Nadel auf, Nadel ab über den schönsten Walliser Grat
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Darüber, welches der Schönste ist im ganzen Walliserland ist, kann man natürlich verschiedener Ansicht sein. So gibt es z.B. im mittleren Schwierigkeitsbereich technisch gesehen sicher anspruchsvollere und interessantere Grate wie z.B. den Rothorngrat, den Weisshorn oder Weissmies N-Grat, im schwierigen Bereich der "Grandes Courses" etwa den Férpecle-, Schali- oder Zmuttgrat und unter den noch schwierigeren Graten z.B. Les Bouquetins, den Teufelsgrat oder die Cresta di Santa Caterina.
Warum also der Nadelgrat? Natürlich weil ich ihn - im Unterschied zu all den anderen erwähnten - selber begangen habe...Nein, im Ernst: weil er mit seinen Zu- und Abstiegen als ganzes Tourenerlebnis bergsteigerisch und landschaftlich einzigartig ist, indem er sich im Herzen des Wallis befindet, mit dem Matter- und Saastal zwei bedeutende Seitentäler verbindet, allein nur die beiden Hüttenwege, die durch Lärchenwald und über Moränen, Gletscher und Felsen führen, lohnende Wanderziele sind, die eigentliche Gratüberschreitung auf Fels und Firn abwechslungsreich und anregend ist, man viele der oben erwähnten Grate, die in verschiedener Hinsicht ev. noch schöner sind, und die Gipfel, auf die sie führen, wie von einem Panoptikum vor sich sehen und bewundern kann, und nicht zuletzt, weil man auf vier in einem Zug überschrittene Viertausender das Glas erheben darf.
An einem schönen Dienstag Mitte August 2011 musste ich morgens zwar noch arbeiten, hatte aber nachmittags ausnahmsweise frei. Angeregt durch die Berichte von
eugen und emely fuhr ich mit dem Mittagszug über Visp nach St. Niklaus und mit dem Postauto bis Niedergrächen. Wegen Schulferien fuhr es nicht mehr weiter, dank Autostop gelangte ich aber ohne grösseren Zeitverzug nach Gasenried. Vom Dorfkern inmitten rustikaler Walliser Häuser und einer schlichten Kapelle winkte im Süden über den Steindächern schon das morgige Tagesziel, der Nadelgrat, während der Blick im Südwesten vom steil aufragenden Brunegg- und dem dahinter hervorguckenden Bishorn gefangen wurde. Trotz der Mittagshitze gab ich mir einen Ruck und nahm den doch drei- bis vierstündigen Hüttenweg unter die Füsse. Zum Glück spendete unten lichter Lärchenwald und oberhalb Alpja die Kette zwischen Mittelberg und Gugla etwas Schatten, so dass ich nicht allzu fest ins Schwitzen kam und nach der Überquerung des Riedgletschers schon bald die auf einer wunderbaren Aussichtsterrasse gelegene Bordierhütte erreichte.
Nachdem der Hüttenwart am Vorabend allen NadelgratanwärterInnen anstelle des ausgeaperten und steinschlaggefährlichen Couloirs zum Dirrujoch den Umweg über das Galenjoch und das Chli Dirruhorn nahegelegt, und zudem betont hatte, dass man von der Hütte bis zum Dirruhorn höchstens fünf Stunden brauchen und sonst umkehren sollte, ging ich am Mittwoch früh bei noch sternenklarer Nacht los. Beim Aufstieg zum Galenjoch sah ich noch die Stirnlampen einer nachfolgenden Seilschaft aufleuchten, die ich aber später nicht mehr antraf, und die wohl umgekehrt war. Noch vor Tagesanbruch begann ich über den anregenden und langen Chli Dirruhorn NNW-Grat zu klettern, aber schon bald übergoss die aufgehende Sonne die umliegenden Viertausender mit goldenem Licht. Von der Graterhebung 3816 seilte ich mich auf der E-Seite mit meinem 20m 7,5mm Seil knapp 10m ab. Für die westliche Umgehung des Gendarms unter dem Dirruhorn hätte ich für ein paar Meter die Steigeisen anziehen sollen, behalf mir aber mit dem Pickel. Ab dem Dirruhorn, das ich auf die Minute nach fünf Stunden erreicht hatte - der Hüttenwart konnte zufrieden sein-, waren die "grössten Schwierigkeiten" fürs Erste vorbei und es folgte ein luftiger Gratgang auf Fels und Firn über das Hohbärg- und Stecknadelhorn, auf dem ich nur zwei Seilschaften begegnete, bis unter das Nadelhorn. Hier wurde es bei der direkten Variante über den NW-Grat in kombiniertem Gelände nochmals etwas kniffliger, aber auch nicht richtig schwierig, und schon bald stand ich auf dem Nadelhorn, dem letzten der fünf Gipfel.
Auch der Abstieg zum Windjoch ging problemlos, beim Abrutschen auf dem Firnfeld des Hohbalmgletschers neben der Rippe hinunter zu den Mischabelhütten - als Abkürzung gedacht - fiel ich aber nach hinten und prellte mir das Steissbein. Ma foi! In der Hütte stärkte ich mich mit einem Cola für den Abstieg nach Saas Fee und gab dem Hüttenwart der Bordierhütte Entwarnung. Beim Klettersteig musste ich mich nochmals konzentrieren, dann wanderte ich zwar langsam etwas müde, aber immer entspannter durch ein in allen Farben leuchtendes Blumenparadies und an rauschenden Bergbächen vorbei hinunter nach Saas Fee, wo ich schliesslich nadel-, nidel- und nudelfertig, aber frohen Gemüts auf das nächste Postauto wartete...
Gasenried-Bordierhütte
Von Gasenried (1659m) auf dem weiss-rot markierten Hüttenweg über Schalbettu (1683m), Grefzug (1930m), Alpja (2099m) und zuletzt der W Moräne entlang zu P. 2707 (Abzweigung Europaweg). Weiter weiss-blauen Markierungen folgend nach SSE auf der Moräne bis ca. 2740m, dann nach E in einem weiten Rechtsbogen über den untersten Riedgletscher an den Fuss des Klein Bigerhorn (ev. Metallbrücke) und wieder auf einem Weg nach NE zur Bordierhütte (2886m), 1225 Hm, 3h 30min-4h, T4.
Bordierhütte-Galenjoch
Von der Bordierhütte (2886m) zurück zu P. 2707. Über Geröll oder Firnfelder nach SW in einem Couloir durch den breiten Felsriegel hinauf bis ca. 2900m und nach S auf die Terrasse W P. 3027. Weiter Richtung Gugla (3376m) bis ca. 3180m, dann nach SW über den Felsen auf den Grat und auf diesem zum Galenjoch (3301m), 180Hm Ab- und 595Hm Aufstieg, 2h 30min-3h 30min, WS.
Nadelgrat
Vom Galenjoch (3301m) über den NNW-Grat auf Geröll und Blöcken (bis II+), wobei man sich am besten an die Gratkante hält und P. 3816 überklettert (III, ev. 10m Abseilen), auf das Chli Dirruhorn (3889m). Abstieg über den felsigen S-Grat (II+) zur Selle 3858 und auf dem felsigen N-Grat (II-III-), einen spitzen Gendarm W auf einer Platte mit einem Riss umgehend (III+, ev. vereist) auf das Dirruhorn (4034m), 3h, WS+. Über den felsigen SE-Grat einfach hinunter zum Dirrujoch (3911m). Auf dem NNW-Grat zuerst über leichte Felsen, dann steiler werdendem Firn und zuletzt kombiniert NNE der Gratkante (II, brüchig) auf das Hohbärghorn (4217m). Entlang dem E-Grat auf Firn in Kürze zum Hobärgjoch (4141m). Zuerst über den WNW-Grat auf Firn und Felsen, dann auf parallelen Bändern S davon auf das Stecknadelhorn (4239m). Abstieg über den ESE-Grat auf Felsen und Firn zum Stecknadeljoch (4212m). Über den NW-Grat auf Firn zu einem Gendarmen, der überklettert wird (III), dann NE des Grats kombiniert hinauf zum NE-Grat und über diesen in wenigen Schritten auf das Nadelhorn (4327m). Abstieg über den NE-Grat zuerst auf Fels, dann auf Firn zum Windjoch (3847m), 1285Hm Auf- und 735Hm Abstieg, 3h 30min-4h 15min, ZS.
Windjoch-Mischabelhütten-Saas Fee
Von Windjoch (3847m) unter dem Ulrichshorn (3924m) über den SE-Hang (Spalten) in einem Linksbogen hinunter auf den Hohbalmgletscher und diesen auf ca. 3620m zum Schwarzhorn (3618m) queren. NE von diesem auf einer Rippe (Wegspuren) nach E hinunter zu den Mischabelhütten (3336m), 1h, WS. Auf dem Hüttenweg weiss-blauen Markierungen folgend S an den Distelhörnern vorbei (Klettersteig bis ca. 2760m) zur Abzweigung 2417, auf dem weiss-rot markierten Bergweg über Schönegge hinunter zum Stafelwald (1897m) und durch Saas Fee (1793m) zum Busterminal, 2055Hm, 2h 45min, T4.
Material: übliche Kletterhochtourenausrüstung mit 30-40m Einfachseil, 3 Express, 3 Schlingen, 2-3 kleinen bis mittleren Friends, Kk-Set und 2 Eisschrauben.
Facts: 3.15 Bordierhütte, 5 Uhr Galenjoch, 8.15 Dirruhorn, 11.30 Nadelhorn, 12.45 Mischabelhütten, 16.15 Saas Fee.
Warum also der Nadelgrat? Natürlich weil ich ihn - im Unterschied zu all den anderen erwähnten - selber begangen habe...Nein, im Ernst: weil er mit seinen Zu- und Abstiegen als ganzes Tourenerlebnis bergsteigerisch und landschaftlich einzigartig ist, indem er sich im Herzen des Wallis befindet, mit dem Matter- und Saastal zwei bedeutende Seitentäler verbindet, allein nur die beiden Hüttenwege, die durch Lärchenwald und über Moränen, Gletscher und Felsen führen, lohnende Wanderziele sind, die eigentliche Gratüberschreitung auf Fels und Firn abwechslungsreich und anregend ist, man viele der oben erwähnten Grate, die in verschiedener Hinsicht ev. noch schöner sind, und die Gipfel, auf die sie führen, wie von einem Panoptikum vor sich sehen und bewundern kann, und nicht zuletzt, weil man auf vier in einem Zug überschrittene Viertausender das Glas erheben darf.
An einem schönen Dienstag Mitte August 2011 musste ich morgens zwar noch arbeiten, hatte aber nachmittags ausnahmsweise frei. Angeregt durch die Berichte von

Nachdem der Hüttenwart am Vorabend allen NadelgratanwärterInnen anstelle des ausgeaperten und steinschlaggefährlichen Couloirs zum Dirrujoch den Umweg über das Galenjoch und das Chli Dirruhorn nahegelegt, und zudem betont hatte, dass man von der Hütte bis zum Dirruhorn höchstens fünf Stunden brauchen und sonst umkehren sollte, ging ich am Mittwoch früh bei noch sternenklarer Nacht los. Beim Aufstieg zum Galenjoch sah ich noch die Stirnlampen einer nachfolgenden Seilschaft aufleuchten, die ich aber später nicht mehr antraf, und die wohl umgekehrt war. Noch vor Tagesanbruch begann ich über den anregenden und langen Chli Dirruhorn NNW-Grat zu klettern, aber schon bald übergoss die aufgehende Sonne die umliegenden Viertausender mit goldenem Licht. Von der Graterhebung 3816 seilte ich mich auf der E-Seite mit meinem 20m 7,5mm Seil knapp 10m ab. Für die westliche Umgehung des Gendarms unter dem Dirruhorn hätte ich für ein paar Meter die Steigeisen anziehen sollen, behalf mir aber mit dem Pickel. Ab dem Dirruhorn, das ich auf die Minute nach fünf Stunden erreicht hatte - der Hüttenwart konnte zufrieden sein-, waren die "grössten Schwierigkeiten" fürs Erste vorbei und es folgte ein luftiger Gratgang auf Fels und Firn über das Hohbärg- und Stecknadelhorn, auf dem ich nur zwei Seilschaften begegnete, bis unter das Nadelhorn. Hier wurde es bei der direkten Variante über den NW-Grat in kombiniertem Gelände nochmals etwas kniffliger, aber auch nicht richtig schwierig, und schon bald stand ich auf dem Nadelhorn, dem letzten der fünf Gipfel.
Auch der Abstieg zum Windjoch ging problemlos, beim Abrutschen auf dem Firnfeld des Hohbalmgletschers neben der Rippe hinunter zu den Mischabelhütten - als Abkürzung gedacht - fiel ich aber nach hinten und prellte mir das Steissbein. Ma foi! In der Hütte stärkte ich mich mit einem Cola für den Abstieg nach Saas Fee und gab dem Hüttenwart der Bordierhütte Entwarnung. Beim Klettersteig musste ich mich nochmals konzentrieren, dann wanderte ich zwar langsam etwas müde, aber immer entspannter durch ein in allen Farben leuchtendes Blumenparadies und an rauschenden Bergbächen vorbei hinunter nach Saas Fee, wo ich schliesslich nadel-, nidel- und nudelfertig, aber frohen Gemüts auf das nächste Postauto wartete...
Gasenried-Bordierhütte
Von Gasenried (1659m) auf dem weiss-rot markierten Hüttenweg über Schalbettu (1683m), Grefzug (1930m), Alpja (2099m) und zuletzt der W Moräne entlang zu P. 2707 (Abzweigung Europaweg). Weiter weiss-blauen Markierungen folgend nach SSE auf der Moräne bis ca. 2740m, dann nach E in einem weiten Rechtsbogen über den untersten Riedgletscher an den Fuss des Klein Bigerhorn (ev. Metallbrücke) und wieder auf einem Weg nach NE zur Bordierhütte (2886m), 1225 Hm, 3h 30min-4h, T4.
Bordierhütte-Galenjoch
Von der Bordierhütte (2886m) zurück zu P. 2707. Über Geröll oder Firnfelder nach SW in einem Couloir durch den breiten Felsriegel hinauf bis ca. 2900m und nach S auf die Terrasse W P. 3027. Weiter Richtung Gugla (3376m) bis ca. 3180m, dann nach SW über den Felsen auf den Grat und auf diesem zum Galenjoch (3301m), 180Hm Ab- und 595Hm Aufstieg, 2h 30min-3h 30min, WS.
Nadelgrat
Vom Galenjoch (3301m) über den NNW-Grat auf Geröll und Blöcken (bis II+), wobei man sich am besten an die Gratkante hält und P. 3816 überklettert (III, ev. 10m Abseilen), auf das Chli Dirruhorn (3889m). Abstieg über den felsigen S-Grat (II+) zur Selle 3858 und auf dem felsigen N-Grat (II-III-), einen spitzen Gendarm W auf einer Platte mit einem Riss umgehend (III+, ev. vereist) auf das Dirruhorn (4034m), 3h, WS+. Über den felsigen SE-Grat einfach hinunter zum Dirrujoch (3911m). Auf dem NNW-Grat zuerst über leichte Felsen, dann steiler werdendem Firn und zuletzt kombiniert NNE der Gratkante (II, brüchig) auf das Hohbärghorn (4217m). Entlang dem E-Grat auf Firn in Kürze zum Hobärgjoch (4141m). Zuerst über den WNW-Grat auf Firn und Felsen, dann auf parallelen Bändern S davon auf das Stecknadelhorn (4239m). Abstieg über den ESE-Grat auf Felsen und Firn zum Stecknadeljoch (4212m). Über den NW-Grat auf Firn zu einem Gendarmen, der überklettert wird (III), dann NE des Grats kombiniert hinauf zum NE-Grat und über diesen in wenigen Schritten auf das Nadelhorn (4327m). Abstieg über den NE-Grat zuerst auf Fels, dann auf Firn zum Windjoch (3847m), 1285Hm Auf- und 735Hm Abstieg, 3h 30min-4h 15min, ZS.
Windjoch-Mischabelhütten-Saas Fee
Von Windjoch (3847m) unter dem Ulrichshorn (3924m) über den SE-Hang (Spalten) in einem Linksbogen hinunter auf den Hohbalmgletscher und diesen auf ca. 3620m zum Schwarzhorn (3618m) queren. NE von diesem auf einer Rippe (Wegspuren) nach E hinunter zu den Mischabelhütten (3336m), 1h, WS. Auf dem Hüttenweg weiss-blauen Markierungen folgend S an den Distelhörnern vorbei (Klettersteig bis ca. 2760m) zur Abzweigung 2417, auf dem weiss-rot markierten Bergweg über Schönegge hinunter zum Stafelwald (1897m) und durch Saas Fee (1793m) zum Busterminal, 2055Hm, 2h 45min, T4.
Material: übliche Kletterhochtourenausrüstung mit 30-40m Einfachseil, 3 Express, 3 Schlingen, 2-3 kleinen bis mittleren Friends, Kk-Set und 2 Eisschrauben.
Facts: 3.15 Bordierhütte, 5 Uhr Galenjoch, 8.15 Dirruhorn, 11.30 Nadelhorn, 12.45 Mischabelhütten, 16.15 Saas Fee.
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