Gran Paradiso
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Der höchste Gipfel der Grajischen Alpen und - neben der Barre des Écrins - einzige Viertausender der Südalpen ist ein wahrhaft majestätischer Berg. An topographischer Prominienz steht er unter den Viertausendern der Alpen gar an sechster Stelle: Nur der Mont Blanc, der Monte Rosa, das Finsteraarhorn, der Piz Bernina und die Barre des Écrins weisen eine höhere Prominenz auf. Hinzu kommt die grandiose zentrale Lage: Im Norwesten und Norden befinden sich die Berge des Montblanc-Massivs und die Viertausender von Matterhorn bis zur Monte Rosa, im Westen die Dreitausender der Vanoise und der Dauphiné, und schließlich ist im Süden über dem Dunst der Poebene in der Ferne sogar der Monviso zu sehen. Schon seit längerem war es ein Traum, den Gran Paradiso zu besteigen, und am 13./14. Juli 2019 konnten wir mit unzähligen anderen Bergsteigern den Gipfel dieses klassischen Viertausenders erreichen.
Die Hochtour beginnt am Samstag nachmittag in Pont am Ende des Valsavaranche. Vom Parkplatz geht es zunächst in südlicher Richtung einen guten Kilometer taleinwärts. Der Gran Paradiso ist vom Tal aus noch nicht zu sehen, aber der eindrückliche Dreieinhalbtausender Becca di Monciair ist im Blickfeld. Der Hüttenweg zum Rifugio Vittorio Emanuele II, der zunächst linke Hand steil in den Wald führt, ist insbesondere im unteren Teil liebevoll angelegt, immer wieder sind Stellen mit Natursteinen gepflastert und befestigt. Nach einigen Serpentinen oberhalb der Baumgrenze legt sich das Gelände zurück, und wir passieren die Ruine der Alm Lo Tsante auf 2340 m, von hier geht es noch 400 Höhenmeter in östlicher Richtung zur Hütte. Das Rifugio Emanuele II liegt in aussichtsreicher Lage an einem kleinen See mit eindrucksvollem Blick auf Tresenta, Chiarforon und Becca di Monciair; der Gran Paradiso ist aufgrund der Felsabbrüche, die von der Becca di Moncorvé kommen, nicht zu sehen.
Der Aufbruch am nächsten Morgen erfolgt bereits um 4.00 Uhr noch bei völliger Dunkelheit. Durch das grobe Blockfeld hinter der Hütte muss man sich mit der Stirmlampe in der Tat von Steinmann zu Steinmann orientieren, um auf dem Weg zu bleiben. Nach dem Geröllfeld geht es einen steileren Hang hinauf, und von dort weisen Steinmänner auf eine Moräne, der man bis zum Ende folgt. Von dort geht es einen Felsabsatz hinauf (I) und auf einem flachen Bergrücken bis an den Rand des Lavaciau-Gletschers. (Der alternative Aufstieg, den die meisten Bergsteiger wählen und den ich nach der Erfahrung des Abstiegs auch für den weniger Schwierigen halten würde, führt durch das kleine Tal östlich der Moräne hinauf bis an den Rand des Paradiso-Gletschers, und über diesen den Firnhang steil hinauf zum Eselsrücken.)
Der Lavaciau-Gletscher hat in seinem mittleren Teil mehrere tiefe Spalten, die umgangen werden müssen, dann ist die Spaltenzone überwunden, und das Gelände legt sich unter dem Eselsrücken (Schiena d´Asino) zurück. Um auf die Schiena d´Asino zu gelangen, sind dann wieder einige steilere Schritte zu bewältigen. Ab hier herrscht ein eisiger Wind, und da der Anstieg nordseitig erfolgt, dauert es bis zum Erreichen der Becca di Moncorvé, ehe die wärmende Sonne ins Gesicht scheint. Bei der Becca legen wir eine kurze Pause ein, dann geht es in den steilen Gipfelhang, an dem sich nun alle Seilschaften treffen.
Die Überhol- und Ausweichmanöver sind aber nur ein Vorgeschmack auf das, was uns beim Gipfelaufbau des Madonnengipfels erwartet: Aufgrund des Andrangs wird auf der Hütte bereits darauf hingewiesen, dass Auf- und Abstieg jeweils nur in einer Richtung erfolgen sollen. Man quert zunächst unterhalb des Gipfels in den Felsen nach Westen,, dann sind mehrere Tritte in den Fels gelassen, und es geht ein paar Meter senkrecht nach oben, dann steht man auf dem Gipfelfelsen. Von der Madonna geht es nun auf den Felsen und ein paar Meter direkt am senkrechten Abbruch der Südwand wieder zurück durch den Felsen und auf den Gletscher. Es sind überall Sicherungspunkte, aber aufgrund der vielen Seilschaften herrschte ein solcher Andrang, dass wir fast 1,5 Std. (!) für den Gipfel gebraucht haben, zumal einige weniger Geübte den Verkehr noch zusätzlich aufgehalten haben. Entspannter wäre es wohl gewesen, auf einen der Nebengipfel auszuweichen...
Der Abstieg über den Eselsrücken und den Paradisogletscher erfolgt zügig im Sulzschnee; ich habe bereits auf halber Strecke Gurt und Eisen abgelegt, um leichter voranzukommen, das Geröllfeld vor der Hütte war jetzt nur aufgrund der Müdigkeit, nicht aber vom Weg her schwierig, und dann war bei der nun gut gefüllten Hütte erst einmal eine ausgiebige Rast angesagt. Der Abstieg ins Tal hat dann noch einmal gut anderthalb Stunden gedauert.
Fazit und Schlussbemerkungen:
Trotz des Andrangs gehört der Gran Paradiso für mich unbedingt zu den Bergen der Sehnsucht. Zudem ist er einer der Seven Summits, also einer der jeweils höchsten Gipfel der sieben Alpenländer. Der Nationalpark ist ein grandiose Landschaft, und man bewegt sich beständig im Angesicht des Mont Blanc und der umgebenden Bergwelt. Der Gran Paradiso wird zu den Einstiegsviertausendern gerechnet; diesem Urteil möchte ich widersprechen. Anders als am Breithorn oder am Allalinhorn hat man keine Seilbahn zur Verfügung, sondern muss den Höhenunterschied von 2.100 m zu Fuß bewältigen; der Berg ist konditionell durchaus anspruchsvoll, am Gipfel bewegt sich die Kletterei im IIer-Bereich mit z.T. gewaltig viel Luft unter den Füßen. Der Lavaciaugletscher ist aufgrund der Spaltenzone ernst, während am Paradisogletscher hingegen die Spaltengefahr minimal ist. Alles in allem ist der Gran Paradiso ein großartiger Berg, der in jedem Fall eine Besteigung Wert ist. Ich bin sehr dankbar, den Gipfel bei derart guten Wetterbedingungen erreicht zu haben!
Schwierigkeiten und Zeiten:
Pont - Rifugio Vittorio Emanuele II: 2 Std. (T 3)
Rifugio Vittorio Emanuele II - Ghiacciaio di Lavaciau: 2 Std. (T 4, I)
Ghiacciaio di Lavaciau - Gran Paradiso: 2,5 Std. (WS)
Gipfelaufbau Gran Paradiso: 1,5 Std. (T 4, II)
Abstieg via Ghiacciaio del Gran Paradiso zum Rifugio: 2,5 Std. (L, T 4)
Abstieg ins Tal: 1,5 Std. (T 3)
Die Hochtour beginnt am Samstag nachmittag in Pont am Ende des Valsavaranche. Vom Parkplatz geht es zunächst in südlicher Richtung einen guten Kilometer taleinwärts. Der Gran Paradiso ist vom Tal aus noch nicht zu sehen, aber der eindrückliche Dreieinhalbtausender Becca di Monciair ist im Blickfeld. Der Hüttenweg zum Rifugio Vittorio Emanuele II, der zunächst linke Hand steil in den Wald führt, ist insbesondere im unteren Teil liebevoll angelegt, immer wieder sind Stellen mit Natursteinen gepflastert und befestigt. Nach einigen Serpentinen oberhalb der Baumgrenze legt sich das Gelände zurück, und wir passieren die Ruine der Alm Lo Tsante auf 2340 m, von hier geht es noch 400 Höhenmeter in östlicher Richtung zur Hütte. Das Rifugio Emanuele II liegt in aussichtsreicher Lage an einem kleinen See mit eindrucksvollem Blick auf Tresenta, Chiarforon und Becca di Monciair; der Gran Paradiso ist aufgrund der Felsabbrüche, die von der Becca di Moncorvé kommen, nicht zu sehen.
Der Aufbruch am nächsten Morgen erfolgt bereits um 4.00 Uhr noch bei völliger Dunkelheit. Durch das grobe Blockfeld hinter der Hütte muss man sich mit der Stirmlampe in der Tat von Steinmann zu Steinmann orientieren, um auf dem Weg zu bleiben. Nach dem Geröllfeld geht es einen steileren Hang hinauf, und von dort weisen Steinmänner auf eine Moräne, der man bis zum Ende folgt. Von dort geht es einen Felsabsatz hinauf (I) und auf einem flachen Bergrücken bis an den Rand des Lavaciau-Gletschers. (Der alternative Aufstieg, den die meisten Bergsteiger wählen und den ich nach der Erfahrung des Abstiegs auch für den weniger Schwierigen halten würde, führt durch das kleine Tal östlich der Moräne hinauf bis an den Rand des Paradiso-Gletschers, und über diesen den Firnhang steil hinauf zum Eselsrücken.)
Der Lavaciau-Gletscher hat in seinem mittleren Teil mehrere tiefe Spalten, die umgangen werden müssen, dann ist die Spaltenzone überwunden, und das Gelände legt sich unter dem Eselsrücken (Schiena d´Asino) zurück. Um auf die Schiena d´Asino zu gelangen, sind dann wieder einige steilere Schritte zu bewältigen. Ab hier herrscht ein eisiger Wind, und da der Anstieg nordseitig erfolgt, dauert es bis zum Erreichen der Becca di Moncorvé, ehe die wärmende Sonne ins Gesicht scheint. Bei der Becca legen wir eine kurze Pause ein, dann geht es in den steilen Gipfelhang, an dem sich nun alle Seilschaften treffen.
Die Überhol- und Ausweichmanöver sind aber nur ein Vorgeschmack auf das, was uns beim Gipfelaufbau des Madonnengipfels erwartet: Aufgrund des Andrangs wird auf der Hütte bereits darauf hingewiesen, dass Auf- und Abstieg jeweils nur in einer Richtung erfolgen sollen. Man quert zunächst unterhalb des Gipfels in den Felsen nach Westen,, dann sind mehrere Tritte in den Fels gelassen, und es geht ein paar Meter senkrecht nach oben, dann steht man auf dem Gipfelfelsen. Von der Madonna geht es nun auf den Felsen und ein paar Meter direkt am senkrechten Abbruch der Südwand wieder zurück durch den Felsen und auf den Gletscher. Es sind überall Sicherungspunkte, aber aufgrund der vielen Seilschaften herrschte ein solcher Andrang, dass wir fast 1,5 Std. (!) für den Gipfel gebraucht haben, zumal einige weniger Geübte den Verkehr noch zusätzlich aufgehalten haben. Entspannter wäre es wohl gewesen, auf einen der Nebengipfel auszuweichen...
Der Abstieg über den Eselsrücken und den Paradisogletscher erfolgt zügig im Sulzschnee; ich habe bereits auf halber Strecke Gurt und Eisen abgelegt, um leichter voranzukommen, das Geröllfeld vor der Hütte war jetzt nur aufgrund der Müdigkeit, nicht aber vom Weg her schwierig, und dann war bei der nun gut gefüllten Hütte erst einmal eine ausgiebige Rast angesagt. Der Abstieg ins Tal hat dann noch einmal gut anderthalb Stunden gedauert.
Fazit und Schlussbemerkungen:
Trotz des Andrangs gehört der Gran Paradiso für mich unbedingt zu den Bergen der Sehnsucht. Zudem ist er einer der Seven Summits, also einer der jeweils höchsten Gipfel der sieben Alpenländer. Der Nationalpark ist ein grandiose Landschaft, und man bewegt sich beständig im Angesicht des Mont Blanc und der umgebenden Bergwelt. Der Gran Paradiso wird zu den Einstiegsviertausendern gerechnet; diesem Urteil möchte ich widersprechen. Anders als am Breithorn oder am Allalinhorn hat man keine Seilbahn zur Verfügung, sondern muss den Höhenunterschied von 2.100 m zu Fuß bewältigen; der Berg ist konditionell durchaus anspruchsvoll, am Gipfel bewegt sich die Kletterei im IIer-Bereich mit z.T. gewaltig viel Luft unter den Füßen. Der Lavaciaugletscher ist aufgrund der Spaltenzone ernst, während am Paradisogletscher hingegen die Spaltengefahr minimal ist. Alles in allem ist der Gran Paradiso ein großartiger Berg, der in jedem Fall eine Besteigung Wert ist. Ich bin sehr dankbar, den Gipfel bei derart guten Wetterbedingungen erreicht zu haben!
Schwierigkeiten und Zeiten:
Pont - Rifugio Vittorio Emanuele II: 2 Std. (T 3)
Rifugio Vittorio Emanuele II - Ghiacciaio di Lavaciau: 2 Std. (T 4, I)
Ghiacciaio di Lavaciau - Gran Paradiso: 2,5 Std. (WS)
Gipfelaufbau Gran Paradiso: 1,5 Std. (T 4, II)
Abstieg via Ghiacciaio del Gran Paradiso zum Rifugio: 2,5 Std. (L, T 4)
Abstieg ins Tal: 1,5 Std. (T 3)
Tourengänger:
Erli

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