Schöneberg (2282m) - Vergessener Gipfel zwischen Zitterklapfen und Hochkünzel


Publiziert von sven86 , 14. Juli 2018 um 12:29.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum: 8 Juli 2018
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1600 m
Strecke:etwa 18km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Buchboden auf kleiner Straße bis zur Fahrverbotsschranke - hier kostenloser P.
Unterkunftmöglichkeiten:Bieberacher Hütte DAV. Einkehrmöglichkeit zudem am Startpunkt in Buchboden im Cafe Jäger (warme Küche regelmäßig von 11.30 Uhr – 14.00 Uhr und von 17.30 Uhr – 20.00 Uhr)

Zwischen dem Zitterklapfen und der Hochkünzel - den beiden dominanten Akteuren im Nordteil des Lechquellengebirges - befinden sich einige durchaus mächtige Gipfel, die aber wenig Beachtung erhalten. Dazu zählen etwa wilde Felsgestalten wie der Kilkaschrofen oder der Seeleschrofen; im noch moderaten Alpinwanderbereich hat auch alpstein hier einige Ziele aufgezeigt, wie etwa den vorgelagerten Kunkelturm. Der höchste Gipfel zwischen Zitterklapfen und Hochkünzel aber ist der Schöneberg, der gleichwohl noch ein unbeschriebenes Blatt ist (Hinweis: Die bei Kletterern beliebte "Schönebergkante" spielt sich aufgrund einer Verwechslung nicht am Schöneberg ab, sonderm am benachbarten Eferagrat). Der AV-Führer bietet hier einen "einfachen" Anstieg an, was auch im Prinzip zutreffend ist - Kletterei gibt es nicht, aber es ist hier schon der Alpinwanderer gefordert. Man bewegt sich längere Zeit im komplett pfadlosen Gelände und auf einigen Metern muss durchaus der T4er-Fuß ausgepackt werden, hier sollte es bitteschön auch halbwegs trocken sein.

Ich beschreibe diese interessante und lange Bergfahrt mit Aufstieg aus dem Großen Walsertal, also von Süden. Es muss dann aber etwas auf die Nordseite abgestiegen werden, sodass einige Gegenanstiege hinzukommen. Bei Aufstieg von Norden, also aus dem Tal der Bregenzer Ache, könnte man sich bei ähnlichem Basisniveau durchaus an die 200 Höhenmeter einsparen.

Start ist also am Parkplatz etwas hinter Buchboden am Talschluss des Großen Walsertales. Nach kurzer Fahrwegpassage geht es auf dem Wanderweg via Ischkarneialpe hinauf zur Bieberacher Hütte. Der südseitige Aufstieg spielt sich oft zwischen Latschen ab und quert einige Geröllfelder, zudem sind einige kurze Gegenanstiege dabei - zumindest am Begehungstag bei gefühlt 100% Luftfeuchtigkeit (und entsprechend nur wenigen Kilometer Sichtweite) eine durchaus schweißtreibende Angelegenheit.

Nach optionaler Kaffeepause auf der Bieberacher Hütte (hierher vom Schadonapass etwa 20 HM Gegenanstieg) geht es im Kolonnenverkehr weiter auf dem Steig Richtung Hochkünzel - hier sind vor allem zahlreiche Kletterer unterwegs, die sich an der vorgelagerten Glattjöchlspitze austoben. An einer Wegverzweigung geht es nun nicht hinauf zur Hochkünzel (die sich bei ausgezeichneter Kondition noch mitnehmen ließe), sondern links quer hinüber zum Glattjöchl. Hier führt ein blau-weiß-blau markierter Steig - teils schwach zu erkennen- quer hinüber zum nächsten unbenannten Joch, welches sich also südwestlich des Glattjöchls befindet.

Hier geht es nun weglos nach Nordosten hinunter ins Kar zu einem malerischen Bergsee. Dabei ist bald eine brauchbare Trittspur zu erkennen, die quer durch den Hang leicht fallend bis zur Höhe des Sees führt. Zwischendurch ist die Spur abgerutscht und kaum zu erkennen, aber doch noch halbwegs bequem gangbar. Von der Höhe des Sees geht es dann pfadlos hinunter zum See. Vom See gilt es nun in das Kar südöstlich des Schöneberges zu gelangen - im zunehmend blockigen Gelände ist es wohl einfacher etwas Höhe herzuschenken, da eine Querung zu weit oben im kaum gestuften Gelände doch recht mühsam ist. 

Im Kar geht es nun geradewegs hinauf in die Scharte zwischen Schöneberg und Eferagrat. Das Blockgelände wird bald aufgelöst von schwach gestuftem Gras-Geröll-Gelände, was sich aber aufgrund der moderaten Hangneigung (knapp 30 Grad) weiterhin noch im oberen T3er-Bereich treten lässt. Auf den letzten Metern steilt das Gelände etwas auf, hier gibt es sicherlich verschiedene Möglichkeiten. Meine Variante führte entlang eines gut gestuften Schrofenriegels und zuletzt über diesen hinauf zu steilen Graspolstern, wo es nochmals beherzt zuzugreifen galt. An einem T4er wird man hier jedenfalls kaum vorbei kommen.

Vom Sattel geht es ohne Probleme über den Graskamm hinauf zum Gipfel - Begehungsspuren gibt es hier keine und so ist auch der jenseits jäh abbrechende Gipfel ordentlich bewachsen, aber auch hygienisch einwandfrei. Hier lässt es sich jedenfalls vernünftig aushalten und auch die Aussicht dürfte bei passenden Verhältnissen absolut lohnend sein, da Zitterklapfen und Hochkünzel jeweils doch recht weit entfernt stehen und somit nicht allzuviel des Panoramas abschneiden.

Zurück geht es auf der gleichen Route. Vom unbenannten Sattel auf der Kammhöhe könnte man wohl auch etwas abkürzend den Hochkünzel-Steig erreichen - das Gelände bricht aber unterhalb bald ab und wirkliche Pfadspuren waren nicht zu erkennen, das bringt also im Zweifelsfall nicht viel. Sofern nicht nochmals die Bieberacher Hütte für ein Erfrischungsgetränk angesteuert werden soll, ließe sich auch der blau-weiß-blau markierte Steig via Ischkarneifürkle hinunter zur (oberen ) Ischkarneialpe begehen, was eine kleine Abkürzung darstellen sollte.


Tourengänger: sven86


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