Herbstliche Weitblicke oberhalb Kanderstegs


Publiziert von Schubi , 29. Oktober 2019 um 17:35.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Frutigland
Tour Datum:13 Oktober 2018
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 1372 m
Abstieg: 965 m
Strecke:13,4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Kandersteg, Talstation der LSB Allmenalp
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Kandersteg, Talstation der LSB Sunnbüel

Ergänzend zu meinen letzten Berichten hier (vom diesjährigen Oktober): Auch im Herbst 2018 gab es spontan den Entschluss für einen kurzen Wanderurlaub in der Schweiz. Damals standen meine Lebensgefährtin und ich ebenfalls vor dem Problem der Qual der Wahl an schönen Zielen in der Schweiz. Eine Kollegin erzählte mir Positives über Kandersteg, und da es auch von Offenburg aus gut zu erreichen ist, fuhren wir kurzentschlossen dorthin. Planung für zwei Tage: Sonntags sollte es zum Oeschinensee gehen. Der ist zwar absolut malerisch, aber (eben drum ;-) auch recht überlaufen. Interessanter und schöner fanden wir im Rückblick unsere etwas längere Tour samstags, westlich oberhalb Kanderstegs. Deswegen möchte ich sie hier noch beschreiben. Hikr kannte ich damals noch nicht, aber beim Finden von schönem Terrain und möglichen Wegen für eine aussichtsreiche Wanderung halfen mir die Karten von SwissTopo mit ihrem Detailreichtum. Ich sah, dass sich zwischen den Bergstationen der LSB Allmenalp und LSB Sunnbüel eine sinnige Tour anlegen liesse, die uns über hoffentlich stille und abwechslungsreiche Pfade führte. Die Route legte ich dabei mit einem kleinen Schlenker über den (kurzen, einfachen, aussichtsreichen) Alpeschelegrat.

Als Soundtrack zur Anfahrt, Rückfahrt oder zum Betrachten der Bilder hier (aber natürlich nicht während der Wanderung ;-) empfehle ich das wunderbare "Gentle On My Mind" von Bobbi Gentry und Glen Campbell.

Los geht es morgens zwischen acht und neun mit der gemütlich altmodischen Seilbahn auf die Allmenalp. Von dort nun ein ganzes Stück bergan, zunächst westlich Richtung Bunderspitz, die wohl Ziel der anderen Seilbahn-Passagiere war. Wir biegen jedoch auf Höhe P. 2102 nach links in das Schuttfeld unterhalb des Chlynen Lohner ab, der mit seiner schroffen Felswand die Szenerie in dieser Ecke prägt. Nun etwas Fußgelenks-Gymnastik bei einer Partie über Schutt zur nördliche Flanke des Alpschelegrats. Es wird nun deutlich steiler und über vllt. 150 m hinweg auch ausgesetzt (drahtseilversichert), und so haben wir hier die ersten schönen Tiefblicke des Tages. Auf der Schulter des Alpschelegrats angekommen gibt es eine Weggabelung: Für uns geht es zunächst nicht direkt südwärts, sondern erstmal ostwärts auf den Grat, ansteigend bis zur einem kleinen Aufschwung, der kletter- oder auch umgehbar ist. Das Ende des Grats bildet dann die breite Nase des Alpschelehubels. Und jep, meine Hoffnung bei der Planung der Tour auf einen netten Panoramablick über die umgebende Bergkulisse und einen Tiefblick auf den Ort wird nicht enttäuscht! So machen wir auf diesem Logensitz oberhalb des Kandertals im gemütlichen Gras eine erste Rast. Direkt gegenüber liegt der Oeschinensee (an ihm waren wir den Tag drauf) und schimmert wie eine große türkiser Teich in einer felsigen Mulde. Um ihn herum eindrückliche Gipfel wie Dündehorn, Blüemlisalp und Doldenhorn.

Nun zunächst wenige Meter auf dem Grat zurück und dann links runter, südwestlich in eine (schwach sichtbare) Trittspur. Die verliert sich alsbald in einem etwas rutschigem Feld aus Schieferschutt, das aber nicht sehr groß ist. Danach werden die Wegspuren deutlicher und wir treffen am P. 2087 den vorhin erwähnten Weg (der eine Abkürzung gewesen wäre). Wir gehen nun am Fuße des Hinderen Lohner in südliche Richtung (Usser Üschine) und haben weiterhin einen tollen Blick auf die Gipfel östlich gegenüber. sowie (fast noch eindrucksvoller) nach Süden die entfernteren weißen Gipfel von Altels, Balmhorn, Rinderhorn. Nochmal rustikaler wird's, als der Pfad sich zum Abstieg durch ein Felsband der Hinderen Lohner absenkt und im wilden Zick-Zack steil nach unten führt. Dort auf den Fahrweg links, denn da lockt unsere Einkehrmöglichkeit. Im Bergrestaurant Lohner werden wir überaus nett bedient und verputzen Röschti, Bergkäse und Geräuchertes. Frisch gestärkt geht es jetzt wieder das letzte Teilstück zurück, am Abzweig von vorhin vorbei weiter geradeaus (leider asphaltiert) durch die Usser Üschene. An einer Wegbrücke links über den Alpbach und nach Wegweiser Richtung Gällihore/Gällihorn.

Nun pfadig wieder steil bergan, wir haben hier die Szenerie vom Abstieg durchs Felsband des Hinderen Lohners mit nun mehr Abstand auf der gegenüberliegenden Talseite vor Augen. Eine prächtige Kulisse, aber auch der Blick zu den mächtigen Gipfeln links/südwärts und zurück zum heut vormittag begangenen Alpschelegrat ist schön. Man ist hier zunächst noch unterhalb der Baumgrenze, und die warmen Herbstfarben der Vegetation sind eine feine Rahmung für unsere Blicke zu den umliegenden Bergen und Fels-Szenerien. Bei P. 2047 gelangen wir auf ein Plateau. Hier haben wir kurz die Wegmarkierung aus den Augen verloren und sind nach Gefühl gegangen. Es liegt jede Menge Blockwerk herum und so war es etwas tricky, wieder eine Wegmarkierung zu finden. Nun steilt es erneut auf und wir machen die letzten Höheneter bis zum Gällihorn. Es wird noch blockiger und ab und zu müssen auch die Hände ran. schliesslich stehen wir am P. 2164 auf der recht exponierten Nase des Gällihorn, knapp unterhalb des eigentlichen Gipfels. Dorthin gibt es einen hier noch abzweigenden Pfad. Da wir etwas Zeitreserve für den Abstieg bis zur LSB einplanen, sparen wir uns aber den Stichweg hoch zum Gipfel. Wir geniessen also hier auf der Nase die beeindruckende Aussicht, schiessen einige Bilder und steigen durch die Ostflanke des Bergs sehr steil herab.

Hier wird es im oberen Viertel der Wegführung ziemlich ausgesetzt. Auf dem schmalen, gerölligen Zick-Zack-Pfad ist Trittsicherheit gefragt. In der Wand über uns sehen wir zwei Sportkletterer, die sich gerade abgeseilt haben. Als sie uns eingeholt haben, tauschen wir ein paar lustige Worte mit ihnen aus und winken sie durch. Wir müssen uns eingestehen, dass wir ihre extrem ausbalancierte und leichtfüssige Gehweise auf diesem exponierten, gerölligen Pfad sehr beeindruckend finden und ein bissel neidisch sind ... Das landschaftliche Szenario ist hier nochmals sehr beeindruckend: Balmhorn, Altels sowie Rinderhorn liegen in der klaren Herbstluft zum Greifen nah und bezaubern uns mit ihren Schneeflanken. Tief unter uns das Tal der Kander und Sunnbüel, durchzogen von goldig schimmernden Lärchenbeständen. Eine rechte Bilderbuch-Landschaft. Die können wir aber immer nur stückweis' bewundern weil weiterhin Trittsicherheit gefragt ist.

Die goldenen Lärchen durchschreiten wir unten dann hautnah im Bergwald am Fuß des Gällhorns. Wir passieren noch eine Hütte, wundern uns über hier hektisch talwärts rasende Downhill-Biker, und stehen schliesslich erschöpft, aber zufrieden an der Bergstation der LSB Sunnbüel, die uns gen Kandertal runtergondelt. An der Station ist einiges los und wir müssen uns erstmal wieder an so viele Leut gewöhnen. Während der Tour sind wir kaum Wanderern begegnet. Unten gehen wir noch ca. 15 Min. an der Kander entlang, die hier beschaulich vor sich hinfliesst. Bald schon sehen wir links den Parkplatz der LSB Allmenalp, wo wir in unser Auto steigen.

Am nächsten Tag sollte es noch hoch zum Oeschinensee gehen. Wie oben schon erwähnt ist dort ein ziemlicher Rummel am Ufer und den gastronomischen Einrichtungen. Sehr schön und deutlich stiller (wenigstens morgens) ist aber der Panoramaweg nördlich oberhalb des Sees mit grandiosen Blicken.

Mit auf Tour: Amelie.

Fazit: Unsere erste Bergwanderung in der Schweiz war ein wunderschöner Tag mit tollen, stillen Wegpassagen in einem klassisch-alpinen Landschaftsbild. Und das alles bei goldenem Herbstwetter. Touren von Seilbahn-Bergstation zu Seilbahn-Bergstation sind auf jeden Fall eine sinnige Sache.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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