Ruchwannekopf - Aus dem Großen Walsertal über die Iscarney Alpen
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Als ich vor gut drei Wochen im Abstieg vom Toblermann, das Felsrevier der Gautalpen bestaunen durfte, fiel mir ein formschöner Dreikant aus Fels besonders ins Auge. Es war die 300m hohe Nordwand des Ruchwannekopfs. Zwischen Zitterklapfen und Hochkünzel gelegen, hat er zugegebenermaßen einen schweren Stand gegen seine berühmten Nachbarn. Und dennoch kann ein solcher Malus auch zum Vorteil gereichen. Da wären einmal die eindrucksvollen Einblicke in das Felsenreich von Zitterklapfen und Hochkünzel und zum Anderen, die Einsamkeit und Stille.
Der Ruchwannekopf lässt sich sowohl von Norden als auch von Süden recht einfach – wenn auch auf langen Zustiegen – erreichen. Für welche Variante man sich entscheidet, sei einem selbst überlassen. An landschaftlichen Reizen und Stille mangelt es beiden nicht. Allerdings erscheint mir der Zustieg von Süden aufgrund der grandiosen Bergwelt des Inneren Großwalsertales und des Umstandes, dass einem das Wegenetz für Hin- und Rückweg mehrere Optionen offen lässt, als lohnenswerter. Mit anderen Worten der Zustieg aus dem Großwalsertal lässt sich einfach abwechslungsreicher gestalten.
Da mit dem ÖPNV im hinteren Großwalsertal kein Staat zu machen ist, bleibt einem für den südlichen Zustieg zum Ruchwannekopf nichts anderes übrig als auf den PKW umzusteigen. Ein großzügiger Wanderparkplatz findet sich bei der Matonabrücke am Eingang des Gadentals. Von dort spaziert man zu Beginn recht gemütlich entlang der Lutz bis zur Wegverzweigung bei Hinter Gurgen. Hier nach links hinunter und über die Lutz hinüber, beginnt gleich nach der Brücke der Brenntadlaweg, der zahlreiche Gräben, Runsen und Rinnen querend durch die Südflanken des Zitterklapfenmassivs hinauf zur Unteren Iscarneyalpe führt.
Der eindrucksvollste Graben, der Gieratobel mit dem Gierafall, wird dabei recht bald einmal gequert. Danach zieht der Steig merklich an und führt durch lichten Föhren- und Fichtenwald hoch zum Plattatobel. Einen weiteren Graben auslaufend verschwindet man alsbald für längere Zeit wieder im Wald. Durch diesen ansteigend erreicht man schließlich einen Boden mit einer kleinen Lichtung. Das Rauschen des Pragimelbachs vernehmend führt der Pfad nun hinein ins Pragimel. Ein schönes und stilles Hochtal, durch das der weitere Anstieg erfolgt. Aufgrund der abweisenden Pleisen im unteren Teil des Tals, ist es allerdings ratsam, dass man sich an den Wanderweg hält und eine Schleife über die Untere Iscarneyalpe einlegt. Schon der tollen Aussicht wegen sollte man auf diesen „Umweg“ keinesfalls verzichten.
Von der Unteren Iscarneyalpe führt zu Beginn noch ein Fahrweg hinein in das vom Kilkaschrofen überragte Pragimel. Nach einem Bacheinschnitt verjüngt sich der Alpweg zu einem Pfad, der rechts des Pragimelbachs durch ein Weidegebiet bergan führt. Auf einer Höhe von etwa 1.600m wechselt man schließlich auf die andere Bachseite und steigt in Kehren über eine Grasflanke hoch zu einer Geröllhalde. Über einem die eindrucksvolle Felsscheibe des Kilkaschrofens lässt sich zur Rechten bereits ein Wegweiser im Gelände ausmachen. Über erodierende Grashalden zu diesem hinüber traversierend, wäre damit auch schon der Höhenweg erreicht.
Den oberen Weg nehmend, geht’s nun recht anstrengend über eine Steilstufe hinauf in ein weiteres Kar. Im unteren Teil des Kars verliert sich die Pfadspur allerdings im Gelände. Alte Markierungen tragen dann noch das Ihre zur vollständigen Verwirrung bei. Solange man aber in östlicher Richtung über die Bergwiesen aufsteigt, kann man nichts falsch machen und wird unweigerlich wieder auf den offiziellen Wanderweg stoßen. Diesem folgend hält man nun direkt auf den Ruchwannekopf zu. Bis unter die Schrofen aufsteigend dreht der Steig auf einer Höhe von etwa 2.020m nach Osten ab. Die eine oder andere Geröllhalde / Runse querend traversiert man nun durch die Südflanke des Ruchwannekopfs hinüber ins Töbelejoch.
Dort angelangt hält man sich rechts und steigt auf steilem Pfad hinauf zur Westschulter des Ruchwannekopfs. Statt nun über den teils mit Schrofen durchsetzten Grasgrat direkt zum Gipfel hochzusteigen, ist es einfacher und bequemer, wenn man dem Wanderweg hinüber zu einer Geländerippe folgt. Von dort steigt man dann über die Bergmatten bis knapp unter den Vorgipfel auf. Unter diesem hindurch quert man nun hinüber zu einem Schrofenkopf, der sich links auf einem Band einfach umgehen lässt. Schließlich über den Grasgrat noch hinauf und dem Gipfelglück am einsamen Ruchwannekopf steht nichts mehr im Weg.
Der Abstieg ins Töbelejoch erfolgt wieder auf gleicher Route. Dem Wanderweg ins Kar hinab folgend achte man auf einer Höhe von etwa 1.900m auf eine Wegteilung. Sich an die oberen Steigspuren haltend geht’s nämlich nun um den SW-Rücken des Schönebergs herum in ein Trümmer- und Blockkar mit dem treffenden Namen „Großestei“. Zwischen gewaltigen Felstrümmern hindurch kann man im Frühsommer hier noch das ein oder andere Altschneefeld vorfinden, das es zu queren gilt. Um die Steigfortsetzung am Gegenhang zu erreichen, gilt es jedenfalls wieder ein wenig abzusteigen. Nach Querung eines Bächleins bzw. einer Altschneebrücke wird das Kar schließlich auf schmalem Steig verlassen, indem man zu einer Geländeschulter hochsteigt, wo man wieder auf den Höhenweg trifft.
Auf verwahrlostem Steig, aber mit feinsten Ausblicken in die Bergwelt des Hinteren Großwalsertals, wandert man nun durch die Bergflanke des Rosseggs hinüber zum Rossrücken und kann sich dabei der artenreichen Flora widmen. Am Rossrücken rückt nun das Fürggili in das Blickfeld, das man ohne größere Anstrengungen auf mehr oder weniger deutlichem Steig erreicht. Beim Gang durch die Wiesenmulde des Lauchbodens ist der eigenwillige Schrofen des Eferagrats der Blickfang schlechthin. Bei Kletterern ist dessen Südwestkante recht beliebt. Aufgrund einer Verwechslung hat sich für die Route der Name „Schöneberg-Südwestkante“ eingebürgert. Es handelt sich dabei aber definitiv nicht um den Schöneberg! Gebräuchlich ist hingegen auch die Bezeichnung Schönegg.
Ab dem Fürggili geht’s nur noch bergab. Das erste Zwischenziel ist dabei die Obere Iscarneyalpe. Beim Abstieg ist aufgrund von Verkarstungen allerdings Achtsamkeit geboten. Im Alpboden angelangt, gilt es aufgrund mangelnder Markierungen die Orientierung nicht zu verlieren. Den richtigen Steig für den weiteren Abstieg hinunter zur Unteren Iscarneyalpe findet man am leichtesten, wenn man – an der neuen Alphütte vorbei – zur alten (kleineren) Steinhütte absteigt. Dort hält man sich talaus bzw. westlich und trifft nach Durchschreiten einer Mulde auf eine Wiesenspur. Dieser folgend geht’s über steile Bergmähder bergab zu einer Baumgruppe. Zwischen dieser hindurch weiter abwärts, trifft man kurz vor der Unteren Iscarneyalpe schließlich auf einen alten Ziehweg. Auf diesem nun bequem hinunter zur nahen Alpsiedlung.
Von der Unteren Iscarneyalpe könnte man nun wieder auf dem vom Aufstieg bekannten Brenntadlaweg nach Hintergurgen absteigen. Die Füße werden es einem allerdings danken, wenn man sich für den Fahrweg entscheidet. Und wenn es schon nicht der Füße wegen ist, so sollte doch die Aussicht in den Talschluss die letzten Zweifel ausräumen. Kurz vor der Heimenwaldalpe lässt sich eine ins Metzgertobel ausholende Schleife noch über einen Waldsteig abkürzen. Dieser führt rechts des Plattabachs durch steiles Gelände im Zick-Zack hinab in den Talboden. Entlang der Lutz wandert man schließlich recht gemütlich durch das enge Tal hinaus zum Wanderparkplatz.
Gehzeiten:
Buchboden, Wanderparkplatz Matonabrücke – Hintergurgen – Untere Iscarneyalpe (ca. 1' 30'') – Pregimel – Höhenweg (ca. 45'') – Töbelejoch (ca. 50'') – Ruchwannekopf (ca. 15'') – Töbelejoch – Fürkili (ca. 1' 30'') – Obere Iscarneyalpe – Untere Iscarneyalpe (ca. 50'') – Plattabach, Fahrweg (ca. 35'') – Hintergurgen – Buchboden, Wanderparkplatz Matonabrücke (ca. 35'')

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