Die stabile Hochdruck-Wetterlage ermöglichte mir ein weiteres Traumziel zu erreichen - DAS WETTERHORN! Erfahren musste ich wie Mentale Stärke einen in Bruchteilen von Sekunden verlassen kann, alleine durch eine Nachricht...und dann ist alles anders!
24.09.2011 / Hüttenaufstieg
Frohen Gemüts fuhren wir morgens Richtung Grindelwald. Beim Hotel Wetterhorn parkierten wir unser Gefährt und flux fuhr auch schon das gut gefüllte Postauto vor, welches uns bis zur Abzweigung Glecksteinhütte chauffierte. Eine grössere Wander-Gruppe liessen wir rasch hinter uns und begannen den schönen Hüttenaufstieg auf dem Ischpfad.
Die kurze, kühle Dusche beim Wyssbach war willkommen. Auf den Tipp von
eagle hörend, zog ich meine leichten Trekking-Turnschuhe an. Somit konnte ich meine Haglund-Ferse schonen und dies zahlte sich aus. Wow - was für ein Gefühl ohne stechende Schmerzen aufzusteigen!
Auf Höhe der Zybachs Platten machten wir eine ausgiebige Rast und genossen den Top Ausblick zum Oberer Grindelwaldgletscher. Minütlich rumpelte und polterte es und teils Haushohe Abbrüche sausten ins Tal. Angekommen bei der Glecksteinhütte galt es sich mit einem leckeren Apfelkuchen zu stärken und natürlich teilte ich etwas Kuchenrand mit den Hühnern...vielleicht gibt es dann ein Ei zum Frühstück :-)
Wir nutzten die Nachmittagszeit zur Übung von Abseiltechniken und Aufstieg an einem nahe gelegenen Felsen oberhalb der Hütte...das heisst ich übte unter der Anleitung eines versierten Profis - ein herzliches Danke an dieser Stelle. Ein mundendes Abendessen, in der gut gefüllten Glecksteinhütte, füllte unsere Mägen. Wie bereits am Esstisch, teilten wir mit den 8 Wetterhorn-Anwärtern und einem Bergführer das Nachtlager. Wir besprachen uns beim Abendessen und einigten uns auf die Weckzeit von 04:00 Uhr.
Kurz nachdem wir unter die Decke schlüpften, erreichte mich die definitive Nachricht des Todes meines Hundes Idefix. Bereits beim Hüttenaufstieg war ich informiert worden, dass es ihm sehr schlecht ginge. Obschon mich jegliche Mentale Kraft verliess und ich kaum Schlaf, trotz Schlafmittel fand, entschied ich mich um 04:45 Uhr zum Wetterhorn aufzubrechen. Mein Ziel war es den Gipfel für Idefix zu schaffen!
25.09.2011 / Wetterhorn
Im Kegellicht der Stirnlampen und bei äusserst milden Temperaturen (plus 10 Grad!) stiegen wir, beginnend den Alpin-Markierungen und schliesslich den Steinmännern folgend, bis zum Einstieg des Chrinnengletschers. Bewusst liessen wir alle vor uns aufsteigen, denn ich brauchte Ruhe. Der Gletscher war ausgeappert und doch brach ich kurz mit meinem linken Fuss ein paar Zentimeter ein.
Bei den Felsen ankommend verstauten wir die Steigeisen und ein anregendes Block-Einklettern begann. Noch etwas steif und mit dem tiefen Schock in den Knochen, musste ich mich erst an das Gelände eingewöhnen. Im Aufstieg gelang es mir einigermassen die Trauer zu unterdrücken, denn die Kletterei im III, stellenweise gar IV Grad verlangte meine höchste Konzentration. Jederzeit fühlte ich mich Top gesichert durch den Vorstieg von
eagle und unsere Seilschaft verlangte keine Worte - sie funktioniert Wortlos grandios!
Bis über 3 Stunden machten wir keine Minute Pause, mein Fehler, denn ich spürte meine körperlichen Defizite nicht mehr. Ankommend beim Wettersattel und beim Schlussaufstieg verliess mich meine Mentale Stärke. Angetrieben durch Seelenschmerz und dem Verlangen den Gipfel für meinen geliebten Hund zu erreichen, holte ich meine letzten Reserven hoch....
Nach 7 Stunden erreichten wir den Gipfel des Wetterhorns und waren alleine...ich brach in Tränen aus. Wieder etwas gesammelt verabschiedete ich mich von Idefix...DAS WETTERHORN GEHÖRT DIR!
Der Abstieg bis zum Wettersattel forderte volle Konzentration. Der Schnee war aufgeweicht und die Sicherungsstangen hatten ihre Berechtigung, welche wir dankend in Anspruch nahmen. Am Willsgrätli holten mich alle Trauergefühle ein und meine Energie sackte ins Bodenlose. Körperliche Reserven hatte ich genügend durch andauerndes Training und diese galt es in den Vordergrund zu holen. Mit Ruhe und Zuversicht fungierte
eagle hinter mir am Seil und sicherte mich bestens. So schafften wir den Abstieg ohne jegliche Gefahr, zwar mit einiger Mehrzeit als einkalkuliert, aber dies war egal!
Müde und mit bereits 13 Stunden in den Beinen erreichten wir die Glecksteinhütte. Rasch das wenige Depot eingepackt und mit einer je halben Tafel Schoggi gestärkt, machten wir uns auf den 1.5 Stunden Hüttenabstieg Richtung Hotel Wetterhorn. Der Weg zog sich und die letzte halbe Stunde musste bereits mit Stirnlampen begannen werden...
ZUM ABSCHIED
Nun habe ich zwei Berge mit einer tiefen und einschneidenden Bedeutung und bin trotz tiefer Trauer DANKBAR für diesen speziellen Abschied!
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