Wetterhorn - Abbruch Willsgrätli (Unfall)
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Aufgrund des Wetters zieht unser Organisator die Tour einen Tag vor. Dieses Mal habe ich mich einer Tourengruppe angeschlossen, da mich die ausgeschriebene Rundtour im Vereinsheft sofort gepackt hat: "Wetterhorn via Willsgrätli mit optionaler Überschreitung des Mittelhorns und Abstieg über die Augen". Aufgrund der technischen Schwierigkeiten und des vorhergesagten Wetters sollte es eine Genusstour werden.
Vom grossen Parkplatz des Restaurants Wetterhorn starten wir unseren Hüttenzustieg. Mit interessanten Blicken Richtung Schwarze Lütschine und der steilen Nordwand vom Wetterhorn wandern wir zum P.1593 empor, von wo man in den stark ausgesetzten Wegabschnitt zur Glecksteinhütte einsteigt. Über den sehr ansprechenden Ischpfad marschieren wir nun mit traumhaften Blick Richtung Mittellegigrat bis zum P.1735, von wo man einen tollen Blick auf die Bergstation vom ehemaligen Wetterhorn-Aufzug hat (Dieser war von 1908 bis 1915 in Betrieb). Nachdem wir nun aufgrund der schwülen Temperatur von innen Nass geschwitzt waren, setzte nun auch ein willkommener, leichter Regen ein, welcher uns von aussen berieselte. Bei der willkommenen Dusche beim Wyssbach waren dann definitiv alle Nass! Bei den Zybachsplatten begannen wir erneut an Höhe zu gewinnen. Über den Zick-zack weg erreichten wir nach bereits 2 1/4 h die tolle Glecksteinhütte. Bei einem kurzen, gemütlichen Abend, liesen wir den Abend mit einem schönen Sonnenuntergang ausklingen. Eine der anwesenden Steingeissen traute sich gar zur Freude der "Hotelgäste" an die Hüttenmauer.
Um 3 Uhr Morgens standen wir motiviert auf, sodass wir um 3:35 Uhr bereits los marschieren konnten. Der Aufstieg zum kleinen Chrinnengletscher ist kurzweilig, der Aufstieg über den Chrinnengletscher mit zwei Dreierseilschaften nur von kurzer Dauer. Der Ausstieg war bereits ausgeapert, sodass wir den Ausstieg seriös angehen mussten. Der Felsnase vom Normalaufstieg entlang fand unser Tourenleiter eine mögliche Variante, sodass wir sicher und trotzdem rasch auf dem Normalweg standen und somit im 2. Schwierigkeitsgrad begannen, in drei Zweierseilschaften über diese Felsnase aufzusteigen.
Der Aufstieg über Blockgelände und später Abwärtsgeschichtete Platten ist lang. Den optimalen Weg für die Querung zum Willsgrätli zu finden eher Zufallssache - hier wären aus meiner Sicht Sicherungsstangen sehr hilfreich, da ein abrutschen fatal Ausarten könnte. Am Willsgrätli angekommen bewältigt man weitere Höhenmeter im 2. Schwierigkeitsgrad, wobei nun in regelmässigem Abstand Sicherungsstangen zu sehen sind. Der Wechsel in den 3. Schwierigkeitsgrad ist offensichtlich, eine Sicherungsstange weist einem den Weg, danach folgen Bohrhacken.
Auf ca. 3350 Höhenmeter passiert es, kurz nach dem Begin der Genusskletterei. Wir sind die dritte Zweierseilschaft unserer Tourengruppe. Eine Rund ein Kubikmeter grosse Felsplatte von 2 Meter breite löst sich direkt vor meinem Seilpartner, welcher am vorklettern ist. Dies entspricht ungefähr 1,5 Tonnen! Was dann passierte lief in wenigen Sekundenbruchteilen ab. Spätestens als mein Seilpartner samt Felsen an mir vorbei schlitterte, hatte ich für mein Leben abgeschlossen - Der Fels verhedderte sich teilweise mit dem Seil, mein Gedanke: Der Stand hält das nie im Leben. Während ich noch versuchte das Seil einzuziehen um die Sturzlänge zu minimieren und die Optimale Position zu erlangen, um allenfalls den Seilpartner mit Manneskraft aufzufangen, riss es plötzlich mit voller Kraft am Seil. Meine Hände prallten gegen den zackigen Felsen und der Seilpartner gelangte zum Stillstand.
Der Seilpartner lag bewegungslos da, im Schockzustand versuchte ich über Fragen herauszufinden, wie es ihm geht. So wie ich es in diversen Wiederholungskursen immer wieder lerne. Die Kommunikation funktionierte, an Kopf und Rücken bemerkte mein Seilpartner keine Schäden. Das Blut an den Füssen liess jedoch keine gute Prognose erahnen. Als nächste Massnahme errichtete ich für mich einen optimaleren Stand, sodass ich absitzen konnte und vollen Zugriff auf meinen Rucksack hatte. Die gefühlte Kälte nahm nämlich beim stillstehen rapide zu. Der eine Tourenleiter seilte sich inzwischen zu uns hinunter ab, während der andere die Rega alarmierte. Dem Seil entlang liessen wir nun ein Kleidungsstück zum verletzen Seilpartner hinunter, damit er sich besser zudecken konnte. Die Wolkendecke war zu dem Zeitpunkt knapp über uns.
Die Zeit bis die Rega eintraf war für uns betroffenen am schlimmsten. Die Kälte machte sich breit, da die wärme der Muskeln nachliess. Im Schockzustand bemerkte ich lange nicht, dass meine Hände ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Hände prallten gegen den scharfzackigen Felsen und waren inzwischen Blutüberströmt. Mit meiner Ersthilfeapotheke konnte ich die Hände reinigen, desinfizieren und verbinden.
Mit der Rettungswinde wurde unser Seilpartner in Geborgenheit der Rega zuerst zur Glecksteinhütte und von dort im Heli ins Spital von Interlaken geflogen. Diagnose: Beide Unterschenkel und ein Sprunggelenk gebrochen.
Hierbei möchte ich einen herzlichen Dank an die Rega aussprechen. Apropos, werde doch auch Gönner und unterstütze diese Engel: https://www.rega.ch/rega-goenner
Für uns war es klar, dass wir die Tour abbrechen und absteigen. Vorsichtig stiegen wir insofern über denselben Weg ab, zurück zur Glecksteinhütte. Nach einer kurzen Pause in der Glecksteinhütte stiegen wir sodann auch noch ganz ab. Unterwegs hatten wir sehr gute Gespräche. Die Tour war seriös geplant, es herrschten gute Verhältnisse und es war eine tolle, konditionell gute Gruppe - es hätte alles gepasst: Wir waren für einmal zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Ich persönlich bin unendlich dankbar ist nicht mehr passiert, der Felsausbruch hätte sehr traurig enden können. Umso mehr bin ich überzogen, dass die eher vorsichtige Art mit welcher ich (wir) klettern, das Restrisiko minimiert. Ohne Seilschaft wären wir rund 200 Meter tiefer gelandet – Augenzwinker zu anderen Solo-Tourengehern.
Zuhause angekommen begab ich mich nach dem Nachtessen und einer Dusche in Behandlung. Die Diagnose nach 4h Röntgen, Untersuchungen und Behandlungen:
In diesem Sinne: "Hebed Sorg".
Meinem Seilpartner wünsche ich weiterhin eine gute, nachhaltige Genesung.
Unserem Tourenleiter und der gesamten Gruppe ein herzliches Dankeschön - diese Tour wäre ein weiteres Highlight mit besten Erinnerungen geworden!
Vom grossen Parkplatz des Restaurants Wetterhorn starten wir unseren Hüttenzustieg. Mit interessanten Blicken Richtung Schwarze Lütschine und der steilen Nordwand vom Wetterhorn wandern wir zum P.1593 empor, von wo man in den stark ausgesetzten Wegabschnitt zur Glecksteinhütte einsteigt. Über den sehr ansprechenden Ischpfad marschieren wir nun mit traumhaften Blick Richtung Mittellegigrat bis zum P.1735, von wo man einen tollen Blick auf die Bergstation vom ehemaligen Wetterhorn-Aufzug hat (Dieser war von 1908 bis 1915 in Betrieb). Nachdem wir nun aufgrund der schwülen Temperatur von innen Nass geschwitzt waren, setzte nun auch ein willkommener, leichter Regen ein, welcher uns von aussen berieselte. Bei der willkommenen Dusche beim Wyssbach waren dann definitiv alle Nass! Bei den Zybachsplatten begannen wir erneut an Höhe zu gewinnen. Über den Zick-zack weg erreichten wir nach bereits 2 1/4 h die tolle Glecksteinhütte. Bei einem kurzen, gemütlichen Abend, liesen wir den Abend mit einem schönen Sonnenuntergang ausklingen. Eine der anwesenden Steingeissen traute sich gar zur Freude der "Hotelgäste" an die Hüttenmauer.
Um 3 Uhr Morgens standen wir motiviert auf, sodass wir um 3:35 Uhr bereits los marschieren konnten. Der Aufstieg zum kleinen Chrinnengletscher ist kurzweilig, der Aufstieg über den Chrinnengletscher mit zwei Dreierseilschaften nur von kurzer Dauer. Der Ausstieg war bereits ausgeapert, sodass wir den Ausstieg seriös angehen mussten. Der Felsnase vom Normalaufstieg entlang fand unser Tourenleiter eine mögliche Variante, sodass wir sicher und trotzdem rasch auf dem Normalweg standen und somit im 2. Schwierigkeitsgrad begannen, in drei Zweierseilschaften über diese Felsnase aufzusteigen.
Der Aufstieg über Blockgelände und später Abwärtsgeschichtete Platten ist lang. Den optimalen Weg für die Querung zum Willsgrätli zu finden eher Zufallssache - hier wären aus meiner Sicht Sicherungsstangen sehr hilfreich, da ein abrutschen fatal Ausarten könnte. Am Willsgrätli angekommen bewältigt man weitere Höhenmeter im 2. Schwierigkeitsgrad, wobei nun in regelmässigem Abstand Sicherungsstangen zu sehen sind. Der Wechsel in den 3. Schwierigkeitsgrad ist offensichtlich, eine Sicherungsstange weist einem den Weg, danach folgen Bohrhacken.
Auf ca. 3350 Höhenmeter passiert es, kurz nach dem Begin der Genusskletterei. Wir sind die dritte Zweierseilschaft unserer Tourengruppe. Eine Rund ein Kubikmeter grosse Felsplatte von 2 Meter breite löst sich direkt vor meinem Seilpartner, welcher am vorklettern ist. Dies entspricht ungefähr 1,5 Tonnen! Was dann passierte lief in wenigen Sekundenbruchteilen ab. Spätestens als mein Seilpartner samt Felsen an mir vorbei schlitterte, hatte ich für mein Leben abgeschlossen - Der Fels verhedderte sich teilweise mit dem Seil, mein Gedanke: Der Stand hält das nie im Leben. Während ich noch versuchte das Seil einzuziehen um die Sturzlänge zu minimieren und die Optimale Position zu erlangen, um allenfalls den Seilpartner mit Manneskraft aufzufangen, riss es plötzlich mit voller Kraft am Seil. Meine Hände prallten gegen den zackigen Felsen und der Seilpartner gelangte zum Stillstand.
Der Seilpartner lag bewegungslos da, im Schockzustand versuchte ich über Fragen herauszufinden, wie es ihm geht. So wie ich es in diversen Wiederholungskursen immer wieder lerne. Die Kommunikation funktionierte, an Kopf und Rücken bemerkte mein Seilpartner keine Schäden. Das Blut an den Füssen liess jedoch keine gute Prognose erahnen. Als nächste Massnahme errichtete ich für mich einen optimaleren Stand, sodass ich absitzen konnte und vollen Zugriff auf meinen Rucksack hatte. Die gefühlte Kälte nahm nämlich beim stillstehen rapide zu. Der eine Tourenleiter seilte sich inzwischen zu uns hinunter ab, während der andere die Rega alarmierte. Dem Seil entlang liessen wir nun ein Kleidungsstück zum verletzen Seilpartner hinunter, damit er sich besser zudecken konnte. Die Wolkendecke war zu dem Zeitpunkt knapp über uns.
Die Zeit bis die Rega eintraf war für uns betroffenen am schlimmsten. Die Kälte machte sich breit, da die wärme der Muskeln nachliess. Im Schockzustand bemerkte ich lange nicht, dass meine Hände ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die Hände prallten gegen den scharfzackigen Felsen und waren inzwischen Blutüberströmt. Mit meiner Ersthilfeapotheke konnte ich die Hände reinigen, desinfizieren und verbinden.
Mit der Rettungswinde wurde unser Seilpartner in Geborgenheit der Rega zuerst zur Glecksteinhütte und von dort im Heli ins Spital von Interlaken geflogen. Diagnose: Beide Unterschenkel und ein Sprunggelenk gebrochen.
Hierbei möchte ich einen herzlichen Dank an die Rega aussprechen. Apropos, werde doch auch Gönner und unterstütze diese Engel: https://www.rega.ch/rega-goenner
Für uns war es klar, dass wir die Tour abbrechen und absteigen. Vorsichtig stiegen wir insofern über denselben Weg ab, zurück zur Glecksteinhütte. Nach einer kurzen Pause in der Glecksteinhütte stiegen wir sodann auch noch ganz ab. Unterwegs hatten wir sehr gute Gespräche. Die Tour war seriös geplant, es herrschten gute Verhältnisse und es war eine tolle, konditionell gute Gruppe - es hätte alles gepasst: Wir waren für einmal zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Ich persönlich bin unendlich dankbar ist nicht mehr passiert, der Felsausbruch hätte sehr traurig enden können. Umso mehr bin ich überzogen, dass die eher vorsichtige Art mit welcher ich (wir) klettern, das Restrisiko minimiert. Ohne Seilschaft wären wir rund 200 Meter tiefer gelandet – Augenzwinker zu anderen Solo-Tourengehern.
Zuhause angekommen begab ich mich nach dem Nachtessen und einer Dusche in Behandlung. Die Diagnose nach 4h Röntgen, Untersuchungen und Behandlungen:
- Linker Ringfinger: Fingernagel ausgerissen, dieser musste neu platziert und angenäht werden
- Linker Ringfinger: Doppelter Bruch im dritten Fingerglied / Darf 3 Monate nicht mehr Belastet werden
- Linker Ringfinger: Vene zerquetscht
- Rechte Hand kleiner Finger: Verbrennungen, vermutlich vom Seil
- Beide Hände: Rund 20 offene Hautfetzen
In diesem Sinne: "Hebed Sorg".
Meinem Seilpartner wünsche ich weiterhin eine gute, nachhaltige Genesung.
Unserem Tourenleiter und der gesamten Gruppe ein herzliches Dankeschön - diese Tour wäre ein weiteres Highlight mit besten Erinnerungen geworden!
Tourengänger:
ᴅinu

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