Kraxeleien rund um den Steinbis, oder: alpines Flair im Mittleren Schwarzwald


Publiziert von Schubi , 2. Juni 2022 um 16:50.

Region: Welt » Deutschland » Südwestliche Mittelgebirge » Schwarzwald
Tour Datum:15 Mai 2022
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 530 m
Abstieg: 530 m
Strecke:6,2 km, ca. 40% weglos
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Als Ausgangspunkt und Parkplatz für die Rundtour bietet sich eine als Holz-Lagerplatz genutzte Schleife der alten Landstraße (abzweigend von der B 33) im Gutachtal an, und zwar bei „Im Himmelreich“
Zufahrt zum Ankunftspunkt:s.o.

Im Granit des Gutachtals zwischen Hornberg und Triberg war ich bereits *vor zwei Jahren mal. An zahlreichen Stellen tritt das harte Gestein des Grundgebirges hier in vielfältigen Formen der Verwitterung zutage. Auf der topografischen Karte südlich der erwähnten Tour sehe ich noch einiges weiteres Felsiges in den Hängen hängen, und zwar rund um den Zinken mit dem schönen Namen Steinbis. Also ein Toürle zurechtgezimmert, das dort zu so einigen Granit-Rippen führen sollte. Dabei begleitet mich der Nyns Markus mit Kletter-Expertise und guter Laune. Der vorgesehene dritte Geselle im Bunde, Nikbrueckner, musste leider kurzfristig absagen, will dafür das nächste Mal aber eine Runde Schnitzel spendieren.

Für gutgelaunte Kraxeleien haben The Generationals übrigens Ten Twenty Ten eingespielt, und wir empfehlen es als Soundtrack zum Bericht wärmstens.

Edit: in der Zwischenzeit hat Markus seinen *Bericht zur Tour ebenfalls fertiggestellt.

Als Ausgangspunkt und Parkplatz für die Rundtour bietet sich eine als Holz-Lagerplatz genutzte Schleife der alten Landstraße (abzweigend von der B 33) im Gutachtal an, und zwar bei „Im Himmelreich“ (Brücke über die Gutach). Der hier sich aufschwingende namenlose, aber felsdurchsetzte Berg-Ausläufer wird von der neuen Landstraße (B 33) in einem Tunnel unterquert und ist praktischerweise auch gleich der Beginn unserer Tour. Für den Aufstieg auf ihn nehmen wir eine diagonale, leider recht zugewucherte Rampe, die uns unterhalb des äußersten Felssporns um diesen herum auf die Nordseite des Ausläufers führt und Höhe sowie Überblick gewinnen lässt. Dann rechts herein in die erste Kraxelstelle (II): hier nutzen wir einen schmalen, erdigen Absatz als Tritt. In abwechslungsreicher Kombi aus Gehgelände und Kraxelstellen erkunden wir felsige Zwischengipfel, Kanzeln, Nasen und bleiben dabei immer "oben". Ein wirklich schönes Terrain. Wie im Schwarzwald häufig zu sehen, hat dieses die Form einer sich den Berghang hochziehenden Granit-Rippe mit mehreren Senken und Mini-Gipfeln darin. Wir nehmen alles mit, was geht und steigen an einem Strommast vorbei wieder etwas herab, nach einer Einsattelung im anschließenden (recht dicht bewaldeten) Hang rechts/südöstlich rüber.

Auf ca. gleicher Höhe (540 m) schälen sich aus dem dichten Baumbestand weitere, kürzere Rippen heraus und werden ebenfalls heraufgekraxelt, Einstieg immer nordwestseitig. Im Hang ansteigend, weiter südöstlich treffen wir nun auf ein riesiges Granit-Gebilde, eher ein Turm als eine Rippe, seltsamerweise namenlos. Wir erkunden, ob wir von der Nordwest-Seite heraufkommen, Bänder und Rinne lassen uns jedoch nur bis ca. zur Hälfte hoch. Es hat aber den Anschein, dass sich dieses Gebilde noch weit den Hang herabzieht: wir entscheiden uns deswegen, erstmal eine anderen Zustieg zur offenbar nahen, höchsten Stelle zu finden und anschließend noch die Fortsetzung dieses großen Felsens hangabwärts zu erkunden. Zum Aufstieg auf den Gipfel finden wird etwas unterhalb von ihm, westseitig, einen Durchstieg. Oben dann erstmal ausführliches Veschper, bevor wir, südostseitig herabsteigen und ein Stück abwärts entdecken, dass sich der Felszug nach einem kurzen Abtauchen im Gelände erneut heraushebt, ebenfalls erneut als recht hoch herausragende Rippe mit Turmaufbau. An ebendiesem kann man bergseitig an seiner Nordwestseite (hier auch ein Strommast) durch Jungfichten auf ein Band gelangen. Es führt uns seitlich am Gipfelaufbau entlang nach vorn an dessen Nase, ist recht exponiert und leider auch schräg abfallend. Da auf dem Band auch noch eine dünne Humusschicht und Kiefernnadeln liegen, setzen wir unsere Tritte sehr behutsam, Baumstämme helfen beim Weiterkommen. Auf jeden Fall eine der schönsten Stellen der Tour! Vorn dann zwei Meter abkraxeln und herab durch die benachbarte Rinne, die hier zu einer weiteren, kürzeren Rippe überleitet.

Nun wieder bergauf durchs Unterholz. Weitere Rippen werden erkundet, erkraxelt, oder auch mal liegen gelassen. Highlight ist hier ein Durchstieg mit II-er-Stelle und anschließendem Balancieren auf einem kleinen Grat. Da wir auf den nächst-oberhalb gelegenen Forstweg gelangen wollen, suchen wir wieder den Scheitelpunkt des Buckels, dessen Fortsetzung unterhalb die namenlose Felsrippe bildet, über die wir die Tour vorhin begannen, und gehen den Buckel bergan entlang. Vorbei an beschrifteten Felsen (hier grenzen zwei Landkreise aneinander) finden wir den Weg bald und folgen ihm nordwestlich ins Gewann Burghalden. An einer Weggabelung dann den unteren, westlichen Weg genommen und nach wenigen Metern von ihm aus rechts (ca auf 640 m)  heraufsteigend über einen weiteren Kartenfund gekraxelt, namenlos – so wie alle Felsen heute – auch dieser. Auf einem offenbar länger nicht mehr genutztem Forstweg nun südöstlich höher, weiter ins „Herz“ des Gewanns Burghalden. Die Stelle, die ich mir hier auf der Karte vorgemerkt hatte, entpuppt sich vor Ort nun als steil aufragende Felswand. Feierlich gerahmt wird sie vom derzeit blühenden Ginster. Wir sind beeindruckt! Ich vermute, dass diese Wand nicht das Ergebnis natürlicher Verwitterung ist, sondern mal ein Steinbruch war, wofür auch dieser Archivfund spricht. Gerne würde ich mal an ihre Abbruchkante von oben herankommen. Dafür stapfen wir, erneut weglos unterholzig, weiter südöstlich und bald nördlich in einer Schleife herauf. Fast etwas zu hoch, und so beschließen wir, dass Markus rastet, während ich an einer weiteren, hier im Wald verborgenen Felsgruppe wieder etwas herabsteige und bald tatsächlich zur Abbruchkante gelange. Prächtig sind dort die Tief- und Fernblicke! Nun wieder herauf und Markus gesucht, der sich inzwischen ein schattigs Plätzle gesucht hat. Denn nah oberhalb öffnet sich der Wald nun und lässt die Sonne auf eine weitläufige Felslandschaft scheinen, in der vielerlei Granit-Trümmer und -Rippen aller Coloeur zu finden sind. Dieses obere Ende der Burghalde entdeckte ich bei der *erwähnten Tour vor zwei Jahren und staunte damals nicht schlecht über das Terrain, es hat sogar etwas alpines Flair. Blickmittelpunkt darin bildet eine Bergkiefer, die sich hier einen der sicherlich schönsten Balkone des Schwarzwalds ausgesucht hat. Wir schauen uns in Ruhe um, kraxeln noch etwas höher und werfen einen Blick auf benachbarte, leider nicht kraxelbare Felsen.

Wenige Meter daneben treffen wir auf eine Forstweg, kurz nördlich, dann auf dem nächsten Weg scharf nach Süden geschwenkt. An der folgenden Weggabelung (P. 867, höchster Punkt der Tour) Rast auf dem dortigen Veschperbänkle. Nahebei hat man über blühende Matten hinweg einen schönen Blick ins Gutachtal mit Triberg im Hintergrund sowie einem Abschnitt der Schwarzwaldbahn. Nun wieder herab, auf einem offenbar nicht mehr oft genutzten Weg, den Hang des Haubergs runter. Hier bald auch ein Weglos-Abstecher zu einer weiteren namenlosen Felsgruppe, die wir soweit wie sinnvoll-möglich erkunden. Man findet sie rechts einer grasbewachsenen Verbreiterung des Wegs, auf ca 830 m. Wieder zurück und den immer stärker zugewucherten Weg herab, bis dieser ganz endet und ab da einfach und krautig-weglos auf der Kammlinie der hier ins Tal abfallenden Hauberg-Nase (P. 724) ganz runter bis ins Tal. Denn laut Karte dürften uns entlang dieser Linie noch weitere Felsen und Felsgruppen begegnen. Und genauso ist es: bis kurz vor den Häusern von Untertal (Abzweig Gremmelsbacher Straße) nehmen wir noch diesen und jenen Kraxel-Granit mit, nur nicht mehr ganz so wuchtig sind seine Formen hier. Schräg: einige der letzten Felsen haben oben drauf Antennen montiert. Aber klar, die Bewohner von Untertal haben sicherlich keinen gute Empfang im engen Talgrund. Einmal kommen wir etwas von der Kammlinie ab und mühen uns über Geröll und Blockiges wieder herauf. Rechterhand schliesslich ein Blick runter zur Steinbissäge, dem Sägewerk Finkbeiner. Es zieht sich noch um zwei Biegungen des hier sehr engen Gutachtals entlang weiter und ist eines der größten Werke im Schwarzwald. Schliesslich über eine steile Wiese und darin verbaute Treppenstufen herab zu den Häusern von Untertal und auf einer schönen Holzbrücke die B 33 überquert: der südliche Wendepunkt der Tour. Nach der Brücke dann auf markiertem Weg (Gutachtalweg/Franz-Göttler-Weg) nördlich zurück zum Ausgangspunkt. Etwas oberhalb der wild rauschenden Gutach geht es auf diesem wirklich schön geführten Pfad entlang im leichten Auf und Ab (nur zu Beginn, entlang der Steinschlag-Verbauung, ist man nahe am B 33-Verkehr). Kurz vor Ende der Tour entdecken wir die Spitze des im zweiten Teil erkundeten großen und namenlosen Felsturms im Hang gegenüber, sie ragt etwas aus den Bäumen heraus. Und auch unseren „Einstiegs-Felsgrat“ mit dem B33-Tunnel darin sehen wir von dieser Seite fast komplett.

Fazit: kraxelreiche Tour mit vielen spannenden Neuentdeckungen, aber eben auch hohem Weglos-Anteil. Am Ende waren wir etwas geschafft. Trotzdem immer wieder schön, sich Felsformation auf erkundende Art und Weise zu erschliessen. Lange Hosen und Ärmel, leichte Handschuhe, Anti-Zecken-Lotion, ggf. eine Sportbrille sind sinnvolle Schutzmaßnahmen im Unterholz. Dankschön an den nyns Markus, der mich mit Kletter-Expertise und guter Laune durch diese schönen Ecke begleitete!

Eine Tour aus der Rubrik Unterholz-Preziosen

Tourengänger: Schubi, Nyn


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T5- II

Kommentare (1)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 2. Juni 2022 um 17:37
Anstrengend wars, kraxlig wars, und schee wars.
Danke für die Planung und die Motivationsspritzen

Markus


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