Schellschlicht (2053 m) - Überschreitung


Publiziert von ju_wi , 20. Juni 2009 um 01:22.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:11 Juni 2009
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:30
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Strecke:13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto zum P Griesen
Unterkunftmöglichkeiten:Haus Bleispitze - Lähn
Kartennummer:f&b WK 352

Der Schellschlicht (2053 m) in den südlichen Ammergauer Alpen ist ein schöner Aussichtsberg - vor allem zum Wetterstein und der Mieminger Kette. Seine interessante Überschreitung, die etwas Trittsicherheit erfordert, zählt zu den lohnendsten Touren in den Ammergauern und ist dennoch still und verläuft auf schmalen Steigen. Der Schellschlicht ragt - wie der Friederspitz - über dem Loisachtal auf, wenn man von Ehrwald Richtung Garmisch fährt.

Nachdem wir am 2.Mai wegen zu viel Schnee uns auf dem westlichen Aufstiegsweg mit dem Vorgipfel Hoher Brand zufrieden geben mussten, wollen wir am ersten von 4 Bergtagen des verlängerten Fronleichnam-Wochenende in Lähn heute den schönen Schellschlicht erneut in Angriff nehmen.

Das Wetter meint es erneut nicht gut mit uns. So donnert es schon wieder - neben dem Schnee haben wir zuletzt auch wegen Gewitterstimmung abgebrochen - als wir unser Auto auf dem Parkplatz in Griesen abschließen. Aber so leicht lassen wir uns doch nicht ins Bockshorn jagen. An der Neidernach entlang wandern wir zunächst 15 Minuten flach auf breitem Forstweg (beliebt für MTB). Noch vor dem beschilderten Abzweig zum Schellschlicht biegen wir recht ab in einen anderen Forstweg, denn wir wollen eigentlich auf Nebenwegen und weglos über den Sunkenkopf zum Sunkensattel. Mit GPS-Track steigen wir 150 Hm über matschige Wege mit ein paar Graspassagen auf. Dann verschwindet jedoch die Spur und der Hang wird unangenehm steil, so dass wir bei dem inzwischen düsteren Wetter kurzerhand beschließen zum richtigen Aufstiegsweg mit Steig zu queren. Statt die 150 Hm wieder abzusteigen, wollen wir aber weglos zum Steig queren. Dichter Fichtenforst erschwert uns aber diese Querung und so steigen wir mit viel Gehölz etwas quer wieder ab. So auf 920 m kommen wir dann jedoch in flacheres und gängieres Terrain und stoßen bald sogar auf einen Nebenweg, der uns nun schnell zum Steig bringt.

Mit dem Steig gelangen wir schnell zum Eisernen Steg über die Schellaine. Dort verzweigen die Wege zum Ostanstieg zum Sunkensattel, der auf dieser Seite der Schellaine bleibt und dem Westanstieg, der mit dem Steg die Laineschlucht überquert. Wir wählen diesmal den Ostanstieg und steigen in steilem, manchmal ein wenig ausgesetztem Hang auf schmalem Pfad empor. Es ist eine tolle Führung in ursprünglicher Natur, die nun folgt. Zunächst einfach führt der Pfad zu einem Sattel, wendet sich dann aber wieder Richtung Schellaine, die hier ein sehr tief eingeschnittenes Talsystem formt, das sie Südseite des Schellschlichts prägt. Immer nah an dem Steilhang bleibend und zuweilen recht schmal und abschüssig (Trittsicherheit, T3 bis T4) folgt der Weg wenig steigend der Laineschlucht hinauf. In grasigem, zuweilen schrofigen Steilgelände trägt das inzwischen recht regnerische Wetter zu einem durchaus anspruchsvollen Aufstieg bei. Insbesondere ist stellenweise die Trittspur im Geröll etwas erodiert und abschüssig. Nach einer Querungspassage und nach Passieren einiger Felsen nimmt der Pfad einen langen Serpentinenkurs einen Grashang hinauf - und wird hier deutlich angenehmer. Mit einem Bachlauf nähern wir uns nun langsam dem Sunkensattel, den wir bei 1672 m erreichen.

Hier zweigt nach rechts ein kleiner Pfad ab zur Schulter des Sunkenkopfes. Wir steigen hingegen zügig links  - inzwischen in düsterem Regenwetter - eine steile Latschenschulter weiter auf Richtung Gipfel des Schellschlicht. Wenn es nur kein Gewitter gibt, denn das wäre in diesem Gelände nicht erwünscht - aber es hat seit dem Aufbruch nicht mehr gedonnert ... Als wir am Rand einiger Felsen auf kaum sichtbaren Trittspuren einen kleinen Sattel erreichen, merken wir, dass wir uns ein Stück oberhalb des eigentlichen Wegs befinden uns müssen in steilem schrofigen, Geröllgelände 30 m herunterkraxeln zum Weg. Von dort kommen wir wieder steil - und nach einigem Auf und Ab über Vorgipfel gegen Mittag zum Gipfel des Schellschlicht (2053 m). Bei Ankunft am Gipfel haben wir fast etwas Glück, denn nach einigem Regen ist es gerade etwas teilweise aufgeklart. Man kann von hier auch auf dem N-Grat zum Kreuzspitzl (2088 m) gelangen. Aber schon nach 2 Minuten ändert sich bei stürmischem Wind die Szenerie wieder: Nasse Regenwolken ziehen auf und horizontaler Niederschlag setzt ein. Die weitere Überschreitung des Grates - mit ganz leichten Kletterstellen - ist sicher bei schönem Wetter eine tolle, aussichtsreiche Teilstrecke. Bei uns war sie leider eine feuchte Kraxelei im Grau, bei der wir aufpassen mussten, dass uns keine Bö vom Grat bläst. Ärgerlich - vielleicht kommen wir gar ein drittes Mal hier herauf...

Erst nach einem langen Gratstück um ein paar Felsen und 250 Hm unterhalb des Gipfels hört der Regen alllmählich auf. Inzwischen haben wir das Brandjoch passiert und nähern uns mal wieder dem Hohen Brand - an dem 6 Wochen zuvor im Aufstieg Schluss war. Diesmal passieren wir den Vorgipfel von oben kommend rechts problemlos und befinden uns bald an der kleinen Stufe mit Drahtseil und Eisentritten. Wie anders doch nun 6 Wochen später dieser Berg sich darstellt. Ganz einfach ist der Weg im Latschengelände hinab zur Schell-Alpe auf 1450 m. Insgesamt ist die W-Seite technisch einfacher als der doch stellenweise recht schmal-abschüssige Steig zum Sunkensattel und der rutschig-schrofige Anstieg vom Sattel zum Gipfel.

Von der Schellen-Alpe führt genussreich durch Wald in Serpentinen der Pfad hinab. Etwas unterhalb 1100 m kann man den kleinen Steig verlassen und einen Forstweg zur Neidernach nehmen. Wir bleiben hingegen auf dem schmalen Steig und steigen in weiteren Serpentinen zum Eisernen Steg über die eindrückliche Schlucht der Schellaine ab. Nach passieren der Brücke heisst es im Querhang ein paar Meter etwas aufpassen, dann erreicht man den gemeinsamen Aufstiegsweg beider Ansteigesseiten und schließt damit die Runde. Im weiteren Abstieg - kurzzeitig auch steil eine Stufe hinab - passieren wir im flacheren, lichten Waldgelände die Stelle, an der wir morgens weglos den Steig erreicht haben. Weiter auf einem Forstweg stoßen wir an die Neidernach und gehen zum Auto zurück.

Es ist noch früh am Nachmittag (ca. 15 Uhr) und so fahren wir an diesem Fronleichnams-Feiertag noch nach Berwang, um den Lift zum Alpkopf zu einer Einkehr in der Heiterwanger Alm zu nutzen. Allerdings ist es als wir ankommen dann doch zu spät (Lift fährt nur bis 16:15 Uhr) und so kehren wir auf ein Getränk in Bichlbach ein. Abendessen nehmen wir im Dorfgasthof in Lähn zu uns.

Tourengänger: ju_wi


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Geodaten
 802.gpx Schellschlicht über Sunkensattel

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