Überschreitung Allmegrat und Chlyne Loner
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Als passionierter Alpinwanderer gehört der Besuch des Allmegrats fast schon zur Allgemeinbildung. Für eine T6 ist die Route geradezu vielbegangen. Zu recht, sie erscheint mir als idealer Einstieg in diese Welt. Hält man sich konsequent an den Grat, sind die Schwierigkeiten zwar nicht unerheblich, aber alle heikleren Stellen können in den Flanken umgangen werden (Trittspuren) und ein Abbruch ist fast immer möglich.
Ehrlicherweise erschien mir der Besuch des Allmegrats etwas gar mager für die Anreise ab Bern. Im benachbarten Chlyne Loner habe ich die ideale Kombination gefunden. Und dank dem Bericht von ma90in94 habe ich mich gar an dessen Überschreitung gewagt. Der Aufstieg über den NW-Grat ist durchgehend anspruchsvoll und reizt die T6-Skala voll aus. Allen Unkenrufen des Clubführers zum Trotz war ich geradezu begeistert von seiner Wildheit und stringenten Routenführung - ein Geheimtipp für gestählte Alpinwanderer.
Der Wandertag beginnt mit der kurzen Aufwärmrunde vom Bahnhof Kandersteg zur Talstation der Allmenalpbahn. Das dauert circa eine Viertelstunde, wenn's eilt (wie auf dem Rückkehr), ist es in zehn Minuten zu schaffen. Unterwegs deponiere ich meine Reiselektüre und sonstigen Klimblim hinter einem Busch, ein Tipp von Zaza. Mit der ersten Gondel entschwebe ich um acht Uhr nach Undere Allme (1729m). Streckenmässig werden heute keine Bäume ausgerissen: praktisch das ganze Tagesprogramm kann ich vom Ausgangspunkt einsehen. Der Aufstieg zum First (2548m) ist bestens markiert, vielbegangen und bedarf keiner weiteren Erläuterung. Aus Zeitgründen habe ich heute auf den "fairen" und ursprünglich geplanten Talaufstieg via Golitschepass verzichtet, aber den kurzen Übergang zum Hohwang (2520m) lasse ich mir nicht nehmen. Hin und retour ist das in einer Viertelstunde zu schaffen. Zurück auf dem First gibt's einen kurzen Schwatz mit zwei Jungs mit ähnlichen Plänen und dann geht's los über den Allmegrat.
Der Routenverlauf am Grat ist prinzipiell gegeben. Heiklere Stellen können bei Bedarf in den Flanken umgangen werden, was durch Trittspuren zusätzlich erleichtert wird. Selber verzichte ich auf solche Umwege, denn am Allmegrat ist der Weg das Ziel. Und ich möchte mich an die bevorstehende Ausgesetztheit am Chlyne Loner rantasten. Nennenswerte Schwierigkeiten im Bereich T6/II finden sich aber erst im felsigen Schlussaufschwung zum Bunderspitz (2546m). Obschon bekanntermassen kein Wiederholungstäter markiert dies bereits mein dritter Besuch dieses Wanderklassikers innert Jahresfrist.
Erneut nur kurze Verschnaufpause, denn die Freude und Aufgeregtheit auf den NW-Grat am Chlyne Loner ist viel zu gross. Abstieg in den Sattel, um anschliessend durch eine markante rechts-links Verschneidung einen ersten Voraufschwung zu überwinden (T6-). Er könnte rechts rum durch eine Schuttrinne umgangen werden. Aber wozu, wenn die wirklichen Schwierigkeiten erst noch folgen? Dann in wenigen Schritten zum Gipfelaufbau. Führer und ma90in94 erwähnen eine ca. 60m lange Rinne. Ich erkenne zwei Rinnen, die rechte scheint einfacher. Der genauere Blick widerlegt dieses Eindruck und tatsächlich erkenne ich in der linken weiter oben einen Stand - also dort hoch. Die ersten fünfzehn Meter sind kleingriffig (III-), dafür der Fels bombenfest. Zudem ist eine Schlüsselstelle zu Beginn geradezu ideal. Wär's mir zu heikel geworden, hätte ich den Berg schlichtweg umrundet, um über die Ostflanke aufzusteigen. Ab dem Stand (einer von mind. vier) geht das Klettergelände in eine klassische T6/II über.
Man folgt der Rinne, vor Ort ist das offensichtlich, bis sie abrupt endet. Gemäss Führer steigt man nun nach rechts aus, ma90in94 ging links, was mir etwas einfacher scheint. Links ist auch deshalb empfehlenswert, weil dort die Haken / Stände stecken. Nach dieser wirklich nur sehr kurzen Querung (ca. 2 Meter) wieder in Falllinie hoch über den Grat. Bald erreicht man Kraxel- und später gar Gehgelände, einfach alles sehr brüchig. Der Hauptgipfel vom Chlyne Loner (2587m) ist nun in Sichtweite und die Schwierigkeiten scheinen geschafft. Irrtum! Plötzlich stehe ich vor einem schmalen, äusserst brüchigen Gratstück, welches überquert werden muss (T6+/II). Eine kurze, besonders heikle Stelle meistere ich rittlings rückwärts - eine Première in meiner Alpinkarriere... Prinzipiell könnte der Grat rechts rum durch einen steilen Schutthang umgangen werden. Fraglich aber, ob und wie man im Anschluss wieder die Grathöhe bzw. den Gipfel gewinnt. Gemäss meiner Einschätzung sollte es möglich sein.
Vom Hauptgipfel quere ich kurz zum Mittelgipfel (P. 2585), wo sich im Steinmann das Buch befindet. Alte Gipfelbüchlein in allen Ehren, aber dieses ist so durchnässt und zerfleddert, dass es ersetzt gehört. Immerhin erzählt es mir, dass bereits am Vortag Besuch oben war. Selber bringe ich keinen Eintrag zu Stande mit den vorhanden Stiften. Zurück auf dem Hauptgipfel ist es höchste Zeit für meine übliche Mittagsrast.
Den Abstieg durch die Ostflanke gehe ich entspannt an, denn ist das genau mein Gelände: brüchig, steil, wüst, aber technisch harmlos. Die Scharte mit dem Einstieg befindet sich ca. 20 Meter nach dem Hauptgipfel, man kann sie unmöglich verfehlen. Von dort runter zum auffälligen Grasfleck, diesen überqueren und anschliessend leicht linkshaltend runter zum brüchigen Ostausläufer. Diesen überschreite ich komplett (T6-), um schliesslich den Wanderweg auf dem Alpschelegrat zu erreichen. Man sollte hier aufgrund der minderen Gesteinsqualität nicht rumjufeln. Er könnte auch harmlos südseitig umgangen werden.
Es bleibt noch etwas Zeit, also begehe ich vor meiner Rückkehr zur Allmenalp den Wanderweg über den Alpschelegrat bis nach vorne zum Alpschelehubel (2247m), der durchaus ein eigenständiges Tourenziel abgibt. Das herrliche Panorama auf Doldenhorn, Balmhorn und Altels darf man nämlich auch von hier geniessen und braucht nicht extra den Chlyne Loner besteigen. Wenn ich das bloss vorher gewusst hätte...!
Zeiten (kum)
1:15 Hohwang
2:20 Bunderspitz
3:15 Chlyne Loner (Mittelgipfel)
4:05 Alpschelehubel
4:40 Allmenalp
Ehrlicherweise erschien mir der Besuch des Allmegrats etwas gar mager für die Anreise ab Bern. Im benachbarten Chlyne Loner habe ich die ideale Kombination gefunden. Und dank dem Bericht von ma90in94 habe ich mich gar an dessen Überschreitung gewagt. Der Aufstieg über den NW-Grat ist durchgehend anspruchsvoll und reizt die T6-Skala voll aus. Allen Unkenrufen des Clubführers zum Trotz war ich geradezu begeistert von seiner Wildheit und stringenten Routenführung - ein Geheimtipp für gestählte Alpinwanderer.
Der Wandertag beginnt mit der kurzen Aufwärmrunde vom Bahnhof Kandersteg zur Talstation der Allmenalpbahn. Das dauert circa eine Viertelstunde, wenn's eilt (wie auf dem Rückkehr), ist es in zehn Minuten zu schaffen. Unterwegs deponiere ich meine Reiselektüre und sonstigen Klimblim hinter einem Busch, ein Tipp von Zaza. Mit der ersten Gondel entschwebe ich um acht Uhr nach Undere Allme (1729m). Streckenmässig werden heute keine Bäume ausgerissen: praktisch das ganze Tagesprogramm kann ich vom Ausgangspunkt einsehen. Der Aufstieg zum First (2548m) ist bestens markiert, vielbegangen und bedarf keiner weiteren Erläuterung. Aus Zeitgründen habe ich heute auf den "fairen" und ursprünglich geplanten Talaufstieg via Golitschepass verzichtet, aber den kurzen Übergang zum Hohwang (2520m) lasse ich mir nicht nehmen. Hin und retour ist das in einer Viertelstunde zu schaffen. Zurück auf dem First gibt's einen kurzen Schwatz mit zwei Jungs mit ähnlichen Plänen und dann geht's los über den Allmegrat.
Der Routenverlauf am Grat ist prinzipiell gegeben. Heiklere Stellen können bei Bedarf in den Flanken umgangen werden, was durch Trittspuren zusätzlich erleichtert wird. Selber verzichte ich auf solche Umwege, denn am Allmegrat ist der Weg das Ziel. Und ich möchte mich an die bevorstehende Ausgesetztheit am Chlyne Loner rantasten. Nennenswerte Schwierigkeiten im Bereich T6/II finden sich aber erst im felsigen Schlussaufschwung zum Bunderspitz (2546m). Obschon bekanntermassen kein Wiederholungstäter markiert dies bereits mein dritter Besuch dieses Wanderklassikers innert Jahresfrist.
Erneut nur kurze Verschnaufpause, denn die Freude und Aufgeregtheit auf den NW-Grat am Chlyne Loner ist viel zu gross. Abstieg in den Sattel, um anschliessend durch eine markante rechts-links Verschneidung einen ersten Voraufschwung zu überwinden (T6-). Er könnte rechts rum durch eine Schuttrinne umgangen werden. Aber wozu, wenn die wirklichen Schwierigkeiten erst noch folgen? Dann in wenigen Schritten zum Gipfelaufbau. Führer und ma90in94 erwähnen eine ca. 60m lange Rinne. Ich erkenne zwei Rinnen, die rechte scheint einfacher. Der genauere Blick widerlegt dieses Eindruck und tatsächlich erkenne ich in der linken weiter oben einen Stand - also dort hoch. Die ersten fünfzehn Meter sind kleingriffig (III-), dafür der Fels bombenfest. Zudem ist eine Schlüsselstelle zu Beginn geradezu ideal. Wär's mir zu heikel geworden, hätte ich den Berg schlichtweg umrundet, um über die Ostflanke aufzusteigen. Ab dem Stand (einer von mind. vier) geht das Klettergelände in eine klassische T6/II über.
Man folgt der Rinne, vor Ort ist das offensichtlich, bis sie abrupt endet. Gemäss Führer steigt man nun nach rechts aus, ma90in94 ging links, was mir etwas einfacher scheint. Links ist auch deshalb empfehlenswert, weil dort die Haken / Stände stecken. Nach dieser wirklich nur sehr kurzen Querung (ca. 2 Meter) wieder in Falllinie hoch über den Grat. Bald erreicht man Kraxel- und später gar Gehgelände, einfach alles sehr brüchig. Der Hauptgipfel vom Chlyne Loner (2587m) ist nun in Sichtweite und die Schwierigkeiten scheinen geschafft. Irrtum! Plötzlich stehe ich vor einem schmalen, äusserst brüchigen Gratstück, welches überquert werden muss (T6+/II). Eine kurze, besonders heikle Stelle meistere ich rittlings rückwärts - eine Première in meiner Alpinkarriere... Prinzipiell könnte der Grat rechts rum durch einen steilen Schutthang umgangen werden. Fraglich aber, ob und wie man im Anschluss wieder die Grathöhe bzw. den Gipfel gewinnt. Gemäss meiner Einschätzung sollte es möglich sein.
Vom Hauptgipfel quere ich kurz zum Mittelgipfel (P. 2585), wo sich im Steinmann das Buch befindet. Alte Gipfelbüchlein in allen Ehren, aber dieses ist so durchnässt und zerfleddert, dass es ersetzt gehört. Immerhin erzählt es mir, dass bereits am Vortag Besuch oben war. Selber bringe ich keinen Eintrag zu Stande mit den vorhanden Stiften. Zurück auf dem Hauptgipfel ist es höchste Zeit für meine übliche Mittagsrast.
Den Abstieg durch die Ostflanke gehe ich entspannt an, denn ist das genau mein Gelände: brüchig, steil, wüst, aber technisch harmlos. Die Scharte mit dem Einstieg befindet sich ca. 20 Meter nach dem Hauptgipfel, man kann sie unmöglich verfehlen. Von dort runter zum auffälligen Grasfleck, diesen überqueren und anschliessend leicht linkshaltend runter zum brüchigen Ostausläufer. Diesen überschreite ich komplett (T6-), um schliesslich den Wanderweg auf dem Alpschelegrat zu erreichen. Man sollte hier aufgrund der minderen Gesteinsqualität nicht rumjufeln. Er könnte auch harmlos südseitig umgangen werden.
Es bleibt noch etwas Zeit, also begehe ich vor meiner Rückkehr zur Allmenalp den Wanderweg über den Alpschelegrat bis nach vorne zum Alpschelehubel (2247m), der durchaus ein eigenständiges Tourenziel abgibt. Das herrliche Panorama auf Doldenhorn, Balmhorn und Altels darf man nämlich auch von hier geniessen und braucht nicht extra den Chlyne Loner besteigen. Wenn ich das bloss vorher gewusst hätte...!
Zeiten (kum)
1:15 Hohwang
2:20 Bunderspitz
3:15 Chlyne Loner (Mittelgipfel)
4:05 Alpschelehubel
4:40 Allmenalp
Hike partners:
Bergamotte
Communities: T6
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0Km
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