Kurzbericht 

"2-77-7" het si gseit...


Publiziert von lorenzo , 10. Mai 2019 um 21:09.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum: 1 September 2004
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 11:30
Aufstieg: 1945 m
Abstieg: 1825 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Kiental Ramslauenen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Saxeten
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Alpenrose, Saxeten
Kartennummer:LK 1228 Lauterbrunnen, 1248 Mürren; M. Brandt, Clubführer Berner Voralpen, SAC 1981

..."Du tuesch geng chli
übertribe" hani  gseit

ha de aber churz überleit
u ire ds Resultat -
vor iri Nase gleit.


Die Rede ist natürlich von der guten alten Schwalmere, die heute für einmal nicht auf einem der markierten Bergwege über Glütsch, Sous oder Suls, oder auf einer ihrer klassischen Skitourenrouten von Isenfluh oder Sulwald, vom Schilthorn oder aus dem Spiggegrund bestiegen, sondern auf ihren beiden längsten und schwierigsten Graten, nämlich dem SW- und NNW-Grat von Kiental nach Saxeten überschritten werden soll. Ohne zu übertreiben handelt es sich um eine der anspruchsvollsten und schönsten Alpinwanderungen bzw. Bergtouren im Bereich T6 oder WS+ in den Berner Voralpen, die trotz fehlenden Gletscher- und oft - ausser im Frühsommer oder Spätherbst - auch fehlenden Firnpartien aufgrund der felsigen Abschnitte in den oberen Gratbereichen mit einigen Kletterstellen im II. Grad bereits deutliche alpine Züge aufweist.

Die Tour beginnt und endet in eher abgelegenen und wenig besuchten, von Weiden und Wäldern bedeckten wilden Seitentälern des mittleren und östlichen Berner Oberlands, führt dann unterhalb ca. 2100m über Alpweiden, weiter oben über Gras und Schrofen und oberhalb 2400-2500m über Geröll und Schutt zum eigentlichen Hochsitz des Schwalmeregipfels. In jeder dieser Zonen kann das aufmerksame Auge Sehenwürdigkeiten wie von Blumen übersäte Magerwiesen, vom Wetter gezeichneten Bergwald, weidendes Vieh, rauschende Bergbäche, eigentümliche Fels- und Schrofenformationen, scheues Wild, in den Lüften tanzende Dohlen und schwebende Kolkraben und Adler, und mit zunehmender Höhe seltene Bergblumen, faszinierende Tiefblicke auf Thuner- und Brienzersee, und ein sich weitendes und immer fantastischeres Panorama auf die näheren und ferneren Voralpen sowie von SW bis E auf die Berner Alpen entdecken und geniessen.

Wegen den langen Distanzen, grossen Höhendifferenzen und nicht zu unterschätzenden Schwierigkeiten dauert die Tour - ausser villeicht für versierte Trail- und Alpinrunner - aber lange und strapaziert entsprechend den durch den jeweiligen Fahrplan gegebenen öV-Rahmen. Wer also nicht im Hotel Alpenrose übernachten und am nächsten Tag weiter wandern will, sollte sich in Saxeten entweder auf einen ca. 1-stündigen Tallatscher oder auf eine hoffentlich etwas vergnüglichere Fahrt per Autostop hinunter nach Wilderswil einstellen...


Viele Jahre später, nachdem ich die Tour für eine Publikation recherchiert und begangen hatte, erinnerte ich mich an die vielen schönen Fotos, die ich damals gemacht hatte, von denen aber aus Platzgründen nur ein einziges verwendet werden konnte. Als ich aber die Foto-CD mit der entsprechenden Datei öffnen wollte, gähnte dort - über vier Jahre nach dem bekannten Ablaufdatum von zehn Jahren kein Wunder - nur eine gespenstische Leere. Schon wollte ich aufgeben, probierte es dann aber doch noch bei einem Spezialisten eines Kopierladens, und siehe da: er hatte die Datei aufspüren können und wie aus dem Nichts geboren, erstrahlten die alten Fotos in frischem Glanz, und einem nachträglichen und erweiterten Bericht stand nun nichts mehr im Wege.
 

Aufstieg von Kiental durch den Spiggegrund und über den SW-Grat
Von Kiental-Ramslauenen (948m) auf dem weiss-rot markierten Bergweg in den Spiggegrund zur Brücke 1194m und weiter über Gugger (1466m), Feissbärgli (1623m), Eggmatti (ca. 1675m) und Eggmittelberg (1801m) zum Latrejefeld (1993m). Über den Latrejegrat auf Pfadspuren zuerst leicht ansteigend über Gras, dann steiler über tonig-erdigen Schiefer auf das Britterehöreli (2372m), dem Beginn des Schwalmere-SW-Grats. SE vom Grat auf Pfadspuren und zuletzt über eine Felsstufe (II) steil und ausgesetzt hinunter in die erste Scharte. Weiter auf der SE-Seite auf Pfadspuren zu einem ersten Couloir und durch dieses und über gut gestufte Felsen (I) zum ersten Aufschwung (ca. 2380m). Flach absteigend in die zweite Scharte. Links über einen kurzen 45°-Kamin auf ein Band, nach rechts durch eine Scharte zurück auf den Grat und über Grasschrofen und zuletzt einige Felsstufen (I-II) zum zweiten Aufschwung (2448m und 2442m). Auf dem Grasrücken zu fünf kleinen Gendarmen, wovon der dritte und fünfte leicht überschritten, die restlichen SE umgangen werden können. Weiter über den Grasgrat zu den „Katzenohren", die SE umgangen oder überschritten (II-III) werden können. Über eine ca. 7m hohe Felsstufe, die von SE (I­-II) oder direkt (III) erstiegen werden kann, zurück auf den Grat und weiter zum dritten Aufschwung (2458m). Auf dem Grat leicht absteigend an den Fuss (ca. 2430m) des Gütschhörelis, dieses SE umgehen, über grasig-felsige Schrofen zurück auf den Grat und von hier rückwärts einfach zu dessen Gipfel (2521m, Steinmann). Steil hinunter zur fünften Scharte und über steiles Gras hinauf zum fünften Grataufschwung (2512m). Über plattig-brüchige Felsen entlang dem Grat, mehrere kleine Gendarmen überkletternd (guter Fels, lohnend, I-II) oder SE auf Pfadspuren umgehend, auf den Schwalmeregipfel (2777m), 6h 45min, T6. 

Abstieg vom Schwalmeregipfel über den NNW-Grat nach Saxeten
Über den N-Grat leicht zum N-Gipfel (2724m) und über Geröll und Felsstufen nach NW bis ca. 2640m, Steinmann, roter Pfeil. 50m nach SW hinunter zu Steinmann, roter Pfeil. 20m nach S, dann nach SW durch einen 10m Kamin (II) und ein 50m Couloir hinunter zu Steinmann. 20m nach NW, zuletzt durch eine schräge Felsrinne hinunter auf einen Pfad, Steinmann, roter Pfeil. Unter der Felsbastion von P. 2619 nach NW auf Schutt auf die nächste Rippe queren (ca. 2500m), um diese herum und auf Schuttbändern nach N leicht abwärts zurück auf den Grat, Steinmann (ca. 2470m). Vor dem nächsten Gratabsatz 30m hinunter nach SW und links der am meisten rechts liegenden Rippe 20m durch ein Couloir abklettern (II). Auf Schuttbändern nach N zurück auf den Grat, und auf diesem einfach zu P. 2390. Dem Grat folgend zu einer Reihe von grösseren Gendarmen. Beim ersten SW ausgesetzt über die Kante abklettern (II), die vier folgenden werden SW absteigend in steilem Gras auf Pfadspuren umgangen. Einfach auf dem Grat zum Rengghorn (2103m) und hinunter zum Rengglipass (1879m) und auf dem weiss-rot markierten Bergwanderweg hinunter nach Saxeten, 1101m, 4-4 3/4h, T6.

Material: Leichtpickel  zusätzlich zu üblicher Alpinwanderausrüstung.

Fahrplan: 7.45 Kiental, 11.35 Britterehöreli, 14.25 Schwalmere, 17 Uhr Rengghorn, 17.35 Rengglipass, 18.45 Saxeten.

Tourengänger: lorenzo


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