Kunkelturm (2046 m) - heikel aber schön


Publiziert von alpstein , 21. September 2013 um 20:08.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechquellengebirge
Tour Datum:21 September 2013
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1136 m
Abstieg: 1136 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:über Diepoldsau - Rheintal-/Walgauautobahn - Großes Walsertal bis Buchboden
Unterkunftmöglichkeiten:Einkehr im Cafe Jäger in Buchboden mit schöner Sonnenterrasse
Kartennummer:www.vorarlberg.at/wanderwege

Rechtzeitig zum Samstag zog das Tief nach Osten ab.  Richtung Osten zog es uns heute auch in den Biosphärenpark im Großen Walsertal. Kurz vor dem letzten Winter hatte ich dort bei allerschönsten Verhältnissen den Kunkelkopf (2110 m) bestiegen.  Es gibt auch noch mehrere Felszacken im Kunkelgrat, von denen jedoch allein der Kunkelturm (2046 m) für eine Besteigung in Frage kam.

Der Gipfel ist ein absoluter Nobody. Im Internet findet man über ihn fast nichts, lediglich eine Nachricht des ÖAV aus dem Jahr 1971 über die 1. Begehung des mittleren Ostwandkamins (IV-) am 13.07.1970.  In einem Bericht von einer Skitour in dem Gebiet ist er zusammen mit der Kunkelspitze als Gipfel abgebildet, der keinen Namen habe. Der alte AV-Führer von Walther Flaig aus dem Rother Verlag (Dritte Auflage 1971) widmet ihm im Nachtrag gerade mal knapp mehr als 3 Zeilen. Den rudimentären Angaben entnahmen wir aber, dass man über den Südgrat unschwierig (I) auf den Gipfel kommen soll. Das sollte doch auch für uns und somit eine Hikr-Erstbesteigung machbar sein.

Als wir in Buchboden (910 m) starteten war der Gipfel noch in Wolken, ringsherum war jedoch schon viel blau und die Sonne zu sehen.  Den Weg bis zur Obere Überluth Alpe habe ich schon letztes Jahr beschrieben. Dort trafen wir auf einen Sennen, der uns bestätigte, dass der Kunkelturm zu machen ist.  Durch das Fernglas betrachtet, sah alles auch recht einfach aus.  Die Frage war aber nur, ob wir den Steilhang rechts oder links vom Grat als Zustieg nehmen sollen, bis man den Grat betreten kann.

Die Entscheidung zwischen Kunkelspitze und Kunkelturm aufzusteigen, stellte sich im nach hinein als nicht sehr glücklich heraus. Steil war es und wie, das Gras war lang, plattgedrückt und nass, von gut gestuft, wie es sonst so schön heißt, keine Spur. Ohne Stöcke wären wir wohl hilflos abgerutscht. Die vertikale Variante durch eine wasserführende Rinne stellte sich auch nicht als sehr komfortabel heraus, aber immerhin fanden wir so doch besseren Halt. Beim Gedanken hier wieder runter zu müssen, wurde es uns aber ziemlich mulmig. Froh waren wir, als wir schließlich über ein grasiges Band auf den Grat queren konnten, welcher im Gegensatz zu den Führerangaben aber mehr südwestlich ausgerichtet ist.

Der Südwestgrat ist im Mittelteil grasig. An einer schmaleren, heiklen Passage leuchteten die Warnlampen auf und wir berieten schon über den Rückzug. Warum der Eispickel im Keller liegt, wo ich ihn auf wesentlich banaleren Touren schon in der Gegend herumgetragen habe, konnte ich auch nicht sagen. Da mittlerweile die Sonne den Grat erreicht hatte, sollte es aber bis zum Abstieg doch etwas weniger feucht sein. Mit größter Vorsicht überwanden wir schließlich die Stelle unter der seitlich eine kleine Felswand lauerte. Weiter oben wurde es dann angenehm felsig, wenn auch einiges loses Gestein herumlag.  Wir waren auf jeden Fall froh schließlich heil oben angekommen zu sein.

Das Panorama bis hin zu den Lechtalern und über das Rätikon bis hin zum Tödi war prächtig, wie auch der Tiefblick über die Felswand. Den Gipfelaufenthalt nutzten wir so zur Nahrungsaufnahme, aber auch zum Warten, damit das Gelände hoffentlich etwas abtrocknen würde. Ewig oben bleiben konnten wir jedoch auch nicht. So machten wir uns mit großer Vorsicht an den Abstieg, der mit einem Stolperer meinerseits begann, der in eine zirkusreife Darbietung mündete und wie durch ein Wunder in dem schrofigen und seitlich abfallenden Gelände aber nicht zum (Ab-)Sturz führte. Umso vorsichtiger gingen wir dann zu Werke und die kritische Passage weiter unten brachten wir leichter hinter uns als erwartet.
Über ein kurzes schmales Grätchen  haben wir schließlich die Nordflanke erreicht, über die es in einem wesentlich angenehmeren Gefälle bergab ging, als es jenseits des Grates der Fall gewesen wäre.  Der Rest bis in das Tal stellt dann überhaupt kein Problem dar.

Fazit: Es war ein toller Tag im Biosphärenpark. Der Kunkelturm hat uns einiges abverlangt. Für Nervenkitzel war angesicht der Verhältnisse gesorgt, mit der nötigen Vor- und Umsicht war die Besteigung aber doch zu verantworten. Sollten wir ihn nochmals in Angriff nehmen, dann allerdings mit Zustieg über die Nordflanke. Ob der Südwestgrat von ganzen unten begehbar ist, kann ich nicht sagen. Wenn man dieses Foto betrachtet, wäre es einen Versuch wert.

Von den letzten 150 Hm abgesehen handelt es sich ansonsten um eine schöne T2-Wanderung. Der Schluss liegt dann aber bei derart feuchten Verhältnissen mit Ausrutschgefahr schon nahe T5. Bergeinsamkeit ist garantiert. Wir trafen den ganzen Tag keinen einzigen Bergwanderer. Bei Nässe ist von der Besteigung abzuraten oder ein Pickel und Eisen zu empfehlen.

Route: Buchboden – Bergweg zur Untere Überluth Alpe  - Obere Überluth Alpe – oben weglos bis zum Gipfel;

Konditionsbolzen können mit dem Radl fast 700 Hm bis zur Ober Überluth Alpe fahren

Tourengänger: alpstein, Esther58


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Kommentare (6)


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Gelöschter Kommentar

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. September 2013 um 17:31
Vielen Dank, Ruedi

Gibt es keine Bahn und keine Einkehrmöglichkeit am Berg, dann wird es ruhig. Schon letztes Jahr habe ebenfalls keine Menschenseele getroffen.

LG; Hanspeter

monigau hat gesagt:
Gesendet am 24. September 2013 um 15:50
Eine wahrhaft zackige Tour mit tollen Eindrücken!

Viele Grüße
Monika

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. September 2013 um 17:31
...und auch nicht mal so weit von Dir entfernt.

Vielen Dank und Grüße
Hanspeter

Felix hat gesagt:
Gesendet am 1. Oktober 2013 um 12:50
in dieser Gegend liesse sich ja noch viel entdecken ... schöner Bericht, Hanspeter!

lg, Felix

alpstein hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Oktober 2013 um 18:21
Vielen Dank, Felix

>in dieser Gegend liesse sich ja noch viel entdecken

Du sagst es. Die Hikr-Karte weist in dieser Gegend noch einige weisse Flecken auf.

LG, Hanspeter



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