Hochkönig Biwaktour Zelttest


Published by alpensucht , 9 December 2020, 12h42.

Region: World » Austria » Nördliche Ostalpen » Berchtesgadener Alpen
Date of the hike: 7 June 2017
Hiking grading: T5 - Challenging High-level Alpine hike
Climbing grading: II (UIAA Grading System)
Waypoints:
Geo-Tags: A   A-S 
Time: 3 days
Height gain: 3250 m 10660 ft.
Height loss: 2450 m 8036 ft.
Route:Bischofshofen-Mitterfeldalm-Matrashaus-Mitterfeldalm-Arthurhaus-Erichhütte ca. 34km
Accommodation:Mitterfeldalm, Matrashaus, Erichhütte
Maps:10/2 Hochkönig Hagengebirge

Mein leichtes Zelt war zwar schon mit in Peru im letzten Winter, hat ein südamerikanisches Andenhochlandgewitter und eine Flugreise überstanden, lag jedoch seit dem herum. Höchste Zeit für einen richtigen alpinen Testlauf. Als gut geeignetes Ziel in dieser Jahreszeit suche ich mir den Hochkönigstock heraus. Es hat zwar noch eine Menge Schnee da oben und das Wetter soll auch nicht gerade perfekt werden, doch ein Test bei Kaiserwetter wäre ja auch keiner!

07.-10.06.2017  Hochkönig mit dem Vaude Powerlizard UL 2-3


1. Tag: Zustieg zum Biwakplatz im Regen T2, 1300Hm/8km, 5h 15min
An diesem Mittwoch Vormittag komme ich also nach langer Anreise über Salzburg mit der ÖBB in Bischofshofen an, kaufe noch schnell frisches Brot und beginne dann den Anstieg Richtung Schanze/Arthurhaus um 11:15 Uhr.
Der Rucksack ist schon wieder viel zu schwer - was schleppe ich da bloß immer alles mit? Es war eben nicht sicher, dass das Matrashaus schon geöffnet sein würde. So musste ich mich auf vier Tage autarker Versorgung einrichten. Auf anderen Touren hatte ich eher zu viel zu trinken dabei. Heute trinke ich zunächst deutlich zu wenig. Dennoch verschwitzt und ziemlich angestrengt treffe ich an der Stegalm 2,5h später ein. Eine weitere halbe Stunde später erreiche ich die Mitterfeldalm, wo ich eine sehr lange Zeit pausiere. Gerade, als ich weiter gehen möchte, beginnt es zu regnen. Ich warte also noch etwas, bestelle noch ein Getränk und hole Infos über die Torsäule, einen herausragend schönen Gipfel in der Nähe, ein. Bald gehe ich dennoch wieder los ins Ochsenkar, wo die Landschaft karger wird und es wieder stärker regnet. 16:30 Uhr. Als ich eine passable Stelle direkt am Weg finde, baue ich schnell das Zelt auf. Ich bemühe mich nun darum Wasser zu sammeln. Schwere Schneeflocken mischen sich jetzt bei 1°C unter.


2. Tag: Der mühsame Normalweg auf den Hochköniggipfel   
T4, I, 1200Hm/6km vom Biwakplatz, 4h

Am nächsten Morgen stehe ich 4 Uhr auf und räume mühsam das Zelt zusammen. Die Außenhaut ist gefroren und innen hat sich Kondenswasser gebildet. Es hat außen -5°C. Von der Zeltwand kann ich etwa einen Viertelliter Wasser sammeln. Um 5:20 Uhr setze ich fröhlich meinen Weg zu einer Quelle im Oberen Ochsenkar fort. Die Morgendämmerung lässt mich schweigend staunen. Ab 2000m kamen diese Nacht 5cm Neuschnee zusammen. Ich steige in den wunderschönen Morgen hinauf Richtung Torsäule bis zum Abzweig zu deren Normalweg, wo ich um 6:45 Uhr ankomme.
Dort scheint bereits die Sonne kräftig. Ich breite das Zelt über den riesigen Kalkblock und nutze Rissschlingen und Keile zum Abspannen. Noch ist es nur -2°C kalt um 8:30 Uhr. Jetzt wird gefrühstückt! Schneeschmelzen, Milchpulver, Fertiggriesbrei - großartig!
Auch einige Kleidungsstücke müssen dringend noch trocknen. Also lasse ich mir sehr viel Zeit. Gegen 9 Uhr stapfen Zwei Familien und ein Paar ihre Spuren in den Schnee.

20min später betrete ich auch wieder die Spur. Die Querung unter der Torsäule wird bis etwa 25° steil und der Neuschnee liegt auf Altschnee und der auf Schotter. Die erwartete Quelle ist noch eingefroren. So muss 1l bis zum Gipfel genügen.
Nach einiger Zeit hole ich die anderen ein. Mehr oder weniger gemeinsam suchen wir uns die Route mühsam im Schnee. Manchmal sind Markierungen zu sehen, dann wieder länger nicht. Auf und ab geht's weiter unter stetem Höhengewinn (T3-T4). Manchmal hole ich die Karte zur Sicherheit raus. Kurz nach einer schwierigen, vereisten Stelle (T4, I) kehrt ein Teil der Familie um. Die letzten 150Hm fühlen sich dann sehr mühsam an wegen des vielen Schnees und immer noch schweren Rucksacks. Den Abzweig zur Ostpreußenhütte passieren wir kurz nach 12 Uhr. Keine halbe Stunde danach erreichen wir endlich den Gipfel und bestaunen das außerordentliche Panorama.

Der Hüttenwirt Roman sei gerade heute den ersten Tag da. Er wurde rauf geflogen. Er habe nichts gegen mein Zelt direkt neben der Hütte am Gipfelschneefeld. Er berät mich auch sehr kompetent zum weiteren Weg (ursprünglich dachte ich nämlich über eine Überschreitung nach). Dann bekomme ich sogar noch großzügig Kaiserschmarrn und Kaffee auf's Haus! Mutter und Tochter der Familie wollten eigentlich absteigen, bleiben nun aber doch hier. Später treffen noch zwei weitere Bergsteiger ein.

Um 15:30 Uhr mache ich mich nochmal auf den Weg zum Westgipfel. Dazu muss ich unter dem Hauptgipfel nördlich durchqueren in etwa 45° steilem Schneegelände. Um das sicherer gestalten zu können, hole ich kurzer Hand mein kleines Sicherungsset mit Reepschnur, Schlingen, zwei kleinen Klemmkeilen und Karabinern. Seit meinem Schneebretterlebnis am Hochfeiler (Kein Bericht) bin ich im Schnee relativ vorsichtig geworden. Die Querung geht gut, dahinter geht's flott über Schnee, Fels und Schutt zum Gipfel, wo es bereits kräftig pfeift. Dieses kurze Stück hat hier so früh im Jahr echten Hochtourencharakter (WS-, I).

Nach der Rückkehr zum Hauptgipfel baue ich das Zelt auf. Das Abspannen im Schnee gestaltet sich bei dem Wind schwierig. Nun suche ich noch etwas Gemeinschaft in der Hütte und bekomme sogar noch ein Getränk und Salat ausgegeben.
Das Spektakel später zum Sonnenuntergang wirkt sehr langwierig, weil man immer mehr durchfriert. Dann wird Schnee geschmolzen und gekocht mit richtiger Zwiebel. Nach den Telefonaten mit den Lieben zu Hause falle ich in einen unruhigen Schlaf bei -2°C im Zelt und lärmenden Wind, der unregelmäßig gegen die Zeltwand klatscht. Aber alles bleibt trocken und ich bleibe warm.


3. Tag: Bratschenkopf, Torsäule u. sehr langer Abstieg   
T5, II, 750Hm auf/1950Hm ab, ca. 19km, 10h

Den Wecker um 5 Uhr stelle ich aus und erwache erst um 6:30 Uhr. Nach dem Zeltabbau begrüße ich die anderen in der Hütte. Wir trinken noch Tee und besprechen unsere Pläne.
Von Roman bekomme ich noch genug Schmelzwasser und verabschiede mich um 8:30 Uhr. Im angetauten Schnee komme ich ohne Steigeisen schnell voran und stehe so schon nach 1h am "Einstieg" zum Großen Bratschenkopf. Den Gipfelabstecher über den sanften schrofigen Ostrücken (T3 und I) nehme ich gern mit, denn was soll ich mittags im Tal? Nach 45min befinde ich mich wieder am Abstiegsweg vom Hochkönig. Die anderen Hüttengäst hole ich nun wieder ein, weil sie eine Pause einlegen. 10:50 Uhr.
Im Oberen Ochsenkar wartet noch eine längere Firnabfahrt bevor ich die nun sehr unangenehm aufgeweichte Querung unter der Torsäule in Angriff nehme. Um 11:30 Uhr stehe ich am Einstieg des Normalwegs auf die Torsäule. Zunächst warte ich auf die anderen, um Abschied zu nehmen.

Und um 11:45 Uhr geht es dann gleich spannend los durch Geröll und Schutt einen Schrofenrücken rechts aufwärts. Es folgt eine Querung nach rechts in steileren Schrofen. Leicht aufwärts, rechts haltend und Schneefeldern ausweichend lande ich vor einem sehr steilen Schneefeld. Zu steil ohne Stöcke und Pickel! Also weiche ich links in die Ostflanke aus, die teils sehr steile und brüchige Schrofen und manchmal auch guten Fels (II) bereit hält. Nach ca. 70 Klettermetern quere ich rechts unter einem senkrechten Felsabsatz steil in eine schmale Schneerinne. Dort drin benötige ich zum Glück nur zwei Schritte und treffe jenseits auf Wegspuren im I-IIer Gelände. Die letzten 70m leiten nochmals schuttig und brüchig zum Gipfelkreuz, wo ich um 12:23 Uhr ankomme.

Beim Abstieg versuche ich dann immer auf den Wegspuren zu bleiben. Das geht deutlich leichter als meine Aufstiegsroute in der Ostflanke. Nur eine senkrechte Stelle muss bei guten Tritten abgeklettert werden. Um 13:12 Uhr gelange ich zurück zum Rucksack am Einstieg.

Beim weiteren Abstieg beginnen langsam meine Füße und mein Rücken zu schmerzen. Die großartige Landschaft entschädigt das wieder. Gegen 14:45 Uhr passiere ich die Mitterfeldalm und gehe gleich weiter zum Arthurhaus. Über die Wiederacheggalm und drei weitere Hütten/Almen verläuft mein weiterer Weg, an deren letzter ich unter dem Dientner Sattel nochmal eine Pause einlege. 16:30 Uhr. Inzwischen überwiegt langsam der Schmerz in den vielen kleinen Gegenanstiegen den landschaftlichen Reiz. Und schlussendlich gelange ich um 18:30 Uhr an die Erichhütte. Hier geht es heute nicht mehr weiter. Eine fröhliche Seniorengruppe übernachtet auch dort. 

4. Tag: Abstieg zum Dientner Sattel und Rückreise  T1, 200Hm ab/1km, 15min
Am letzten Tag steige ich nur noch kurz ab und reise wieder zurück ins Flachland.

Das Zelt hält durch, ist mit seinen 1,4kg sehr leicht und schützt jedenfalls bei größerer Kälte und schlechtem Wetter. Ob die dünnen Stängchen jedoch einem richtigen Sturm auf dem Gletscher Stand halten würden, ist kaum vorstellbar. Am Gipfel hatte es sicher kaum mehr als 50km/h Windstärke. Eine feste Unterkunft und ein leichterer Rucksack sind schon etwas feines.

Und 7 Wochen später ging es auf besondere Hochtouren im Furka- und Oberaargebiet:

Akklimatisierung am Gross Muttenhorn 3099m

Der lange Aufstieg zur Oberaarjochhütte 3256m

Seltene Überschreitung vom Studerhorn 3638m zum Oberaarhorn

Finsteraarhorn (Offline Bericht)

Hike partners: alpensucht


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