Hochkünzelspitze (2397m) - Ausdauer angesagt


Publiziert von Jackthepot , 19. Juni 2013 um 22:51.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum:15 Juni 2013
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Strecke:Wanderparkplatz Rothenbrunnen - FESP Wanderweg zur Ischkarnei Alpe - Biberacher Hütte - Hochkünzelspitze - und zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Rheintal-Autobahn A9 Ausfahrt Nenzing (50) - bis Thüringen, dort links - Beschilderung Biospärenreservat Großes Walsertal - Faschina-Bundesstrasse B193 - bis Sonntag-Buchholz - rechts Richtung Buchboden - in Buchboden nacht der Kirche rechts abzweigen (am Cafe Jäger vorbei) - hinab ins Lutzbachtal - immer gerade aus nach ca 1,5km auf Teersträßchen - Wanderparkplatz rechterhand
Unterkunftmöglichkeiten:Biberacher Hütte
Kartennummer:Kompass Nr. 2 Bregenz Wald / Westallgäu; Kompass Nr. 32 Bludenz, Schruns, Klostertal

Von Norden her, aus dem Tal der Bregenzer Ache, ist die Hohe Künzel (Hochkünzelspitze) wohl eine der auffallendsten Felsgipfel des Lechquellengebirges. Mit senkrechten Felswänden über steilen, schier gigantischen Geröllhalden ist sie markanter Blickfang aus dem Tal und von den Bergen gegenüber. Die Südwestseite wird von Steilgras geprägt und von dort führt der Normalweg auf den Gipfel. Der nordseitig Anstieg über die Gautalpe ist noch im Tiefschnee; die ostseitige Almstraße ab Landsteg ist inzwischen freigefräst – die Biberacher Hütte bereits geöffnet. Meine Wahl fiel jedoch auf den südlichen Anstieg aus dem Großen Walsertal.
 
Der Anstieg: Die Anreise mit dem Auto wurde überraschender Weise schon 1,5km nach Buchboden –am Wanderparkplatz Rothenboden durch ein ‚Durchfahrt verboten’-Schild gebremst, die in allen Karten ausgezeichnete Mautstraße  ....  nicht mehr existent. Dies verlängerte den Anstiegsweg zur Biberacher Hütte um gut eine Stunde auf fast 3h. Auf einer gut ausgebauten Almstraße geht’s mit wenig Steigung bergan, am tosenden Naturdenkmal „Kessischlucht“ entlang, dann –nach knapp 500m- rechts auf breiter Brücke über den Lutzbach (Wegweiser). Von nun an geht’s zuerst mäßig steil, später jedoch ziemlich steil auf einem herrlichen Steiglein ca. 1 3/4h bergan bis zur Ischgarnei-Alpe (1518m). Einige wasserdurchtoste Tobel müssen gequert werden, was jedoch immer ohne Probleme möglich ist. Gespeist werden sie von den immer noch reichlich vorhandenen Schneefeldern unterhalb der Gipfellinie der nördlichen Gipfelkette des Lechquellengebirges. Besonders witzig, der wackelige Holzsteg über den Pregimelbach kurz vor der Alpe.
Die Ischgarnei-Alpe ist wohl dieses Wochenende erstmalig besetzt – in allen Almhütten rege Betriebsamkeit, regelmäßig eintreffende Viehtransporter ... es wird anscheinend Sommer. Hinter der Alpe geht’s weiter bergauf (Wegweiser) Richtung Biberacherhütte. Steil geht’s hinauf unter der Oberen Ischgarneialpe hindurch querend zu einem Bergrücken, an dem erstmalig die Sicht auf die Biberacher Hütte frei wird. Der Steig durch die steile südliche Grasflanke hinüber zur Hütte war teilweise heikel zu begehen, da der Weg vom Alpenverein noch nicht hergerichtet war .. Besonders gefährlich, ausgehöhlte, brüchige  Lawinenreste in Wasserrinnen – nur mit einem beherzten Sprung auf die steile Grasflanke konnte ich auf dem einbrechenden Hartschnee in „haltlose Sicherheit“ bringen. Am Nachmittag gab es genau hier einen Hubschraubereinsatz. Einer der beiden Freiwilligen der Sektion Biberach, die die Wege herrichteten, stürzte mitsamt den einbrechenden Schneeresten ab und rutschte ca. 4m-5m unter die wasserdurchtoste, fast senkrechte Schneehöhle. Er konnte sich zwar wieder selbst befreien und hochklettern, musste jedoch ins Krankenhaus ausgeflogen werden. Nach einer schier endlos langen halben Stunde ist man vorne am Wegekreuz bei der B.H..
Zur Hochkünzelspitze, die sich weit hinten mit deutlich sichtbarem Kreuz zeigt geht’s nun links (nordwärts) weiter. Überaschenderweise ist hier alles weiß, Schnee wohin das Auge reicht – nur von wenigen schneefreien Flecken unterbrochen. Unter dem Giglturm im Zickzack bergauf auf die nächste Geländestufe. Weite Schneeflächen führen bis unter die südliche steile Grasflanke des Gipfels. Nun schneefrei über viele steile Kehren hinauf bis unter einen Felsriegel. Teilweise mit Drahtseilen auf einen grasigen Rücken, der auf einen Vorgipfel führt. Steile Stufen hinab in eine kleine Scharte. Dann über steile, teils gesicherte Schrofen hinauf zum Gipfel mit seiner herrlichen Rundschau auf Bregenzer Wald; Allgäuer Alpen und Lechquellengebirge, Rätikon u.v.m.
 
Beim Abstieg zur Biberacher Hütte nutzte ich die steilen Schneefelder um schnell hinunter zu rutschen. Nach einer knappen 3/4h sitze ich schon reichlich geschafft auf der Terrasse der Biberacher Hütte. Mit einem kühlen Radler lässt sich der geschundene Flüssigkeitshaushalt doch am schmackhaftesten ausgleichen. Der weitere Abstieg gestaltet sich unerwartet mühsamer, als gedacht, auch weil die Kräfte bereits spürbar nachlassen. Den besagten Lawinenrest, der inzwischen riesige Löcher zeigte, umging ich weit oben über steilstes Gras und durch den rauschenden Bach; eine Schrofenstufe vor der Ischgarnei Alpe erfordert vollste Aufmerksamkeit und langsameres Tempo, um nicht umzuknicken und weiter unten konnte man die rauschenden Bauchtobel kaum mehr überqueren, da die Sonne die Wasserfluten um fast einen halben Meter hat ansteigen lassen (im Vergleich zum Anstieg). Erschöpft erreiche ich nach 1:50min den Parkplatz ... wenig später geht der erste, heftige Gewitterschauer über dem Großen Walsertal nieder.
Alles in allem eine herrlich abwechslungsreiche Tour im schönen Talschluß des Großen Walser Tales. Ausdauer ist gefragt, 1500mH und die lange, südseitige, sonnendurchflutete An- und Abstiegsroute kosten viel Kraft und Schweiß.

Tourengänger: Jackthepot


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