdings nicht.

Die Cima Mora ist ein paar Meter höher als der Monte Toc, und problemlos auf deutlicher Spur am latschenbestandenen Grat zu erreichen. Ein kleines, schlankes Metallkreuz in einem Steinmann ziert den Berg. Der Rundumblick ist vergleichbar mit dem vom Monte Toc, nur ins Piavetal sieht man nicht so schön hinunter. Die Vajont-Staumauer sieht man von keinem der beiden Gipfeln, dafür aber den Stausee Lago di Val Gallina mit seinem türkis-grünen Wasser im Süden. Hier oben weist nichts auf den gewaltigen Bergrutsch hin, der damals aus der steilen Flanke weiter unten in den Vajont-Stausee abgerutscht ist und etwa 2000 Menschenleben gekostet hat.

Der Abstieg erfolgt auf dem Anstiegsweg. Wer ein gutes Gespür hat, der kann nach dem aussichtsreichen Quergang unterhalb der Casera Vasei im Wald an geeigneter Stelle vorsichtig hinab zur Abbruchkante steigen. Teilweise verläuft der Steig ziemlich nah daran vorbei. Hier kann man dann auf die glatten Felsplatten hinunterschauen und sich fragen, wie dieses Unglück nur geschehen konnte.

Schwierigkeiten:
Aufstieg zur Casera Vasei: T3 (wenige Stellen, teilweise brutal steiler Anstieg).
Weiter zum Monte Toc: T2 (deutliche Spuren, optionaler Übergang zur zweiten Gipfelerhebung Stelle T3).
Übergang zur Cima Mora: T2 (Steigspuren im Latschengelände).

Fazit:
Eine abwechslungs- und sehr aussichtsreiche 4*-Wanderung mit Blick auf die markanten Kalkzinnen der Südlichen Karnischen Alpen und der Dolomiten. Die kleine Casera Vasei ist ein sehr charmanter Pausenplatz, an dem man sich etwas vom ungewöhnlich steilen Anstieg regenerieren kann. Aufgrund der Geschichte eine ganz besondere Tour, auf der man immer wieder versucht, das Unglück von 1963 nachzuvollziehen.

Mit auf Tour: Francesca.

Anmerkung:
Mehr Informationen zum Vajont-Unglück gibt es hier: *Vajont - Schauplatz einer Katastrophe.

Kategorien: Südliche Karnische Alpen, 4*-Tour, 1900er, T3.

Tourengänger: 83_Stefan


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