Gran Paradiso (4061) mit neuen Sicherungen


Publiziert von cardamine , 28. Juli 2020 um 01:08.

Region: Welt » Italien » Aostatal
Tour Datum:24 Juli 2020
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 2100 m
Strecke:20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Pont 1986 m im Hochtal Valsavarenche
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Vittorio Emanuele II

Der Gran Paradiso gilt als einer der leichtesten 4000er der Alpen. Entsprechend viel wird er besucht, selbst an einem Samstag waren gefühlt 100 andere Bergsteiger zum Gipfel unterwegs. Da die letzten Meter zur Gipfel-Madonna etwas Kraxelei erfordern, kommt es hier öfter zu längeren Wartezeiten. Jüngst wurden eine gesonderte Auf- und Abstiegsroute eingerichtet, um die Situation etwas zu entschärfen. Zudem wurden die alten Bohrhaken durch "Sauschwänze" ersetzt, sodass man einfach nur noch das Seil einhängen braucht. Selbstsicherung mit Schlingen und Express erübrigen sich damit. Somit ist der Berg nun durch und durch anfängerfreundlich gestaltet worden.


Tag 1: Zustieg zum Rifugio Vittorio Emanuele II (T2, 2h)
Vom Parkplatz in Pont geht es über die Brücke und ein Stück flach durchs Valsavarenche zum Rifugio Tetras Lyre. Dort beginnt der Aufstieg über viele flache Kurven, zunächst durch Lärchenwald, später durch Geröllhänge. Der Weg ist unschwierig und war auch bei Regenwetter gut zu meistern. Aufgrund der Corona-Restriktionen ist die Hütte nicht voll belegt, so bekommen wir sogar ein Zimmer für uns allein. Warme Duschen gibt es auch ;)

Tag 2: Hauptgipfel? + Madonna (WS-, 5 h auf, 2,5 ab)
Um 4.45 starten wir in der Dunkelheit mit einer Turnübung über grosse Geröllblöcke. Dank der zahlreichen Steinmännchen und vor uns wandernden Lichter ist die Orientierung aber kein Problem. Wir queren den Hang in nordöstlicher Richtung und erreichen einen Fluss. Diesem folgen wir ein Stück und steigen dann über ein mit Schnee gefülltes Tälchen nach oben. Ab und zu sind auch ein paar felsige Passagen dabei. Auf dem "Eselsrücken" eröffnet sich der Blick auf den im Gegensatz zu "unserem" Gletscher nicht ganz so braven Ghiacciaio di Laveciau. Über dieses führt die Aufstiegsroute vom Rifugio Chabod. Ca. 200 Meter unter den Gipfel erreicht man ein flaches Plateau. Hier kann man eine kurze Pause in den ersten Sonnenstrahlen einlegen, bevor es nochmal richtig zur Sache geht: Steil und aufgrund der Höhe entsprechend mühsam geht es zu den Gipfelfelsen. Kurz unterhalb gilt es noch die einzig sichtbare Spalte im Gletscher mit einem beherzten Schritt zu überqueren. Gut gesichert mit neuen "Sauschwänzen" (oder wie auch immer man die gedrehten Metallhaken nennen mag) quert man über Felsblöcke zum Gipfelfelsen. Welcher das ist - der mit der Madonna oder der nördlich davon - weiss selbst der Hüttenwirt nicht. Wir machen deshalb einfach beide. Da beim Aufstieg zum Madonnagipfel gerade Stau ist, besteigen wir zuerst den angeblich höheren Nordgipfel. Dieser ist auf der östlichen Seite über gute Felsstufen erkletterbar (II). Haken gibt es hier keine, man muss also mit dem Tiefblick auf der rechten Seite klarkommen. Über grosse Felsplatten gehen wir noch ein Stück den Grat entlang bis wir den vermeintlich höchsten Punkt gefunden haben. Angesichts des Gedränges bei der Madonna machen wir die Gipfelpause auf einer schönen grossen Felsplatte auf dem Grat. Ausser uns kommen nur noch 3 andere Seilschaften hier hoch. Als auch nach über einer Stunde Wartezeit der Zustrom zur Madonna nicht abreissen will, beschliessen wir uns ebenfalls in die Warteschlange einzureihen. Zum Glück geht es dann doch recht zügig - dank der Eisenbügel im Felsen muss man nicht mal klettern können, um die Madonna zu erreichen. Auf dem winzigen Gipfelplateau ist kaum Platz für 10 Leute, da die Leute schneller Zu- als Absteigen kommt es hier zu dichtem Gedränge. Achtung, Corona-Sicherheitsabstände können hier nicht eingehalten werden! Der Abstieg sollte in Richtung des Türmchens erfolgen, leider gibt es aber ein paar Uneinsichtige, die meinen, wieder über die Eisenbügel absteigen zu müssen. Dabei wird in der Hütte extra darauf hingewiesen! Jedenfalls ist die exponierte Querung zum Turm halb so wild wie sie früher war: In regelmässigen Abständen gibt es auch hier Sauschwänze, wo man einfach nur das Seil einlegen braucht. Nach dem Turm geht es über Felsblöcke wieder hinab auf den Gletscher. Im nun weichen Schnee surfen wir zügig zurück zum Rifugio, wo hausgemachter Strudel und wunderbarer italienischen Espresso warten ;)


Fazit
Eine gute Tour für Hochtouren-Einsteiger oder Spontan-Entschlossene. Verlaufen kann man sich auf der "Gletscherautobahn" nicht. Dank der neuen Sicherungen ist auch die Schlüsselstelle zur Madonna um einiges einfacher geworden. Ein Nachteil an dieser Tour ist jedoch, dass man sich beim Aufstieg bis zum Gipfel immer im Schatten befindet.
Hervorzuheben ist das gute Essen beim Rifugio Vittorio Emanuele, eindeutig ein Vorteil von italienischen Hütten ;)
 


Tourengänger: Toni Montaña, cardamine
Communities: Ultras


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