Auf den Höhen bei Hornberg liegt überraschend viel Granit herum


Publiziert von Schubi , 27. Mai 2020 um 09:45.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:17 Mai 2020
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 960 m
Abstieg: 960 m
Strecke:19 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wanderparkplatz Gesundbrunnen, südöstlich von Hornberg
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

In den beliebten Wanderführern aus dem Rother Verlag findet man ja immer gerne mal Inspiration. Beim Durchblättern der Ausgabe Nordschwarzwald bin ich auf eine Tour gestoßen, die pfadreich zu ein paar Aussichtsfelsen bei Hornberg führt (strenggenommen liegt die Ecke schon im Mittleren Schwarzwald, aber egal). Als ich mir dann die Gegend auf der topographischen Karte und Satellitenbildern genauer anschaute, habe ich südlich davon noch eine Ecke entdeckt, in der man, etwas abseits von Wegen, eine weitere, größere Felsgruppe oder Blockhalde am Hang erkennen konnte. Meine Idee war nun, dies offenbar irgendwie hingewürfelte Gestein in eine südöstlich erweiterte Rundwanderung für einen vielleicht ja ganz schönen Kraxel-und Unterholz-Abstecher einzubauen.

Und wer weiß, vielleicht hielten die Dächer der Baumkronen auf dem Satellitenbild ja auch noch weitere nette Felsen unter sich versteckt?! So viel sei vorweggenommen: die Runde bietet viele Möglichkeiten zum spontanen Kraxeln auf Granit und wir mussten dabei oft an unsere letzjährige schöne Granitrunde mit Nik und der Waldelfe denken, recht ääähnlich nääämlich ist das Terrain. Wenn man auf den Pfaden/Wegen bleibt, ist die Tour T2-3, das T4- hier steht also nur für die Fels-Erkundungen mit Händen und bissel Ausgesetzheiten. Für den originalgetreuen Nachbau der Tour einfach den hier hinterlegten GPX-Track benutzen.

Als Soundtrack für Anfahrt, Rückfahrt oder zum Betrachten der Bilder hier empfehlen wir diesmal Alive and Kickin' von Sarah Menescal, das in seiner Geschmeidigkeit perfekt zu unseren holprigen Kraxeleien passt.

Die Ameliebste und ich starten am Wanderparkplatz Gesundbrunnen etwas oberhalb von Hornberg. Von da zunächst kurz nördlich auf Forstweg, dann zweigen wir südöstlich auf den (vllt. etwas hochgreifend benannten) "Alpinen Pfad" ab, auf manchen Karten heißt der Pfad auch "Felsenweg". Er führt auf dem Kamm der Immelsbacher Höhe entlang. Bald schon kommen wir hier zunächst an einer namenlosen Felsgruppe vorbei und direkt danach am Windeck-Felsen, den wir natürlich sogleich erkunden. Der ist ein ziemliches Trumm (eigentlich eine Gruppe größerer Granit-Türme) und unten dran hängt schon ein Sportkletterer. Wir gehen jedoch oben entlang drauf und kraxeln auf ein paar leichtere Stellen. Von hier haben wir eine prächtige Sicht auf Hornberg und das Gutachtal. Weiter geht es bergan und nach einigen Pfadwindungen sind wir am höchsten Punkt der Immelsbacherhöhe auf 772 m. Hier steht mitten im Wald sogar ein kleines Gipfelkreuz – Zeit für eine erste Veschper.

Der Pfad führt weiter sehr schön geführt auf dem Kamm entlang. Immer wieder sieht man kleine und größere Granitblöcke im Wald. Eine verstreut herumliegende Felsgruppe (nicht auf der Karte verzeichnet, etwas östlich in Sichtweite des Pfads) macht uns dann endgültig neugierig. Wir wurschteln uns durchs Gelände hoch und übersteigen zunächst ein paar schmale, dann dickere Blöcke. Die letzten oben am Kamm schliesslich halten einen schönen Blick durch die Bäume runter ins östlich benachbarte Schwarzenbachtal für uns bereit, inklusive einer kleinen Sitzfläche für unsere schlanken Hintern. Perfekt. Deswegen nochmals: Veschper! :-) In einem Bogen über weitere Blöcke geht es zurück zum Pfad, und schon bald danach sehen wir auf der nun rechten Seiten eine nächste Felsgruppe. Diese ist dann eine, die für Besucher zugänglich gemacht wurde, man hat einen schönen Blick nach Südwesten. Der Pfad senkt sich anschliessend wieder stärker hinab und an der folgenden Wegspinne nun treffen wir auf den Querweg Lahr-Rottweil, dem wir in zunächst südwestliche, dann südliche Richtung folgen.

Ab hier latschen wir dann etwas monotoner auf einem breiten Forstweg und der zieht sich nun etwas in die Länge. Immerhin haben wir nach einiger Zeit auf Höhe Dieterleshof und kurz darauf oberhalb der Höfe von Storenberg und Althornberg zwei Blicke in klassische Schwarzwald-Landschaften. Nun nochmals durch Wald am Südosthang des Storecks (942 m) entlang. Schliesslich treten wir wieder ins Freie hinaus und haben kurz danach linkerhand die perfekte Wiese für eine dritte Veschper gefunden: diesmal im hohen Gras und mit einem traumhaften Blick ins tief eingeschnittene Gutachtal. Darin sieht man auch ein Stück Trasse und einen Tunnelmund der berühmten
Schwarzwaldbahn, sowie weiter hinten die Häuser von Triberg. Die Trassierung der Schwarzwaldbahn war 1863-65 eine Meisterleistung des badischen Ingenieurs Robert Gerwig, der später auch eine Rampe der Gotthardbahn berechnet hat. Leider kam während unserer Pause kein Zug durch. Lange verweilen wir hier im Gras liegend, umsummt von allerei netten Insekten und umstrahlt von der warmen Mai-Sonne.

Aber wir sind noch nicht mal bei der Hälfte der geplanten Wegstrecke und also geht es weiter, zunächst weglos direkt auf der Wiese hinab (ca. 200 m): über den erwähnten Querweg drüber, den Talblick immer vor uns, dann rechts auf einen offenbar nicht mehr oft benutzten Wirtschaftsweg. Ab hier dreht sich unsere Laufrichtung nun nach Norden. Darauf ca. 400 m nördlich, bis links unten im Waldhang eine kammartige Felsgruppe zwischen den Bäumen hervorlugt. Das muss endlich die eingangs erwähnte Felslandschaft sein, die ich vor der Tour auf dem Satellitenbild ortete (auf der Topo-Karte als Gewann "Burghalden" bezeichnet). Also nix wie ab durchs Gehölz und runter.

Wir suchen uns unten zwei Einstiegsstellen und wollen von dort auf dem Kamm nach oben klettern. Es sind herrlich durch- und übereinandergewürfelte Grantiblöcke jeder denkbaren Größe ... einfach wunderbar! Sogar irgendwie schöner und weitflächiger, als ich erwartete. Aber was können Satellitenbilder schon über Details erzählen ... Viele Blöcke sind standesgemäß moosüberwuchert und zwischen den Felsen leuchtet reichlich prächtig gelb-blühender Ginster hervor. Leider gibt es auch jede Menge dorniger Brombeer-Ranken, deswegen leg ich noch schnell meine Alljahres-Handschuhe an, nachdem ich mir für eine Route zum diagonal Hochkraxeln entschieden habe. Frecherweise hat die Amliebste eine Abkürzung genommen und streckt mir von oben schon die Zunge heraus, während ich noch mit Brombeeren und Moos kämpfe ... Oben angekommen erschliesst sich uns nun erst das ganze Ausmaß dieser Felslandschaft: es sind sozusagen zwei U-förmige Arenen, eher zufällig haben wir (von Süden kommend) noch eine moderate Aufstiegroute gewählt. Wenn man von "innen"/den nordseitigen Felswänden hochwollte, würde es noch ein ganzes Eck sportlicher werden. Auf jeden Fall könnte man hier Granit-Kraxeln in allen Schwierigkeitsgraden üben. Darüberhinaus sind wir aber auch von der umgebenden wilden Vegetation angetan: Kiefern, Eichen und Buchen wachsen solitär auf Felsblöcken, dazwischen Ginster, Vogelbeer, Heidelbeeren, Totholz, es duftet nach sonnengewärmten Kiefernharz ... eine herrliche Fels-Szenerie und irgendwie ein Déjà-vu der Wildwestfilme, die ich als Kind so gern schaute. Ich kann mich gar net richtig zum Weitergehen aufraffen ... aaaber die Ameliebste drängelt.

Schräg also hoch durch die im oberen Bereich flacher liegenden Blöcke, bis wieder ein Weg in Sicht kommt. Der führt uns in nördliche Richtung zu einem weiteren (markierten) Weg und dieser durch eine abwechslungsreiche Waldpassage, in der nach ca. einem Kilometer die Aussichtsfelsen linksseitig zum Tal nacheinander nur so purzeln: auf einige kommt man nur durchs Gestrüpp, über Trampelpfade und etwas Hand-Einsatz. Mit gebotener Vorsicht kraxeln wir auf ihnen bis an die Kanten und geniessen die Tiefblicke. Andere wiederum haben Wegmarkierung, eingehauene Trittstufen und oben ein Geländer zur Absturzsicherung (namentlich Rappenfelsen, Oberer und Unterer Schlossfelsen). Alle Felsen vereint, dass sie prächtige Ausblicke aufs  Gutachtal unterhalb und die umliegenden Höhen bieten und mit schön knorriger Vegetation bewachsen sind. Auf dem Unteren Schlossfelsen erbaute Adalbert von Ellerbach um das Jahr 1100 die Burg Alt-Hornberg als Stammsitz der Herren von Hornberg und Triberg. Die Burg diente gleichzeitig der Erschließung des Gutachtals und gilt heute als Wiege beider Städte. Sie wurde im Dreißigjährigen Krieg 1641 niedergebrannt. Bis auf eine Zisterne sind leider keine Reste der Burg mehr erhalten.

Danach machen wir eine Schlenker über die Wiesen des Hofs Althornberg (wenn man rechts nach oben blickt, hat man den Gegenschuss zum Hinweg). Wer's eilig hat, kann die Schleife aber auch unterhalb abkürzen. Beim oberhalb Herumlaufen darf man nicht vergessen, nachher wieder auf den Pfad zu wechseln, der unterhalb parallel zum Wirtschaftsweg verläuft. Hier gibt es nochmals eine wirklich schöne Wegführung durch eine lichten Buchenwald. Gutgelaunt kommen wir so zu zwei weiteren Aussichtsfelsen: ein erneut namenloser, sympathisch verwinkelter und kurz danach die Granitgruppe mit dem wunderbaren Namen Feierabendfelsen. Richtig geniessen könnten wir diesen wahrscheinlich eher an einem Werktag, aber da wir sonntags unterwegs sind ... wieauchimmer: auch dieser finale Fels der Rundtour ist ein für den Besucherverkehr nicht nur an Feierabenden gesicherter und bietet wie sein Vorgänger herrliche Blicke. Da wir
vor lauter Felsen und der langen Wegstrecke nun doch etwas ermattet sind, checken wir nur routiniert Gesteinsqualität und Fernsicht, belichten zwei Bilder und machen uns auf das letzte Wegstück. Dies wird uns erneut auf einem schmalen Pfädchen zurück bis zum Wanderparkplatz führen, optional kann man parallel unterhalb auch den Forstweg benutzen. Was wir anfangs versehentlich tun, aber da der restliche Rückweg sich nun doch etwas zieht, wechseln wir nochmal zum Pfad hoch. Der ist nett angelegt als Naturlehrpfad mit informativen Tafeln zur hiesigen Botanik. Einiges davon lesen wir aufmerksam, anderes wissen wir schon. Das Abendlicht kommt nun schon tief durch die Baumreihen und versüßt uns so die letzten Wegkurven bis zum Auto.

Mit auf Tour: Amelie.

Fazit: Die Mischung aus Wanderwegen und zwischendurch weglosem Unterholz mögen wir sehr. Und wie schön, dass Granit den Grundgebirg für den Schwarzwald bildet. So lockert er in seiner rundverwitterten Art unsere Rundwanderungen abwechslungsreich auf und beschert spaßige Kraxeleien, perfekte Veschper-Plätze auf sonnenerwärmten Moospolstern, herrliche Talblicke, eingerahmt von knorrigen Kiefern und anderem stabilen Gehülz. Was brauchen Romanzen wie wir noch mehr?


Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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Kommentare (10)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 28. Mai 2020 um 12:07
Hallo Frank,

interessante Einblicke in den wilden Mittleren Schwarzwald. Wie oft bin ich mit dem Zug oder PKW hier schon durchgefahren, gewandert aber noch nie.

Diese Felsen habe ich aber auch schon länger im Hinterkopf, zumal sie vor der Haustüre von Esther's alten Heimat liegen.

Beste Grüße
Hanspeter

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 28. Mai 2020 um 12:33
Grüß dich, Hanspeter.

Ja, macht das mal! Und ich hole eine Zugfahrt auf der Schwarzwaldbahn nach, mir war gar nich klar, dass die eine dermassen aufwendige Trassierung hat.

Schönen Gruß, Frank

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Mai 2020 um 08:18
Die Bahntrasse zwischen Hornberg und St. Georgen ist eine Meisterleistung der Ingenieurs- und Baukunst im 19. Jahrhundert. Es wird ja ein beachtlicher Höhenunterschied überwunden, und dass man auch durch Kehrtunnel fährt, merkt man im Zug gar nicht richtig, wundert sich aber dann, wenn man beim Blick durch das Zugfenster nach einer Tunnelausfahrt wieder in die "entgegengesetzte" Richtung blickt.

Nik Brückner hat gesagt:
Gesendet am 28. Mai 2020 um 14:05
Wunderbare Gegend, wunderschöne Tour! Klasse! Schade nur, dass das so abgelegen ist...

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Juni 2020 um 10:46
Merci Nik. Jo, die Perlen liegen halt gern versteckt ;o)

WolfgangM hat gesagt:
Gesendet am 31. Mai 2020 um 11:14
Hallo schubi,

eine schöne Tour, aber mit 960 hm wäre dies für mich und mein krankes Herzen zuviel. Würde sich auch der nördliche Teil der Tour lohnen, also nur die Felsen an der Immelsbacher Höhe, ab Hornberg? Das wären dann nur 400 hm. Oder würdest du den südlichen Teil mit den Felsen am Storeck bevorzugen? Da käme ich aber nicht mehr mit dem ÖV sondern nur mit dem Auto hin.

Viele Grüße, und bleib gesund!

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. Mai 2020 um 11:25
Hallo Wolfgang.
Also die Felsen nördlich bieten dir bestimmt schon genug Abwechslung. Wobei zur Immelsbacher Höhe hoch es vom Ort halt sehr durchgehend steil bergauf ginge.
Der Feierabendfelsen und sein namenloser Nachbar wären zwar etwas weiter weg, dafür sind die Höhenmeter dahin eben sozusagen auf diese Distanz „moderater“ verteilt. Und du hättest als Weg den interessanten Naturlehrpfad.
Bleib du auch gesund!
Frank

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. Mai 2020 um 11:34
Da fällt mir noch ein: Unten im Gutachtal an der B33 fährt doch auch eine Buslinie durch, von da aus könntest du auch Schlossfelsen plus Rappenfelsen undoder Feierabendfelsen direkter erreichen. VG!

Nyn hat gesagt:
Gesendet am 11. Juni 2020 um 13:25
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah!
Danke fürs "Mitnehmen"

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. Juni 2020 um 18:54
Ganz meine Rede. Gerne!


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