Play it again, Sam: heitere Schwalmererunde Maisander zum Gedenken


Publiziert von lorenzo , 22. Mai 2019 um 14:07.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:29 September 2018
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1960 m
Abstieg: 1960 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Aeschiried, Suld Pochtenfall oder mit dem Auto
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Kartennummer:LK 1228 Lauterbrunnen, 1248 Mürren; M. Brandt, Clubführer Berner Voralpen, SAC 1981

Als ich den Nostalgiebericht zu meiner Schwalmereüberschreitung von Kiental nach Saxeten verfasste, überkam mich die unstillbare Sehnsucht, die Tour noch diesen Herbst, 14 Jahre später, zu wiederholen. Unter "Ähnliche Berichte" stiess ich aber zuoberst auf den vielversprechenden Titel: "Schwalmere: eine Umarmung in düsterer Umgebung" von Maisander, den ich sofort anklickte, und siehe da: in seinem Bericht beschreibt Pianist, Musiklehrer, Hiker, Biker und Flyer Sam - so sein richtiger Name - eine eindrückliche Bike&Hike-Überschreitung der Schwalmere von Spiez aus über den NNW- und SW-Grat in sage und schreibe nur acht Stunden! Ich war sofort infiziert: wieso noch länger der Nostalgie frönen, wenn auf den gleichen Graten in umgekehrter Richtung und als Runde praktisch eine neue Tour möglich war?

Die beiden einzigen Haken an der Sache: erstens war ich 25 Jahre älter als Sam bzw. inzwischen fast 30 Jahre älter als er damals bei besagter Tour, und zweitens nach einem Knöchelbruch diesen März nicht halb so fit wie er. 
"Play it again, Sam!" hätte ich ihm deshalb gerne zugerufen, aber da er vor nun schon bald zwei  Jahren von uns gegangen ist, blieb mir nichts anderes übrig, als selber in die Tasten zu greifen, bzw. Hand an den Fels zu legen. Mit dem wohlabgewogenen Kompromiss, der den Verzicht auf den Bikepart von Spiez bis Mittelberg und die Wahl von Suld als Ausgangspunkt für den - von mir aus gesehen sowieso smarteren - Hikepart vorsah, schien der Tritt in seine Fussstapfen aber in den Bereich des Möglichen zu rücken.

So legte ich an einem schönen Septembersamstag in Suld los, um Sam und der Schwalmere ihr Liedchen zu singen, wenn auch nicht so professionell und virtuos wie Sam, sondern wie ein Dilettant und ewiger Klavierschüler und mit etwas tieferen Metronomwerten...Bis zum Rengghorn ging ich zuerst im Dunkeln, dann unter dem Nebel und bezweifelte, ob sich dieser bei leichter Bise wie prognostiziert auflösen würde, und ich die Tour überhaupt würde durchführen können. Aber schon bald stand ich über einem weiten Nebelmeer unter klarem Herbsthimmel und wurde mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen wieder zuversichtlicher. Auch die Routenführung über den NNW-Grat ergab sich fast wie von selbst, obwohl ich sie vom Abstieg her v.a. beim Felsgürtel und bei der Felsbastion, wo das Ambiente im Schatten vorübergehend tatsächlich ziemlich düster ist, anders in Erinnerung hatte. Schneller als erwartet erreichte ich über den wieder sonnenbeschienenen Grat den Gipfel und genoss im Bisenschatten bei milden Temperaturen die fantastische Aussicht. Der SW-Grat entsprach dann in seiner einfacheren Linienführung noch besser meinen Erinnerungsbildern, wurde dadurch aber natürlich, zumal im Abstieg, auch nicht leichter...Dafür bewegte ich mich ab hier fast nur noch "On The sunny Side Of The Street", so dass mich, zurück in Suld, die Schwalmere schliesslich in heiterer Stimmung aus ihrer Umarmung entliess...

Von Suld (1079m) weiss-roten Markierungen folgend auf dem Bergweg N vom Latrejebach über Louene (1361m) zur Alpstrasse bei ca. 1400m, auf dieser über Schlieri (1418m) und P. 1522 nach Mittelberg (1573m), und wieder auf dem Bergweg zur Rengglipasshütte (1825m) und weiter zum Rengglipass (1879m), 1h 45min-2h, T3.

Aufstieg über den Schwalmere NNW-Grat
Dieser weist stellenweise Pfadspuren (z.T. Schafwege und Wildwechsel) sowie Markierungen auf. Vom Rengglipass (1879m) auf dem grasigen NW-Grat auf das Rengghorn (2103m). Auf dem Grasrücken und über eine leichte Felsstufe (I) zu P. 2133 und über den felsdurchsetzten Grasgrat bis vor einen 1. Gendarm P. 2243. Dieser und die 3 nächsten kleineren und grösseren Gendarmen werden rechts auf steilem Gras ansteigend umgangen, dann von der Gratscharte nach dem 4. Gendarm durch eine grasig-felsige Rinne (II, brüchig) und auf Schrofen auf den 5. Gendarm. Weiter über den von Felsstufen (I) durchsetzten Grasgrat zu P. 2390, wo das Gelände felsiger wird. Abstieg über Schrofen in einen Sattel und über Schutt, Schrofen und leichte Felsen (I) auf einen breiten Schutt- und Geröllrücken, der in der Kuppe P. 2411 kulminiert. Kurz absteigen unter einen hohen Felsgürtel und an dessen Fuss horizontale Querung auf steilem felsdurchsetztem Schutt nach rechts zu Steinmann. Über die mittlere von 3 Rippen und zuletzt durch eine Rinne rechts davon über brüchige Felsen (I-II, Steinmänner) hinauf und zuerst gerade empor, dann rechts haltend auf einen schuttigen Sekundärrücken. Auf diesem bis ca. 2500m unter die Felsbastion 2619 und horizontale Querung auf steilem felsdurchsetztem Schutt nach rechts zu einer breiten Felsrinne (roter Pfeil). Auf Bändern schräg 15Hm nach rechts, 15Hm nach links und wieder 15 Hm nach rechts hinauf (I-II, brüchig, weitere rote Pfeile und Steinmänner). Über eine Platte und durch einen Kamin 10Hm hinauf (II+), dann durch eine breite felsige Rinne im Zickzack ansteigend (I, brüchig, z.T. Steinmänner) zurück zum Hauptgrat oberhalb P. 2619. Auf diesem, einige Felsstufen überkletternd (I-II) bzw. rechts oder links umgehend einfach zum N-Gipfel (2724m) und weiter zum Hauptgipfel (2777m), 3-4h, WS+ oder T6.

Abstieg über den Schwalmere SW-Grat
Dieser weist stellenweise Pfadspuren (z.T. Wildwechsel) auf. Sättel und Aufschwünge sind von unten nummeriert. Vom Schwalmeregipfel (2777m) über den Geröll- und Felsgrat, einige Türme überkletternd (I-II) oder links umgehend zum 6. Sattel. Über den Fels- (unterste Stufe II) und Grasgrat auf den 5. Aufschwung. Über den steilen Schrofengrat hinab in den 5. Sattel. Über den schön geschwungen Grat zuerst auf Gras, dann auf geschichteten Felsen (I) auf das Glütschhöreli (2520m). Abstieg über die SE-Flanke auf steilem Gras, durch eine felsige Rinne und auf Schrofen zum Flankenfuss und entlang dem Felsgürtel leicht ansteigend zurück zum Grat beim 4. Sattel. Auf dem fesldurchsetzten Grat (Stellen I) einfach zum 3. Aufschwung (2458m). Kurz über den Grat absteigen, dann nach S über eine Felsstufe (II) hinab und den Felsen entlang zurück zum Grat. Die beiden Katzenohren können überschritten bzw. bestiegen (III, z.T. brüchig) oder links einfach umgangen werden. Auf dem Grasgrat zum 3. Sattel und auf dem felsigen Grat zu 5 Gendarmen, von denen die östlichen 4 überklettert (II) oder links umgangen werden können und der westlichste links umgangen wird, dann wieder auf Gras zum 2. Aufschwung (2442m bzw. 2448m). Abstieg über den Grasgrat, einige Felsstufen abkletternd (I-II) oder links umgehend in den 2. Sattel und leicht ansteigend über Gras und Felsen zum 1. Aufschwung (ca. 2380m). Über grasdurchsetzte Felsen und durch eine Schrofenrinne hinab in den 1. Sattel (ausgesetzt), dann über eine Felsstufe (II) und den Schrofengrat auf das Britterehöreli (2372m), 2-3h, WS oder T6.

Rückweg
Vom Britterehöreli (2372m) über den NNW-Grat auf Schrofen und Schiefer (Pfadspuren) steil hinunter zum begrasten Latrejegrat (2040m) und auf diesem zum Latrejefeld (1993m), T4. Weiss-roten Markierungen folgend abwechselnd auf dem Bergweg und der Alpstrasse über Oberberg (1811m), die Brücke bei P. 1522 und Schlieri 1418m) zur Brücke auf ca. 1400m, dann S vom Latrejebach über P. 1375 und am Pochtefall (ca. 1220m) vorbei zurück nach Suld (1079m), 2h 15min, T2.

Material: Leichtpickel und ev. -helm sowie 20-30m Reepschnur zusätzlich zu üblicher Alpinwanderausrüstung.

Fahrplan: 5.45 Suld, 7.30 Rengglipass, 10.30 Schwalmere, 13 Uhr Britterehöreli, 15.15 retour.

Tourengänger: lorenzo


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